Museumsleitung plante Klebeaktion mit falschen Klimaextremisten

Nachdem die frei erfundene Klimaaktivistin Anabel Görlach-Bennani vor allem bei deutschen Museen auf große Resonanz stieß, wurde ihr ein Zoom-Gespräch mit einer Führungskraft des Wiener Weltmuseums angeboten. Abschluss der Investigativreportage.

Nachdem wir in Teil 1 die größtenteils fruchtlosen Versuche dokumentierten, europäischen Museen legitime Fragen zum Schutz ihrer Gemälde zu stellen, und in Teil 2 die weitaus erfolgreichere Anfrage einer von uns erfundenen Klimaaktivistin bei den selben Museen dargestellt wurde, steht in Teil 3 das große Finale auf dem Programm.

TE-Investigativ Teil 1 von 3:
Angriffe von Klimaextremisten – „Na und?“
Denn während einige europäische Museen – vor allem in Deutschland – mit größter Bereitwilligkeit seitenweise Dokumente zu ihren Klimaschutzbestrebungen an die von uns erfundene Klimaaktivistin Anabel Görlach-Bennani übermittelten, beschloss man in Wien, die Angelegenheit mit einem persönlichen Telefonat mit einer der führenden Persönlichkeiten der Wiener Museumslandschaft zu krönen.

Doch eins nach dem anderen. Mitten in die letzte Fragerunde unserer Aktivistin  trudelte die verspätete Antwort aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum (KHM) ein. Darin erfuhr Anabel, dass der KHM-Museumsverband (zu dem auch das Weltmuseum zählt – früher bekannt als das Völkerkundliche Museum) mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde. Prämiert wurden dabei Bemühungen wie die Umstellung der Beleuchtung im Museum auf energiesparende LED-Lampen, sowie die 100-prozentige Nutzung von Ökostrom, der laut Pressebericht „keine CO2-Emissionen“ produziert. Also abgesehen von den bei der Herstellung von Windrädern oder PV-Anlagen anfallenden Emissionen, sowie bei deren Unterhalt, Stromumwandlung und eventuellen Speicherung in „umweltfreundlichen“ Batteriezellen.

Dazu organisiert das KHM ideologische Veranstaltungen, die bevorzugt im bereits erwähnten Weltmuseum stattfinden. In den Presseberichten wimmelt es nur von Reizwörtern und Jargon. „Künstler*innen, Aktivist*innen und Forscher*innen“ hinterfragen dabei „gängige Narrative“, der Kolonialismus und die heilsame „Dekolonisierung“ lauern hinter jeder Ecke und selbstverständlich kommt auch die „Klimakatastrophe“ nicht zu kurz. Einmal geht es um „kulturelle Aneignung“, dann wieder widmet sich ein ganzer Raum der „postapokalyptischen Welt aus Sicht einer Wasserpflanze“. Dazwischen findet sich immer wieder der Wunsch nach „einer besseren Zukunft“, zu deren Realisierung man sogar auf „indigene Kosmologie“ zurückgreifen müsse. So feiert der einst verpönte „edle Wilde“ dank der politisch-korrekten Umgestaltung altehrwürdiger Museen doch noch ein Comeback. All das natürlich gefördert aus EU-Geldern des „Creative Europe“-Programms.

Auf der Suche nach einer Anabel

Damit aber nicht genug, denn eine Führungskraft des Weltmuseums hatte Interesse bekundet, „mit Mitgliedern der ‚Letzten Generation‘ in Kontakt und Dialog zu treten“. Anabel, die lediglich aus frechen Forderungen und einer Gmail-Adresse bestand, wurde also zum gesuchten Gesprächspartner der Wiener Museumsleitungen.

Da ich aber keine vorzeigbare Anabel hatte, probierte ich den Austausch schriftlich fortzusetzen. Doch das KHM beharrte hartnäckig auf einem Telefonat. Dieses sollte „einfach einmal ein kennenlern-gespräch sein“ [Kleinschreibung original], die Führungskraft des Weltmuseums würde sich „gern mal eure standpunkte und ideen anhören“, hieß es aus der Presseabteilung. Es bestehe der Wunsch „ein forum für den diskurs zum thema klimaschutz zu bieten“.

