GTI: Wie viele Tote fordert der islamische Terror?

Der Global Terrorism Index 2017 analysiert, dass die Zahl der globalen Terror-Opfer sinkt. Insgesamt sind jedoch zehn der am stärksten von Terror betroffenen Ländern dem Islam zuzuordnen – dies entspricht einer Islamquote von 95.8%.

Screenshot: visionsofhumanity.org

Vor kurzem wurde zum fünften Mal der Global Terrorism Index (GTI) des australischen Think-Tanks Institute for Economics and Peace veröffentlicht. Er enthält Analysen zum internationalen Terrorismus. Der Bericht behandelt das zurückliegende Jahr. Die „gute“ Nachricht vorab: Die Zahl der globalen Terror-Opfer sank von 29.376 im Jahr 2015 auf 25.673 im Jahr 2016.   Insgesamt sind jedoch 21.054 Tote der 21.984 Toten aus islamischen geprägten Ländern.

Hat der Terror mit dem Islam zu tun?

Diese Frage wird immer wieder polemisch erörtert, die Emotionen kochen hoch. Wäre es da nicht wünschenswert mit kühler Mathematik zu einer objektiven Antwort zu kommen?

Ganz so einfach ist es nicht, denn der GTI enthält keine Islamquote, also keine einfache und zugleich belastbare Zahl, wie viele Tote vom Islam verantwortet werden. Auch enthält er nur eine Zusammenfassung aller Terror-Anschläge, jedoch nicht jeden einzelnen Terror-Anschlag.

Aus den Angaben des GTI lässt sich jedoch eine grobe Schätzung ableiten, die die Wahrheit zumindest näherungsweise wiedergibt.

Am Ende des Berichts sind die 50 schlimmsten Terror-Anschläge des Jahres 2016 nach Opferzahl und Terrogruppe gelistet. Insgesamt 48 Terror-Anschläge können eindeutig dem Islam zugeordnet werden, bei einem Bombenanschlag im Irak, dessen Urheberschaft ungeklärt ist, dürfte dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht anders sein, lediglich ein Anschlag im Südsudan wurde nicht von Muslimen verübt. Insgesamt starben bei diesen Angriffen 5.137 Menschen – 284 bei innerchristlichen Konflikten. Dies entspricht einer Islamquote von 94.5%. Insgesamt stellen die 50 tödlichsten Anschläge jedoch nur ein gutes Fünftel aller Anschläge.

Die Beschränkung, nur die jeweils tödlichsten Angriffe in die Stichprobe aufzunehmen, kann zudem zu einer Verzerrung führen. Denn angenommen, die islamischen Terror-Gruppen sind die finanzstärksten (schließlich haben sie Finanziers in den hyperreichen Golfstaaten), sind sie eher dazu in der Lage, einen großen Anschlag durchzuführen als die finanziell schwächeren. Die Islamquote könnte daher bei den weniger verheerenden Terror-Anschlägen eher niedriger ausfallen.

Jedoch enthält der GTI für die 10 am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder detaillierte Einzelberichte. Dies waren im Jahr 2016: Der Irak, Afghanistan, Nigeria, Syrien, Pakistan, der Jemen, Somalia, Indien, die Türkei und Libyen. Insgesamt starben in diesen Ländern 21.984 Menschen – das entspricht 85.6% aller Terror-Toten weltweit.

Folgende Methodik wird angewandt: Können in einem Land die meisten Terror-Anschläge, deren Urheberschaft geklärt ist, dem Islam zugeordnet werden, werden auch alle ungeklärten Anschläge dem Islam zugeordnet. Lässt sich die Mehrheit der aufgeklärten Anschläge nicht-islamischen Terror-Gruppen zuordnen, werden alle ungeklärten Terror-Anschläge nicht dem Islam zugeordnet.

Nach dieser Methode lassen sich die Terrortoten in 6 von 10 der am stärksten betroffenen Länder ausschließlich dem Islam zuweisen. In Nigeria gab es 68 Todesfälle durch katholische Ijaw-Extremisten und in Pakistan 61 Tote durch marxistische Belutschen. In Indien hingegen sind nur 10.3%, in der Türkei nur 24.6% aller Terrortoten islamisch motiviert. Die meisten indischen Terror-Toten sind maoistischen Gruppierungen zuzuordnen, die meisten türkischen Terror-Toten den Freiheitsfalken Kurdistans, der PKK und dem Putschversuch säkular eingestellter Generale.

Insgesamt sind daher 21.054 Tote der 21.984 Toten in den 10 am stärksten betroffenen Ländern dem Islam zuzuordnen – dies entspricht einer Islamquote von 95.8%.

