Blackbox KW 13/2016

Der Frühling ist da! Und schon haben auch wir Beziehungsthemen im Angebot. Dazu ein paar Terroristen, Spaßvögel, sogar einen Bademeister. Und verteidigen seit Neuestem nicht nur unsere Freiheit am Hindukusch sondern auch unseren Humor am Bosporus.

Was müssen unsere Humorberufenen da doch dem Erdogan dankbar sein! Endlich schreit mal einer auf, nimmt sie ernst! Erregt genießen die Scherzbolde das Schulterklopfen des Feuilletons, die Unterstützung der Politik-Kommentatoren, Abteilung Ausland. Wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch und unseren Humor am Bosporus. Nä, watt hamwa jelaat!

Witzischkeit kennt keine Grenzen

Natürlich darf Satire alles. Die Mächtigen anpinkeln, auf dass die laut und empört aufschreien. Gegen die Mächtigen im eigenen Land, die Merkels und Maas’, die Gaucks und Gabriels, die Trickser und Täuscher, sollten unsere Satiriker ihre Giftpfeile schießen. Tun sie aber nicht, unsere Staats-Humoristen. Sie kühlen ihr Mütchen an der AfD oder am Pegida-Besucher oder am Sachsen schlechthin. Oder an einem Russen, einem Ami und einem Türken. Das ist sicheres Bühnen-Terrain.

Der Terrorschreck ist irgendwie verflogen. Die Nacharbeit wird den Predigern und Pfaffen überlassen, Bischöfin Käßmann, dem Kölschen Franziskus, dem frommen Bodo aus Thüringen.

Kein Vergleich zum Aufwand, den man seinerzeit bei den Terroristen der RAF betrieben hat. Maschinengewehrbewaffnete Polizisten streiften noch durchs kleinste Dorf. Vielleicht, weil es die RAF auf Politiker und Industriekapitäne abgesehen hatte.

Apropos große Bosse. Beziehungsstress muss sogar ein IS-Chef ertragen. Dessen Ex will in Europa leben, und hat manch Despektierliches über ihren Alten zu berichten. So etwa, dass sie ihm nie zugetraut hätte, mal Terrorchef zu werden. Ja, darf die denn das? Die Scheidungsregeln scheinen etwas lasch in KillerCountry.

Apropos Beziehungsstress. Der fromme Ted Cruz, das Republikaner-Kreuz gegen Donald Trump, soll jede Menge Geliebte (gehabt) haben. Behauptet der „National Enquirer“, so eine Mischung aus „Bild“ und „Lügenpresse mit Elvis-lebt-Geschichten“. Auf jeden Fall „endorsed“ Enquirer-Chef Pecker damit seinen alten Kumpel Donald.

Spiegel-Leser wussten früher mehr, heute alle anderen: Nämlich, dass der Spiegel gar nicht so toll ist, sondern überheblich und überschätzt. Haben die Redakteure selber herausgefunden und dann der Konkurrenz gesteckt. 61 Seiten voll bitterer Erkenntnisse und Selbstanklagen. Spiegel-Leser wollten das eigentlich gar nicht wissen, und Spiegel-Gegner wussten’s eh.

Neues von unserer Partei für die, welche wo schon länger hier leben

An Zahlen, die die Welt verändern, bastelt SPD-Mitglied Manfred Güllner mit seinem Forsa-Institut. Güllners SPD „stagniert“ zwar, aber am Horizont taucht ein Lichtstreif auf. Denn: der allerallerbeliebteste Politiker in Deutschland ist – Walter Steinmeier! Nanu? Von dem war die letzten Monate doch überhaupt nichts zu sehen oder zu hören! Was mögen Güllners Befragte nur gedacht haben? Wer nichts macht, kann auch nichts falsch machen? Oder will Genosse Manfred Siggis „Projekt 18“ (die SPD als kleine Kuschelpartei) nicht kampflos akzeptieren? Und bringt einen anderen Jockey ins Gespräch.

