Berliner Ausstellung: Islamistische Terroristen als „Märtyrer”

Ist es Kunst, islamistischen Terror zu verherrlichen? Darf so etwas von der Bundesregierung und von ihr finanzierten Stiftungen bezahlt werden? Oder ist es nicht vielmehr eine Verhöhnung der auf dem Berliner Weihnachtsmarkt Ermordeten und Verletzten?

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Haus Bethanien in Berlin-Kreuzberg

Eine Art Wanderausstellung, die ab heute in Berlin im Rahmen eines Nordwind Festivals gezeigt wird, trägt den Titel „Martyr Museum“. Hier widmet man sich Fragen wie diesen: Was ein „Märtyrer” überhaupt sein soll, welche Personen sich „Märtyrer” nennen dürfen und welche Rolle der „Märtyrer” in unserer gegenwärtigen Welt spielt.

Martin Luther und der islamische Killer

Die Ausstellung präsentiert so unterschiedliche Personen wie Martin Luther King und Jeanne D’Arc, aber eben auch Ismaël Omar Mostefaï, einen der Attentäter in Paris. Die Ausstellung wurde bereits Mitte 2016 in Kopenhagen gezeigt und schon dort war die Aufregung groß: Der dänische Kultusminister Bertel Haarder nannte die Kunstaktion schlicht „wahnsinnig“.

Warum jetzt also ein weiterer „wahnsinniger“ Durchgang in Berlin und später sogar noch in Hamburg? Nach Berlin geholt wurde das „Martyr Museum“ von „Nordwind“, einer Plattform für die Begegnung nordischer und internationaler Künstler. Verantwortlich im Sinne der künstlerischen Leitung, Gründerin und Geschäftsführerin ist Ricarda Ciontos, mit der wir ein Gespräch führen konnten.

Ciontos erzählt uns, um was es ihr beim „Martyr Museum“ geht, berichtet, wie kühl, klar und undramatisch man hier inszeniert hätte. Nun hat erwiesenermaßen (Kopenhagen) schon die Aufnahme eines Bataclan-Mörders in eine Reihung der „Märtyrer” maximales Skandalpotential. Auch der Journalist Gunnar Schupelius sprach lange mit Ricarda Ciontos, fragt anschließend trotzdem „fassungslos“ für die Bild-Zeitung: „(G)eht die Freiheit der Kunst hier nicht etwas zu weit?“ Und titelt demgemäß: »In Kreuzberg sind die Bataclan-Mörder „Märtyrer“«. Und recht hat er damit. Seine Verweigerungshaltung muss unweigerlich auch die unsere sein.

Verstehen, um zu ermöglichen?

Möglicherweise ist es tatsächlich so: Der Wille, immer und überall alles verstehen zu wollen, Motivationen zu erkennen, mag die moderne Gangart unserer Zeit sein. Aber sie wird auch immer öfter zum Problem weil zur Legitimation für noch den größten Wahnsinn. Verstehen wird vorgeschoben, um neue Taten geistig möglich zu machen? Wie ist das noch mal mit den Worten, aus denen Taten werden, Herr Maas?

Das ist ein schwerer Vorwurf. Wir haben es uns nicht leicht gemacht und lange und mehrfach mit den Ausstellungsmacherinnen gesprochen. Auf Deutsch, Englisch und Dänisch. Wir wollten verstehen, wir haben uns sogar erklären lassen müssen, dass der heilige Olaf, der Märtyrer-Olaf, dass er doch auch ein schlimmer Finger gewesen wäre. Damals. Dass man doch diskutieren müsse, was die Ausstellung diskutieren will: den Begriff des „Märtyrers” an sich. Ja, wir haben das alles diskutiert. Und uns erzählen lassen, dass es den Ausstellungsmachern darum gehe, eben solche Diskussionen anzustoßen. Von Olaf bis heute: Nur, das Christentum hat sich gewandelt. Der mörderische Islam ist Gegenwart.

Aber das kann nicht genügen. Wie kann es denn überhaupt möglich sein, dass ausgerechnet mitten in Berlin, wenige Kilometer vom Breitscheidplatz, dem Ort dieses furchtbaren Verbrechens, hier, wo ein islamistischer Attentäter zwölf Menschen ermordete, so wie Gesinnungsgenossen dieses Mörders in London, in Paris, in Brüssel, in St. Petersburg und anderswo auf bestialische Weise gemordet haben – wie kann sein, dass hier, quasi genau am Jahrestag, eine Ausstellung die Frage erörtern will, was der Begriff Märtyrer bedeutet, indem man solche Killer wie Ismael Omar Mostefai in eine Reihe stellt mit Martin Luther King und Jeanne D’Arc?

Sigmar Gabriel finanziert mit – oder Steinmeier?

