Silvesternacht: Böller sind nicht das Problem

Mit dem Gerede über ein Böllerverbot debattiert man an der Sache vorbei. In der Silvesternacht zeigte sich mal wieder das Ergebnis einer Politik, die Deutschland nach der moralischen Supermacht strebt und in der Praxis des Alltags grandios scheitert.

IMAGO / Christian Grube

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Freudlosigkeit muss sich ganz schön was angestaut haben. Jedenfalls waren vor diesem Silvester Böller und Raketen in absoluter Windeseile ausverkauft. Die Deutschen bliesen alles, was schön und laut ist, in die Luft. Da musste offenbar mal was raus, Erleichterung und Unmut gleichermaßen. Müde von 2022, hoffend auf 2023. 

Bei mir auf dem Land überwog das Schöne: die Nachbarn ließen ein nachgerade professionelles Feuerwerk steigen, in milder Luft, vor freiem Himmel. Die paar Böller dazwischen störten nicht. Kein Hund heulte, keine Katze wirkte traumatisiert, was die Rinder auf der Weide darüber dachten, haben sie uns nicht mitgeteilt. 

Wir aber waren wieder einmal froh darüber, nicht in Neukölln, Schöneberg oder in einer anderen städtischen No-Go-Areas zu leben. Dort sah das Feuerwerk zu Silvester bekanntlich ganz anders aus. Die Raketen wurden nicht nur in die Luft geschossen, sondern auch auf Schaufenster, Passanten, Autos und Einsatzkräfte, Feuerwehr oder Polizei, egal. Und verblüffend, wie viele erlebnisorientierte junge Männer mit Pistolen auf dies oder jenes zielten – vielleicht waren es Schreckschusswaffen, vielleicht mit scharfer Munition. Wer weiß das schon.

Hier ein abgefackelter Reisebus, dort brennende PKW. Irgend jemand schießt auf das Fenster eines Streifenwagens, die Scheibe auf der Fahrerseite zerspringt. Nur gut, dass niemand mehr im Auto saß.

Womöglich hatten die Polizisten bereits den taktischen Rückzug angetreten – weg von den Horden grölender Jungmänner, die nicht sehr biodeutsch wirkten und nicht im geringsten daran dachten, Respekt vor Polizei und Feuerwehr an den Tag zu legen oder Rücksicht auf Passanten und Autofahrer zu nehmen.

Tobte sich hier lediglich der Frust über zwei Jahre Böllerverbot aus? 

Ach, wer glaubt denn sowas. Hier wird Krieg gespielt – wie vor kurzem in Brüssel oder Paris. Und hier wie dort sind es Jungmänner, die man neuerdings „westasiatisch“ nennen soll – Zugewanderte, die nicht daran denken, dem Gastland Respekt entgegenzubringen, im Gegenteil: man spürt in solch einem Verhalten auch die Verachtung für ein Gemeinwesen, das noch nicht einmal merkt, wenn es verachtet wird. 

Nicht erst, aber vor allem seit 2015 lockt Deutschland mit allem, was es so zu bieten hat, und das ist immer noch verdammt viel. Alle sollen kommen dürfen, die hilfsbedürftig sind. Oder die nur so tun. Wer könnte dem widerstehen? Eben.   

Es glaubt hierzulande aber kaum noch jemand, dass nur traumatisierte Asylsuchende hier anlanden. Neben wirklich Hilfsbedürftigen kommen eben viele junge Männer, die wissen, wie man’s macht und dass sie bei Straftaten weiterhin auf freiem Fuß und ohne Sanktionen zu befürchten im Land bleiben dürfen – eingebettet in ein immer mehr in Schräglage geratendes Sozialsystem. Dass alle in Berlin nach der Randalenacht Festgenommenen inzwischen wieder frei sind, wird bei vielen diesen Eindruck bestätigen.

Nicht Verzweifelte und Traumatisierte toben sich hier aus, sondern Menschen, die die Deutschen für ein ziemlich beklopptes Völkchen halten. Und da liegen sie richtig.

Wer geglaubt hat, unter Merkel wachse und blühe der deutschlandpolitische Wahnsinn, der weiß es längst besser: mit Innenministerin Nancy Faeser wird er auf die Spitze getrieben. Längst geht es nicht mehr um das Selbstverständliche, nämlich um Hilfe in Notlagen, sondern darum, die moralische Supermacht darzustellen.

Das, was sich mittlerweile in europäischen Großstädten abspielt, war leider vorhersehbar.  Doch insbesondere in Deutschland gibt es darauf weder eine politische noch eine robuste Antwort. Die politische Antwort wäre der Verzicht auf jegliche Anreize, die über eine bloße Grundversorgung hinausgeht. Die robuste Antwort lautete: den randalierenden Mob mindestens so behandeln wie friedliche Demonstranten – doch vor denen braucht man sich ja nicht zu fürchten. Vor allem aber: endlich abschieben, wer unsere Gesetze und unsere Kultur nicht respektiert.

Viele der Jungmänner wissen: in ihrem Herkunftsland wären sie längst hinter Schloss und Riegel.


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Kommentare ( 39 )

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39 Comments
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Abifiz
1 Jahr her

Weder (ausgerechnet!) die Krankmeldung der Helfer, noch die Aufforderung zur Wahl der AfD sind auch nur halbwegs sinnvolle Vorschläge. Solange in der AfD die Unterstützung der imperial-faschistischen russischen Aggression auf Europa so stark ausfällt, und solange die bescheuerten „Hockisten“ sich nicht von der AfD vollständig trennen, kann man doch jene Partei mit gutem Gewissen nicht wählen.

