Erste Gesprächsrunde: Niederländische Regierung hält an Stickstoff-Plänen fest

Die niederländischen Bauern sind nach dem ersten Gespräch mit der Regierung, an dem auch Premierminister Mark Rutte teilnahm, enttäuscht. Sie kündigen weitere Proteste an. Die Regierung will an ihren Plänen festhalten, die eine drastische Reduzierung der Stickstoff-Emissionen vorsehen. Das würde das Aus für viele Betriebe bedeuten.

IMAGO / ANP
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte nach den Gesprächen mit Vertretern von Bauernverbänden über die Stickstoffpläne am 5. August 2022 in Utrecht, Niederlande

Enttäuscht äußerten sich die niederländischen Bauern nach dem ersten Gespräch mit der niederländischen Regierung, an dem auch Premierminister Mark Rutte teilnahm. Die Sitzung am vergangenen Freitag in Utrecht war offensichtlich aus Furcht vor demonstrierenden Bauern geheim gehalten worden. Rutte und drei Kabinettsmitglieder trafen sich mit Bauernvertretern.
Die Regierung will – vorerst zumindest – an ihren »total durchgedrehten« (niederländische Bauern) Plänen festhalten, die eine drastische Reduzierung der Stickstoff-Emissionen vorsehen.
Das sogenannte »Nationale Programm für den ländlichen Raum« gibt pro Gebiet an, um wie viel die Stickstoffemissionen bis 2030 reduziert werden müssen.

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Ministerin Christianne van der Wal begründet das so: »um der Natur eine Chance zur Erholung zu geben«. Als ob die zerstört wäre. Van der Wal ist »Ministerin für Umwelt und Stickstoff« – ja, das Ministerium in Den Haag gibt es seit Januar dieses Jahres und heißt tatsächlich so. Die Emissionen von Stickoxiden und Ammoniak sollen nach den Plänen der Regierung bis 2030 um 50 Prozent gesenkt werden. In Naturschutzgebieten sollen es sogar mehr als 70 Prozent sein, in einigen Regionen sogar bis zu 95 Prozent.

Für mindestens 30 Prozent der bäuerlichen Betriebe bedeuten diese Absichten das Aus, für weitere erhebliche Einschränkungen. Das niederländische Finanzministerium hatte einmal kalkuliert, dass die »Stickstoff«-Politik der Regierung dazu führen würde, dass 11.200 landwirtschaftliche Betriebe vollkommen eingestellt werden müssten, und weitere 17.600 ihren Viehbestand auf fast die Hälfte reduzieren müssten. Rund 53.000 Betriebe zählt dieser für die Niederlande wichtige Wirtschaftszweig, der pro Jahr Agrar-Produkte im Wert von mehr als 100 Milliarden Euro exportiert.

Am Vortag zu dem Gespräch in Utrecht besuchte Rutte fernsehwirksam einen Milchviehbetrieb in Friesland. Hinterher jedoch twitterte er, dass eine Verringerung des Stickstoffausstoßes tiefgreifende Veränderungen mit sich bringe. Daher bleibe die Regierung in engem Kontakt mit den Bauern. Rutte: »Denn ein gemeinsamer Dialog ist es, der uns weiterbringt«. Dass keine Gemeinsamkeiten möglich sind, wenn die eine Seite die komplette Vernichtung der anderen fordert, ist den Bauern klar. Nein, nicht das vollkommen unsinnige Ziel wird infrage gestellt, sondern die Vernichtungspolitik der Landwirtschaft fortgesetzt.

Grüne Landwirtschaftspolitik ins Nichts
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Der Widerstand der Bauern wird im Nachbarland wesentlich heftiger als seinerzeit in Deutschland geführt. So betont Sjaak van der Tak vom niederländischen Verband für Landwirtschaft und Gartenbau: »Es ist genug, die Grenze ist erreicht«. Es geht um die Existenz der Betriebe, die von einer grünen EU-Kaste zerstört werden soll. Einen wesentlichen Unterschied gibt es zu deutschen Landwirten: In Holland sind sie wesentlich abhängiger von den Banken, müssen Kapitaldienste leisten. Sie benutzen moderne und sehr leistungsfähige Maschinen und erreichen damit ein hohes Produktionsniveau. Diese Maschinen gehören meist nicht ihnen selbst, sondern den Banken. Willkürliche Produktionseinschränkungen der Regierung zerstören ihre Kalkulationsgrundlagen.

