Unterm Hijab muss die Freiheit wohl grenzenlos sein

Ein im Mai vorgestellter Gesetzentwurf im Iran sieht neue und harte Strafen bei Verstößen gegen die Kopftuchpflicht vor – zunächst mehrfache Verwarnungen, dann drohen Geldbußen, Berufsverbote und sogar Gefängnisstrafen. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit für Annalena Baerbock, ihre „feministische Außenpolitik“ anzuwenden?

IMAGO / ZUMA Wire
Teheran, Iran, 07.07.2023

Ich frage mich ja schon lange, was genau feministische Außenpolitik sein soll. Irgendwas mit Frauen? Irgendwas gegen toxische weiße Männer? Alles, was mit Fragen zu tun hat wie: Sollen Toiletten in Afrika im Dorf oder am Dorfrand stehen? Oder irgendwas mit Streumunition für die Ukraine? Man weiß so wenig.

Und man erfährt so wenig Aufklärung. Bei „Aus Politik und Zeitgeschichte“, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, liest man: „Durch feministische Außenpolitik werden Leerstellen in internationalen Sicherheitsfragen sichtbar gemacht, denen umfassend mit der Implementierung und Weiterentwicklung schon bestehender Instrumente und Mechanismen wie der UN-Agenda ‚Frauen, Frieden und Sicherheit‘ begegnet werden kann.“

Sichtbare Leerstellen! Ja, das erklärt vieles. Bislang hat die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock Leerstellen am laufenden Meter produziert. Immerhin: Was den Iran betrifft, „schauen wir hin“, erklärte sie Ende Mai. Im Mai präsentierten Justiz und Regierung des Iran nämlich einen Gesetzentwurf zur „Stärkung der Hidschab-Kultur und der Keuschheit“. Das Gesetz sieht neue und harte Strafen bei Verstößen gegen die Kopftuchpflicht vor – zunächst mehrfache Verwarnungen, etwa per SMS. Dann drohen Geldbußen, Berufsverbote und in Extremfällen sogar Gefängnis. Mittlerweile werden Polizistinnen in bodenlangem schwarzem Umhang mit Kopftuch gesehen, die Frauen ermahnen und festnehmen, die den Hidschab nicht oder nicht ordnungsgemäß tragen.

Wäre das nicht eine gute Gelegenheit für die Außenministernde, auf jene berüchtigte „klare Kante“ zu steigen, statt einfach nur hinzuschauen und ein weiteres „Sanktionspaket“ „auf den Weg zu bringen“ – während doch auch im Außenministerium bekannt sein dürfte, dass Sanktionen entweder nicht viel nützen oder eher der Zivilbevölkerung als der Regierung schaden? Warum nicht auch dem Iran mal kräftig die Beine wegschlagen und dafür sorgen, dass er sich davon nicht wieder erholt, statt das immer nur in Richtung Russland zu rufen? Im Übrigen kumpelt der Iran mit Russland, was also hindert unsere Amazone im Ministerium?

Womöglich das, was bereits Claudia Roth dazu veranlasst hatte, zum Besuch bei den Mullahs brav ein Kopftuch anzulegen. Es gibt eine seltsame und unselige Zurückhaltung besonders von sich zum Feminismus bekennenden Frauen, das zu benennen, was Frauen im Iran unterdrückt und Migranten in Deutschland gewalttätig gegen westliche „Schlampen“ werden lässt: der Islam.
Doch nein, verkündete Annalena Baerbock im September 2022, auf dem Höhepunkt der Proteste gegen das Mullahregime, „bei allem Respekt vor kulturellen und religiösen Unterschieden. Wenn die Polizei, wie es scheint, eine Frau zu Tode prügelt, weil sie aus Sicht der Sittenwärter ihr Kopftuch nicht richtig trägt, dann hat das nichts, aber auch gar nichts mit Religion oder Kultur zu tun.“

Angesichts von so viel weltfremder Verbohrtheit wackelt der Elefant im Raum mit dem Rüssel.
Woher diese Verblendung? Fürchtet frau sich vor dem Vorwurf der „Islamophobie“ oder gar des „antimuslimischen Rassismus“, etwas, das mindestens so schlimm, ach was; schlimmer als Antisemitismus sein soll? Eine Religion ist eine Rasse? Wenn das Feminismus sein soll, dann wünscht man sich dringend toxische weiße Männer an der Spitze des Außenministeriums.

