Hinter den neuen Flüchtlingszahlen stecken alternative Fakten

Die Realität widerspricht den Behauptungen der Willkommenskultur-Fraktion: dass nämlich gar keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kämen - oder so gut wie keine mehr.

© Adam Berry/Getty Images

Was für ein Zufall: Am Mittwoch, als selbsternannte Sprachpolizisten den Begriff „alternative Fakten“ zum „Unwort des Jahres“ erkoren, veröffentlichte das Bundesinnenministerium alternative Fakten zum Thema Flüchtlinge. Nein, das waren keine plumpen Lügen, wie sie etwa bei den Trumps üblich sind. Es waren alternative Fakten im Vergleich zu dem, was von den Regierenden samt der sie in dieser Frage unterstützenden Willkommenskultur-Fraktion gerne verbreitet wurde: dass nämlich gar keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kämen – oder so gut wie keine mehr.

Tatsächlich kamen 2017 insgesamt 186.664 „Asylsuchende“ in die Bundesrepublik. „Asylsuchende“ ist der politisch korrekte Sammelbegriff für echte Asylbewerber, für Schutzsuchende nach der Genfer Konvention und für Menschen, die Asyl sagen und Sozialstaat meinen, die also das Land, das sie künftig ernähren soll, zur Begrüßung gleich mal belügen.

Nun hatten die Verteidiger des Willkommensrauschs von 2015 stets behauptet, die Flüchtlingskrise wäre ausgestanden. Schließlich wäre die Balkonroute dicht, auch das Mittelmeer wäre nicht mehr zu überwinden. Tatsächlich kamen im vergangenen Jahr Monat für Monat rund 15.000 Menschen. Da musste man kein Mathematikgenie sein, um für das Jahr 2017 einen Zustrom zwischen 180.000 und 200.000 vorherzusagen, was in „Tichys Einblick“ auch mit schöner Regelmäßigkeit geschah.

Statt „keine Flüchtlinge mehr“ oder „so gut wie keine“ kamen also 186.664. Das entspricht der Bevölkerung von Großstädten wie Kassel, Hagen, Hamm oder Saarbrücken. Da sind all die Familienangehörigen, die 2017 den „Asylsuchenden“ aus früheren Jahren nachgezogen sind, noch gar nicht eingerechnet. Diese Statistik – „Asylsuchende“ plus nachziehende Familienangehörige – wird so nicht geführt. Wahrscheinlich befürchtet das Innenministerium, ein Teil dieser Zahlen könnte die Deutschen verunsichern.

Die angeblich überwundene Flüchtlingskrise bescherte uns also einen Zuwachs in der Größenordnung einer großen Stadt. Und die Vereinbarung der potentiellen neu-alten Großkoalitionäre, jährlich „Flüchtlinge“ in der Größenordnung zwischen 180.000 und 220.000 aufzunehmen, wird uns auch in Zukunft jährlich eine neue Großstadt bescheren – mit all den damit verbundenen Kosten der Integration, den sehr hohen finanziellen und den nicht minder problematischen immateriellen.

Die Größenordnung des Zuzugs von „Asylsuchenden“ im vergangenen Jahr wird vom Unions-Teil der noch amtierenden Bundesregierung als Erfolg gefeiert – immer noch zu hoch, wie Innenminister Lothar de Maizière es formulierte, aber deutlich weniger als 2015, dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Damals kamen nach offiziellen Angaben „rund“ 890.000 Menschen, wobei das Wort „rund“ verdeutlicht, dass wir immer noch nicht genau wissen, wie viele damals wirklich kamen. Wir werden es auch nie erfahren.

Offiziell 186.664 „Asylsuchende“, das erinnert an das Jahr 2014, als die Flüchtlingskrise ihren Anfang nahm. Damals wurden – bei etwas anderer Zählweise – 203.000 „Asylsuchende“ erfasst. In dieser Zahl, die auf den gestellten Asylanträgen beruhte, steckten jedoch knapp 30.000 Folgeanträge aus den vorhergegangen Jahren. Auch wenn die Zahlen von 2014 und 2017 nicht ganz vergleichbar sind: Wir sind wieder da, wo wir 2014 schon einmal waren. Und das trotz angeblich vollständig geschlossener Balkanroute und eines angeblich unüberwindbaren Mittelmeers. Das sind die Fakten. Alternative Zahlen wird es wohl auch 2018 nicht geben.