Einzelne Wirrköpfe? Nein, denn das alles passiert ausgerechnet noch in Partnerschaft mit dem Berliner Kultursenat und sogar dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Ebenso mit dabei das Goethe Institut, das Hamburger Kulturministerium, die Heinrich Böll Stiftung und die schwedische und norwegische Botschaft.

Es ist wirkich eine ehrenwerte Gesellschaft. Sigmar Gabriel trägt als Bundesaußenminister dafür die politische Verantwortung; wenn die Entscheidung unter Frank Steinmeier gefallen ist, sollten wir wissen, wes Geistes Kinder der Bundespräsident ist. Das Goethe-Institut ist eine Bundeseinrichtung, die Heinrich-Böll-Stiftung ist eine der staatlich finanzierten Geldbeschaffungsmaschinen der Grünen. Künstler mögen ja die Entschuldigung der Weltfremdheit in Anspruch nehmen. Diese Adressen können es nicht. Hier drängt sich schon die Frage auf: Wenn es nicht nur Dummheit war, ist es Absicht? Soll Mord relativiert werden, ein neues Heldengezücht gerechtfertigt werden, das mordend durch die Straßen zieht?

Heldenverehrung für Mörder?

Nein, irgendwann muss einmal Schluss sein mit dem Verstehen wollen, was nicht zu verstehen ist. Nein, Europa muss im 21. Jahrhundert keinen Platz machen für eine Heldenverehrung von Mördern, die heute in Teilen der islamischen Welt als Helden, als „Märtyrer” gefeiert werden. Europa darf im 21. Jahrhundert keine Räume zur Verfügung stellen, in denen islamistische Selbstmordattentäter im Namen der Kunst neben den historischen Gestalten der europäischen und der Weltgeschichte aufgestellt werden mit dem Effekt einer hoch gefährlichen Relativierung.

Ricarda Ciontos nimmt diese Ausstellung ihrer Meinung nach nicht auf die leichte Schulter. Auch Sie wusste ja um den Skandal in Dänemark und zeigt in Berlin und Hamburg eine abgespeckte Version. Ciontos erzählt auch von „Märtyrer”-Museen in der islamischen Welt, im Irak, in Pakistan usw. Also von Orten, an denen es eine regelrechte Heldenverehrung der Mörder gibt. Damit hätte ihre Ausstellung aber rein gar nichts zu tun. Viele, die sich gerade aus der Ferne aufregen, würden sicher vor Ort in Berlin eine andere Haltung gewinnen. So zumindest ihre Hoffnung. Ein Audio-Walk führt den Besucher entlang der Exponate und entlang der Frage: Wofür bin ich bereit zu sterben?

Aber was soll man anschließend tun, wenn der Walk rum, die Aufnahme abgelaufen ist? Von hier aus auf den Weihnachtsmarkt? Vorbei an den Betonquadern, die uns vor solchen Märtyrern wie Anis Amri schützen sollen? Ein Anis Amri, für den wir von jetzt an etwa gar Verständnis aufbringen sollen, weil er ja auch „nur” zum „Märtyrer” gemacht wurde – wie Martin Luther King und der heilige Olaf?

Und dazu kommt noch: Deutschland kämpft mit einer wachsenden Zahl von Jugendlichen, die der islamischen Propaganda erliegen und sich zu „Märtyrern” machen lassen. Werden sie mit der Ausstellung nun gefeiert? Wussten sie es? Allein in Israel gibt es pro Jahr mittlerweile ca. 300 Messerattacken, in Deutschland werden sie nicht gezählt. Aber es werden immer neue Vorfälle gemeldet. Das ist der Kontext. Er ist nicht wegzudenken. Alles andere wäre Naivität, blauäugig gen Himmel zu blicken, auf frühere Jahrhunderte verweisen, hilft den Toten der Gegenwart, ihren Familien und Freunden nicht, sondern verhöhnt sie. Hier gibt es keine Ambivalenz. Hier gibt es nur Nein. Ein Nein dazu, dass der Rekrutierun neuer Mörder in die Hände gespielt wird.

Nein und nochmals nein: Hier ist die Motivation und das Zusammentun von Künstlern, von Politikern und Sponsoren völlig und auf abstoßende Art und Weise außer Kontrolle geraten. Hier wird mit dem Feuer gespielt. Aus Gleichgültigkeit, aus Dummheit, aus einer Weltvergessenheit heraus, die sich schon heute bitter rächt. Tag für Tag und mit jedem Bomben-, Messer oder Axtattentat sogenannter Märtyrer, für die nun eine Rechtfertigung ausgerechnet in Berlin bei irgendeinem heiligen Olaf geliefert wird, was keine anderen Absichtsbekundungen ändern können. Ach, zum Teufel damit. Setzt diesen Skandal ab. Jetzt.

