„Schweinchen Schlau“ wird Rudi Völler vor die Nase gesetzt

DFB-Präsident Bernd Neuendorf (SPD) richtet den Verband mit der Berufung des Ex-Sankt-Pauli-Managers Andreas Rettig zum Geschäftsführer Sport weiter links aus. Es kommt zum Eklat: Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff werfen in der Task Force Nationalmannschaft deswegen hin.

IMAGO / Eibner
Andreas Rettig, DFB Geschäftsführer Nationalmannschaften, 15.09.2023
Wer auf eine Entpolitisierung des Sports hoffte, wird jetzt von der Führung des größten Sportfachverbandes der Welt, dem Deutschen Fußballbund – kurz DFB –, erneut mächtig enttäuscht. Der umstrittene Verbandspräsident Bernd Neuendorf (SPD) stärkt seine Politik jetzt mit der Berufung von Andreas Rettig zum neuen Geschäftsführer Sport des Fußballverbandes. Die Unterstützung des linken Spektrums im DFB hat zudem ihren Preis: Laut Bild-Zeitung erhält Rettig ein üppiges Gehalt von 700.000 Euro pro Jahr.

Beim DFB können sie auf den Fluren nun den linken Marsch des sowjetischen Revolutionsdichters Wladimir Majakowski anstimmen: „He, wer schreitet dort rechts aus? Links, links, links!“

Jetzt kommt es auch noch zum großen Eklat: Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff haben wegen Neuendorfs Alleingang und seiner links orientierten Berufung mit Rettig in der DFB-Task Force Nationalmannschaft ihre Aufgaben hingeschmissen – mit sofortiger Wirkung! Rumms.

In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern und der Aufsichtsratsvorsitzende von RB Leipzig ihre Entrüstung mit: „Der aktuelle, für den DFB öffentlichkeitswirksame Expertenrat, ist allerdings nie mit den entsprechenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet worden, um effektiv, wirksam und zielstrebig arbeiten zu können. Zudem wurde die Taskforce in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden, teilweise nicht einmal informiert. So haben wir von der Installation Andreas Rettigs als Geschäftsführer Sport des DFB, eine durchaus sensible Personalie und diskussionswürdige Entscheidung, durch die Medien erfahren. Auf dieser Basis ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich.“

Mehr öffentlicher Protest geht kaum. Es ist ein klares Misstrauensvotum gegen die Vereinspolitik von DFB-Boss Neuendorf.

„Rettig ist ganz klar eine parteipolitische Besetzung“, kritisieren selbst DFB-Kreise. Er würde Sportdirektor Rudi Völler, der die Nationalmannschaft abseits der Politik wieder auf das Sportliche konzentrieren wollte, direkt vor die Nase gesetzt. Denn Rettig ist in seiner Position künftig Völlers Vorgesetzter. Dabei hat Völler als Einmal-Bundestrainer und EM-Feuerwehrmann gerade erst die darniederliegende deutsche Fußballnationalmannschaft mit dem 2:1-Sieg gegen Frankreich wieder etwas aufgerichtet. Fußballidol Sportdirektor Rudi Völler will die Nationalmannschaft bis zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland betreuen. Ob das jetzt noch gut geht mit der Rettig-Nominierung?

Denn das Signal der Rettig-Verpflichtung bedeutet – der Verband rückt noch weiter ins linke politische Spektrum. Kein Wunder, er wird von einem SPD-Berufspolitiker geleitet. Neuendorf agierte unter anderem jahrelang als SPD-Sprecher und Landesgeschäftsführer der NRW-SPD sowie als Staatssekretär im Familienministerium der SPD-geführten Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Obendrein war Neuendorf erst seit 2019 als Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein in leitender Funktion tätig, also kein Sportprofi. Der SPD-Politiker ist mit seiner Wahl am 11. März 2022 der fünfte Präsident in nur zehn Jahren.

Ohnehin setzt der eingefleischte Sozialdemokrat Bernd Neuendorf auf die Unterstützung seiner Genossin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Die umstrittene SPD-Politikerin war aktiver Teil der peinlichen One-Love-Bindenposse bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, ebenso wie SPD-Anhänger und Nationalspieler Leon Goretzka. Bayern-Profi Goretzka, schon seit einiger Zeit für die SPD aktiv, hatte den Plan für die peinliche Mund-zu-halte-Posse der Nationalkicker mit professioneller Hilfe ausgeheckt.

Ist die Rettig-Berufung ein Dank für die Wahlhilfe zum DFB-Präsidenten?

DFB-Insider sehen die Rettig-Berufung obendrein auch als Dank von Neuendorf für dessen Unterstützung bei seiner Wahl zum DFB-Präsidenten, um seinen Gegenkandidaten Peter Peters aus dem Weg zu räumen.

