In der nach links tendierenden Hansestadt verliert die Habeck-Partei kräftig. Eventuell fliegt sie aus der Regierung. SPD-Bürgermeister Tschentscher darf sich seinen Partner aussuchen.

Als der Vorsitzende der damals noch Konservativen in der Hansestadt Jürgen Echternach hieß, höhnte der nie um einen Kalauer verlegene Herbert Wehner: „In Hamburg kommt die CDU echt danach.“ Bei der Wahl am Sonntag stimmte das nicht mehr so ganz. Zwar landete die Unionspartei nach der ersten ARD-Prognose mit 19,5 Prozent sehr deutlich hinter den Sozialdemokraten des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher, der 33,5 Prozent holte – ein deutlicher Verlust zu 2020, als die SPD fast 40 Prozent bekam, aber nach wie vor Platz eins.
Allerdings schob sich die CDU diesmal vor die Grünen, die spektakulär von ehemals 24,2 auf 17,5 Prozent abstürzten. Beim ZDF-Trend von 19 Uhr liegen CDU und Grüne zwar deutlich näher beieinander – aber auch hier führt die CDU mit 20 Prozent mit 0,2 Prozent vor dem Konkurrenten. Darin hatte die eigentlich interessante Frage des Hamburger Wahlkampfs bestanden: Wer kommt auf Platz zwei?
Die traditionell schmalbrüstige CDU der Freien und Hansestadt verdoppelte immerhin fast ihr miserables Resultat von 2020, damals gerade 11,2 Prozent. Sie könnte damit die rot-grüne Rathauskoalition ablösen. Entscheiden muss nun Tschentschers SPD, die über das Privileg der Partnerwahl verfügt – anders als die Union im Bund. Verglichen mit den Verlusten bei der Bundestagswahl von fast 10 Prozentpunkten hält sich Tschentschers Minus von 5,7 Prozent noch in Grenzen.
Das liegt offenbar an der Person des Ersten Bürgermeisters: Nach Daten der ARD erklärten 31 Prozent der Wähler, dass sie die SPD vor allem wegen ihm ankreuzten. Zu seinem relativ wirtschaftsfreundlichen Kurs würde es passen, die CDU als neuen Partner einzuwechseln – zumal die sich ihre Chancen nicht durch eine zu große Eigenwilligkeit bei den Koalitionsverhandlungen verderben dürfte.
Für den herben Verlust der Grünen unter Wissenschaftssenatorin Katarina Fegebank gibt es mehrere Gründe: zum einen natürlich das schlechte grüne Bundestagswahl-Ergebnis, der Verlust der Regierungsbeteiligung im Bund und die Frustration über die desaströse Ampel-Bilanz. Aber auch die Lustreise der Justizsenatorin Anna Gallina auf Malta inklusive Hummeressen auf Fraktionskosten im Jahr 2020 und der beherzte private Griff von Gallinas früherem Lebensgefährten Michael Osterburg in die grüne Fraktionskasse dürften vielen im Gedächtnis geblieben sein – zumal Gallina ihren Posten behalten durfte.
Für die Grünen markiert das Hamburger Ergebnis einen weiteren Schritt auf dem Weg nach unten – zumal, wenn auch noch der Gang in die Opposition bevorstehen sollte. Bitter fällt das Resultat für sie vor allem deshalb aus, weil Hamburgs Wählerschaft mehrheitlich nach links tendiert. Immerhin holte die Linkspartei offenbar gerade wegen ihrer Radikalisierung zu einem autoritär-sozialistischen Verein diesmal 11,5 Prozent, mehr noch als vor fünf Jahren, als sie mit 9,1 Prozent abschnitt.
An der Elbe wiederholt sich nun offenbar der gleiche Vorgang wie schon zur Bundestagswahl: Unter dem Eindruck eines auch von den Grünen befeuerten Endkampfs gegen einen vermeintlich drohenden Faschismus wandern etliche Wähler von den Grünen zur radikaleren Linkspartei, also der Kraft, die die entsprechenden Parolen immer noch lauter und schriller vortragen kann als Habecks Partei.