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Kommentare ( 89 )

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Hans Bloching
6 Jahre her

Die Schwarzafrikaner die mit dem Flexbus nachts ohne Kontrolle von Mailand nach München kommen ca. 100 jede Nacht. Nachts wird an der bayrischen Grenze nicht kontrolliert von der Bundespolizei. Da Bayern keine eigene Grenzpolizei hat. Und Söder großspurig schreit wir bauen eine eigene Grenzpolizei auf. Im Herbst kommt die Abrechnung wir haben ja einen neuen Anbieter auf der Politischenplattform.

pcn
6 Jahre her

Sie haben vergessen, Herr Müller-Vogg, dass weder Merkel, noch ihre Unterstützer aus linken Kartellparteien, Medien und nicht zu vergessen die angeblich so sozialen Verbände, niemals die Absicht hatten, und niemals die Absicht haben werden, die Zuwanderung von Versorgungssuchenden zu verhindern. Und erst recht nicht diese unsäglichen Protagonisten der EU-Bevormunder. Man muss sich nur mal in diversen Innenstädten und Räumen umsehen und hören, wo sich Versorgungssuchende bevorzugt aufhalten: Man trifft kaum mehr auf Deutschsprachige, geschweige denn indigene Deutsche. Es wird nur eine Frage der Zeit sein , bis die Sozialsysteme zusammenbrechen werden. Und jedes Jahr eine Anzahl von Versorgungssuchenden in der… Mehr

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Man sollte auch die dazu zählen, die regelmäßig aus Griechenland eingeflogen werden. Desweitern die, welche sich gar nicht erst melden, weil sie eh ihren speziellen Geschäften nachgehen wollen. Ich habe mich immer kaputt gelacht wenn ich die Lügerei über die Obergrenze gelesen oder gehört habe.

Abdullah colakoglu
6 Jahre her

Die neuentdeckte kontinente Waren von menschen bewohnt, auch siedler aus alte welt fanden Platz . Wohl oder übel

Klaus Müller
6 Jahre her

Zum Thema könnte TE mal eine Zeitreihe aufstellen, mit Schätzungen der Herkunft und Verbleib im ersten, zweiten und dritten Arbeitsmarkt. Schnell würde klar: dieses Land ist seit einiger Zeit ein einziges Staatsversagen. Jeden Tag wird neu gedacht, kein Problem gelöst. Die Migration ist kein Masterplan, sondern die tägliche Form mangelnder Bildung, des Fehlens historischen Wissens und der Unkenntnis gesellschaftlicher Zusammenhänge. Engagierte Dumme gab es zu jeder Zeit, so eben auch heute. Schade nur, daß das Gedächtnis der Bevölkerung trotz des Internetzes so kurz ist. Eine Auswahl des Staatsversagens zum Thema Migration. Die Zeitreihen sind seit Jahren konstant. So man kann… Mehr

Someone
6 Jahre her
Antworten an  Klaus Müller

„Hüten muss man sich vor dem, der dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.“ -Heeresoffizier Kurt von Hammerstein-Equord (1878–1943)

https://diepresse.com/home/leben/gartenkralle/3893665/Besser-klug-und-faul-als-fleissig-und-dumm

Der mündige Bürger
6 Jahre her

Mich stört an dieser Diskussion der Fake der Begrifflichkeiten. Es wird allgemein von Flüchtlingen gesprochen und geschrieben, da beginnt mein Problem. Es gibt Flüchtlinge, Migranten und Wirtschaftsmigranten, diese Unterscheidung muß sein und diese Gruppen müßen zwingend unterschiedlich gesehen, benannt und behandelt werden. Wenn man die verschiedenen Ankommenden alle als Flüchtlinge bezeichnet und behandelt wird es unübersichtlich und sehr, sehr teuer und in absehbarer Zeit sehr ungemütlich. Die Lösung ist somit klar und relativ einfach, wer das anerkannte Recht hat zu bleiben, soll bleiben, wer nicht soll wieder gehen. Gesetze anpassen, Recht durchsetzen und nicht den Samariter für halb Kalkutta geben.… Mehr

Viktor Wallenstein
6 Jahre her

200.000 „Asyl-Antragsteller“ pro Jahr… wem bereits diese Zahl in Schockstarre versetzt, sollte die tatsächlichen Zuwanderungszahlen besser nicht hinterfragen. So kamen bereits 2014, also ohne Merkels grenzenlosen humanitären Aussetzer, laut Statista u. BAMF bereits etwa 1,85 Mio. Menschen nach Deutschland. 2015 waren es schon 3,1 Mio. Binnen 24 Monate also etwa 5 Mio. „Neubürger“. Für 2016 u. 2017 werden uns keine Gesamtzahlen mehr genannt, vermutlich würde das nur die „Schlaf-Schafe“ Wähler verunsichern. Stattdessen reduziert man die gesamte Diskusion der „Zuwanderung“ ausschließlich auf die weit geringere Zahl der „Asyl-Antragsteller“… (je weniger das Volk weiß, desto besser für den eigenen Machterhalt). Nun haben… Mehr

Viktor Wallenstein
6 Jahre her
Antworten an  Viktor Wallenstein

Sorry, „kleiner“ Rechenfehler, das wären natürlich 10,5 Mio. Zuwanderer binnen 5 Jahre und NICHT 8,6 Mio.

