Zum Zustand der EKD

Anna-Nicole Heinrich ist Studentin der Philosophie. Sie hat das zweithöchste Amt der EKD inne: Seit 2021 steht Heinrich als Präses der EKD-Synode vor. Sie weiß, was gut und böse ist, und verbreitet mithilfe ihres kirchlichen Amtes ihre politischen Einseitigkeiten.

IMAGO

Frau Heinrich ist eine ganz patente Frau. Sie weiß über Politik bestens Bescheid. Sie weiß genau, was gut und böse ist. Und sie verbreitet mithilfe ihres kirchlichen Amtes ihre politischen Einseitigkeiten:

  • Gott ist selbstverständlich queer.
  • Kirchliche Flüchtlingsschiffe auf dem Mittelmeer sind ein Muss.
  • Waffen in die Ukraine sind notwendig.
  • Die Klimaaktivisten von Letzte Generation und Ende Gelände sind gut und dürfen Gewalt gegen Sachen anwenden: „Radikaler Protest ist legitim. Ohne den hätten wir vermutlich einen noch schnelleren Klimawandel, der viele Menschenleben einfordert“, „die krasseste Gewalt geht vom Klimawandel aus“ (4.11.2022, Chrismon).
  • Ein niedriges Tempolimit auf Autobahnen, aber auch auf allen Straßen ist dringend erforderlich. Die EKD geht mit einer synodal beschlossenen Selbstverpflichtung vorbildlich voran.
  • Die allgemeine Impfpflicht gegen Corona war wissenschaftlich geboten und gesellschaftlich wichtig, damit das Vertrauen in Deutschland gestärkt wird und die Pandemie an ein Ende kommt.

Jetzt sind gerade Aufzüge „gegen Rechts“ angesagt. Die EKD-Doppelspitze ist natürlich auch da engagiert und geht mit der Zeit. Die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, spricht in Hamburg auf der Demo. Präses Heinrich auf der Demo in Berlin; dort schreit sie am 3. Februar 2024 ins Mikrofon: „Menschenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz. Jesus würde kotzen.“

Die Heinrich-EKD ist sprachlich – man kann es leider nicht anders sagen – in der Gosse angelangt. Leider aber auch inhaltlich-theologisch. Insofern passen Form und Inhalt perfekt zusammen:

Mit „Menschenfeindlichkeit“ meint Frau Heinrich natürlich nicht ihre eigene EKD, obwohl Anfang 2024 die große Studie zum sexuellen Missbrauch in der EKD veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse sind erschütternd, weil sie zeigen, dass Menschenfeindlichkeit in der EKD sehr wohl ihren Platz hat. Aber für Frau Heinrich sind in bewährter pharisäischer Manier die Bösen immer die anderen; frei nach dem Motto von Lukas 18,11: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie diese AfD-ler da drüben, die zum Kotzen sind.“

Pegida und AfD sind für Präses Heinrich ganz klar faschistisch. Dass man dies differenzierter sehen kann, zeigt die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot. Sie betont, dass Faschismus nicht per se „rechts“ meine. Der Wortetymologie nach sei jede politische Strömung faschistisch, die alle gesellschaftlichen Institutionen um eine einzige Idee gleichschaltet und zusammenbündelt (lat. fasces = Bündel).

Während bisher die oppositionelle AfD gar nicht die Macht hatte, solch eine gesellschaftliche Gleichschaltung zu bewirken, fällt vielmehr bei den Themen Corona-Impfung, Klimaapokalypse und bei den „Demos gegen Rechts“ auf, wie sich alles an Firmen, Medien, Kirchen, Künstlern, Berufsvereinigungen, NGOs und Persönlichkeiten gleichschaltet und bündelt, was im deutschen Hauptstrom Rang und Namen hat.

Noch stärker irritiert Heinrichs Aussage über Jesus Christus.

Jesus ist in allen vier Evangelien auf Andersdenkende zugegangen. Jesus hat mit seinen Gegnern um die Wahrheit gerungen. Er hat um Verlorene geweint. Selbst noch am Kreuz betet er für seine Feinde: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34). Eine Vergebungsbitte ohne Vorbedingungen!

Mir erschließt sich nicht, wie Präses Heinrich zu der Aussage kommt, dass Jesus gegen Menschen kotzt. Jesus hat niemals mit Menschen gebrochen.

Die Heinrich-EKD scheint das evangelische Schriftprinzip und die Christuszentriertheit als Kompass bei der Wahrheitssuche aufgegeben zu haben.