Ich brauchte aber Zeit, um eine Anabel zu finden. So meinte ich, Anabel hätte an einem der vorgeschlagenen Termine ein Seminar nachzuholen, da sie im letzten Semester zu viel protestiert hatte und ein andermal konnte sie nicht wegen einer Studienreise in die Toskana. Stattdessen schlug ich eine Aktion vor:

„Ein Projekt, an das ich schon länger denke, wäre, dass wir mal gemeinsam mit Museen ein paar gemeinsame Aktionen machen könnten, mit Vorträgen über das Klima, aber gerne auch mit jemandem vom Museum, die über die Rolle vom Klima in der Kunst was erzählen könnte. Wichtig wär halt, dass das Ganze Aktionscharakter hat, vielleicht sogar wie eine Art Flashmob für Museumsbesucher. Mein Freund ist digitaler Lichtdesigner und arbeitet ganz viel mit KI, der könnte z.B. mit ein paar Lichtprojektoren die Wände in einem Museumssaal bestrahlen und man könnte dann den rapide ansteigenden Meeresspiegel an die Wand projizieren. Ich hab das schon mal in einem unserer Räume an der Uni gesehen, das ist ein sehr heftiger Effekt, man hat wirklich das Gefühl, man kommt unter Wasser. Am Besten hat man dazu auch noch ein paar Lautsprecher, die das mit entsprechenden Geräuschen verstärken.“

Die Entwicklung dieses Projektvorschlags nahm ungefähr so viel Zeit in Anspruch wie das Schreiben der Email an das KHM. Nichtsdestotrotz ist es wohl kaum noch verwunderlich, dass auch dieser Vorschlag auf positive Resonanz stieß. Die Ansprechpartnerin im KHM dankte mir für meine „tollen ideen und gedanken!“ Es seien „genau diese themen und gedanken, die uns auch als museum wieder beschäftigen, vor allem, wie kann man die menschen wirklich involvieren, und was können wir als museum dazu beitragen, diesem wichtigen thema klimaschutz mehr raum zugeben?! Die aktion klingt total spannend und ich denke, das wird auch [die Führungskraft des Weltmuseums] bestimmt interessieren, und ich denke, dass [die Führungskraft] genau über solche möglichkeiten gerne mit dir mal sprechen möchte.“

Angesichts solcher Begeisterung und totaler Aufgabe jeglicher Orthographie setzte ich alles in Bewegung, um doch noch eine Anabel zu finden und wurde fündig: Samira Kley, die als Mitglied der Frauenrechtsinitiative „Lukreta“ bereits Erfahrungen mit Aktivismus gesammelt hatte, erklärte sich bereit, in die Rolle von Anabel zu schlüpfen. Dafür an dieser Stelle ein großes Dankeschön!

Das Gespräch

TE-INVESTIGATIV TEIL 2 von 3:
Wie Deutschlands Museen Klimaextremisten hofieren
Am 10. Februar war es dann endlich soweit. Kurzfristig schloss ich mich in Hawaiihemd und Bandana vom Kik als Mitaktivist Thorben Kühnelt dem Gespräch an und zeichnete dies auf. Die Führungskraft begann unser Gespräch mit einer Reflexion über die Zukunft des Museumsbetriebs. Auf offensichtliche Ablehnung stieß dabei vor allem das Humboldt-Forum, ein „barockes Protzschloss“, das „nicht nur inhaltlich und politisch, sondern auch energietechnisch“ nicht funktioniere. Im Gegensatz zu deutschen Museen, so die Führungskraft, sehe man den Kolonialismus nicht nur als „symbolisches Problem“, sondern als „aktuelles Problem, bei dem es nicht nur um Rassismen geht, sondern um die Zerstörung unserer Umwelt“, denn „Öl als Energiequelle ist undenkbar ohne Kolonialismus“.

