Bilder vom Polizei-Einsatz gegen Corona-Proteste in Berlin

Während im Reichstag das neue Infektionsschutzgesetz beschlossen wurde, ging die Polizei teilweise mit ungewöhnlicher Härte gegen Demonstranten vor. Die im Netz veröffentlichten Bilder und Videos sprechen für sich.

IMAGO / Stefan Zeitz

Mehr als achttausend Menschen waren nach Berlin gekommen, um gegen die Coronapolitik zu demonstrieren – gegen den Bundeslockdown, der gestern und heute im Parlament durchgewunken wurde. Bereits im Vorfeld war die Polizeipräsenz massiv: Szenen von Demonstranten auf den Stufen des Reichstages wollte man wohl um jeden Preis vermeiden. Mehrere Demos waren für den Tag angemeldet – manche, wie die Versammlung vor dem Schloss Bellevue, wurden bereits vor Beginn wegen Verstößen gegen Maskenpflicht und Hygieneregeln durch die Polizei aufgelöst. Null Toleranz für „Querdenker“ war wahrscheinlich das Motto, das die Polizeiführung unter Innensenator Geisel ausgegeben hatte. Von Anfang an sperrte man die Strandes 17. Juni längsseits zu Hälfte ab, was das Einhalten von Abstandsregeln erschwerte.

Im Tiergarten kam es dann zu Szenen, die von vielen Demonstranten als ungerechtfertigte Polizeigewalt angesehen werden. Bilder von Polizisten, die eine alte Dame über den Boden schleifen, Szenen von Armverdrehungen, von Festnahmen mit „körperlichem Zwang“, wie es im Beamtendeutsch heißt.

Netzfund

Seht her ☝️

Polizeibeamte OHNE Helm. ❤

Von friedlichen Bürgern geht KEINE Gefahr aus. ☝️

Danke an die Polizei ❤ pic.twitter.com/yBBQnUgoZs

— Botin® ? (@Anemalon19) April 21, 2021

Die meisten Beamten sollen sich freundlich, friedlich und angemessen verhalten haben, erzählen die meisten Teilnehmer. Die Maßnahmen der Polizei seien „nicht immer logisch nachvollziehbar“ gewesen, manches erscheine „sinnfrei“ – doch einer Niederschlagung glichen die Polizeimaßnahmen keinesfalls, sagt man uns.

Dennoch: Einige Szenen von der Demonstration offenbaren zumindest Einzelfälle von Polizisten, die über die Stränge schlagen und allem Anschein nach die Grenzen ihrer Rolle als Staatsmacht überschreiten. Videoaufnahmen dokumentieren vieles, was unangemessen erscheint. Immer wieder werden Journalisten von der Polizei körperlich angegangen und an der Arbeit gehindert – Filmen behindere Polizeimaßnahmen, sagt ein Beamter. Szenen von Festnahmen werden durch die Beamten abgeschirmt, immer wieder wird versucht, vom Filmen abzuhalten. Oft mit Verweis auf Coronaregeln. Trotzdem werden mehrfach problematische Szenen auf Video festhalten. Beim Filmen von Festnahmen wird geschubst, das Handy wird aus der Hand geschlagen.

Das Verhalten der Polizei wird derweil in den meisten Medien kaum diskutiert – hier dominieren Bilder von Radikalen und Irren, die immer wieder zum Kern der Demo-Berichterstattung gemacht werden. Ja, es gibt sie: Einen Mann, der mit einem Judenstern mit der Aufschrift „ungetestet“ und einer Kopie des Anne-Frank-Tagebuches vor dem Holocaustmahnmal steht, eine Frau, die irgendetwas über 5G-Verstrahlung plakatiert, oder einen Teilnehmer, der sich mittels gestreifter Mütze mit rotem Dreieck als politischer Gefangener eines KZs inszeniert. Darüber kann man den Kopf schütteln – die Mehrheit der Demoteilnehmer stellen solche Leute sicherlich nicht. Trotzdem gehen diese Bilder durchs Netz und durch die Medien, als angeblich neutraler und repräsentativer Eindruck über die Demo. Der Journalist Manaf Hassan schildert andere Eindrücke: „[Die] Extremisten wirkten wie Fremdkörper. Waren nicht von Massen-Anhängern umgeben, sondern waren einfach als kleine Personengruppe unter den Massen.“

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