„Unangenehme Momente“ in Washington bei Treffen zwischen Trump und Selenskyj

Im mit Spannung erwarteten Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj soll es auch zu „unangenehmen Momenten“ gekommen sein. Selenskyj soll die US-Regierung erneut um die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern gebeten haben, was Trump klar abgelehnt habe.

picture alliance / Anadolu | Celal Gunes

Es sollte ein diplomatischer Erfolg werden, doch das Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump in der Nacht auf heute im Weißen Haus verlief offenbar weitaus angespannter, als die offiziellen Verlautbarungen zunächst vermuten ließen.

Während Selenskyj das Gespräch später als „produktiv“ bezeichnete und von einer „offenen, konstruktiven Diskussion“ sprach, berichten mehrere US-Medien übereinstimmend, dass die Begegnung zeitweise frostig und emotional wurde.

Weiterhin keine Tomahawk-Marschflugkörper für die Ukraine

Nach Informationen des Nachrichtenportals Axios sowie des Senders CNN sei das Treffen „nicht einfach“ gewesen, eine Quelle sprach gar von einem „schlechten“ Gesprächsklima. Stellenweise sei der Ton „ungewohnt scharf“ geworden, vor allem als es um die weitere militärische Unterstützung der Ukraine ging. Laut Insidern habe Selenskyj erneut um die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk gebeten, um die Verteidigungskapazitäten seines Landes zu stärken. Trump habe jedoch klar abgelehnt – und stattdessen vorgeschlagen, „effizientere und günstigere Mittel“ zu prüfen.

Selenskyj brachte dem Vernehmen nach den Vorschlag ins Spiel, eine Lieferung amerikanischer Aufklärungsdrohnen gegen den Export von Tomahawk-Systemen zu tauschen. Doch Trump blieb hart. „Wir sind nicht hier, um Geschenke zu verteilen“, soll er laut CNN gesagt haben. Ein ranghoher US-Beamter bestätigte anonym, die Stimmung sei in diesem Moment „angespannt und unangenehm“ gewesen. Zwar habe es am Ende wieder ein formelles Händeschütteln gegeben, doch von der Harmonie früherer Auftritte war nichts mehr zu spüren.

Beziehungen zwischen Washington und Kiew kühlen ab

Schon das vorangegangene Treffen zwischen den beiden Staatschefs im Juli 2024, ebenfalls in Washington, war in einen offenen Schlagabtausch ausgeartet. Damals hatte Trump Selenskyj vorgeworfen, „zu viel zu fordern und zu wenig zu liefern“. Selenskyj reagierte verärgert und entgegnete, die Ukraine zahle „den höchsten Preis in Blut und Leben“ für die Verteidigung europäischer Sicherheit.

Offiziell gab das Weiße Haus nach der jüngsten Begegnung eine nüchterne Erklärung ab: Man habe „über Fragen der Verteidigung, Sicherheit und regionale Stabilität“ gesprochen, die Gespräche seien „offen und ehrlich“ gewesen. Von einem Streit war keine Rede. Auch Selenskyj bemühte sich, die Wogen zu glätten. In einer Videoansprache in Kiew sagte er: „Ich respektiere Präsident Trump, auch wenn wir nicht in allen Punkten übereinstimmen. Wichtig ist, dass der Dialog weitergeht.“

Dennoch bleibt unübersehbar, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und Kiew abkühlen. Seit Wochen wird in den USA über eine Reduzierung der Militärhilfe an die Ukraine diskutiert. Trumps erneute Zurückhaltung bei der Lieferung von Marschflugkörpern gilt als deutliches Zeichen, dass die US-Regierung ihre Unterstützung künftig stärker an politische und wirtschaftliche Bedingungen knüpfen will – und der Weg Richtung Frieden eingehalten werden soll.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 192 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

192 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Kassandra
1 Monat her

So hätte er es gerne, der POTUS:
„Trump after talks with Zelensky: „Stop at the battle line and both sides should go home, go to their families, stop the killing, and that should be it. Stop right now at the battle line. I told that to President Zelensky. I told it to President Putin.“ https://x.com/visegrad24/status/1979478655006044602

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

> Stop at the battle line and both sides should go home, go to their families, stop the killing, and that should be it

Und Kumbaja singen? Was ist mit den Rechten russischsprachiger Bevölkerung, vor allem noch um Odessa und Charkow? Diese Rechte gehören vom Anfang an zu den wichtigsten Punkten der Russen.

Die zumindest drei Waffenstillstände dieses Jahr haben die Banderas alle verletzt, sogar kleinere Offensiven gestartet.