Was ist los mit den Feministinnen? Plausibel wäre ja noch, Angst zu haben vor militanten Islamanhängern, die schon mal jemandem die Kehle durchschneiden, den sie unislamischer Umtriebe verdächtigen, ich denke an den französischen Lehrer Samuel Paty, der im Oktober 2020 auf offener Straße enthauptet wurde. Vielleicht liegt es auch daran, dass Muslime Respekt einfordern, Mohammed-Karikaturen zu einer Fatwa führen können, während sich viele christliche Würdenträger offenbar selbst nicht mehr ernstnehmen und nichts dabei finden, wenn ihr Glaube lächerlich gemacht wird.

Und nicht zuletzt erinnere ich mich an Debatten, in denen deutsche Feministinnen der Ganzkörperverschleierung positiv anrechneten, dass sie die Konkurrenz unter Frauen abschaffe. Andere wiederum verniedlichen muslimische Kleiderordnungen als Mode, die Frauen sich freiwillig antun, und meinen, dass Kopftuchtragen ein Ausdruck von Freiheit sei.

Vielleicht hat Michel Houellebecq recht. Vielleicht wünscht sich manch emanzipierte westliche Frau „Unterwerfung“: endlich nicht mehr kämpfen müssen, um Anerkennung oder den vor allem bei Sozialdemokratinnen so begehrten Aufsichtsratsposten. Endlich morgens keine aufwendige Arbeit mehr am Gesicht, kein Hadern mit der aus dem Leim gegangenen Figur, einfach nur in der Küche stehen und für den Herrn und seine anderen Frauen kochen – das wär’s. Endlich Ruhe.
Den Frauen im Iran allerdings droht Grabesruhe.

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Kommentare ( 59 )

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59 Comments
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Ralf Poehling
9 Monate her

Was klar dass der Backlash kommt. Mit zivilem Widerstand allein wird man das Problem kurzfristig nicht abstellen. Die alte Generation im Iran muss entweder wegsterben, oder der Widerstand im Volk muss derart dauerhaft und groß werden, dass die Chefetage freiwillig das Weite sucht.

Peter Silie
9 Monate her

Die Gutmenschenideologie mit ihrem Regenbogen und ihrer Hybris produziert unendlich viele Widersprüche. Und ihre Protagonisten stoßen sich noch nicht einmal daran. Jeder halbwegs normale, halbwegs intelligente Mensch würde es an den zahllosen Widersprüchen zerreißen.

Axel Fachtan
9 Monate her

Unter dem Hijab, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste alle Sorgen sagt man blieben darunter verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein. — Persien hat eine reiche vorislamische Kultur, auf die es immer noch zurückgreifen kann. Die Jugend dort möchte nicht von hässlichen alten Männer drangsaliert werden. Persien hatte 1953 eine funktionierende Demokratie. Die ist von CIA und Briten weggeputscht worden, weil denen Öl wichtiger war als Demokratie. Die Situation ist den Verbrechen der USA und der Briten von 1953 geschuldet. Niemals wären die Mullahs an die Macht gekommen, wenn nicht… Mehr

verblichene Rose
9 Monate her

Ganz ehrlich? Der Iran und sämtliche RÜCKSTÄNDIGE Staaten gehen mir sonst wo vorbei! Komisch ist aber, dass man, wenn man denn von diesen Staaten erfährt, man immer nur von FRAUEN hört! Nun, in meinem Leben wird Frauen gerade eine Sonderrolle zugestanden, wogegen meine Einstellung spricht, mit der mir meine Frau dennoch sehr häufig den Mund verbietet. Und Überraschung: ich höre ihr zu! Entweder sind also Europäische Männer Schlappschwänze, oder sie mögen Frauen! Dazwischen gibt es für mich absolut nichts! Und was eine “Frau” Baerbock betrifft, so werde ich es bis zu meinem “Dahingehen” dabei belassen, manche Menschen einfach zu ignorieren!… Mehr

Moses
9 Monate her

Außenministernde“ – was für eine Brillanz. Danke Frau Stephan.

Irdifu
9 Monate her

Die Forderungen nach Kopftuch und schwarzer Kutte wird sich nach der
Eisschleckaffäre für Frauen in der Öffentlichkeit nicht lang auf sich warten lassen . Wenn die Mohameds solch schmutzige Gedanken beim Anblick einer Frau beim Eis essen haben , kein Wunder wenn die
Vergewaltigungen zunehmen , die denken nur an das EINE , ist auch in allen Städten zu beobachten , Kinderwagen ohne Ende . Mit arbeiten hat das weniger zu tun .

