Mayukh Panja ist Inder. Er kam vor neun Jahren nach Deutschland und promovierte in Göttingen in Astrophysik. Die Stelle dort hatte er als einer von 600 Bewerbern bekommen. Nach einer Tätigkeit bei der Deutschen Bank arbeitet Panja mittlerweile in Berlin im Rahmen eines Investoren-Stipendiums an seinem eigenen Produkt „Populations“. Damit soll mittels Künstlicher Intelligenz menschliches Verhalten vorhersagbar werden. Die WELT veröffentlichte nun ein Interview mit dem jungen Akademiker. Eine bedenkenswerte Stellungnahme:

Panjas Kernaussagen

Bei seiner Ankunft im Jahr 2016 – damals 25 Jahre alt – habe er Deutschland an der Weltspitze verortet. Heute sieht er es im Niedergang. Das habe viel mit einer moralisierenden Minderheit zu tun. Als er kürzlich in einem Video sah, wie die Kühltürme des bayerischen Kernkraftwerks Gundremmingen gesprengt werden, schrieb er auf X: „In den vergangenen 9 Jahren hatte ich die unglaubliche Möglichkeit, mitzuerleben, wie sich ein Erste-Welt-Land auf der Schwelle zur Supermacht durch eine Reihe politischer Fehlentscheidungen, von denen jede auf weitere Selbstkastration zielte, selbst verzwergt hat (…)“. Er fügt an: „Ich komme aus Indien. Für mich ist Atomenergie keine Frage von rechts oder links, sondern eine von sicherer Energie.“

Viele politische Entscheidungen, so findet Panja, würden in ein diffuses Links-Rechts- und Gut-Böse-Schema gepresst. Er fühle sich schlecht für „hart arbeitende ehrgeizige Deutsche, insbesondere jene, die hart gearbeitet haben, um das Land aufzubauen, und jetzt zusehen müssen, wie alles von einem Haufen moralisierender, privilegierter Idioten ruiniert wird“.

„Ich sehe in Deutschland eine Gesellschaft, die kein Risiko eingehen will. Und das ist falsch. Wenig Risiko? Von mir aus. Aber kein Risiko ist das Ende.“ Er habe das Gefühl, dass Deutsche „Angst vor Technik und Innovation“ hätten. Die Erfolge von Tesla oder SpaceX wären in Deutschland kaum vorstellbar.“

Dennoch gibt er die Hoffnung nicht vollkommen auf: „Deutschland hat die Künstliche Intelligenz verpasst. Aber ich glaube, in den nächsten 20, 30 Jahren werden wir uns in Richtung Weltraum orientieren. Das darf Deutschland nicht verpassen. Da wird eine Industrie entstehen. Und deutsche Ingenieure können sie mitgestalten.“

Nach Panjas Tweet zum Niedergang Deutschlands beschimpften ihn Menschen auf X, die sich als politisch links zu erkennen geben: Ein Nutzer mit „GegenRechts“ im Namen und einer Regenbogen-Flagge auf dem Profil, der ansonsten vor allem CDU-Politiker „Faschisten“ und „Nazis“ nennt, schrieb Panja: „Hoffe, du wirst abgeschoben. Dummer indischer Abschaum, den keiner braucht.“

Apropos Bildung in Indien

Man darf annehmen, dass Panja in Indien eine strenge, anspruchsvolle und durchaus privilegierte Bildung erfahren hat. Vielfach mit einem Anspruch, gerade in der Mathematik, den man in Deutschland nicht kennt.

Der Paderborner Mathematikprofessor Bernhard Krötz hat anhand eines Vergleichs der Mathematikleistungen deutscher und indischer Schüler nachgewiesen, dass sich das mit immer besseren Noten ständig schöngerechnete deutsche Bildungswesen seit 50 Jahren im Sinkflug befindet. Krötz belegt zum Beispiel, dass deutsche Studenten der Mathematik und der Naturwissenschaften kaum in der Lage wären, die in Indien üblichen 6-Stunden-Tests in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie für den Zugang zur Universität (Joint Entrance Exam – JEE) zu bestehen.