Die AfD gewann in der Stadt, in der sie noch nie viele Stimmen holen konnten, gut drei Prozentpunkte auf 8,5 Prozent dazu. Dass die FDP klar draußen blieb, erfüllt die allgemeinen Erwartungen und selbst die der Freidemokraten. Bevor sie sich nicht deutlich in die eine oder andere Richtung sortieren, bleibt ihnen wahrscheinlich überall nur ein Platz in der Rubrik ‚Sonstige‘.
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Hamburg zahlt seit langem (Finanzausgleich).- Ich verstehe die Begeisterung für Tschentscher auch nicht. Er lässt die Grünen machen, bleibt im Hintergrund, signalisiert eine grenzenlose Weltoffenheit, die die Stadt nicht problemlos leisten kann. Zudem hat er bereits mangelndes Demokratieverständnis gezeigt (Maßnahmen gegen den Bürgerwillen). Zu erwähnen auch ‚cum ex‘. Er wirkt „cool“ und souverän: Das zieht. Hamburg hatte mal gute spd-Zeiten, z. B. mit Klose und Vorscherau. Mit Grün: Ein linkes Gemurkse. Zugegeben: Hamburg funktioniert einigermaßen, aber die Gesinnung der Bürger ist nach links gerückt.
Sinnbildlich für den real existierenden Geisteszustand in HH ist deren Energiepolitik.
Das modernste Kraftwerk gesprengt – die uralt Kohle Kraftwerke in Wedel (Bj 1961) und Tiefstack (Bj 1991) laufen weiter. Das nennen die Hamburger modern und progressiv.
Das Tafelsilber – der Hafen – verramscht an China und italienische Reederei. Hapag Lloyd nutzt Wilhelmshaven. Das modernste Container Terminal gefangen hinter einer sanierungsbedürftigen Brücke .. aber dort wird nur noch mit erneuerter Energie (Lüge) Umschlag gemacht.
Ach und Aurubis hält Ausschau nach USA und Bulgarien.
Ok, noch irrer ist es in Berlin und Bremen.
Ergänzung: HEW an Schweden verscherbelt, um die Kassen zu füllen. Den Arbeitnehmern gereichte der Verkauf sehr zum Nachteil. Das Geld war im Nu „verbraten“.
Als gebürtiger Hamburger kann ich da nur völlig resigniert sagen: „Ich gebe auf!“ Also, liebe Hamburger. Weiter so. Der Jungfernstieg wird einmal jährlich umgegraben, aber abends darf man sich dort nicht hin trauen. Und dann noch der sog. Lückenschluß, der nichts anderes bedeutet, als daß Hamburg weiter zu betoniert wird. Naja, wem’s gefällt. Ach ja, wenigstens die Integration funktioniert hier bestens. Allerdings erst, nachdem ich gelernt habe, mit meinen Kunden mit Händen und Füßen zu sprechen. Also in so einer Art Gebärdensprache 😩 Das schlimme aber ist, daß das geflügelte Wort „nach mir die Sintflut“ von mir nicht mehr in… Mehr
Ein einziges Konglomerat falscher Vorstellungen zwischen Unternehmertum und dem roten Prekariat, was sich früher in großer Gegensätzlichkeit zwischen Kommunisten und Sozialisten bekämpft haben und nach der Kapitulation 1945 in zwei unterschiedlichen Staaten erneut gegeneinander stand. Das waren die Anhänger von Thälmann aus Hamburg, welche die kommunistische Weltanschauung vertreten haben um sich mit den Sozialisten um die Vorherrschaft zu schlagen, wo sie sich anschließend in der DDR zu manifestieren und die Sozialisten, die von Altkommunisten wie z.Bsp. Wehner beeinflußt wurden den Westen beackert haben und dieses Sammelsurium von Kräften hält bis heute an, wobei aus deren Sicht die Schwarzen nicht annähernd… Mehr