Von den 50 verheerendsten Terror-Anschlägen ereigneten sich 45 in den 10 am stärksten betroffenen Länder. Man darf zu dieser Opferzahl also nur die 5 verheerendsten Terror-Anschläge hinzuzählen, die sich außerhalb dieser Länder ereigneten. Diese forderten 571 Opfer, davon gehen 283 nicht auf den Islam zurück. Unter den dann 22.555 Terrortoten (die 87.9% aller Terrortoten weltweit ausmachen) sinkt die Islamquote leicht auf 94.6%.

Ab hier tappt der methodische Ansatz gewissermaßen im Dunklen, da nur für wenige weitere Länder Opferzahlen angegeben werden. Immerhin eine Aufschlüsselung nach Weltregionen existiert.

Die 11 nicht-islamischen Terrortoten in der Ukraine fallen genauso wenig ins Gewicht, wie die 51 nicht-islamischen Terrortoten in Lateinamerika und der Karibik. Etwa 600 Terror-Tote ereigneten sich in den noch nicht genannten arabischen Ländern – sie dürften dem Islam zuzurechnen sein. Ca. 100 Terror-Tote in Nordafrika und Europa gehen ebenfalls auf den Islam zurück. Abzüglich der Hot-Spots Afghanistan, Pakistan und Indien ereigneten sich in Südasien etwa 70 Terrortote – da die Tamilentiger auf Sri Lanka vor 8 Jahren militärisch besiegt wurden, bleibt nur noch das islamische Bangladesh. Im Fernasien kam es zu 469 Terror-Toten. Diese können für 2016 nicht aufgeschlüsselt werden, in den vorangehenden Jahren schafften es die Philippinen und Thailand jedoch in die Top 10 der am stärksten vom Terror betroffenen Länder – der von ihren muslimischen Bevölkerungsminderheiten ausging. Die jüngste Gewalteskalation zwischen buddhistischen Terroristen und islamischen Rohingya in Burma kann in den Zahlen für 2016 noch nicht enthalten gewesen sein.

Ein großer blinder Fleck bleibt Afrika. In mehreren Ländern Westafrikas war die Gruppierung Al-Qaida im Mahgreb aktiv. Boko Haram und al-Shabaab verübten nicht nur in ihrer Heimat Nigeria bzw. Somalia Anschläge, sondern auch in den umliegenden Ländern. Ein großer Teil der Terror-Toten geht jedoch auf ethnische Konflikte im christlichen Südsudan zurück.

Die Terror-Opfer, die nicht entweder in den Top-10-Ländern oder Top-50-Anschlägen enthalten sind, machen etwa 12.1% aller Terror-Toten weltweit aus. Durch das südsudanesische Übergewicht mag die Terror-Quote bei ihnen ca. 10% niedriger liegen, also bei etwa 85%. Dies würde durch die insgesamt kleinere Zahl jedoch weltweit die Islamquote nur um ca. 1% senken – auf 93.5%.

Also kann man annehmen, dass die Zahl der islamischen Terror-Anschläge etwa 14.3x so hoch ist, wie die der nicht-islamischen. Daraus lässt sich allerdings nicht ableiten, dass die islamische Welt mit 14.3-fach höherer Rate Terror-Anschläge verübt als der Rest der Welt. Denn dabei berücksichtigt bleibt unberücksichtigt, dass der Islam nur etwa 23% der Weltbevölkerung stellt. Diese Berechnung erfolgt über ein Odds Ratio (Wahrscheinlichkeitsverhältnis).

(93.5/23)/(6.5/77) = 47.8

Das heißt: die islamische Welt begeht mit etwa 50-fach höherer Rate Terror-Anschläge als der Rest der Welt.

Aber mit dem Islam hat das natürlich nichts zu tun.


Lukas Mihr ist Historiker und freier Journalist.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 17 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

17 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
MoSte
6 Jahre her

Einen lesenswerten Artikel, der zu diesem Artikel passt, hat multiperspektivisch erst kürzlich veröffentlicht: http://www.multiperspektivisch.de/nachricht/detail/24.html
Er behandelt die Frage, inwiefern der Islam besonders gewalttätig ist und inwieweit Weltanschauungen zu verschiedenen Zeiten der Geschichte instrumentalisiert wurden.

Felix Schmidt
6 Jahre her

Das Christentum hat seine blutigen Kreuzzüge lange hinter sich gebracht – zum Glück für uns alle. Der Islam wird leider noch sehr lange brauchen, um der Gewalt zu entsagen. Was ich immer wieder entlarvend finde ist, dass nach Anschlägen so wenig Reaktion von den gemäßigten Muslimen kommt, die ja eigentlich ebenfalls friedlich leben wollen. Wer demonstriert denn gegen islamischen Terrorismus? Muslime ? Größtenteils Fehlanzeige. Als Muslim demonstriert man einfach nicht gegen die eigenen Glaubensbrüder, auch wenn man ihre Taten ablehnt. Nein, bei den Demonstrationen finden sich hauptsächlich Grünlinge, Antifa, Gewerkschaften und eben auch die bösen „rechten“ Gruppen. Solange die gemäßigten… Mehr