Als es um die Frage ging, was klimaschädlicher sei, der Transport von Kulturgütern oder der Tourismus, um diese Kulturgüter in Paris zu sehen, sagte ich mit meiner neugefundenen Expertise als Klimaextremist voraus, dass der Individualtourismus in den nächsten 10 Jahren ohnehin aufhören müsse, worauf ich von der Führungskraft reichlich Zustimmung erhielt: „Nur die Leute, die schon Privatflugzeuge haben, werden auch weiterhin mit Privatflugzeugen unterwegs sein.“ Das versteht sich natürlich von selbst.

Dem gegenüber steht allerdings der persönliche Verzicht auf Individualmobilität. Als ich auf „Freunde“ verwies, denen es „gut tat“, kein Auto mehr zu haben, da sie nun viel fitter wären, weil sie „mit dem Lastenfahrrad zur Arbeit“ fuhren, sagte mir die Führungskraft, dass auch sie „dazu gehöre“.

Frust bereitete der Führungskraft aber die Schwierigkeit, Mitarbeiter (wie zum Beispiel die Kuratorin einer der oben erwähnten Ausstellungen) davon zu überzeugen, nicht von Berlin nach Wien zu fliegen, sondern mit der Bahn zu fahren. Im Gegensatz zur Führungskraft ziehen offensichtlich viele Vertreter des Kunstbetriebs es vor, Wasser zu predigen und Wein zu trinken. „Die hat mich angesehen, als wäre ich vom Mars“, so die Führungskraft. Ähnliches gilt für „viele Museen“, die sich „jenseits der Feigenblattpolitik“ wenige Gedanken zum Klimaschutz gemacht hätten.

Weiteren Frust bereitete die Burghauptmannschaft, jener Träger ehemaliger kaiserlicher Gebäude in Wien, der die Errichtung von Solaranlagen am Dach der Neuen Burg aus Gründen des Denkmalschutzes verhinderte. „Das sieht man von unten nicht“, räumte die Führungskraft ein, doch dieses Argument würde von der Burghauptmannschaft regelmäßig „abgeschmettert“. Denn Österreich habe zwar einen „grünen Präsidenten“ (Alexander van der Bellen kandidierte allerdings offiziell als parteiunabhängiger Kandidat; Hinweis des Autors), der dieses Thema in seiner Angelobungsrede deutlich ansprach und sich damit die Bewunderung der Führungskraft erwarb, doch die Burghauptmannschaft sei „schwarz, oder türkis, wie das diese Woche auch heißen mag“ (ÖVP) besetzt und dort setze man auf „Erdgas und Öl“. Die Führungskraft erinnerte sogar an den Skandal rund um Karin Kneissl, die bei ihrem Geburtstag „vor Putin auf die Knie ging“. Allerdings war Karin Kneissl kein Mitglied der ÖVP, sondern parteilose Außenministerin, die von der FPÖ nominiert wurde, der Geburtstag war ihre Hochzeit, und das „auf die Knie gehen“ war ein traditioneller Knicks als Aufforderung zum Tanz. Details am Rande.

Zusammenarbeit mit der Letzten Generation? „Absolut, warum nicht?“

Bezüglich der „Aktionen“ der „Letzten Generation“ gab die Führungskraft zu Protokoll, „erstaunt“ gewesen zu sein, dass eine Kollegin von einem anderen Wiener Museum die Aktionen „komplett abgelehnt und quasi als Terroristen-Aktionen bezeichnet hat“.