Nicht, daß ich der CDU nahe stehen würde, aber hier einer ihrer Wahlsprüche aus 1972 (!), der aktueller nicht sein kann: Die SPD ist gescheitert! Jetzt hat der Wähler das Wort. Die SPD hat ihre Chance gehabt. Sie hat sie vertan. Sie scheiterte an Problemen, die sie selbst verschuldet hat: Hausgemachte Inflation / Zerrüttete Staatsfinanzen / Leere Versprechungen / Wachsende Unsicherheit / Zurückgetretene Minister und Staatssekretäre. Als jemand, der 1963 in Hamburg geboren wurde, fühlte und fühle ich daher, daß ich bei den jeweiligen Wahlen absolut nichts falsch gemacht habe. Das wäre nur der Fall gewesen, wenn ich jemals der… Mehr
Und nun macht sich auch in Hamburg, als großes Nest von zumeist illegalen Zuwanderern deren Bemühungen um scheinbare Barmherzigkeit durch Rot und Dunkelrot erst so richtig bezahlt, indem diese eifrig die Kommunisten und Sozialisten wählen und damit bestätigt sich jede Vorhersage, was passiert, wenn man nicht locker läßt, die Deutschen auf diese Art zu dezimieren und das freundlich lächelnd bis ein genehmes neues Volk entstanden ist und der Konservatismus nicht mehr störend wirkt, denn deren Kulturkampf ist noch lange nicht beendet und nimmt gerade wieder an Fahrt auf, was völlig unverständlich ist und gegen die eigenen Bürger im Grunde genommen… Mehr
Mit 62 J. zu alt? Aber ich verstehe wohl, was Sie meinen. Alte Gewohnheiten gibt man nicht so einfach auf, und die „Umstände“ bedeuten eine zu große Hürde. Dann die Frage: Ist es woanders wirklich besser? Es gibt viel an Hamburg zu kritisieren aber auch Gutes. Mit den Missständen versucht man sich zu arrangieren.
die Hamburger sind also nicht sehr lernfähig. Wie kann man denn den SPD Mann wählen, einen der schärfsten Coronamaßnahmenvertreter? Aber das scheint generell ein Problem zu sein Palmer und Söder sind ja genauso hoch angesehen.
Klar, leichter Absturz der Grünen aber immer noch 17,5% und dann die Linke über 11% , da fehlen einem die Worte, was ist los in Hamburg, eine tieflinke Großstadt, wäre da eher mein Fazit
gestern hab ich mir die Wahlergebnisse kurz in der ARD angeschaut. Da waren die deutlichen Verluste der Grünen bereits sichtbar. Dennoch betonten die Wahlanalytiker , dass sich die Hamburger eine Fortsetzung von rot/grün wünschten. Das hätten Umfragen nach den Wahlen so ergeben.
„Das hätten Umfragen nach den Wahlen so ergeben.“
Ich weiß nicht, ob Ihnen ein Witz gelingen sollte. Aber er ist Ihnen mit den „nach den Wahlen“ gut gelungen 😉
Es ist wohl eher so gemeint, dass Wahlanalytiker das behaupten, obwohl es sich so nicht bewerten lässt. Wer sind „die Hamburger“? Allerdings wählte die Mehrheit ‚links‘.
ARMUTSZEUGNIS
Es ist schon bodenlos, wenn man sieht, wie Stimmenverluste von 6% bei der SPD als „Wahlsieg“ umgedeutet werden und man sich als „erleichtert“ gibt. Dass die ehemals stolze Hansestadt heute total verrottet zu sein scheint ist bitter. Die Buddenbrooks jetzt auch in Hamburg. Der Verfall einer Stadt, in der die SPD abgewirtschaftet hat, aber weiter regiert, und in der sich (wie in Berlin auch), die Linksradikalen immer mehr breit machen.
Man fragt sich echt wie es mit unserem Land so weit kommen konnte!
> Die AfD gewann in der Stadt, in der sie noch nie viele Stimmen holen konnten, gut drei Prozentpunkte auf 8,5 Prozent dazu.
Ich hätte mir gewünscht, dass die AfD anstelle der Woken Union sich verdoppelt – ähnlich der Bundestagswahl. Unwahrscheinlich in der Stadt der linkswoken Magazine? Gestern hörte ich im Bus in meiner Stadt tief im Westen, wie zwei alte Leute sehr kritisch redeten – vermutlich AfD-Wähler wie ich seit ein paar Jahren. So viel kann man in Hamburg nicht verdienen, dass man von der Realität verschont bleibt.
