Strompreis auf historischem Hoch – Steigerung um 70 Prozent

Die Kosten treibt nach Angaben des Branchenverbandes BDEW fast ausschließlich der Staat. Ein Ende ist nicht abzusehen

© Getty Images

Nach der Anhebung der Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage) ab 1. Januar 2020 erreichen die Strompreise in Deutschland ein historisches Hoch. Die EEG-Umlage stieg von 6,405 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2019 auf aktuell 6,756 Cent.

Nach aktuellen Berechnungen des Branchenverbandes BDEW dürfte die Gesamtbelastung für Stromverbraucher durch Steuern, Abgaben und Umlagen 2020 den Rekordwert von mehr als 36 Milliarden Euro erreichen – wobei die Mehrwertsteuer noch hinzukommt. Mit insgesamt 16,48 Cent pro Kilowattstunde Strom steigen die staatlich verursachten Kosten auf der Stromrechnung für Haushaltskunden in diesem Jahr auf einen noch nie dagewesenen Stand, und machen 52 Prozent des Strompreises aus, der aktuell bei durchschnittlich 31,37 Cent pro Kilowattstunde liegt. Damit ist der Strom in Deutschland der teuerste in Europa.
Im Vergleich zum Jahr 2010 stiegen die Belastungen durch Steuern und Abgaben beim Strompreis nach Angaben des BDEW um 70 Prozent. Die Kosten für Beschaffung, Netzentgelt und Vertrieb des Stroms erhöhten sich im gleichen Zeitraum dagegen nur um 6 Prozent.

Das widerspricht deutlich der von Grünen oft verbreiteten Behauptung, Energieunternehmen würden die Strompreise treiben. „Von 100 Euro Stromrechnung sind 52 Euro staatlich verursacht“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Die Energiebranche fordert seit langem, den staatlichen Anteil am Strompreis endlich zu senken.“ Allerdings gibt es bisher keine Schritte der Bundesregierung, die staatlichen Abgaben zu senken.

Experten gehen davon aus, dass die EEG-Umlage hoch bleibt, und vor allem die Netzgebühren in der nächsten Zeit noch steigen dürften. Über die Netzgebühren wird der Bau neuer Stromtrassen finanziert, aber der Bau und Betrieb von Reservekraftwerken, die immer häufiger kurzfristig einspringen müssen, wenn die Erzeugung von Erneuerbarer Energie den Strombedarf nicht deckt.
Auch die Entsorgung von überflüssigem Strom ins Ausland zu Negativpreisen muss durch die Netzgebühren abgedeckt werden. Für netzstabilisierende Eingriffe dieser Art zahlten Stromkunden allein 2017 und 2018 nach Angaben des Bundesrechnungshofes jeweils gut zwei Milliarden Euro.

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Kommentare ( 34 )

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Hendrik Birke
4 Jahre her

[Ironie an] Zum Glück sitzen in dieser erodierten, vergreist-senilen Bundesregierung und deren Mediensklaven ausschließlich Personen, die alles über das ihnen anvertraute Ressort wissen und sich täglich für Deutschland und den Amtsschwur ins Zeug schmeißen [Ironie aus]. Ich fasse es wirklich nicht mehr! Was muss noch geschehen, damit eine echte politische Persönlichkeit dieses seit 14 Jahren erodierende Land und deren fleißigen – jedoch überängstlichen – Bürger in Schutz nimmt?! Ich lebe seit Jahren im Ausland, weil ich es nicht mehr ertragen habe, wie die Dummheit wächst und die „ehrenwerten“ Politiker sich immer weiter bereichern. Sie tragen ihre Gier und Verlogenheit offen… Mehr

F. Jung
4 Jahre her

Macht so weiter in Deutschland, liebe Politiker! Und lasst sie gewähren, liebe Wähler ! Jeder Tag, der mit solchen Nachrichten für mich beginnt, bringt mir bessere Argumente gegenüber meiner asiatischen Frau, warum wir nach 19 Jahren außerhalb Deutschlands doch nicht unser Rentenalter in meiner alten Heimat verbringen. Als die Heimat liebender Thüringer hatte ich immer diesen Plan. Der Autor des Beitrages hat mir dazu geholfen, immer besser zu begründen, warum das Thema erledigt ist. Da bezahle ich lieber 0,05€ für die KWh und bleibe neben anderen Vorteilen in Asien. Um die gebeutelten deutschen Landsleute tut es mir nur in dem… Mehr

