Ein Plädoyer für christliche Werte

Der selbstgefälligen, aufgeblähten, vermeintlichen moralischen Überlegenheit der Bundesregierung muss ein Ende gesetzt werden. Ihre falsch-verstandene Toleranz ohne Werte bringt uns nur immer näher an den Abgrund.

Die Trotzphase ist eine der gefürchteten Phasen in der Kindererziehung: Alles wird hinterfragt. Was die Eltern sagen, wird kategorisch abgelehnt. Die Reaktion auf nahezu jede Situation: Purer Trotz. Schreien. Quengeln. Wild mit Armen und Beinen strampeln. Die gute Nachricht: Diese Phase geht – früher oder später – vorüber.

Auch die Ampelregierung macht gerade so eine Trotzphase durch: Sie will mit den Werten und Traditionen, die unser Land über Jahrhunderte geprägt und geformt haben, brechen. Mit dem Christentum will man nichts mehr zu tun haben. Doch der Ausgang dieser Trotzphase ist ungewiss: Geht sie vorüber oder ist sie vielleicht erst der Beginn eines großangelegten Plans?

Die Häufung der Vorfälle macht skeptisch – ja mehr noch:

Neues von der Bundesheimatministerin
SPD-Politikerin Faeser will „Heimatbegriff umdeuten“
Da ist zunächst die Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die den Heimatbegriff „positiv umdeuten“ und neu definieren möchte, so dass „er offen und vielfältig ist“. Man merke: Heimat ist für die Heimatsministerin ein negativer Begriff, der einer Umdeutung in einem „weltoffenen“ Sinne bedarf, damit er nicht exkludierend, sondern inkludierend wirken kann. Ein fataler Heimatbegriff, den die Ministerin da im Sinn hat. Und gewiss nicht der Heimatbegriff, den die überwiegende Mehrheit der Deutschen so vertreten würde.

Weiter im Text: Im Sommer drücken die Ampelkoalitionäre das Selbstbestimmungsgesetz durch den Bundestag, dass Geschlechtsangleichungen erleichtert und sich vom klassischen Familienbild verabschiedet. Weg von der Familie, hin zur „Verantwortungsgemeinschaft“ – wie auch immer diese aussehen soll. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz soll „geschlechtliche Vielfalt“ anerkannt werden, schreibt das Familienministerium auf seiner Webseite. Was genau das sein soll, bleibt unklar.

Übergriffigkeit des Staats
Die Zerstörung des Geschlechts ist die Zerstörung des Privaten
Und noch infamer könnte der Ruf kaum sein, der schreit, Schwarz-Rot-Gold ist nicht weltoffen genug. Wir brauchen neue Farben, neue Werte, neue „goldene Kälber“. Und dafür muss alles weg, was alt und überkommen, was nicht „weltoffen“ und nicht „vielfältig“ ist.

In der vergangenen Woche wurde uns eindrucksvoll verdeutlicht, was das ist: Alle christlichen Bezüge passen augenscheinlich nicht mehr in das Weltbild der neuen, woken Bubbles in der Berliner Politik.
Daher muss, wenn man der Kulturstaatsministerin Claudia Roth folgt, die Inschrift an der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums – ein Bibelzitat, das 1854 von Friedrich Wilhelm IV. eigens ausgewählt worden war – temporär überblendet werden. Und eines ist klar:

Einmal überblendet, kann es auch direkt ausgeblendet werden. Alles natürlich im Dienste der „Weltoffenheit“. „Woke“ Bürger hätten unlängst erkannt, dass die Bibelinschrift nicht mehr zeitgemäß sei, nicht zum weltoffenen Berlin und seinem Humboldt-Forum passe.