Und überhaupt: Warum „würde“ Jesus kotzen? Ist Jesus nach der EKD-Synoden-Vorsteherin tot, so dass sie von ihm nur noch im Konjunktiv sprechen kann?

Die Heinrich-EKD macht aus Jesus von Nazareth den EKD-Jesus von Hannover. Dieser ist passend für den eigenen zeitgeistigen Bauchnabel zurechtgebastelt. Doch damit wird die EKD zu einer potemkinschen Kirche. Die Fassade steht noch; der Name Jesus kommt noch vor; einige ethische Modewörter flackern über dem Eingang. Doch hinter der Tür gähnen intellektuelle Bequemlichkeit und die unevangelische Substanzlosigkeit eines simplen politmoralistischen Fundamentalismus.

Es ist zum Weinen.

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Kommentare ( 25 )

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alter weisser Mann
2 Monate her

Warum weinen? Es ist immer zu begrüßen, wenn die Verhältnisse, seien sie noch so jämmerlich, offengelegt sind und sei es durch die gewählten Personen.

teacher32
2 Monate her

Wer sich mit der Geschichte des Protestantismus befasst, wird einige erstaunliche Entdeckungen machen. In gewissem Sinne ist das heutige linksgrüne Zeitgeistchristentum, das die offizielle EKD vertritt in, eine Rückkehr zu den Wurzeln. Der (offizielle) Protestantismus, der die Gegenreformation (und die innerprotestantischen Auseinandersetzungen über die „reine Lehre“) im Wesentlichen ja nur deshalb überlebte, weil sich bedeutende deutsche Fürsten, nicht nur aus christlichen Erwägungen, sondern auch aus Machtkalkül heraus, seiner annahmen, war, bis zum Ende der Monarchien in Deutschland, durch seine Staatsnähe gekennzeichnet. So entstand ein Bündnis von Thron und Altar, kulminierte im Preußentum im „summus episcopus“, der der preußische König und… Mehr

teacher32
2 Monate her

Im Prinzip sind sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche auf dem Weg in die völlige „Geist-Losigkeit“. Die Protestanten, ein linksgrüner Zeitgeistverein mit einem dünnen „theologischen“ Firnis, sind dabei schon etwas weiter als die Katholiken. Unter Franziskus sind diese aber dabei, schnell aufzuholen. Was in beiden Kirchen nicht in den nächsten Jahren durch die sich beschleunigende Austrittswelle erreicht wird, wird die wachsende Islamisierung erledigen: den finalen Kehraus des Zeitgeistchristentums. Der Leitfaden der „Christen“ beider Konfessionen lautet: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Sie werden die Erfahrunge machen, dass sie mit der Zeit GEHEN werden, GERADE… Mehr

Andreas Meier
2 Monate her

ich probiere es nochmal mit einem Kommentar.
Hier wissen viele Kommentatoren, was Jesus (nicht) tun würde. Lassen wir IHN doch selbst zu Wort kommen:
„Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ (Of3.16) ausgesagt über eine real existierende Gemeinde der damaligen Zeit.
Ebenso die Wehrufe (Mt11,20f), oder die „Reinigung des Tempels“ (Jo2,13f). Ich hoffe, dem reformatorischen Gedanken (sola scriptura) geholfen zu haben.
Was wir vielleicht vergessen ist, daß es nicht nur die Liebe Jesu gibt. Es gibt auch die Heiligkeit.

Giovanni
2 Monate her

Die EKD glaubt, sie könnte mit ihrer Wokeness Menschen in die Kirche locken. Stattdessen sind im Jahre 2022 ca 350.000 Gläubige (?) ausgetreten.
Die Ideologen in der Kirche betreiben mehr Politik als Seelsorge.

mediainfo
2 Monate her

Mir erschließt sich nicht, wie Präses Heinrich zu der Aussage kommt, dass Jesus gegen Menschen kotzt. Jesus hat niemals mit Menschen gebrochen.

Die unbedingte Akzeptanz des Gegenübers als Mensch, ist für mich eine der zentralen Errungenschaften des Christentums. Was diese Frau Heinrich da von sich gibt, macht mich nur sprachlos.

Deutscher
2 Monate her

Take it or leave it!
Sonntag für Sonntag beklagen Sie hier Ihre Kirche.

Mal ehrlich: Das Gejammer nervt langsam. Wenn Sie schon unbedingt Mitglied der EK sein müssen, dann stehen Sie auch zu dem, was sie vertritt!

