Der DFB verpasst seine Chance: Joachim Löw bleibt Bundestrainer

Trotz des desaströsen Zustands der Fußball-Nationalmannschaft erteilt der DFB dem Bundestrainer Joachim Löw Absolution. Der Entscheid des DFB ähnelt leider sehr den Durchhalteparolen aus der Politik.

imago images / Sven Simon
Bundestrainer Joachim Löw, dahinter DFB-Direktor Oliver Bierhoff

Die nationale Fußballwelt hatte sich schon auf den kommenden Freitag vorbereitet, die Sportjournalisten ihre Dienstpläne daraufhin ausgerichtet. An diesem Tag sollte sich Oliver Bierhoff, seines zeichens DFB-Direktor, für die letzten Wochen und Monate der Nationalmannschaft im Namen von Joachim Löw offenbaren. Mehr als 70 Prozent der Fans hatten nach dem 0:6-Debakel gegen Spanien gegen einen Verbleib des Cheftrainers ausgesprochen, die Geduld für zahlreiche Fans war deutlich am Ende.

Doch der deutsche Fußball-Bund ließ am Montagnachmittag schon die kleine Bombe platzen. Joachim Löw bleibt weiterhin im Amt. Der Präsidialausschuss, bestehend unter anderem aus Präsident Fritz Keller und Vize Rainer Koch, hat übereinstimmend festgestellt, „dass die hochqualitative Arbeit des Trainerstabes, das intakte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie ein klares Konzept für das bisherige und weitere Vorgehen zählen. Ein einzelnes Spiel kann und darf nicht Gradmesser für die grundsätzliche Leistung der Nationalmannschaft und des Bundestrainers sein.“ Für den strapazierten Fan sind die Floskeln wie er sie schon seit Jahren und Jahrzehnten kennt, sei es aus der Politik oder aus dem Sportbusiness.

Sowohl das klare Konzept und ein Vorgehen, wie es in dieser Medienmitteilung heißt, sind schon seit langem nicht mehr beim Weltmeister von 2014 erkennbar, vielmehr klingt jede Spielanalyse nach einer Entschuldigung. Einmal sind es die fehlenden Stammspieler der Bayern, dann die heftige Kritik der Medien. Der Bundestrainer und sein treuer Weggefährte Bierhoff vergessen immer wieder, dass die Fans noch keine Antworten auf das Ausscheiden bei der WM 2018 in Russland haben und auch keine Antworten auf den Fachkräftemangel in der Defensive. Der Entscheid des DFB ähnelt leider sehr den Durchhalteparolen aus der Politik und wird spätestens im März wieder in Frage gestellt werden, wenn die nächsten Länderspiele kommen. In diesem Falle werden die nächsten Floskeln aus der DFB-Zentrale und vom Bundestrainer kommen. Es werden die gleichen sein wie heute.

Fest steht: Der DFB hat eine große Chance vertan, neue Besen kehren zu lassen. Er hätte bis zur EM im Sommer eine Übergangslösung finden können, doch er hat es leider verpasst. Es klingt alles ein wenig an die aktuelle Situation beim FC Schalke 04. Dort hat man es auch verpasst, pünktlich aufzuräumen und von Null zu beginnen

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 35 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Sagen was ist
3 Jahre her

ALTERNATIVLOS

 Das Los der deutschen Bürger

in jeder Hinsicht

Joerg Baumann
3 Jahre her

Der DFB muss sich einfach fragen, wem er da einen Gefallen tut. Laut einer Umfrage des Kicker, sind 94 % der Befragten gegen einen Bundestrainer Löw. Für echte Fußballfans ist es doch recht einfach auf die Mannschaft zu verzichten. 1. – 3. Bundesliga bieten wirklich spannende Wettbewerbe und sogar in den Ligen darunter spielen heute keine Murmeltruppen mehr, sondern es wird attraktiver Fußball geboten. Dazu noch die internationalen Wettbewerbe. Und die Wettbewerbe in der Bundesliga zeigen auch, dass es ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Region oder Stadt geben kann, ohne dass auch nur einer der Spieler der Vereinsmannschaft in dieser… Mehr

Schwabenwilli
3 Jahre her

Warum soll eine politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle Spirale nach unten beim Fußball aufhören?

Ralph Martin
3 Jahre her

Parallelen zu einigen Regierungschefs weltweit sind rein zufällig.

Dr. Slonina
3 Jahre her

Da wird doch vermutlich GRÖKAZ dahinterstehen, um einem ihrer größten … den Job zu retten …
Interessiert ohnehin immer weniger Leute. Wie fast alles im Laufe der Amtszeit Merkels wurde auch die einstmals glorreiche deutsche Fußballnationalmannschaft zu einer Karikatur ihrer selbst.

fatherted
3 Jahre her

Wen juckts….ist doch nur „die Mannschaft“….was die machen oder wie die spielen ist mir sowas von egal….da kann von mir aus auch Schweinchen Dick der nächste Trainer werden.

Ein Mensch
3 Jahre her

Ich strafe diese ,,Mannschaft“ seit der Weiterbeschäftigung von Löw nach dem Debakel 2018 mit Nichtachtung. Es interessiert mich nicht mehr und das bleibt solange so, bis die handelnden Personen ausgetauscht wurden und die Truppe auch ganz offiziell wieder Deutsche Nationalmannschaft heißt.

alter weisser Mann
3 Jahre her

Der DFB setzt Texte aus wie weiland das Politbüro und ist mittlerweile genauso erfolgreich.

F.Peter
3 Jahre her

War doch klar!
Auch beim DFB ist es inzwischen wichtiger Haltung zur aktuellen Politik zu haben als Fußball zu spielen. Daher ist ein Mainstreamtrainer mit der politisch richtigen Haltung halt wichtiger als ein Motivator für eine Manschaft, die eh mit der „Nation“ nix mehr zu tun haben will!

Reinhard Schroeter
3 Jahre her

Was ist es, was einen wie Löw dazu bringt an seinem Posten zu kleben ? Geld kann es nicht sein, er hat bis an sein Lebensende und darüber hinaus vorgesorgt. Es sei ihm gegönnt, és gab Zeiten, in denen er etwas dafür geleistet hat. Es scheint die Tragik von Kinderlosen , auch Merkel hat keine Kinder, zu sein, die Angstnach ihrem Abtreten auf der Bühne der Öffentlichkeit in eine Leere zu fallen. Und diese Angst ist nicht unbegründet. Man wird sich fragen, wozu und für wen man Gut und Geld zusammengetragen hat. Man wird beginnen sich einsam zu fühlen und… Mehr