Das heißt zum Beispiel konkret: Indische Schüler müssen im Test unter größtem Zeitdruck mit anspruchsvollen Aufgaben aus den Bereichen Trigonometrische Funktionen sowie deren Ableitungen und Umkehrungen oder mit komplexen Zahlen umgehen. In Indien ist das wohlgemerkt ein Anspruch an Schüler, die in Klassen mit 70 bis 100 Schülern 40 Wochenstunden Unterricht hinter sich haben. Im Vergleich dazu seien deutsche Studenten selbst nach universitären Brückenkursen mathematische Analphabeten, so Krötz.

Bildungssystem im Niedergang

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Die Folgen sind bekannt. Nur ein symptomatisches Beispiel: Die Zahl der Studenten im Maschinenbau ist binnen acht Jahren von 120.103 (Wintersemester 2013/14) um 32 Prozent auf 81.646 (WS 2023/24) gefallen. „Industrienation“ Deutschland eben! Hier zerbricht man sich eher den Kopf, ob man noch mehr Professuren für Gender, Diversity, Equity und Postcolonial Studies einrichten soll.

Ein Land im Blockademodus

Panjas Haltung ist spannend, weil sie Deutschland den Spiegel vorhält: Seine Erfahrungen bestärken den Eindruck, dass sich Deutschland vor allem selbst sabotiert und blockiert. Während Menschen aus aller Welt immer noch voller Respekt und Bewunderung auf Deutschland schauen, zerstört das Land sich selbst, herrschen Depression, Frustration, Stillstand.

Doch während Spitzenpositionen in so gut wie allen Bereichen verloren gehen, bleibt das typisch deutsche Sendungsbewusstsein bestehen. So ist es symptomatisch, dass Äußerungen wie die Panjas ausgerechnet unter Linken auf Widerstand treffen: Ein Ausländer, der Deutschen sagt, was falsch läuft? Auf gar keinen Fall! Hier entlarvt sich die von linken Kreisen vor sich her getragene Weltläufigkeit als provinzielle Ignoranz.

Panja meldete sich zu Wort, weil ihm das Land, in dem er Heimat gefunden hat, etwas bedeutet. Er schätzt, was linke Einheimische mit dem Hass aufs Eigene so verachten. Spätestens das sollte zum Denken anregen, ob der linke Selbstzerstörungskurs nicht dringend korrekturbedürftig ist.

Seine Aussagen auf X im Wortlaut:

„Ich kam 2016 nach Deutschland, um meine Promotion zu beginnen. Deutschland war damals eine Hochburg der Wissenschaft und des Ingenieurwesens. Und nun, innerhalb von neun Jahren, hatte ich die unglaubliche Gelegenheit, mitzuerleben, wie sich ein Industrieland, das kurz davor stand, eine große Supermacht zu werden, durch eine Reihe schlechter politischer Maßnahmen, die jeweils darauf abzielten, sich selbst noch weiter zu schwächen, systematisch selbst dezimierte.

All diese selbstkastrierenden Politiken haben einen gemeinsamen Nenner: Sie wurden alle von einigen wenigen wohlhabenden Millennials aus der Großstadt vorangetrieben, die sich moralisch überlegen fühlen und dafür gelobt werden wollten, dass sie „gute Menschen“ sind. Es ist verrückt, wie der Narzissmus einiger weniger ein ganzes Land zerstören kann. Irgendwie tun mir die hart arbeitenden, ehrgeizigen Deutschen leid, insbesondere diejenigen, die hart gearbeitet haben, um das Land aufzubauen, und zusehen müssen, wie es von einem Haufen tugendhafter, selbstgefälliger Idioten ruiniert wird.“