Mir ist der Zustand der EK so egal wie noch was. Was mir nicht egal ist, ist der Zustand Deutschlands. Zu dem trägt die EK nicht unerheblich bei, und zwar durch alle ihre Mitglieder, ob sie sich nun als interner Rebell inszenieren oder nicht.

Wilfried Motschiedler
2 Monate her
Antworten an  Deutscher

Grundsätzlich haben Sie schon recht. Aber praktisch kann manchmal auch ein Blick in den Spiegel hilfreich sein. Wenn Ihnen die EK(D) egal ist, warum lesen Sie dann Artikel über die Kirche? Und regen sich auch noch darüber auf? Und wenn Ihnen der Zustand Deutschlands nicht passt, warum inszenieren Sie sich dann hier als Rebell und treten nicht einfach aus?

teacher32
2 Monate her
Antworten an  Deutscher

Ich denke Herr Zorn („Nomen est omen“) ist so etwas wie der Rufer in der (Zeitgeist-)Wüste der EKD.
Und diese Rufer sind absolut notwendig, auch wenn sie scheinbar tauben Ohren predigen, weil sich die protestantische Hierarchie und ihre treuen Mitläufer an der Basis in dem vermeintlich guten Gefühl suhlen, das ihnen der politisierte Slogan des „Wir sind mehr“ (noch!) verschafft.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass dieses Hochgefühl nicht von Dauer sein wird. Genießt es, solange ihr noch könnt!

Maja Schneider
2 Monate her

Um der EKD wieder Gläubige zuzuführen oder Ausgetretene zur Rückkehr zu ermutigen sind diese Damen an der Spitze mit ihren mehr als fragwürdigen Äußerungen nun wahrlich nicht geeignet. Es ist wirklich zum Weinen!

Querdenker73
2 Monate her

Die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, spricht in Hamburg auf der Demo „Menschenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz. Jesus würde kotzen.“ Auf welches armseliges Niveau ist diese Kirche gesunken? Eine andere (ehemalige) Bischöfin (wohl dem Alkohol verfallen) vermutet hinter jeder deutschen Familie mit deutscher Vergangenheit braunen Müll. In einer Thüringer Kleinstadt prangerte am Turm einer evangelischen Kirche 2 Tage vor der letzten Wahl ein Spruchband mit dem Satz: „Nächstenliebe verlangt Klarheit, Evangelische Kirche gegen Rechtsextremismus“. Kurze Zeit später ist dieses Spruchband an der Spitze einer roten Demonstration in Erfurt zu sehen. Weil die evangelische Kirche Linksextremismus kategorisch von ihrem Bann ausschließt!… Mehr

Retlapsneklow
2 Monate her

Lieber Herr Zorn,
glauben Sie, dass Sie als evangelischer Geistlicher die EKD nochmal in die richtige Richtung drehen können?

achijah
2 Monate her
Antworten an  Retlapsneklow

Nein. Diese Aufgabe überlasse ich gelassen Gott. Es ist seine Kirche. Die eindeutigen Mehrheitsverhältnisse können nur von Gott gedreht werden. – Meine Aufgabe sehe ich darin, mit reformatorischer Theologie den Finger in die übergroßen Wunden und Dummheiten der EKD zu legen und immer wieder zu einer echten Debatte herauszufordern.

Ndugu
2 Monate her
Antworten an  achijah

Haben Sie für sich selber klar, ab welcher Grenzüberschreitung für Sie persönlich keinen Platz mehr in dieser Kirche ist? Für mich ist das immer, wenn ich irgendwo mitmische, eine wichtige Frage. „Kröten schlucken“, das muss man pragmatisch betrachtet, überall. Aber, für mich gibt es Grenzen, die ich vorher definiere. Bezüglich der EKD ist für mich theologisch grundlegend die zutiefste Unordnung in der Lehre (Karl Bahrt) zur Taufe ein Grund des Abstandes. Sie häuft aber mit ihren woken Statements haufenweise andere Dinge an (Gott ist queer, ……..), die sie als Gemeinschaft der Gläubigen nicht akzeptabel macht. Die paar Leute, die noch… Mehr

Retlapsneklow
2 Monate her
Antworten an  achijah

Herr Zorn
Re: Wenn’s Spaß macht!

Zu welchem (anderen) Zweck eigentlich, wenn die EKD dadurch [b]nicht[/b] gedreht wird? Bloß um sie vorzuführen, und das war’s?