Manfred_Hbg
1 Monat her

Nun ja, auch wenn Dinge wie Moral, Gerechtigkeit und Menschlichkeit durch die sog. politische Brille -scheinbar besonders in heutiger Zeit- anders aussehen und bewertet werden – und das ganz besonders auch dann, wenn es dabei um eine riesige Atommacht wie Putin-Rußland geht, kann ich dennoch einen für sein Land vorantwortlichen Präsidenten Selenskyj grundsätzlich auch bei seinen Wünschen verstehen. Denn wenn z.Bsp. in einer einzigen Nacht zwischen 4 und 600 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf die gesamte Ukraine mit auch zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser, Kindergärten, Einkaufszentren oder in großen Gruppen auf ihr Geld wartende Rentner abgefeuert werden, dann dürfte das KEINEN… Mehr

Manfred_Hbg
1 Monat her
Antworten an  Manfred_Hbg

Ja, richtig, auch diese Waffen wären für die Ukraine kein Gamechanger. Hier stimme ich Ihnen absolut zu. Dennoch sollte hier aber auch nicht übersehen und bedacht werden, dass gerade diese Waffen mit Blick auf ihren Möglichkeiten (Reichweite, Radarbild, Sprengkraft) das „Spielfeld“ für die angreifende russische Seite spürbar zum militärischen Vorteil für die Ukraine verändern wird können. DOCH wie ich in meinen ersten Kommentar schon sagte: „dass wenn es der Ukraine noch nicht mal gestattet ist die bislang vorhandenen US-Raketen bezüglich der Reichweite voll nutzen zu dürfen, warum sollten die USA da einen Tomahawk oder anderen Marschflugkörper mit einer Reichweite von… Mehr

Manfred_Hbg
1 Monat her
Antworten an  Manfred_Hbg

Nun ja, mit Blick auf Ihre Frage: auch ich kenne keinen Ukrainer persönlich und auch ich kann natürlich keine „Glaskugel“ lesen 😉 Dennoch mal so gedacht…: Was die „harte Gegenreaktion provoziert“ betrifft, so verfügt natürlich -auch- Putin-Rußland über ein Atomarsenal. Doch das wird er -in dieser Situation des reinen Ukraine-Kriegs- nicht einzusetzen wagen. UND was nun die reinen konventionellen Waffen und das russ. Menschenmaterial betrifft, hier bezweifle ich, dass Putin-Rußland nach all den täglichen Verlusten seit 3 1/2 Jahren Ukraine-Krieg noch fähig ist „harte Gegenreaktion“ auszuführen. ICH denke, Putin kann bestenfalls militärisch nur noch SO wie die letzten fast vier… Mehr

Der Person
1 Monat her

Nachdem die Chinesen die Ausfuhr von Seltenen Erden begrenzen, brauchen die USA einen anderen Lieferanten. Das wäre die Ukraine, vor allem aber die von Russland gesicherten* Vorkommen in der „Ostukraine“. Diese Ressourcen sind wichtiger als die Milliarden Dollar, die die europäischen Vasallen für amerikanische Waffen geben. Für den Abbau braucht es aber Frieden und den braucht Trump jetzt. Also wird der ukrainische Milliardär tun, was der amerikanische Milliardär ihm sagt. Selenskyj darf sein Geld behalten und bekommt Asyl, Russland bekommt die besetzten Gebiete, die USA bekommen Rohstoffe, die Briten einen Tritt in den Hintern und Deutschland bekommt vier Millionen ukrainische… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  Der Person

> Das wäre die Ukraine, vor allem aber die von Russland gesicherten* Vorkommen in der „Ostukraine“.

Zuerst müsste man aber Zechen und Verarbeitungsbetriebe bauen, was nach vielen Schätzungen 10-20 Jahre dauern könnte. Kurzfristig geht nur – nicht spinnen, sondern sich mit BRICS arrangieren,

Wolfgang Richter
1 Monat her
Antworten an  Haba Orwell

Wer Bilder sieht von den „befreiten“ Gebieten, dem sollte klarsein, daß sich dort erst mal für länger garnichts tut, denn da steht nix mehr. Und die verteilten Mienen und ggf Blindgänger wollen auch erst mal geräumt sein. Aber vielleicht sind unsere Politdarsteller ja so freundlich, auch das zu zahlen, so wie für „Gaza“ schon mal direkt 300 Millionen in Aussicht gestellt wurden, zu Zeiten woe noch niemand weiß, wer dort wann ggf. was regeln wird. Aber Schland zahlt schon mal aus seinen nur noch Schuldenkassen.

moorwald
1 Monat her

Wenn man Trump und Selenskyi so nebeneinander stehen sieht, drängt sich einem der Eindruck von Meister und Lehrling auf. Außergewöhnliche körperliche Größe geht ja an sich oft mit einem sozusagen angeborenen Überlegenheitsgefühl einher. Kohl z.B. profitierte davon. Man schaut auf die anderen buchstäblich herab.

Last edited 1 Monat her by moorwald
Kassandra
1 Monat her
Antworten an  moorwald

Während der eine den anderen bis auf den Grund durchschaut wird der andere immer wieder durch neue Einfälle überrascht.
Siehe die Tunnellösung zwischen den USA und Russland.
Ein sehr ungleiches Gespann – und man wird sich des einen entledigen, wie man es auch mit dem anderen versuchte.