„Ich glaube, wenn Museen überhaupt relevant sein wollen, müssen sie mindestens ein Forum bieten für diese Diskussionen und nicht relativieren“, so die Führungskraft. „Ich hätte eher Befürchtungen vor Copycat-Leuten [Nachahmern], aber nicht vor Aktivisten, die gezeigt haben, dass Kunst und Kulturinstitutionen auch ihre Rolle zu tragen haben.“

Die Führungskraft berichtete von einem angedachten Projekt, bei dem der gesamte Museumsbetrieb auf seine Nachhaltigkeit durchleuchtet werden sollte. Dafür sollte ein eigens erstelltes „Kernteam“, zu dem wir als Mitglieder der „Letzten Generation“ eingeladen wurden, ein Konzept erarbeiten, wie Museen künftig klimaneutral gestaltet werden könnten.

Da wollten wir natürlich auf Nummer sicher gehen. „Sie könnten sich also vorstellen, dass Sie uns in Ihre Überlegungen zum Klimaschutz mit einbeziehen, dass Sie also konkret mit uns zusammenarbeiten würden?“, fragte Anabel. „Absolut. Ja, absolut. Ich meine, warum nicht? Egal wo man auf dieser Welt lebt, das ist das brennende Thema“, bestätigte die Führungskraft.

Auf die Frage, wie man mit etwaiger Kritik aus dem „konservativen“ und „rechten“ Lager umgehen würde, meinte die Führungskraft, dass es davon abhinge, „was man genau macht“, wobei man aber schon „ein bisschen ein dickes Fell haben müsse“. Im „schlimmsten Fall“ könnte der Vertrag der Führungskraft gekündigt werden, davor habe sie aber keine Angst, da sie dieses Szenario letztlich doch für sehr unwahrscheinlich hält. Ein „weniger schlimmer Fall“ wäre, dass die Chefin solch ein Projekt in diesem Jahr nicht ins Museum bringen würde, aber das hinge davon ab, „wie man es ihr verkauft“.

Und wenn Museumsbesucher das nicht wollen? „Na und?“

„Mein Ansatz für dieses Museum ist, dass wir die schwierigen und heiklen Themen besprechen müssen. Sonst haben wir auch nicht unseren Auftrag erfüllt. Das geht von Rassismus, zu Restitutionen, zu Klima, zu Gewalt… dafür sind wir da.“ Auf die Nachfrage, ob die Führungskraft eventuell negative Reaktionen von Museumsbesuchern fürchten würde, folgte die lapidare Antwort: „Na und?“ Die Führungskraft argumentierte im Gegenteil, dass „das Publikum, das in unser Museum kommt, darauf hofft, von uns diese Themen zu sehen“, und eben nicht „ein reines, ästhetisches Erlebnis komplett distanziert von aktuellen Themen sehen will.“

Auf meine Frage, wie es denn budgetär aussähe, um die Mitarbeit der „Letzten Generation“ an solch einem Museumsprojekt zu ermöglichen, bestätigte die Führungskraft, dass sie dafür externes Geld beantragen müsse, doch gäbe es zumindest einen Posten von 7500 Euro, die für Projekte unter dem Sammelbegriff „Decolonising the collection“ („Die Sammlung dekolonisieren“) reserviert sind. Weitere Mittel müssten extern beantragt werden, wozu aber eine grundsätzliche Bereitschaft bestand. Dabei dachte die Führungskraft an gemeinschaftliche Anträge mit deutschen Partnerinstitutionen, zum Beispiel bei der Gerda Henkel Stiftung, oder bei Siemens, wobei die Führungskraft pflichtbewusst einräumte: „ja, ich weiß, das ist problematisch, weil die alle ihr Geld mit sowas machen und Greenwashing [das Freikaufen von ökologischer Schuld durch Förderung grüner Initiativen] ist natürlich ein Thema“, aber zumindest weigerte sich die Führungskraft, mit OMV (Österreichischer Mineralölverband) oder mit Shell ins finanzielle Boot zu steigen.