Peter Mueller
4 Jahre her

Die H4-alimentierten Neu-Konsumenten, die unserer Konzernwirtschaft satte Mehreinnahmen auf Kosten des Steuerzahlers bescheren, müssen schließlich irgendwie finanziert werden. Und da geht noch was. Da ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange. Bis die schon länger hier Lebenden, anfangen, gelbe Westen anzuziehen, oder wenigstens ihr Wahlverhalten ändern, wird es noch sehr lange dauern – falls es überhaupt je dazu kommen sollte. Dieses Land ist verloren. Da hatte Sieferle leider Recht.

GrafZahl04
4 Jahre her

Wie sieht eigentlich das Konzept von Robert H. aus …sozialverträglich den Strompreis zu gestalten? Am Ende seiner ersten Kanzlerschaft ist die Armut schon deutlich gewachsen. Da werden die Medien wohl ihm nicht mehr wohlgesonnen sein, wenn das Volk mehr und mehr am murren ist. Gerade die, die jetzt schon da sind und dazu kommen, die bringen ja auch die DemoMentalität mit. Bin sehr gespannt, ob die Strompreise tatsächlich bis 2024 um 5 Cent wieder sinken – wie versprochen. Aber vielleicht haben wir 2023 eine MwSt Erhöhung….was es dann wieder weg macht.

kostanix
4 Jahre her

Ein paar Fakten.
Yellow Strom Ende 2001 (DM Zeit).
19 Pfennig pro kWh incl. 2,5 Pfennig Ökoabgabe.

Heute eine mehr als Verdreifachung des Strompreises. Welches Gehalt eines Normalverdieners ist in der Zeit um das 3fache gestiegen.? Ich kenne keinen.

Deutscher Michel penn weiter.

Cubus
4 Jahre her

Wie war das noch gleich, wir werden von Idioten regiert.
Die größte Fehlinvestition in Deutschland seit dem Atlantikwall.
Keine Sonne, kein Wind, gleich kein Strom, wenn man keine Speicher hat, was versteht man da nicht?

B. Meyer
4 Jahre her

Meine Damen und Herren, was regen Sie sich so auf! Wenn die staatlichen Einnahmen aus Energiewendegedöns und CO2-Ablass wegfallen, dann gehen hier im Land „der schon länger lebenden“ ruckzuck die Lichter aus…… dann irrlichtert die Merkel im Nachthemd mit Kerze in der Hand durch die dunklen Gassen in der Nacht! Wer will das schon (sehen)?

Reinhard Peda
4 Jahre her

Find ich geil. Irgendwer baut was mit meinem von mir abgepressten Geld und beteiligt mich nicht am Bauergebnis!

Ist das jetzt Kapitalismus oder Sozialismus?

Sie Verstehen schon.

Werner Geiselhart
4 Jahre her

Die „Erneuerbaren“ sind direkt und indirekt für folgende Preistreiber verantwortlich:
– EEG (ca. 25Mrd)
– für EE notwendige neue Stromnetze (Netzentgelt, Milliardenkosten)
– exponentiell steigendes Redispatch (Milliardenkosten)
– Kosten für Phantomstrom und negative Strompreise
– neue Speicher notwendig (Billionenkosten)
– Backup-Kraftwerke müssen im suboptimalen Betrieb laufen
– Smartmeter werden zur Pflicht (Miete fällig)
– Umwelt-, insbesondere Waldzerstörung, Rückbaukosten werden wohl auf Verbraucher umgelegt
– Katastrophenschutzmaßnahmen wg. Blackoutgefahr
– Milliardenschäden für Industrie durch Zwangsabschaltungen
usw.
Stromwunderland Deutschland, man wundert sich nur noch.

Horst
4 Jahre her

Die Kugel Eis wird aber auch immer teurer. Aber es wäre unfair, Politiker an ihren Aussagen zu messen…