Bald sollen Gespräche mit den unvermeidlichen Natur- und Umweltschutzorganisationen kommen, die zwar keinerlei demokratische Legitimation haben, aber als handfeste Lobbygruppen für Wirtschaftsinteressen auch in den Niederlanden schlagkräftig sind. Die Richtlinien zu der zerstörerischen Landwirtschaftspolitik kommen von der EU aus Brüssel. Dort sitzt mit Kommissar Timmermans einer jener linksradikalen Ideologen, die von einem sozialistischen Europa mit einer Machtzentrale Brüssel träumen. Ein Weg dorthin: Verknappung möglichst vieler Güter und damit neue Abhängigkeiten schaffen.

Die niederländische Regierung will jetzt mit noch brachialerer Gewalt als in Deutschland diese Politik der Zerstörung heimischer Landwirtschaft einführen. »Machen Sie sich bereit für die härteste Aktion aller Zeiten«, so warnt jetzt Bauernsprecher Mark van den Oever als Reaktion auf das erste Gespräch mit der Regierung Mark Rutte. Die Farmers Defence Force ist extrem unzufrieden mit der ersten Konsultation der niederländischen Bauernverbände mit der Regierung und betont: »Niederländische Landwirte scherzen nicht«. Sie werden wieder verstärkt ihre Aktionen fortsetzen.

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Kommentare ( 55 )

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Teiresias
1 Jahr her

Ökonomisch bedeutet das die Zerstörung der mittelständigen Erzeuger zugunsten globaler Großkonzerne, machtpolitisch sind Staaten, die sich nicht selbst ernähren (oder mit Energie versorgen) können, maximal erpressbar.

„Ihr werdet nichts besitzen, und ihr werdet glücklich sein – „wir“ geben euch alles, was ihr braucht.“

Fui Fujicato
1 Jahr her

Die niederländischen Bauern sollten – ebenso, wie alle EU-Bauern – mit Ihren Mistgabeln + Dreschflegeln ihre links/grün verstrahlten, totalitären Volkszertreter + Regierungen, Schwab- + NWO-Jünger nachhaltig zum Teufel jagen !!!
Auch in den Niederlanden geht es nämlich in erster Linie überhaupt nicht um die Einhaltung praktisch unerreichbarer EU-Vorgaben in der Land- + Viehwirtschaft, sondern um die totale Ruinierung von landwirtschaftlichen Betrieben im Interesse der Enteignung + Errichtung einer grenzüberschreitenden NWO-Enklave (Tri-State-City) in Deutschland, Belgien + den Niederlanden mit einer Bevölkerung von 45 Mio. Einwohnern !!!

H. F. Klemm
1 Jahr her

Hierüber
weiss ein mir gut bekannter Landwirt
auf dem hiesigen Wochenmarkt – den ich zu diesem Thema ansprach – weil er gar keine Zeit hat sich alternativ zu informieren sondern nur mit Tagespresse, ARD,ZDF oder seinen Verbandsblättchen, usw.
gar nichts, aber auch rein gar nichts über das was in den NL abgeht, und in DE bald folgen wird.
Und der Mann ist durchaus intelligent, was sein, noch, wirtschaftlicher Erfolg beweist.

Turnvater
1 Jahr her
Antworten an  H. F. Klemm

Und der Mann ist durchaus intelligent, was sein, noch, wirtschaftlicher Erfolg beweist.“

Meine Lebenserfahrung sagt mir, daß Intelligenz und beruflicher Erfolg nicht zwingend einhergehen.

Fui Fujicato
1 Jahr her
Antworten an  H. F. Klemm

In meinem Bekanntenkreis befinden sich auch X-Wähler der Grünen … Was alle auszeichnet, ist eine jetzige oder ehemalige Tätigkeit im öffentlichen Dienst, staatlichen Dienst und/oder staatlich subventionierter Einrichtungen ! Alle haben – im Vergleich zu jetzigen und/oder ehemaligen Arbeitnehmern + Unternehmern – durch ihre überproportionale staatliche Alimentierung – inzwischen jeglichen Bezug zur Realität verloren ! Durch ÖRR, ÖRTV + Presse fehlinformiert, werde ich nun schon seit Jahren als rechtsextremer Verschwörungstheoretiker bezeichnet + alle Warnungen von mir in den Wind geschlagen ! Mit absolut durchschlagendem Erfolg ! Inzwischen dezimiert sich die Anzahl meiner ehemaligen Bekannten + Familienangehörigen (mRNA“geimpft“+ beim Überleben X-mal“geboostert“)… Mehr