„OMV möchte sich natürlich einkaufen, aber ich habe gesagt: ‚In dem Moment, wo ich euch als Förderer einlasse, springen mir die ganzen Partner und Künstler:innen ab, weil das für sie nicht in Frage kommt und für mich auch nicht‘.“

Tipps zum Ankleben in Museen von Führungskräften der selbigen

Nun war der Moment für Anabel gekommen, um darauf hinzuweisen, dass „wohlgesonnene Mitarbeiter:innen“ in anderen Museen uns in der Vergangenheit Tipps zukommen ließen, wo man sich besonders gut ankleben könnte, bzw. wo nicht. Dieser Hinweis entlockte der Führungskraft bereits ein Lächeln. Auf die Frage, ob man solche Tipps nicht auch von der Führungskraft erhalten könnte, antwortete diese bedacht mit einem verklausulierten Hinweis, der direkt aus dem Pakt der Brüder Karamasow in Dostojewskis gleichnamigem Roman stammen könnte:

„Ist die Frage, ob man sich hier irgendwo ankleben könnte? Da muss ich vorsichtig sein, ich kann für sowas natürlich kein grünes Licht geben, das kann ich leider (!) nicht. Ich glaube, wenn die Frage wäre, wo im Weltmuseum man sich am Besten ankleben könnte, dann gäbe es Leute, die diese Frage indirekt beantworten könnten. Ja, es gibt bessere und schlechtere Orte. Was wäre das Ziel, in diesem Kontext das zu tun? Ich frage es ganz offen, denn es geht um eine Außenwirkung und die Nachricht muss funktionieren.“

Hier hakte ich nach und verwies auf den pazifischen Raum und die dortigen Inseln, die vom Klimawandel bedroht sind, eine Botschaft, die in bisherigen Klebeaktionen nur wenig thematisiert wurde – zumindest behauptete ich das. Dies griff die Führungskraft dankbar auf:

„Sagen wir so. Wenn man diese Aktion macht, dann muss es mit Leuten aus Ozeanien gemacht werden. Denn ich glaube, wenn weiße Leute in dieses Museum kommen und möglicherweise ‚sacred [heilige] Objekte‘ aus Hawaii für diese Botschaft gebrauchen und Leute aus den Herkunftsgesellschaften nicht mit drin sind, schickt es eine schwierige Botschaft und könnte als übergriffig gelesen werden. Wenn jemand aus Hawaii dabei ist – und es gibt Menschen hier, mit denen sie das besprechen könnten – dann sieht’s ganz anders aus. Denn die koloniale Geschichte dieser Objekte ist ja, dass diese ins Museum gekommen sind, zum Teil angeeignet durch Prozesse, die wir am Anfang der Diskussion besprochen hatten, als Werkzeuge einer Gesellschaft, die sich als weiß versteht und als weiß verstanden werden wollte, um ein Weltbild zu vermitteln. Ich glaube, wenn das nicht überwunden wird durch diese Aktion, dann hat man ein Problem. Das heißt, das Sinnbild dieser Aktion, wenn es dort stattfinden sollte – und ich kann das natürlich nicht genehmigen, etc. – kann nicht ein weißes Sinnbild sein.“

Als ich der Führungskraft daraufhin versicherte, dass es selbstverständlich nicht in unserem Interesse lag, „post-koloniale Strukturen“ – die mit einem Nicken bestätigt wurden – zu perpetuieren, wiederholte die Führungskraft die Einladung an uns zur Zusammenarbeit:

„Aber wie gesagt, ich bin absolut bereit mit Ihnen ein Projekt aufzusetzen, ich kann Ihnen kein grünes Licht für solch eine Aktion in den Vitrinen geben – Sie verstehen, was ich meine. Aber sollte man solch eine Aktion in ethnologischen Museen unternehmen, würde ich wirklich dringendst raten, das mit Leuten aus den jeweiligen Regionen gemeinsam zu machen und zu planen. Das hat dann eine ganz andere Resonanz, ehrlich gesagt.“