Freigeistiger
1 Monat her

Der Versuch Selenskyjs, Trump unter Druck zu setzen, indem er zunächst bei Ratheon vorstellig wurde (dem Unternehmen das u.a. die Tomahawks herstellt), scheint mißlungen zu sein. Dieser Polit-Dasteller ist mit allen Wassern gewaschen und zusammen mit seinen europäischen bellizistischen Unterstützern das größte Hindernis für einen realistischen Frieden in der Ukraine. Daher ist es gut, wenn der nächste Gipfel wieder ein Vieraugen-Gespräch zwischen Trump und Putin vorsieht. Nur sie können eine Friedenslösung zustande bringen. Trump ist sich der Eskalationsgefahr bewußt, die mit einem Einsatz von modernen Marschflugkörpern gegen Russland verbunden ist. Die Russen diskutieren bereits darüber, in diesem Fall (atomar bestückbare)… Mehr

Last edited 1 Monat her by Freigeistiger
Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Freigeistiger

Dabei müsste der letzte von ihm verursachte Eklat ihm noch in den Knochen hängen. Damals verließ er nach der Drohung das Oval Office ohne Lunch – wahrscheinlich haben sie ihn deshalb diesmal direkt an den gedeckten Tisch gesetzt.
Hier die Szene – bevor das Gespräch durch den Kleine in Flecktarn zum Kippen gebracht wurde: „Zelensky’s mistake was when he threatened the United States“: https://x.com/WallStreetMav/status/1897035944567693677

Wolfgang Richter
1 Monat her
Antworten an  Freigeistiger

Man muß schon ein ziemlicher Hazardeur sein, gegen eine Atommacht die Freigabe von atomwaffenfähigen „Raketen“ in Erwägung zu ziehen, selbst wenn am Ende vom willigen „Strohmann“ gezündet, so doch zielprogrammiert aufgrund der geheimen Datenschlüssel vom Herstellerland. Und dann soll das „Zielland“ erahnen, ob da nur eine normale Rakete kommt, oder vielleicht doch eine mit Nuklearsprengkopf? Das wäre bei weitem noch „halsbrecherischer“ als die seinerzeit diskutierte Lieferung der deutschen Taurus.

F. Hoffmann
1 Monat her

Wie darf ich den faktenfreien kryptischen Satz übersetzen:
Trumps erneute Zurückhaltung bei der Lieferung von Marschflugkörpern gilt als deutliches Zeichen, dass die US-Regierung ihre Unterstützung künftig stärker an politische und wirtschaftliche Bedingungen knüpfen will – und der Weg Richtung Frieden eingehalten werden soll.“
Was sagt das konkret aus?

Kassandra
1 Monat her

Ab 1:35:00 das Treffen im White House und im Anschluss daran die PK Selenskyjs mit den Gedanken, die er mit nach Kiew nehmen wird: https://x.com/visegrad24/status/1979287239658983636

moorwald
1 Monat her

Trump trifft sich mit Selenskyi vor dem Treffen mit Putin. Er wird ihm klargemacht haben, daß er nichts mehr zu fordern hat. Das Kalkül, den Westen gegen Rußland in Stellung zu bringen, verfängt allenfalls noch bei manchen Europäern, die tatsächlich glauben – oder so tun – in der Ukraine würden Freiheit, Demokratie usw. verteidigt.

Brauer
1 Monat her

Bin nur gespannt, wann Merz Taurus liefern wird.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Brauer

Hat er nicht verlautbart, dass er darüber Stillschweigen wird?
Zumal die Russen das als Kriegseintritt Deutschlands werten.

Wolfgang Richter
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Nach NATO-Kommando in Rostock der nächste deutsche Vertragsbruch? Wo „wir“ uns doch im Rahmen der ermöglichten Wiedervereinigung verpflichtet haben, im Rahmen des immer nur noch „Waffenstillstandsverhältnisses“ mit Rußland diesen nicht „aggressiv“ gegenüberzutreten? Dürfte irgendwo in „2+4“ oder „Anlagen“ stehen.

Thomas
1 Monat her
Antworten an  Brauer

Ich dachte dazu brauch er die Erlaubnis der USA weil in Taurus US Bauteile sind.

November Man
1 Monat her

Die USA, Biden und jetzt auch Trump haben doch was sie mit diesem angezettelten Krieg erreichen wollten. Das Billionen-Dollar-Geschäft mit total abhängigen Europäern. Warum sollte sich die USA noch weiter an diesem Krieg beteiligen? Waffen können die Europäer weiter für Milliarden Steuergelder in den USA kaufen und anschließend an Selensky und die Ukraine verschenken, die dann unser Steuergeld buchstäblich verpulvert. Es ist nicht bekannt, ob die bankrotten Europäer in den USA dafür schon Vorkasse leisten müssen. Wirtschaftlich gesehen sind die Europäer bereits am Ende. Der große Zahlmeister der Europäer, Deutschland, kann sich mittlerweile Dank falscher Politik nur noch mit weiteren… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  November Man

> Und die deutschen Staatsbürger zahlen, ob sie wollen oder nicht.

Zumindest sollte man es nicht wollen. Herrscht hier im Online-ÖRR mit Ex-ZDF-Personal immer noch Begeisterung für die 5% BIP für US-Waffen, welche sich der transatlantische Gebieter wünscht?