Dorothee
9 Monate her
Antworten an  Irdifu

Die Eroberung und letztendliche Auslöschung des Westens durch a) die brutale Gewalt der Moslems gegenüber der einheimischen Bevölkerung, Morde, Messerstechereien usf., b) ihre totale Demoralisierung durch tägliche Massenvergewaltigungen – und c) die demografische Gewalt, die uns durch die dauerschwangeren Kopftuch-Traegerinen angetan wird. Schon jetzt sind im Schnitt über 50 % der Kinder in Schulen Moslems, in Großstädten bis zu 100 %. Es ist ein Krieg –

verblichene Rose
9 Monate her
Antworten an  Dorothee

Ein Krieg muss erklärt werden!
Haben Sie den Mut dazu?
Nun, ich mache gerade ganz andere Erfahrungen.
Meine „deutschen“ Mitbürger haben nämlich ganz offensichtlich MIR den Krieg erklärt, indem sie einem sog. Fachkräftemangel ABSOLUT NICHTS entgegen zu setzen haben.
Machen Sie sich also locker!
Die meisten Opfer sind IGNORANTE und DEVOTE Deutsche!
Also ich kann das ganze Desaster gänzlich entspannt weg lächeln.
Es trifft nämlich immer und ÜBERALL den Richtigen!

Last edited 9 Monate her by verblichene Rose
wackerd
9 Monate her

Baerbock und Genossinnen sind genau so verlogen wie alle der roten und grünen Kommunisten. Wenn es um Gratismut geht, sind sie sofort geifernd dabei. Was den Iran anbetrifft und messermordende EINMANN und JUNGMANN hingegen, da schauen sie weg. Gewalt gegen Frauen in muslimischen Ehen wird relativiert, von tausendfacher jährlicher Genitalverstümmlung u.a. von afrikanischer Volksgruppen an Mädchen selbst in Deutschland will man nichts wissen. Aber in Afrika Geld rausschmeißen, damit Toiletten (!) in Dorfmitte aufgestellt werden, einfach rational nicht mehr zu begreifen.

Weisheitszahn
9 Monate her

Man muss einfach mal antizipieren, wie viele Muslime es inzwischen in Deutschland gibt und in welchen zum Teil einflussreichen Positionen bzw. wie gut vernetzt dank diverser (und das natürlich nicht im LGBQSL-Sinn) „Deutsch“-türkischer, -afghanischer und was weiß ich nicht -muslimischer Kooperationen (oder vielleicht eher schon Korporationen?) die Muslime hier längst sind. Zwar gibt es noch keine muslimische Partei, aber der politische Islam ist längst an den Schalthebeln von Politik und Medien angelangt. Und da wird knallharte Lobbyarbeit im eigenen Sinne gemacht: durch Netzwerken, Familien-Nachzüge oder Nazikeule, wie es halt gerade passt. KEINE Bärbock und auch keiner von den anderen „Alt“Parteien… Mehr

Last edited 9 Monate her by Weisheitszahn
Sonny
9 Monate her

Baerbock weiß in Wirklichkeit doch gar nicht, wie es ist, als Frau maximal unterdrückt zu sein. Und anscheinend ist ihr das auch völlig egal.
Dieses Islam-Thema wird für sie erst interessant werden, wenn sie selbst einer Massenvergewaltigung zum Opfer fallen würde, weil diese Islamisten Frauen als Selbstbedienungsladen betrachten.
Vorher jedoch interessiert Baerbock die Sklavenhaltung der Frau im Islam einen Sch…dreck.

Last edited 9 Monate her by Sonny
wackerd
9 Monate her
Antworten an  Sonny

Wenn eine grüne und/oder linke Frau eine Vergewaltigung durch einen Migranten erleidet, macht sie in erster Linie sich selbst Vorwürfe, dann relativiert sie das mit überall herrschender weißer männlicher Toxizität und kritisiert fortan alle, die ihren Fall „instrumentalisieren“. Das Ende vom Lied: Sie erträgt es brav und entwickelt ihre ureigene „feministische“ Sicht der Dinge.

Irdifu
9 Monate her
Antworten an  Sonny

Richtig , die Göre kümmert sich lieber um Sch…..häuser in Nigeria

fatherted
9 Monate her

Die Feministische Außenpolitik von Frau Baerbock findet da schnell ihre Grenzen….so scheint es. Hat eigentlich Herr Steinmeier dem Mullah Regime im Iran dieses Jahr wieder zum „Staats-Geburtstag“ gratuliert? Man hört so gar nichts.