Von Brüssel nach Luxemburg: Von der Leyen gönnt sich für 212 Kilometer einen Privatjet

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen flog gemeinsam mit EU-Ratspräsident António Costa und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am vergangenen Freitag im Privatjet von Brüssel nach Luxemburg – und wieder zurück: eine Strecke, die mit dem Auto in zweieinhalb Stunden zu bewältigen gewesen wäre.

Imago/ Martin Bertrand

Wie Paula Pinho, Chefsprecherin der EU-Kommission, am Montag erklärte, sei der Flug von Brüssel nach Luxemburg hin und zurück notwendig gewesen, um alle vier hochrangigen Teilnehmer – inklusive Luxemburgs Premierminister Luc Frieden – trotz eng getakteter Terminkalender zu den Feierlichkeiten anlässlich des Schuman-Tages zu bringen.

„Die drei Präsidenten wollten gemeinsam mit Premierminister Frieden an der Gedenkfeier teilnehmen. Aufgrund der Zeitpläne aller Beteiligten war ein Charterflug die einzige Möglichkeit, ihre gleichzeitige Anwesenheit sicherzustellen“, so Pinho. „Es war eine außergewöhnliche Situation“, fügte sie hinzu, „und natürlich ging es auch deutlich schneller als mit dem Auto.“

Widerspruch zum eigenen Klimaziel

Der Vorfall sorgt erneut für Kritik – vor allem angesichts der Tatsache, dass die EU in ihren politischen Leitlinien klimafreundlichen Verkehr und die Reduktion institutioneller Emissionen propagiert. Der Einsatz eines Privatjets für eine derart kurze Strecke wirkt da wie ein Widerspruch zur eigenen Klimapolitik.

Schon in der Vergangenheit wurden EU-Spitzen wegen ihrer Flugreisen hinterfragt. Im März 2023 berichteten Medien wie Bild und Spiegel, dass Ursula von der Leyen in zwei Jahren 57 Mal mit Privatjets unterwegs gewesen sei.

Auch António Costa geriet bereits als portugiesischer Premierminister unter Druck, als er im Juni 2023 für eine Reise nach Brüssel ein Militärflugzeug der portugiesischen Luftwaffe nutzte. Kritiker warfen ihm vor, der Flug könnte auch privaten Zwecken gedient haben – was die Regierung jedoch entschieden zurückwies.

Und auch der frühere Ratspräsident Charles Michel machte Schlagzeilen: Laut einer Recherche von Politico nutzte er im Jahr 2022 bei 28 von 46 Auslandsreisen gecharterte Flüge, darunter zu den UN-Klimagipfeln COP26 und COP27.

Keine eigene EU-Flugflotte – aber öffentliche Empörung

Im Gegensatz zu vielen Nationalstaaten verfügt die EU über keine eigene Flugzeugflotte für offizielle Reisen. Stattdessen wird auf Linienflüge oder Chartermaschinen zurückgegriffen – was zwar praktisch sein mag, aber regelmäßig öffentliche Debatten auslöst. Besonders dann, wenn Reisen über wenige Hundert Kilometer mit dem Jet erfolgen, während man gleichzeitig auf Bahnfahren, Carpooling und Emissionsvermeidung pocht.

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Kommentare ( 36 )

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36 Comments
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wolfro
1 Monat her

Wie soll es auch funktionieren. In Brüssel sitzen viele Beamte, sehr gut besoldet, die den ganzen überlegen, was könnte der Bevölkerung nach an Abgaben, Steuern oder sonstigen Beschwerden aufgelegt werden. Und dies ist harte Arbeit wie die Bürger schwitzend erfahren. Da kann man nicht erwarten, dass man seinen Terminkalender richtig pflegt. Übrigens bis zum Flughafen mussen sie mit dem Wagen fahren, dann fliegen. Autofahren ist schneller, aber da kommt man ja mit den gebeutelten Bürger in Berührung.

Manfred_Hbg
1 Monat her

Zitat: „Im Gegensatz zu vielen Nationalstaaten verfügt die EU über keine eigene Flugzeugflotte für offizielle Reisen. Stattdessen wird auf Linienflüge oder Chartermaschinen zurückgegriffen – was zwar praktisch sein mag, aber regelmäßig öffentl……“

> Na, man ma kene Sorge; Alleine schon nur um die öffentlchen Debatten aus’m Weg zu gehen/räumen, wird sich auch EU-Brüssel mit seinen grünlinken Pseudodemokraten früher oder später eine eigene Flugzeugflotte(inkl Hubschrauber für „Kurz-Kurzflüge“) zulegen.

Haba Orwell
1 Monat her

> Im Gegensatz zu vielen Nationalstaaten verfügt die EU über keine eigene Flugzeugflotte für offizielle Reisen.