Dieter Rose
6 Jahre her
Antworten an  Felix Schmidt

Kreuzzüge waren die Reaktion
auf die Islamisierung
des christlichen NordafrikA

Eysel
6 Jahre her

Was wir mit ziemlicher Sicherheit wissen, das Offensichtliche also mal – grob zumindest – statistisch-mathematisch erfasst. Wie aber der tief sitzenden Überzeugung begegnen, dass dies alles NICHT so ist? Sondern eine „verquere“ Sichtweise von Rassisten und „alten weißen Männern“? – Ratio also gegen gnadenlose Überzeugung! – – „Aufklärung“ gegen quasi-religiösen Eifer. – Der Blick in die Geschichte lehrt, dass Glauben/Ideologie selbst hanebüchene, elementare Wirklichkeiten verleugnende Ansichten/Einsichten ÄUSSERST „beständig“ sein können. – Alle Erfahrung zeigt, dass man VERLIERT wenn man „Überzeugungen“ mit „Logik und Fakten“ begegnen will. – „Vernunft“ scheint bei einer Vielzahl von Menschen nur wenig bis nichts zu bewirken.… Mehr

Frank Stefan
6 Jahre her

Ich vermute, dass dieser Body-Count des Terrors auf Jahresbasis erstellt ist. Wenn ja (wie bei jeder anständigen Geschäftsbilanz großer Unternehmungen üblich), dann müsste man die Jahresergebnisse addieren, um sich ein richtiges Bild zu machen. Jahr für Jahr über 20.000 Tote, was für eine Bilanz, Hut ab (oder gleich den Kopf?)! Dazu schaue man sich die Insignien der Schuldigen, der 3 Weltreligionen an. Das Judentum? Weiß ich nicht, die missionieren ja auch nicht. Dafür sind sie eine Blut-und-Boden-Ideologie, von wegen auserwähltes Volk, gelobtes Land und andere Höhenflüge. Der Islam? Das Schwert! Den Glauben mit dem Schwert verbreiten. Klingt nicht sehr friedfertig… Mehr

Gerd Soldierer
6 Jahre her

Die Mutter erklärt der Tochter den Märtyrer : die Särge, die Gräber, im Paradies ist es 10 mal schöner als hier : Sam- u. Sonntags : weltweit in der Moschee- Schule, mit od. ohne Comic, Herr Autor : kennen Sie Ideologen? – der Islam hat genug davon.

Heike Tröger-Werner
6 Jahre her

Selbstverständlich ist der Islam mörderisch! Allein das Leben nach der Scharia ist Beweis genug. Mehr braucht es nicht um den Islam als menschenverachtende Gesinnung zu entlarven.

Friedrich - Wilhelm
6 Jahre her
Antworten an  Heike Tröger-Werner

die sharia ist im islam nicht der mörderischste aspekt. statistisch handelt die trilogie
– koran, hadithe und die biographie mohammeds – vor allem in der medinensischen zeit –
mehrheitlich, zu fast 60 prozent von menschenverachtung! das wäre beweis genug!
die meisten derer, die der verharmlosenden narrative des islam aufgesessen sind, wissen nicht, daß sie demnächst ihr eigenes grab schaufeln, so, wie ingenieure, die einer vernetzung der wirtschaft das wort reden, mithin noch daran mitwirken, ihre eigene existenzgrundlage vernichten. die sehen das in ihrer verblendung auch nicht!

Thomas Rießinger
6 Jahre her

Man darf doch der Religion des Friedens nicht mit Analysen oder gar mit Zahlen kommen! Das ist sicher islamophob und rassistisch, und dazu noch mathematophil.

T Klein
6 Jahre her

Um da mal den türkischen Präsidenten zu zitieren „Es gibt nur Islam“.

Illusionslos
6 Jahre her

Bevor man sich hinstellt und verkündet, der Islam gehört zu Deutschland, würde jeder verantwortungsbewußte Mensch erst einml prüfen, was das für eine Religion ist und ob sie zu Menschenrechten ,Demokratie und unserem Land und Kultur überhaupt passt. Selbst jeder Karnevalsverein fragt : Solle mer se reinlassen ? Nicht so in Merkeldeutschland. Da wird der Islam erstmal bejubelt, weil man so weltoffen sein will und läßt jeden unbesehen ins Land. Dann stellt man fest, wer da alles gekommen ist und wird sie nicht mehr los, weil keine Pässe und kein anderes Land sie will. Damit man seine Fehler nicht zugeben muß,… Mehr

Jens Frisch
6 Jahre her

Wie man es auch dreht und wendet, eines bleibt sicher:
„Nicht alle Moslems sind Terroristen, aber fast alle Terroristen sind Moslems.“