Johann Busch
6 Jahre her

Stimmt denn die Zahl 186.644 überhaupt? Fundstück von Ansgar Neuhof auf der Achse des Guten: „186.644 – das ist die Zahl der Asylantragsteller des Jahres 2017 (nur Erstanträge) laut Pressemitteilung des Bundesinnenministers de Maiziere und so von ihm auf einer Pressekonferenz medienwirksam vermeldet. Doch die Zahl ist falsch. Denn tatsächlich waren es 198.317. Immerhin 11.673 oder 6,25 Prozent mehr als offiziell verkündet. Für jederman nachzulesen im Asylgeschäftsbericht 2017 des BAMF (S. 2), aber auch in der Broschüre „Aktuelle Zahlen zum Asyl 2017“ (S. 4) und in der Asylgeschäftsstatistik (S. 6). Die Medien haben die Falschinformation flächendeckend ohne Prüfung weiterverbreitet, die… Mehr

Roli
6 Jahre her

Armes Deutschland!
Kommen doch diese bösen „Flüchtlinge“ aus ihren Ländern und wollen was von unserem Wohlstand, wo es doch für uns kaum reicht. Jammer jammmer wir sind ja so übel dran

dieter b.
6 Jahre her
Antworten an  Roli

Die armen, vollbärtigen 15-17jährigen Jugendliche und Männer aus einer säkularen, frauenfreundlichen, emphatischen und friedfertigen Kultur sind von der sozialen Härte und Schlechtversorgung in Deutschland traumatisiert.
Ich fordere mehr Toleranz von der deutschen Gesellschaft, die für alle Verfehlungen ihrer Schutzsuchenden alleinverantwortlich ist

RÜDI
6 Jahre her
Antworten an  Roli

Wer ohne drüber nachzudenken von FLÜCHTLINGEN spricht, lügt sich nicht nur selbst in die Tasche, sondern hat schon die SPRECHBLASEN des WAHRHEITSMINISTERIUMS und deren Sprachrohre aufgesaugt und verinnerlicht. Der meint auch, dass die FLUCHTURSACHEN der ganzen Welt nur in Deutschland beseitigt werden können. Der weiß auch nicht, dass sie erst beseitigt sind, wenn hier genau so viele Blechhütten stehen wie in Afrika. – Wer glaubt, man könne dort für eine weitere Mrd . Menschen in den nächsten 30 Jahren Millionen Arbeitsplätze schaffen? – IT ? Der glaubt auch, dass MERKEL vom Ende her denkt und auch, dass in Österreich Krieg… Mehr

Ursula Edelmann
6 Jahre her
Antworten an  Roli

Roli, Sie leben wohl auch von „Staatsknete“ und haben IHren Lebensunterhalt nicht selbst
erarbeitet, sonst könnten Sie wohl nicht so zynisch kommentieren.

Bernd
6 Jahre her
Antworten an  Roli

Bis 2020 rechnet die Merkel-Regierung mit 100 Milliarden für die Armutsmigranten.
Das ist nicht viel?!?!?

Christoph Köhler
6 Jahre her
Antworten an  Roli

Wie viele „Flüchtlinge“ beherbergen Sie bei sich zu Hause, finanzieren deren Lebensunterhalt und passen sich in Ihrem Lebensstil Ìhren neuen Mitbewohnern an, um ja jegliches Konfliktpotential von vornherein zu vermeiden? Sie machen moralische Ansprüche geltend, die praktisch mit dem Vermögen anderer Leute umgesetzt werden sollen. Das ist nicht mehr bloß dreist, das ist seinerseits moralisch völlig verkommen. Auf mein von mir erarbeitetes Vermögen habe nur ich oder meine Erben ein Anrecht und Vergleichbares gilt für das Vermögen der Allgemeinheit in Deutschland, das über Steuern und Abgaben der hier arbeitenden Bevölkerung zusammengekommen ist. Welchen begründeten Anspruch hiervon zu partizipieren hat Ihrer… Mehr

Paule
6 Jahre her
Antworten an  Roli

…. die Knete der anderen lässt sich immer gut verteilen.
Das geht umso besser, umso weniger man selbst dazu einen Beitrag geleistet hat.

Die, die diesen „Beitrag“ leisten, werden dann, wenn sie „aufmüpfig“ werden, wenn sie „hinterfragen“:
denunziert und diffamiert

Das lässt sich wunderbar bei den Grünen / Linken und bei den Öffentlich-Rechtlichen beobachten. Sich selbst keinen „Wettbewerb“ stellen, aber genau diesen „Wettbewerb“ von allen anderen fordern.

Der Skorpion
6 Jahre her

Mit den frisierten Statistiken versuchen Politik und die ihr angeschlossenen Medien (na, vielleicht ist es auch andersherum) die Bevölkerung nach wie vor zu sedieren. Das allein ist schon Beweis dafür, dass sie (Politakteure und willfährige Medien) selbst nicht an ein legitimes Procedere der Vorgänge der letzten zweieinhalb Jahre sowie dessen gesellschaftliche Tragfähigkeit glauben. Das kommt, wenn auch ungewollt, einem Schuldeingeständnis gleich. Wir erinnern uns noch an die dilettantische Lüge, die Kriminalitätsrate sei trotz Zuwanderung gefallen. Diese armselige Schutzbehauptung brach allerdings nach wenigen Wochen völlig in sich zusammen. Wir erinnern uns zudem auch noch an sämtliche Scheinargumente, Schutzbehauptungen, Postulate und letztlich… Mehr

ginamaus
6 Jahre her
Antworten an  Der Skorpion

Es ist alles so gewollt. Denn sie wissen sehr wohl, was sie tun (die Politiker).