Gut beobachtet. Wenn Trump von Katar einen Jumbo Jet als Air Force One geschenkt bekommt, müsste doch das Ukrostan für die vielen Milliarden der EUdSSR-Gensek ein Flugzeug schenken? Wie kann sich sonst die EUdSSR als Weltmacht betrachten?

Das größte Flugzeug der Welt AN-225 würde sich geradezu anbieten, leider ist das Ding im Krieg abgebrannt.

eifelerjong
1 Monat her

Der Schuman-Tag, also der „Europatag“, wird alljährlich am 9. Mai begangen.
Was hinderte diese 3 Kasper daran, ihn bereits im Voraus in Ihrem Terminkalender einzuplanen.
„Die drei Präsidenten wollten gemeinsam mit Premierminister Frieden an der Gedenkfeier teilnehmen. Aufgrund der Zeitpläne aller Beteiligten war ein Charterflug die einzige Möglichkeit, ihre gleichzeitige Anwesenheit sicherzustellen“
Welch dumme Begründung für den Pöbel. Pöbel

Uferlos
1 Monat her

Brüssel – Luxemburg < 200km Entfernung am Grosskreis
Initial Heading 138.6°(SE)
Magnetic Heading: 136.0°(SE)
Distance Total: 188 km
BRU (50°54’05″N 4°29’04″E) LUX (49°37’24″N 6°12’16″E) 188 km

Quelle: Greater circle map: http://www.gcmap.com/

joly
1 Monat her

Tja unsere Elite schöpft aus dem Vollen. Wie war das mit dem Deutschen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches? Der hockte auf nem Gaul und ritt von einer Pfalz zur anderen, weil er keine adäquate Unterkunft hatte. Das gemeine Volk konnte ihn sehen und ansprechen.
Aber vdL hatte Pech – ihr Vierbeiner wurde vom bösen Wolf gefressen. Und mit unsereins will Madame Hochwohlgeboren seit sie nie vom Volk gewählt wurde nicht mehr verkehren; wenn sie es je getan hat.

lauterbachleugner
1 Monat her

Allüren wie Louis XIV.
von der Leyen – Reine-Soleil.

ozweip
1 Monat her
Antworten an  lauterbachleugner

Soviel Strahlkraft wie der Sonnenkönig hat U.v.d.L dann doch nicht. Ich würde sie eher mit Louis XVI vergleichen, der übrigens im Januar 1793 durch die Guillotine auf der Place de la Concorde aus dem Leben schied.

rainer erich
1 Monat her

Der Hinweis auf den “ Brot – und Kuchenspruch“ liegt nahe. Der Neofeudalismus, neosozialistisch garniert, gehoert zu den Konstanten, jedenfalls in bestimmten Gesellschaften, die mal mehr, mal etwas weniger aufgeführt werden. Zusammen mit anderen, dazu passenden ismen. Es gibt Laender, da ist er Teil der speziellen Psychokultur. Die Herrschsftsformen in diesen Laendern sind nicht zufaellig aehnlich und changieren zwischen Monarchie, Diktatur und Fassadendemokratie, dazu eine Aristokratie in unterschiedlichen Ausprägungen, einer demokratisch fragwürdigen Bourgeoisie und der mehr oder weniger ochlokratischen Unterschicht. „Richtige, gefestigte Demokraten“ findet man in diesen Laendern eher selten. Leute wie vdL und andere repräsentieren die Verfasstheit dieser Gesellschaften.… Mehr

Der Person
1 Monat her

Als Leiterin des Sekretariats des Zentralkomitees der Demokratischen Partei der Europunion beweist Genossin von der Leyen einmal mehr, daß sie sich ihre kostbare Zeit effektivst einzuteilen vermag! FrEUndschaft!

ozweip
1 Monat her

Die gesamte EU ist ein SB-Laden. Mir hat es genügt, die Wellnesstempel der EU in Luxemburg und Brüssel selbst zu sehen. Ist schon beeindruckend, was man sich dort alles gönnt. Häufig wird die Gattin oder der Gatte gleich mal dort auf einem kleinen Posten mit untergebracht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Meine Patentante war Sekretärin bei der Kommission und starb 2015. Als Erbe, hatte ich Einblick in die Vermögensverhältnisse. Die Ruhebezüge waren stattlich hoch mit etwa 8.500 Euro. Sie hatte vorher dauerhaft doppelte Bezüge als Deutsche, die in Brüssel lebt. Ein solches Gehalt kriegt hier nicht mal ein Beamter… Mehr

Last edited 1 Monat her by ozweip
joly
1 Monat her
Antworten an  ozweip

Bei mir klappt da das Messer in der Tasche auf. Wenn man diese Typen Schmarotzer nennen würde – man würde wohl glatt nach Bamberg zum Hexenprozess gebracht.