Rettig hatte sich mit Sticheleien gegen den Neuendorf-Konkurrenten im Vorfeld der DFB-Präsidentenwahl im März 2022 verdient gemacht. Beim Besuch von Peter Peters im Sport1-Doppelpass im Herbst 2021 ließ sich Andreas Rettig, als früherer Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL), telefonisch zuschalten und fragte provozierend: „Mich würde schon mal interessieren, was dich, Peter, für das Amt des Präsidenten qualifiziert. Die Tätigkeit bei Schalke 04 kann es ja nicht gewesen sein.“ Ein ungeheuerlicher Vorgang.

Neuendorfs Lobesworte für seinen Spezi klingen daher heute so: „Mit Andreas Rettig haben wir einen überaus erfahrenen, engagierten und durchsetzungsstarken Geschäftsführer gewonnen. Ich bin überzeugt, dass er die vor uns liegenden Aufgaben im Bereich Sport mit großer Leidenschaft angehen wird.“

Rettig selbst war jahrelang Geschäftsführer beim FC St. Pauli, ein sich zur linken Szene bekennender Kiezklub Hamburgs. Zudem managte er die Bundesligisten SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg. Auch hier durchdringt eher rot-grüner Geist die Vereinsräume. Vom 1. Juni 2021 bis zum 2. Mai 2022 übernahm Rettig den Vorsitz der Geschäftsführung beim Drittligisten FC Viktoria Köln. Zudem ist Rettig gern gesehener Gast bei SPD-Veranstaltungen wie bei dieser hier am 10. November 2022 in Bochum.

Damit nicht genug: Auch für Völler könnte die Neuendorf-Personalie zum Problem werden. Schon 2015 geriet er mit Rettig ins Gefecht. Als Bayer04-Sportchef bezeichnete er Rettig im Streit um die Zentralvermarktung der Bundesliga als „Schweinchen Schlau“. Völler wetterte einst: „Ich bin davon enttäuscht und halte das für populistisch. Das ist ein typischer Rettig: Er macht ein bisschen auf Schweinchen Schlau.“

Der links ausgerichtete Rettig hatte als Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli die DFL in einem Schreiben aufgefordert: Vereine, die gegen die 50+1-Regel verstoßen, anteilig von der Verteilung der Fernseh-Einnahmen auszuschließen. Genau das haben auch Rummenigge und Mintzlaff nicht vergessen und jetzt reagiert.

Fazit des aktuellen DFB-Skandals: DFB-Chef Neuendorf war als Staatssekretär in NRW SPD-Berufspolitiker. Rudi Völler ist das nicht. Deswegen ist der Neuendorf-Spezi und frühere St.-Pauli-Manager kein gutes Omen für die Europameisterschaft „dahoam“, sondern eine Fehlbesetzung – wie die Rücktritte von Rummenigge und Mintzlaff beweisen. Wenn es noch mit rechten Dingen zugeht, müsste jetzt DFB-Präsident Bernd Neuendorf sein Amt niederlegen. Schließlich ist er für die größte sportliche Krise des deutschen Fußballs verantwortlich. Doch Neuendorf wird wohl wie seine skandalumwitterte Genossin Nancy Faeser am seinem Sessel festkleben. Na dann, gute Nacht Europameisterschaft!

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Kommentare ( 84 )

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maru
7 Monate her

Tante Käthe sollte unter diesen Bedingungen auch hinschmeissen.
Was will er denn mit einem Polit-Kommissar vor der Nase? Solche Gestalten sind Energie-Vampire und erdrosseln jedwede Kreativität im Keim.
Ich würde mir das an seiner Stelle nicht antun.

Schwabenmaedle
7 Monate her

Ein Grund mehr kein Spiel des DFB mehr anzusehen. Ich war früher glühender Fan. Die WM 2006 habe ich als Teenager erlebt und kann mich noch sehr gut an die Euphorie zurückerinnern, die damals in unserer Heim-WM zu spüren war. Als die Jungs in der Mannschaft auf den Sport konzentriert waren und nicht darauf, dass die Armbinde in den politisch korrekten Farben erstrahlt. Wokeness first, Leistung egal. Das Spiegelbild unserer Regierung und allgemein unserer Gesellschaft. Da kann sich die deutsche Mannschaft glücklich schätzen, als Gastgeber in der Heim-EM im nächsten Jahr die Qualifikation sicher zu haben. Mit Julian Nagelsmann als… Mehr

Klare Kante
7 Monate her
Antworten an  Schwabenmaedle

Sport frei ins Schwabenländle: Rudi Völler hat leider schon seinen Diener gemacht und Rettig akzeptiert. Was Nagelsmann angeht, könnte es ein Problem geben. Sicher ist er talentiert, aber für die Nationalmannschaft zu jung. Damit ist er schon bei den großen Bayern nicht klar gekommen. Kumpeltrainer auf Top-Niveau funktioniert nicht. Jedoch besteht die Nationalelf zu einem großen Teil aus Bayern-Spielern, das hat aber schon beim FCB mit Nagelsmann nicht gefunkt, also wie soll das jetzt mit der Bayern-Abteilung beim DFB besser klappen? Das wird spannend.