G7-Gipfel in Münster
Kreuz und Bibel wandern in die Grüne Tonne
Den nächsten Fauxpas leistet sich das Protokoll im Auswärtigen Amt – dem Ministerium der deutschen Chef-Diplomatin Annalena Baerbock. Als vergangene Woche die G7-Außenminister in Münster zusammentreffen, wird mehrfach die historische Kulisse betont:

Im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses, in dem 1648 der Westfälische Frieden geschlossen und damit der Konfessionsstreit beigelegt sowie grundlegende Regeln des heutigen humanitären Völkerrechts etabliert wurden, diskutieren heute die Außenminister der sieben führenden Industrienationen über den Frieden in der Welt.

Nur ein Detail fehlt: Das Ratskreuz aus dem Jahr 1540 wurde aus dem Saal entfernt. Zwar verurteilte die Grüne Ministerin das Vorgehen später, ist aber als Hausherrin hierfür verantwortlich.
All diese Beispiele bilden einen Offenbarungseid: Scheinbar haben führende Politiker der Ampel-Regierung ein Problem mit der christlich-abendländischen Tradition unseres Landes und möchten diese durch eine neue, weltoffene Philosophie ersetzen.

Dabei vergessen sie aber, dass die Tradition und Kultur unseres Landes kleine bloße, graue, halbvergessene Vergangenheit ist, sondern vielmehr Quelle unserer Identität und unserer Werte.

Claudia Roth
Die Kulturstaatsministerin im Kampf gegen die Kultur
Es geht nicht um die Trennung von Staat und Religion, die ich als Anhänger des Laizismus im Übrigen befürworte. Das Christentum ist vielmehr identitätsstiftend für unser Land und seine Kultur:
Wir sind gegründet auf das christliche Menschenbild, das alle Religionen gleichermaßen annehmen können, da es von Würde, Freiheit und Selbstbestimmtheit sowie von Eigenverantwortung des Individuums und Solidarität der Gesellschaft ausgeht. Diese Werte sind urchristliche Werte, die sich beispielsweise in den Sozialprinzipen der katholischen Kirche widerspiegeln.

Wer die christliche Quelle dieser Werte verleugnet, der verleugnet unsere Werte als solche. Und das ist nicht hinnehmbar.

Der selbstgefälligen, aufgeblähten, vermeintlichen moralischen Überlegenheit der Bundesregierung muss ein Ende gesetzt werden. Ihre falsch-verstandene Toleranz bringt uns nur immer näher an den Abgrund.

Mit jeder weiteren Axt, die sie an die Wurzeln unserer Identität anlegt, bedroht sie die Leistungsfähigkeit unseres Landes: Auch bei Blättern eines Baumes sieht man nicht sofort, wenn die wurzeln kranken. Doch sind diese einmal durchtrennt, dann stirbt der ganze Baum ab – es bleibt nicht als Fäulnis zurück.

Baerbock lässt Kreuz entfernen
Der grüne Kulturkampf gegen unser Erbe
Ich denke wir müssen zurück zu den Wurzeln: Das Menschenwürdeprinzip, auf das unsere Verfassung gegründet ist, impliziert Toleranz und Solidarität und das nicht trotz, sondern gerade wegen seiner christlich-jüdischen Urquelle. Das muss endlich auch die Bundesregierung anerkennen.

Wir brauchen keine Umdeutung, keine Gleichmacherei, die einem bedingungslosen Konformismus folgt und in absurden Vorschlägen, wie bedingungs- (und leistungs-) losem Grundeinkommen mündet. Wir brauchen eine Renaissance unserer Werte, wie ich sie schon so oft gefordert haben – jetzt vielleicht dringender als je zuvor.

Ich stehe auf dem Boden unserer Verfassung, auf dem Fundament des Grundgesetzes: Einer wehrhaften und im besten Sinne weltoffenen Verfassung, die die Verantwortung eines jeden Einzelnen erkennt und sowohl seine individuelle Freiheit als auch seine Gemeinschaftsverpflichtetheit sieht und beschreibt.

Ein letztes Wort der Warnung sei an dieser Stelle gesagt: Wer nach allen Seiten offen ist, der ist mit Sicherheit nicht mehr ganz dicht.

