Der Bürger soll sparen – Der Staat wächst und wächst

Um 125.600 Stellen ist der öffentliche Dienst allein im Jahr 2021 angeschwollen. Die Bundesregierung selbst gibt immer mehr für externe Berater aus (Spitzenreiterin im Kabinett ist Nancy Faeser) – und schafft trotzdem auch noch neue Stellen.

IMAGO / Future Image
Innenministerin Nancy Faeser und Sozialminister Hubertus Heil beim Besuch einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin, 14.06.2022

Strom sparen, weniger Fleisch essen, das Auto stehen lassen, in kälteren Zimmern überwintern, auf Urlaub verzichten … All überall treten Politik und ihre Medien an die Bürger mit der Aufforderung zum Verzicht. Nur der Staat selbst wächst unterdessen so rasant wie noch nie im vereinten Deutschland.

Klimanotstand, Corona-Epidemie und Ukraine-Krieg. Die Krise ist in den letzten Jahren zum Dauerzustand in Deutschland geworden – die Aufforderung zum Verzicht ist seitdem ein fester Teil der TV-Unterhaltung. Kaum eine Stunde vergeht, die ARD, ZDF und Co nicht mit „Spartipps“ füllen. Das Bundesinnenministerium ruft sogar dazu auf, sich Notvorräte anzulegen. Und was macht der Staat in diesen Krisenzeiten? Er wächst. So stark wie nie zuvor im vereinten Deutschland. Sparsamkeit gilt in deutschen Ministerien und Behörden als Wort einer längst verloren gegangenen Sprache.

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Um 125.600 Stellen ist der öffentliche Dienst allein im Jahr 2021 angeschwollen. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Das entspricht einem Wachstum von 2,5 Prozent: „Dies war der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahr seit der deutschen Vereinigung“, teilt das Amt mit. 5,1 Millionen Menschen arbeiten demnach mittlerweile im öffentlichen Dienst. Das sind elf Prozent aller in Deutschland Beschäftigten.

Den stärksten Zuwuchs erlebte das Gesundheitswesen. In den Krankenhäusern, Impfzentren und Gesundheitsämtern sind nun 209.500 Menschen beschäftigt. Das sind 20.500 Mitarbeiter mehr als noch im Jahr 2020. Hinzu kommen 21.000 neue Mitarbeiter an Hochschulen. Wie viele davon auf die Hochschulkliniken fallen, dröselt das Statistische Bundesamt nicht auf. Die Schulen erlebten einen Zuwachs von 16.300 Beschäftigten. Wie viele davon Lehrer sind, hat das Statistische Bundesamt ebenfalls nicht mitgeteilt. Die Kitas beschäftigen nun 13.300 Menschen mehr und die Polizei 7100 Menschen.

Nach 40 Milliarden Euro „Entlastungspaket“, 60 Milliarden Euro „Klimaschutzpaket“ und 100 Milliarden Euro „Sondervermögen“ genannte Schulden für die Aufrüstung kennt die Bundesregierung „Sparsamkeit“ nur noch als Begriff aus etymologischen Wörterbüchern: So gönnte sich die Ampel im ersten Jahr ihres Bestehens 271 Millionen Euro für externe Berater. Das musste sie auf Anfrage der Linken mitteilen, zuerst berichtete DPA darüber. Einsamer Spitzenreiter ist laut der Antwort das Innenministerium, das 237,5 Millionen der 271 Millionen Euro ausgab. Den externen Sachverstand scheint dessen Chefin Nancy Faeser (SPD) auch nötig zu haben. Nach dem Amtseintritt entband sie viele erfahrene Führungskräfte ihrer Aufgaben und ersetzte sie durch Leute aus ihrem eigenen Umfeld – ihren Stab leitet ein ehemaliger HipHop-Künstler und Diplom-Politologe.

Ohnehin setzt die Bundesregierung nicht nur auf externe Berater. Auch den fest angestellten Mitarbeiterstab hat die Ampel rasend schnell erweitert. Wie zuerst Report Mainz berichtet hat, werden alleine in den Berliner Ministerien 700 zusätzliche Stellen geschaffen. Mehr festangestellte Mitarbeiter beschäftigen sich also mit den gleichen Themen wie mehr angeheuerte Berater. Als nächster Schritt konsequent wäre es, mehr Koordinatoren einzustellen, die beide Gruppen zusammenbringen. Die Verpflichtung zur Sparsamkeit gibt es in der deutschen Politik ohnehin nicht mehr. Die überlebt dafür im Fernsehen – an die Bürger gerichtet.

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Kommentare ( 59 )

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WKW
1 Jahr her

Meine Vorschläge:
Sofortige Abschaltung sämtlicher Klimaanlagen in Bundesbehörden, den dazu gehörenden Behörden und NGOs.
Bei Beginn der Heizperiode max. Bürotemperatur 18 Grad C.
Streichung der Freiflüge und DB-Karten, über Ausnahmen entscheidet ein aus Bürgern bestehende Versammlung, die halbjährlich ausgewechselt wird, damit keine Korruption entsteht.
Nur noch Direktwahlen, damit eine Kontrolle d.d. Bürger entsteht.