Th.F.Brommelcamp
7 Monate her
Antworten an  Schwabenmaedle

Kann Rugby empfehlen. Momentan läuft die WM (D ist nicht dabei). Äußerst fair. Wenn man erst die Regeln kapiert hat ist es richtig spannend. OneLove Binde hätte Probleme. Vom Fußball haben wir uns seit Corona verabschiedet.

Last edited 7 Monate her by Th.F.Brommelcamp
Haeretiker
7 Monate her

Es ist wie mit der Energiewende. Die Wege die in den Ruin führen, werden umso verbissener verfolgt.

Max und Moritz
7 Monate her

Moment. Rettigs Einsatz für die 50 + 1 Regel war damals in Ordnung. Dieser hat, Herr Opitz, nichts mit links oder grün zu tun, sondern lediglich mit dem Kampf gegen neowirtschaftsliberale Neuordnungen im Fußball. Diesen Kampf führt von vorne auch das CDU-Urgestein Watzke. Diesem geistige politische Nähe zu Neuendorf und Rettig zu unterstellen, dürfte absurd sein. Die Fronten in diesem Kampf innerhalb des Fußballs überschneiden und überkreuzen sich an manchen Stellen. Ein Vergleich mit Parteipolitik bietet sich an mancher Stelle an, an anderen ist er wiederum absurd. Einig sind wir uns sicherlich in der Anprangerung des parteipolitschen Mißbrauchs des Fußballs… Mehr

horrex
7 Monate her

Ein SUMPF …
Es wird „Mancherlei“(!!!) erst noch weit schlimmer kommen müssen
bevor es – irgendwann – wieder besser werden kann …
Wir werden „ganz unten durch müssen“ !!!

Peter Klaus
7 Monate her

(SP)D FB …ich hab hier noch nie einen kürzeren Kommentar gepostet

Richy
7 Monate her

Nachdem mir die (National-) Mannschaft seit der EM (Armbinde, Kniefall vor einem Verbrecher) am A…… vorbeigeht und ich keine Spiele mehr ansehe, ist es mir auch egal, welche linken Politiker an der Spitze des DFB stehen. Ich kann Völler eigentlich nur anraten, dass er seinen Posten aufgibt. Vielleicht könnte Faeser dann nach verlorener Hessenwahl mit einem Sack voller bunter Armbinden seinen Posten übernehmen.

Kala Mar
7 Monate her

Es scheint schier unglaublich, dass vor knapp 15 Jahren noch der deutschgesinnte Mayer-Vorfelder als Präsident dieses Verbands fungierte. Jener MV, der den passionierten Jäger und Weltkriegsveteranen Egidius Braun beerbte, welcher wiederum die ganzen Neunziger über präsidierte ohne dass etwa jemals die seinerzeit in ausnahmslos jedem Stadionblock anzutreffenden Reichskriegsflaggen in irgendeinder Form auch nur ansatzweise thematisiert wurden, während heute jeder „schwule Sau“-Rufer aus den Rängen sofort von 10 Kameras identifiziert wird und auf spiegel.de als schlagender Beweis für den „Tatort Stadion“ herhalten muss. Erst mit dem falschen Fuffziger Theo Zwanziger begannen die Homokampagnen, „Say no to racism“-Geschichten und überpenetrantes Pushen von… Mehr

Avallion
7 Monate her

“ …. deutsche Fußballnationalmannschaft“ ??? Verbreitet „Tichy“ hier Fake-News ? Wo ist da eine „deutsche Fußballnationalmannschaft“ ??? Die heißen doch nur noch „Mannschaft“ oder heißen die etwa nur noch „Schaft“ ? Ich sehe da nur zusammengekaufte Söldner über den Rasen schleichen. Deutsch und National ??? Da öffnet ja noch nicht mal jemand den Mund bei der Nationalhymne und tut so, als ob er mitsingen täte. Oder wird bei der „Nationalhymne “ jetzt nur noch „Alle meine Entchen“ gespielt ? Ich bin auch nicht daran interessiert das Fussball die offenen Risse dieser Gesellschaft zukittet. War ich schon zu DDR-Zeiten nicht, obwohl… Mehr

sunnyliese
7 Monate her

Neuendorf und Rettig…2 rot-grüne Socken werden den DFB wohl weiterhin auf „dem richtigen politischen“-Kurs halten…was spielt da der Fußball noch für eine Rolle?