Magdalena
1 Jahr her

Rutte ist ein globalistischer Hardliner und Klaus Schwab-Jünger wie Trudeau, der – so meine Einschätzung – keinen Millimeter von seinen Plänen, landwirtschaftliche Betriebe stillzulegen, abweichen wird. Beim WEF 2021 bekräftigte er noch einmal, dass die Niederlande alles dafür tun würden, um „food systems and land use“ zu transformieren. Bei dieser Transformation geht es – so das Narrativ der „Guten“ und unserer „Eliten“ -, um die Rettung des Planeten. Furzende Kühe passen da nicht mehr in die Landschaft und noch weniger selbstständige und selbst denkende Bauern. Was den „Welt- und Klimarettern“ vorschwebt ist die Ernährung der Menschen mit Laborfleisch (euphemistisch „clean… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Magdalena

Milch für Babys wollen sie auch schon herstellen können: https://www.biomilq.com/ Auch da ist ein gewisser Gates beteiligt.
Und in dann gibt es noch Tristate-City – wofür man auch das Land der Bauern in NL, B aber auch D benötigt: https://twitter.com/search?lang=de&q=%23tristatecity

h.milde
1 Jahr her

Liebe Bauern, In NL, D, Ö, F, I, S, P, letztlich in ganz €uropa, auch US und Canada, diese Verbrxxxxxx wollen wohl einen globalen Bauernkrieg, nebenbei den GRÜNEN Hunger exportieren, samt soziopolitischen Verwerfungen, Hungerflchtlingsströme und auch Kriege riskieren, und dann euch noch die Schuld geben.

Turnvater
1 Jahr her

Es wird weiter so lange an der Schraube gedreht, bis die gewünschte Gewalt ausbricht. Danach brechen dann die allerletzten Dämme, und der Terror gegen jeden Kritiker beginnt.

Peter Silie
1 Jahr her

Auch in Holland herrscht toxische Weiblichkeit.
Haben die Holländer den Schneid zu einer echten Revolution?
Könnte diese Revolution auf Deutschland überschwappen?

Wilhelm Rommel
1 Jahr her

»Niederländische Landwirte scherzen nicht« – in dem Sinne zu Mark van den Oever und mit Blick auf diesen WEF-Zögling Rutte: „Pak hem!“ Anschließend könnte man dann sagen: „Then we take Davos“…

Giovanni
1 Jahr her

Es ist die öko-marxistische Gruppierung in Brüssel, die eine Veränderung der Gesellschaft in Europa in ihrem Sinne betreiben wollen. Die niederländischen Gerichte haben im vorauseilenden Gehorsam ein Urteil gefällt, das Rutte die Hände bindet?
Wann beginnen die Proteste gegenüber der in Brüssel etablierten politischen Kaste?

hoho
1 Jahr her

Der Teflonmann hat die gleiche Methode wie sie alle: ignorieren oder lügen. Die Lüge muss nicht mal überzeugend sein. Manchmal hilft eine die so offensichtlich ist, dass sie auch direkt signalisiert – es ist doch Wurst was ihr denkt. Ich möchte mich irren aber in Sri Lanka ein ähnliches Programm in einem Kollaps des letzten funktionierenden Wirtschaftszweigs mündete, die Regierung war nach dem Aufstand zwar weg aber die neue tut genau das gleiche wie alte. Der Aufstand hat also den Misthaufen nur ein Bisschen geschüttelt. Die Gespräche sind natürlich wichtig zB: zu zeigen, dass man zu Verhandlungen Bereit ist und… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  hoho

Denkt an die Schlichtung zu Stuttgart 21. Nichts wird gut werden, kein Argument wird gelten. Wie war das noch mal mit Geißlers Schlichterspruch, dem im Nachhinein, als man die Gegner über den Tisch gezogen hatte, keiner zugestimmt haben wollte? Schaut euch das Verfahren dort noch einmal gut an. Das ist wie Hase und Igel. Und wird auch in NL so sein. Dennoch: man muss es versuchen. Auch wenn irgendwo welche Koryhäen in thinktanks sitzen werden, die jeden Schritt der Bauern lange im Voraus schon wissen und in ihren Plan zu deren Lasten integrieren. Manchmal allerdings landet David mit einem Stein… Mehr