Hamburg ist gespalten. In den wohlhabenden Gebieten wird grün und schwarz gewählt (besonders grün). Die ideologisierte Jugend wählt grün und links. In gewachsenen, „nomalen“ Stadtteilen mit inzwischen hohem Ausländeranteil hat die AfD zweistellige Ergebnisse erzielt, und in allen Stadtteilen hat die cdu (die in Hamburg nicht so woke ist) dazugewonnen. Die spd hat in Hamburg Tradition, hält sich hartnäckig. Zugpferd Tschentscher hält die rote Karre am Laufen. Leider.
Zitat: „Entscheiden muss nun Tschentschers SPD, die über das Privileg der Partnerwahl verfügt“ > Naja, so wie von Tschentscher (SPD) in Interviews zu hören war, will er auch weiterhin mit den Grünen röteln, grüneln, wokeln und murkseln. Und was an den Tschentscher so toll sein soll das man ihn deshalb wählen tut, ist mir ein Rätsel. Soweit ich ihn in auch in den letzten Interviews gehört habe, ist auch er nur ein Schönwetterredner. So scheint Tschentscher zum Beispiel auch beim bezahlbaren Wohnraum für die schön länger hier lebenden und für die Älteren und Alten scheinbar gar keine Probleme zu sehen… Mehr
Danke für die treffende Beurteilung! Was die Hamburger an Bürgermeister Tschentscher finden, verstehe auch ich nicht. Mir fällt nicht ein, wofür er zu loben wäre. Seine ruhige, unaufgeregte Art verdeckt alle Defizite, so scheint es. „Schönwetterredner“: Das passt. Auch spreche ich ihm die notwendige Kompetenz ab. Die Forderungen der Grünen nickt er ab. In puncto Migration müsste er allmählich mal die Reißleine ziehen. Stattdessen lautet seine Devise: Weiter nach Standorten für Flüchtlingsunterkünfte suchen. Etc.. – Mit der cdu würde nie freiwillig koalieren. Die ist ihm zu rechts, und außerdem gegen das Mammutprojekt ‚Oberbillwerder‘, das Bergedorf ablehnt. – Ja, die Schill-Partei… Mehr
Zitat: „In puncto Migration müsste er allmählich mal die Reißleine ziehen. Stattdessen lautet seine Devise: Weiter nach Standorten für Flüchtlingsunterkünfte suchen“ > Ja, da stimme ich Ihnen absolut zu: „die Reißleine ziehen“. Doch aus Sicht von Tschentscher: bloß nicht die Grünen verärgern und sich mit Hamburgs Linken anlegen. Und wenn sich der Karren dann vollends im Morast festfährt, sollen dann doch die nächsten den Karren wieder rausziehen. Er selst tritt dann aus altersgründen oder so ab. Mit der Schill-Partei und deren damals aus dem Stand erreichten 17%, da ist ja auch bemerkenswert, dass die damalige Situation viel weniger schlimm war… Mehr
Viele Hamburger empfanden damalsdie Kriminalität als beängstigend. Crash-kids, Morde, Aufenthalt von Tätern des ‚11.9.‘ in Hamburg etc.. Da war einiges im Argen. Kriminalität jenes Ausmaßes war neu. Im Laufe der späteren Jahre stumpften die Bürger ab. Kriminalität, Zuwanderung etc. gehören seit langem zur „Tagesordnung“. Die Mehrheit der Hamburger ist zufrieden mit ihrer Lebens-Situation; die Unzufriedenen wählen die AfD, die Linken und tw. die cdu. Tschentscher ist beliebt, weil er geräuschlos agiert und für die 35% der Wähler nicht unbequem ist. Die Grünen liegen auf seiner Linie, weil er selbst grünlinks gepolt ist. Und richtig, die Grünen sind für ihn einfach… Mehr
Was die damalige Kriminalität und so betraf: Ja, da haben Sie recht. Jetzt wo Sie es sagen, fällt es auch mir wieder ein, zBsp: Crash-Kidys machen Abenteuerurlaub in Finnland. Es stimmt, es lag (auch) damals tatsächlich einiges im Argen. Doch wie Sie auch richtig sagen: „Im Laufe der späteren Jahre stumpften die Bürger ab“. Den „Erfolg“ sehen und hören wir nun heute.
Ich bin heute im Alter wahrlich froh und dankbar, dass ich vor allem als Kind und als junger Heranwachsener auch noch ganz bewußt das Hamburg zwischen 1960/70 und 1980/90 erleben durfte.