Vom „Bündnis Deutschland“ hör‘ ich derzeit gar nichts…

Ronaldo
1 Jahr her

Die Intention des Böllerverbots ist aus meiner Sicht eine andere. Man hofft dadurch, dass man dadurch ein bestehendes Problem noch ein Weilchen vertuschen kann.

Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
1 Jahr her

Es ist schon dumm und man kann die Uhr danach stellen. Nach jedem Amoklauf werden schärfere Waffengesetze gefordert und nach solchen Böllerausschreitungen Böllerverbote. Nun ist auch Strafbar, mit Feuerlöschern auf Krankenwagen zu werfen und dennoch wurde es gemacht. Die Politiker müssen schon ihren halben Verstand weggesoffen haben, wenn sie glauben, Böllerverbote würden das Böllern verhindern.

Ich stimme mit Herr Mansour nicht überein. Wir brauche keine Debatte mehr. Alle Diskussionen wurden schon lange geführt. Wir brauchen ’nen großen Besen und die jungen Männer darunter, die nicht hier geboren sind, müssen zurück in ihre Heimatländer.

Last edited 1 Jahr her by Wolfram_von_Wolkenkuckucksheim
R.Baehr
1 Jahr her

Wie hier etwas kritisiert wird, was die herrschende Elite billigend in Kauf nimmt, wenn nicht gar seit mindestens 10 Jahren bewusst fördert, kann ich nicht verstehen. Der Wähler will es so, und auch in Zukunft, alle Umfragen bestätigen das, sinnlos sich also darüber aufzuregen.

Ralf Poehling
1 Jahr her

Sehr schöner Kommentar. Die Sache mit der Prohibition ist der Casus Knacksus. In dem Moment wo das Totalverbot folgt, wird der Staat komplett umgangen und er verliert jegliche Kontrolle, womit das ursprüngliche Anliegen dann komplett konterkariert wird und erst recht alles aus dem Ruder läuft.
Damit hat der Staat dann seine Autorität komplett eingebüßt und keiner nimmt ihn mehr ernst. Auch diejenigen nicht, die sich vorher immer freiwillig an Recht und Gesetz gehalten haben.

Grenz Gaenger
1 Jahr her

„Am dringendsten braucht Berlin eine Debatte über #Integration.“

Nein, Herr Mansour.
So sehr ich Sie schätze, aber wir brauchen keine Debatte über Integration, Das ist genau so wenig zielführend wie das Böllerverbot.
Wir müssen weiter vorne anfangen: wir brauchen eine Debatte über Migration/Zuwanderung.
Oder soll es weiter nach der (eh rein rhethorischen) Frage der 5 Jahreszeit gehen: „Wolleme se reinlosse?“, wenn sie bereits unmittelbar, aber meist illegal vor der Tür stehen?

Klaus Kabel
1 Jahr her

Am besten wir passen sämtliche kulturellen und gesellschaftlichen Werte und Traditionen unseren westasiatischen Gästen aus Afghanistan und Syrien etc. an. Für die Libanesen ist Berlin schon beirutisiert. Aber vielleicht stört das unsere schwarzafrikanischen Freunde. Auch der Äthiopier, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, ist völlig anders als der Nigerianer. Was machen wir mit den Nafris? Und fühlen sich dann unsere Ukrainer noch gut und sicher?
Eine andere Überlegung wäre, sämtliche finanziellen Leistungen einzustellen und die Gäste mit einem großen, friedlichen Feuerwerk nach Hause zu verabschieden.

Walter Eiden
1 Jahr her

Ich bin ganz sicher nicht der Einzige der sich bei Situationen wie diesen wünscht „König von Deutschland“ zu sein. Ausgestattet mit sämtlichen, nicht zu diskutiernden Befugnissen, mit Verantwortungsbewusstsein und Pflichterfüllung „dem Volk“ gegenüber, mit Gerechtigkeitssinn, mit ein wenig Zuckerbrot und so vielen Peitschen wie notwendig.
Bin ich jetzt Reichsbürger oder gar Nazi?

verblichene Rose
1 Jahr her

Was ist mit den Umsätzen, die durch Pyrotechnik erzielt werden? Kann der Saat in der jetzigen Situation auf auch nur einen Euro verzichten? Ist schon klar, dass auch die Erlöse derer, die Knallkörper zu Waffen umfunktionieren mit zählt. Aber soll hier (*schon wieder) der Spruch gelten „bestrafe einen und erziehe Hunderte“? Ich möchte jedenfalls, dass nur der echte Straftäter belangt wird! Und zwar ohne jegliche „Rücksicht“ auf die Herkunft! *Mit schon wieder erinnere ich daran, wie sehr z.B. nicht Geimpfte in der Corona-Hochzeit besonders mit unsinnigen Maßnahmen malträtiert wurden. Nun, Corona ist als „Schwamm drüber“ Vehikel vorbei. Soll sich dieser… Mehr

Boudicca
1 Jahr her

Böller sind nicht das Problem. Der Eskapismus der Quotenfrauen in der Politik ist das Problem. Wie Mamas, die ihrem Lieblingssohn alles verzeihen, sind sie vollkommen unfähig zur Realität. Im Gegenteil sie konstruieren die Schuldigkeit bei den Umständen und sind für das Leid der Opfer vollkommen ohne jegliche Empathie und fordern Nachsicht und Verständnis für ihre Täter, die sie anderen verweigern.