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Kommentare ( 53 )

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e.o.
6 Jahre her

Wie krank ist unser Land denn mittlerweile. Terroristen sind Mörder und keine Märtyrer. Was sagen die Juristen und Politiker denn demnächst, wenn Deutsche massenhaft Menschen umbringen, weil sie eine andere Auffassung vertreten?. Wie weit sind wir moslemisch? Liegt es daran, dass Berlin bereits fest in moslemischer Hand, und Clanfamilien ist?

Alexander Hahm
6 Jahre her

Einfach krank! Komischerweise werden wir heute immer noch mit den wenigen echten Naziverbrechern über einen Kamm geschoren und müssen uns für deren Taten rechtfertigen. Warum ist das bei den Moslems, die in Ihrer Steinzeit-Religion festhängen nicht auch so? Warum gibt es dort die und die anderen? Nein, die dürfen hier alles im Namen der Religionsfreiheit machen und das wird dann auch noch ausgestellt und gerechtfertigt. Wenn’s nach mir ginge, hätte der Islam in Deutschland nichts zu suchen, weil er nicht mal ansatzweise mit der europäischen Mentalität zusammen passt. Und jeder, der sich nicht dran hält, darf gerne gehen. Am besten… Mehr

Gustl
6 Jahre her

Die Namen der Mörder finden wir in einer Ausstellung wieder, wo die Taten noch gerechtfertigt werden. Die Namen der Opfer werden wir nie erfahren. Wir krank ist diese Gesellschaft?

Hans Ecke
6 Jahre her

Mein lieber Scholli, Herr Wallasch. Mein tiefer Respekt für die klaren Worte und herzlichen Dank für Ihre unermüdliche Feder, die derzeit spitzer ist, als bei Herrn Paethow. Willkommen im Klub derer, die eigentlich lieber nicht recht behalten wollen. Wenn man bedenkt, wie mühsam sie sich seit 2-3 Jahren an die Realitäten randgetastet haben und ganz früher in der taz veröffentlicht haben… Wie wäre es denn ‚mal mit einer Pegida Aufarbeitung? Immer montags 18:30Uhr in Dresden, seit über 150 Wochen! Ich schicke Ihnen bei Bedarf die Original-Thesen vom 14.12.14 und interviewen Sie dazu Herrn Däbernitz. Aber jetzt bin ich erstmal auf… Mehr

Klaus Müller
6 Jahre her

Dieses Land entwickelt von links eine sehr häßliche Fratze, die nicht nur hier, sondern in Europa alsbald böse seine Spur hinterlassen wird. Man darf nicht erwarten, daß das im Ausland mit ebensolchem Göeichmut und Wohlwollen, auch Deutschland gegenüber, erwidert wird.

WhoCares
6 Jahre her

„Aus Gleichgültigkeit, aus Dummheit, aus einer Weltvergessenheit heraus…“

Ich glaube, aus keinem dieser Gründe. Es dient der Vorbereitung auf eine neue Epoche…

Gansblümerich
6 Jahre her

Klare Worte, .. und die Richtigen dazu.

Vielen Dank, Herr Wallasch

Johannes Schneider
6 Jahre her

Das kommt davo, dass man im Ethikunterricht nicht lernt, was ein Martyrer ist.

Dieter Kaimann
6 Jahre her

Hallo, ich sehe, sie verstehen die Intention der Ausstellung nicht, da sie zu sehr von IHRER Definiton von Märtyrern ausgehen. Schauen sie mal in die Wikipedia, was unter „ISLAM“ bei „Märtyrer“ steht. Dann wird Ihnen auffallen, daß im Islam Terroristen durchaus Märtyrer sein können („Im Krieg gefallen“, „bei der Verteidigung ihres Gewissens „) . Das erklärt auch lupenrein, warum in der Welt des orthodoxen Islam, fast alle islamistischen Terroristen offen oder verdeckt als Märtyrer gefeiert werden. Die Ausstellung ist also als neutrale Darstellung der aktuellen Situation zu verstehen. Es ist also keine „Gutmenschen-Austellung“, wo sie nur den weichgespülten Abklatsch einer… Mehr

Günter Hesse
6 Jahre her

„Kunst“ ist kein Alibi Personen, die im Kampf für den Sieg des Islam viele Allahleugner töten und dabei auch selbst sterben, werden im (radikalen) Islam als Märtyrer bezeichnet. Ihr Verhalten gilt als vorbildlich und sie werden auch mit dem sofortigen Einzug in´s Paradies (mit Jungfrauen usw.) vorzüglich behandelt. Das ist allgemein bekannt. Es ist nun ein Unterschied ob man darauf hinweist, dass diese Personen im Islam als Märtyrer bezeichnet werden, oder ob man selbst behauptet, diese Personen seien Märtyrer. Im letzteren Fall übernimmt man die Weltsicht des (radikalen) Islam und wird -strenggenommen- in Deutschland zum potenziellen „Gefährder“. Die (Schutz-)Behauptung, es… Mehr