Niedersachsens MP Stephan Weil hält hingegen stramm am SPD-Kurs „Nie wieder Volkspartei“ fest. Er erwägt die Einführung muslimischer Feiertage in seinem Bundesland und will das Kopftuchverbot an Schulen wieder lockern.

Schöne neue Welt

Wer trägt die Schuld an explodierenden Einbruchszahlen? Die offenen Grenzen? Eine schlagartige Verbrecher-Vermehrung? Die überforderte Polizei? Mitnichten, der Überfallene ist selbst schuld! „Der Schutz meines Eigenheims ist nicht Aufgabe der Polizei“ titelte das Handelsblatt und ließ das vom Chef einer Unternehmensberatung für Sicherheitsleistung ausführlich erklären. Vor „Schengen“ war er lange Jahre bei der Polizei, damals wäre so ein Security-Unternehmen wohl nicht halb so lukrativ gewesen.

Berthold Schmitt, Vorstandschef der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e.V., also so eine Art Ober-Bademeister von Deutschland, weiß, dass Belästigungen von Frauen und Mädchen durch traumatisierte Flüchtlinge, wenn überhaupt, dann nur Einzelfälle sind, also eigentlich nur in der „Lügenpresse“ vorgekommen sind. Viel schlimmer sei, dass die meisten Flüchtlinge nicht schwimmen könnten. Deshalb schlägt er Bildungsgutscheine für integrative Schwimmkurse vor. Aber auch wenn in den Bädern bisher überhaupt nichts vorgefallen ist, hat Schmitt schon mal von einer Künstlerin Bildchen malen lasse, wo mit einer roten Karte erklärt wird, dass Belästigungen nicht so erwünscht sind.

Nun sind unsere Flüchtlinge großenteils überhaupt nicht oder falsch registriert, da kann keiner erwarten, dass sie schon statistisch als Schwimmer oder Nichtschwimmer erfasst wurden. Oder als Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer. Nur so viel ist sicher: Verursacht ein Flüchtling einen Unfallschaden, darf der Geschädigte selber zahlen, denn versichert sind Flüchtlinge nicht. (Außer in Miesbach am Tegernsee, da hat die Gemeinde das erledigt, „wegen des sozialen Friedens“.)

Wenn Musa aus Mönchengladbach oder Ali aus Hannover nach Syrien reisen, dann darf man davon ausgehen, dass sie ein Terrorcamp besuchten, eine Menge IS-Schweinereien gelernt haben und jetzt noch unsympathischer sein werden als wohl schon vorher.

Warum die überhaupt – oft unbehelligt – zurück dürfen, das fragt sich mancher, der schon länger hier lebt. Generalbundesanwalt Peter Frank weiß zwar, dass viele Rückkehrer „Blut an den Händen“ haben, aber leider, leider könne man ihnen nichts nachweisen, weil „Kooperation im Wege der Rechtshilfe“ mit den Behörden in Syrien und im Irak so gar nicht gut liefe.

Nur Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung könne man den Terroristen vorwerfen. Nun, erstens ist das doch schon mal was. Und zweitens könnte sich der zuständige Minister ja mal ein paar gescheite und passende Gesetze einfallen lassen. Schwachsinnige Gesetzentwürfe kann er doch schon.

Die Terrorseite scheint juristisch jedenfalls bestens gerüstet zu sein. So hat der Massenmörder von Brüssel denselben Star-Anwalt wie einst der Kinderschänder Dutroux.

Heiko der Woche

Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen müssen, dass wir Menschen mit Migrationshintergund bei unserer Preisverleihung benachteiligen. Deshalb geht der „Heiko der Woche“ dieses Mal an Aiman Mazyek, der in einem n-tv-Interview forderte, Zeitungstitel wie „Terror im Namen des Islam“ dürften in Zukunft nicht mehr geduldet werden. Sie wissen schon, wegen dem Wasser. Und den Mühlen der Rechtsextremen.

P.S.: Diese Kolumne eignet sich nicht für Nachrufe. Wir wollen aber zitieren, was Guido Westerwelle uns quasi nachgerufen hat: Vergesst das Lachen nicht!

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