Zum Abschluss stellte Anabel noch einmal das von mir in 5 Minuten erdachte Projektionsprojekt ihres Freundes vor, worauf wir erfuhren, dass externe Projekte als Regel nur übernommen würden, wenn sich im Haus jemand des Projekts annehmen würde. Allerdings würde es dafür „durchaus Interesse geben“, Anabels Freund möge doch einfach mal den Projektvorschlag per Email schicken. Auch im KHM könnte es Interesse geben, solch ein Projekt auf Verbandsebene umzusetzen.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Untersuchung mögen für Viele nicht überraschend gewesen sein, doch das sich im Rahmen der Reportage entwickelnde Ziel bestand nicht so sehr in überraschenden Aufdeckungen, sondern in der faktischen Bestätigung dessen, was man bereits zuvor vermutet hatte. Ähnlich wie bei den Twitter-Files belegen die Erfahrungen im Austausch mit Europas Museen unter verschiedenen Vorzeichen, dass die Vermittlung des historischen Kulturschatzes Europas zugunsten einer vollkommen durchideologisierten und durchpolitisierten Instrumentalisierung von Kunst zurückgetreten ist.

Diese ideologische Vereinheitlichung überstimmt dabei auch jeglichen qualitativen Anspruch. Gründlich erarbeitete Fragen eines Journalisten landen bei gefühlter ideologischer Distanz entweder sofort im Mülleimer, oder werden mit geringschätziger Genervtheit kurz abgewimmelt, während gleichzeitig einer lediglich aus einer Gmail-Adresse bestehenden, plus erfundenen Aktivistin Anabel Görlach-Bennani eine Audienz bei einer musealen Entscheidungsträgern gegeben wird.

Aus dem Gespräch mit der Wiener Führungskraft geht auch hervor, dass die Museen nicht nur die ideologische Nähe zu den Extremisten der „Letzten Generation“ verspüren, sondern aktiv die Zusammenarbeit mit ihnen suchen und bereit sind, sich für die Finanzierung gemeinsamer Projekte einzusetzen. Klebeaktionen können zwar nicht offiziell abgesegnet werden, aber deren hypothetische Planung in „unausgesprochenem Einverständnis“ fand dennoch statt. Konservative Politiker werden dabei beiläufig über einen Kamm geschoren und die potenzielle Ablehnung von Seiten konservativer Museumsbesucher wird achselzuckend mit einem „Na und?“ abgetan. Die Indifferenz, ja Abscheu, des Führungspersonals der Museen zu jenem Publikum, das in der Bewahrung der Kulturgüter unserer Geschichte vor allem die Wahrung des „Wahren, Guten und Schönen“ sehen, könnte nicht deutlicher sein.

Einschränkend muss gesagt werden, dass aber auch hier nicht alle Länder Europas über einen Kamm geschoren werden dürfen. Zwei der bedeutendsten Museen Südeuropas (Prado & Uffizien) hatten auf meine ursprüngliche Anfrage detailliert geantwortet, während im Gegenzug kein südeuropäisches Museum auf die Anfragen von Anabel reagierte. Der Osten Europas zeigte sich insgesamt sehr verschwiegen in diesen Fragen. So verläuft, wie in vielen politischen Fragen, auch hier die politische Trennungslinie quer durch Europa, indem Westeuropa, Deutschland und Österreich dem woken Zeitgeist hinterherhecheln, bis hin zur erniedrigenden Anbiederung an vermeintliche Aktivisten, während sich im Süden und Osten Europas noch Bastionen des gesunden Menschenverstands erhalten. Diese gilt es zu verteidigen und von ihnen zu lernen.


Nicht alle Mitarbeiter im Kunst- und Kulturbetrieb sind glücklich mit diesen Entwicklungen, doch viele, die dieser kulturellen Hegemonie nicht zustimmen, fürchten um ihre Arbeit und ihr soziales Umfeld, wenn sie auf solche und ähnliche Missstände hinweisen. Erfahren Sie ähnliche Ungeheuerlichkeiten in ihrem Theater, Museum, Opernhaus, Filmset, etc.? Dann wagen Sie den Schritt und nehmen Sie Kontakt mit uns auf, weisen Sie uns auf diese Missstände hin, damit wir für Sie den Finger auf diese Wunde legen können. Gerne behandeln wir Ihre Informationen mit der größtmöglichen Diskretion und Anonymität. Doch wagen Sie es, das Schweigen zu brechen, damit wir den Kunst- und Kulturbetrieb wieder darauf ausrichten können, wofür wir die Kunst lieben gelernt haben: Das Wahre, Gute und Schöne! David Boos