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Kommentare ( 7 )

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libelle
1 Jahr her

Zunächst einmal Dank für die Darstellung der grausigen gesellschaftlichen Zustände welche durch Roth‘s schamlose kulturfeindliche Aktion nur erst sichtbar und auffällig werden, für Menschen die diese Entwicklung nicht mit wachen Sinnen verfolgten. Aber, es muss auch einmal mit der falsch verstandenen Interpretation von Toleranz aufgeräumt werden. diese heißt ja nicht, dass wir etwas gutheißen müssen, sondern trotz Ablehnung dies hinnehmen. Es muss weiterhin aufgeräumt werden mit dem Glauben, dass der Verfall unserer Werte von den Linken und Grünen und bei der Kombination herbeigeführt oder verursacht wird – er wird durch deren willkürliches Agieren nur sichtbar gemacht. Das Gegenteil ist der Fall,… Mehr

69
1 Jahr her

Wo sind wir nur hingekommen, wenn ein Politiker, mit Migrationshintergrund,
ich vermute mal daß Herr Tipi Moslem ist, sich für die Erhaltung der christlichen
Kultur, einsetzen muß.

Innere Unruhe
1 Jahr her

Ein sehr guter Text! Vielen Dank dafür. Dem kann man nur hinzufügen, dass eine starke eigene Identität gegen Minderwertigkeitskomplexe und somit Radikalisierung und Hass schützt. Ich meine damit keine Überhöhung der eigenen Identität über die anderen, sondern das starke Selbstbewusstsein, was man ist und wo die eigenen Wurzeln liegen. Nur Menschen, die eine positive Beziehung zu ihrer Heimat, Volk und Staat haben, können nachvollziehen, wie es ist, wenn jemand anders eines davon verliert. Menschen, die sich ihrer Identität sicher sind, haben es nicht nötig, sich mit anderen zu vergleichen. Sie können gut nebeneinander existieren, ohne Konkurenz. Was ich allerdings nicht… Mehr

Ralf Poehling
1 Jahr her

Ich halte „christliche Werte“ mittlerweile für schwierig. Die Christen sind historisch gesehen eine sektierische Abspaltung des Judentums, die die Juden als Verräter ansieht, andauernd auf Erlösung durch die Wiederkehr des Heilands nach irgendeiner Apokalypse wartet, anstatt selbst etwas für sich zu tun. Und dann sind sie auch noch durch Kaiser Konstantin im Jahre 313 zur Staatsreligion erhoben worden, was sie durch den jeweiligen Staat, in dem sie offiziell anerkannt sind, steuerbar gemacht hat. Muss man sich da noch über den nicht enden wollenden Antisemismus wundern? Nein. Und nein, die ist kein einseitiges Christenbashing, denn der Islam hat das selbe Problem.… Mehr

Biskaborn
1 Jahr her

Herr Tipi, Respekt und Anerkennung für diesen hervorragenden Text! Nur bitte welchen Beitrag leistet Ihre Partei, die von Ihnen skizzierten Forderungen klar und deutlich an die Ampel zu richten? Ich erkenne da nichts! Nein, ganz im Gegenteil man unterstützt die Ampel noch oder enthält sich jeder Kritik. Warum? Angst vorm Grünen Mainstream und panische Angst mit solchen Forderungen nach Rechts und noch viel schlimmer in die Nähe der AfD gerückt zu werden! Insofern, nochmals, guter Betrag aber mit Ihrer Partei nichts zu machen alles nur Makulatur!

Ananda
1 Jahr her

Vor allem die freche Ausplünderung der Bürger für irgendwelchen Schicki Micki Popanz muss ein Ende haben, gepaart mit blanker Häme für das politikverursachte Leiden der Bevölkerung.

fatherted
1 Jahr her

In einer sozialistischen Öko-Diktatur sind christliche Werte nicht mehr notwendig. In dieser neuen Ordnung wird höchstens noch dem Klima-Gott gehuldigt.