Die Liste ist natürlich unvollständig, da fehlen u.a. noch die Landes- und Gemeindeparlamente.

Dr. Heisenberg
1 Jahr her

Der Staat wird ausgebaut, gleichzeitig werden wir durch Gelddrucken und die Sanktionen immer ärmer. Nur weiter so. Wie in der DDR, wird die EU kollabieren, und der GRÜNE SPUK ist beendet. Ich gebe der GRÜNEN Agenda noch max. 20 Jahre. Der Zusammenbruch wird unerwartet über Nacht kommen. Ich freue mich darauf. ??

alter weisser Mann
1 Jahr her

Nicht nur der Staat wächst, die Länder spielen auch mit.
Z.B. Schwarz-grün in Schleswig-Holstein will ein Ministerium mehr und trennt Landwirtschaft von Umwelt, ein Schelm wer an Posten für Grünlinge denkt.
Aber wie sagte Heil: „Der Staat kann nicht allen alles ausgleichen…“ …. was er ihnen vorher abnimmt, um zuerst mal gut für sich und die Seinen zu sorgen.

Last edited 1 Jahr her by alter weisser Mann
Innere Unruhe
1 Jahr her

Wenn der Bürger spart – auf Trends, Urlaube und Luxus verzichtet – gibt es ganz schnell Arbeitslosigkeit in den entsprechenden Branchen und Einbruch bei der Mehrwertsteuer.
Konsequent umgesetzt können wir locker unser Mäntel auch 20 Jahre lang tragen und die Stiefel alle Paar Jahre neu besohlen.
Modische Frisuren braucht auch niemand – ein hübscher Zopf oder Dutt tun es auch.
Mittag wie im Mittelalster – aus lokalen Produkten – hat auch etwas Gesundes in sich.
Will die Regierung, dass wir mit allen Konsequenzen sparen? Inklusive Freundschaftsdienste?

fatherted
1 Jahr her

Wie in der DDR…..der Staat wird ausgebaut….die Wirtschaft abgebaut. So einfach ist es den Sozialismus zu etablieren. Auf dem Weg dorthin, dann Wahlrecht, freie Meinungsäußerung und Demo-Recht kassieren….und schon ist man wieder im schönsten Land auf Erden….dem Paradies der „Werktätigen“ (von denen es allerdings nur noch Ausstellungs-Exemplare gibt).

thinkSelf
1 Jahr her

Macht nix. Der deutsche Durchschnittshelot friert und hungert doch gerne für seinen Feudaladel.
Der Handel hat ja auch gerade wieder seine devote Bereitschaft zur Unterstützung der Sklavenmarkierung im Herbst angekündigt, weshalb ich jeden dicht gemachten Laden weiterhin begrüße.
Merke: Nur verklebte Schaufenster sind gute Schaufenster.

Waldorf
1 Jahr her

Die politische Klasse aka Blase beschäftigt sich (wie Bürokratie allgemein) am liebsten mit sich selbst, umgibt sich mit verdienten Amigos und Weggefährten, versorgt sich nach Kräften mit üppigen Besoldungen, am besten auf Lebzeiten. Habeck hat seine Freunde aus der Agora-Blase versorgt, Baerbock sich Greenpeace eingekauft, Faeser vermutlich die Rote Hilfe per Beraterverträge – LOL Die offen ausgelebte Amigoversorgung ist bestes Bananenrepublik-Mafia-Niveau, aber was soll’s Ich hoffe niemand hat von einer zeitgeistigen, Rotgrünen Regierung mit Lindneranhang etwas anderes erwartet. Es gäbe gerade weiß Gott genug Arbeit für seriöse Regierungsarbeit, genug echte Krisen, die Führung und Kompetenz bedürften. Das Gruselkabinett wäre schon… Mehr

Axel Fachtan
1 Jahr her

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
3 Parteien brauchen auch viele Gefolgsleute, die gut versorgt werden.
Solange noch alle Parteigänger bezahlt werden, sind wir ein reiches Land.

RandolfderZweite
1 Jahr her

Das Ende dieses Landes ist bereits eingeläutet, da spielen jetzige und spätere Wahlen auch keine Rolle mehr – es ist in der Politik bis auf das Ausgeben und Belasten der Leistungsträger beliebig geworden!
Vor dem Untergang bläht sich dieser Staat, wie die Sonne vor ihrem Ende, auf:
Mehr Abgeordnete, mehr Staatssekretäre, mehr Beamte, mehr „Fresser“ am öffentlichen Trog, mehr Sozialgeschenke und vor allem mehr schnellgemachte Schulden!!
Der „Rote Riese“, sprich die Regierung (Zusammensetzung egal), wird seinen natürlichen Verlauf nehmen und alles verschlingen!

thinkSelf
1 Jahr her
Antworten an  RandolfderZweite

Ich finde das ein sehr gelungenes Bild.