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Kommentare ( 37 )

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37 Comments
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Ralf Poehling
1 Jahr her

Museen werden durch Steuergelder finanziert. Steuergelder werden vom Staat eingenommen und der jeweiligen Regierung verteilt. Und diese Verteilung wird meist an eine politische Erwartungshaltung der Regierung geknüpft. Eine Erwartungshaltung, die natürlich oftmals nicht öffentlich ausgesprochen, aber indirekt hinter den Gardinen eingefordert wird. Museen haben ein ähnliches Problem, wie auch der Sicherheitsapparat: Sie werden von der Politik aus gesteuert. In die gewünschte Richtung. In Diktaturen sagt der Diktator offen, in welche Richtung es gehen soll. In „Demokratien“ wird das Volk in die gewünschte Richtung geködert. Und zwar durch Aktionen, die öffentliches Interesse wecken und medial instrumentalisiert werden können. So wie z.B.… Mehr

FionaMUC
1 Jahr her

Ehrlich: Mich interessiert nur noch eine einzige Sache: Wie werden wir diese Regierung von Irrsinnigen los, ehe sie wirklich die allerletzten AKW abdrehen und dann sogleich auch noch demontieren. Wie, bitte? Könnten wir mal konstruktiv reden?
Ceterum Censeo: Steuerstreik!

Maxim Schneider
1 Jahr her

Investigativ zu sein, da waren mal früher die großen Häuser. Heute, da Ihnen das Geld sehr knapp geworden ist, dürften sie sich wandeln zu bezahlten Propagandisten und Kampagnenmedien.
Zu Glück gibt es TE, denn ob Berlinwahl, woke Museumsleiter (m.w.d)…
bei TE ist jeder Euro gut angelegtes Geld. Wer kann das noch in Deutschland leisten?
Also TE ist da ein deutsches Leitmedium.

MichaelR
1 Jahr her

Zwei Dinge: 1.) Kleinschreibung in E-Mails ist seit Anbeginn völlig normal, denn es wurde seinerzeit als Vereinfachung sehen. Hier hat an sich also in den Museen nur an eine »Richtlinie« gehalten die seit der Erfindung der E-Mail existiert. Dass wir nun selbst nicht so schreiben und uns an die allgemein üblichen Schreibregeln halten, ändert dabei nichts. 2.) Wie ich schon an anderer Stelle vermutete, nutzen die Museen diese Aktionen der »Klimaaktivisten« für eigene Zwecke, also der Eigenwerbung. So gesehen muss man dafür sorgen, dass Gelder die ganz bestimmt für andere Dinge gedacht waren aber jetzt völlig anders verwendet werden, entzogen… Mehr

U.L.K.
1 Jahr her

Wenn man sich heute in den NDR-Nachrichten angehört hat, wie über diese Aktion in der Hamburger Kunsthalle berichtet wurde, dann weiß man: der NDR findet das toll. Und der Typ von der Kunsthalle hat sich auch entsprechend geäußert, mir schien, er fühlte sich geschmeichelt, dass man seine Kunsthalle für so wichtige Dinge benutzt. Das Interview, welches ich gestern schon gehört hatte, bestätigt die obige Recherche. Wäre ich Chef der Kunsthalle, ich würde mich anders äußern. Für mich sind das auch keine Aktivisten, wie der NDR sie nennt, für mich sind das Kriminelle. Aber so wie die hofiert werden, von den… Mehr

Reiterhofer
1 Jahr her

Wer zahlt die Schäden (an Bildrahmen etc.)? Versicherungen! Wenn ich jemanden grünes Licht gebe mein Haus anzuzünden, im Bewusstsein, dass dieses gut versichert ist, dann mache ich mich unstrittigerweise strafbar. Erst recht, wenn ich als Direktor das Gebäude meiner Firma anzünden lasse. Wenn (wie gezeigt) Museumsdirektionen kaum verhohlen zum Verüben von Straftaten in ihren eigenen Museen ermuntern, dann stellt sich die Frage ob die interviewte Person nicht strafrechtlich belangt werden kann, u.a. wegen Versicherungsbetrugs. In jedem Fall sollte ihre Namen bekannt machen, schon damit die Versicherungen entsprechende Konsequenzen ziehen können. Die Kündigung der Versicherungspolicen ist das mindeste. Sollte es sich… Mehr

Ulric Viebahn
1 Jahr her

Herr Boos, das ist endlich einmal weiter gedacht und getan als das die-woken-verstehen-wollen und darüber jammern. Danke! Und als Bonus ist es ja noch amüsant dazu! Blamiert werden ist auch bei den woken immer noch wirksam. Aber Namen muß man schon nennen, weil ja gerade die Anonymität jeden Feigling ermuntert, die irrsten Parolen und Taten zu erfinden. Zum Glück sind Feiglinge ja so strukturiert, daß sie leicht auf solche Pranks hereinfallen. Was gäbe es da zu tun!

Evelyn Beatrice Hall
1 Jahr her

Ich habe alle drei Kapitel der Investigativrecherche von Herrn Boos mit Interesse gelesen. Ich bin empört!
Quatsch! Ich bin gar nicht empört. Denn im Innersten habe ich das immer schon geahnt. Als Liebhaber der klassischen Musik besuche ich öfter klassische Konzerte. Kaum ein Konzert mehr, in dessen Programmheft nicht die letzte Sechzehntelnote der Zweiten Geige eines Beethovenschen Klavierkonzerts im Sinne des Klimawandels interpretiert wird. Der gesamte Kulturbetrieb abseits der Künstler selbst ist vollkommen linksgrün versifft. Und viele Künstler spielen das Spiel auch noch mit, vielleicht weniger aus Überzeugung, aber auf jeden Fall ganz für ihre Karriere.

DuMeineGuete
1 Jahr her

„Aber wie gesagt, ich bin absolut bereit mit Ihnen ein Projekt aufzusetzen, ich kann Ihnen kein grünes Licht für solch eine Aktion in den Vitrinen geben – Sie verstehen, was ich meine. Aber sollte man solch eine Aktion in ethnologischen Museen unternehmen, würde ich wirklich dringendst raten, das mit Leuten aus den jeweiligen Regionen gemeinsam zu machen und zu planen. Das hat dann eine ganz andere Resonanz, ehrlich gesagt.“ Ich weiß, dass Überschriften vor allem in der heutigen Zeit möglichst reißerisch sein müssen, um überhaupt noch Aufmerksamkeit zu erregen. Als einzige Kritik zu ihrem ansonsten sehr gelungenen „Dreiteiler“ möchte ich… Mehr

Rainer Schweitzer
1 Jahr her

In den Kreisen der Kunst- und Kulturwissenschaften fehlt im Durchschnitt jedes tiefere Verständnis für technische, naturwissenschaftliche, medizinische Zusammenhänge, das Wissen über die dort laufenden Forschungen, die Fähigkeit, irgendwelche kruden Darstellungen kritisch beurteilen zu können. Gleichzeitig wird oft genug ein Dünkel kultiviert, als sei man die intellektuelle und moralische Krone der Schöpfung. Der Gedanke, daß man von einer Gemeinschaft finanziert wird, der man infolge dessen auch irgendwie verpflichtet ist, stößt gerade deswegen oft genug auf mindestens unterschwellige Entrüstung.
Kurz: Die Leute haben oft genug keine Ahnung, worum es geht, fühlen sich aber selbstverständlich zu einem abschließenden Urteil befähigt und berufen.