Die künstlich erzeugte Angst vor der Fünf-Grad-Erwärmung

Der Weltklimarat IPCC behandelt in seinen Berichten auch völlig irreale Szenarien der extremen Erwärmung. Sie dienen ihm womöglich dazu, Angst zu erzeugen. Wie stark Deutschland bereits jetzt seine CO2-Emissionen reduziert hat, geht in der allgemeinen Angstrhetorik ebenso unter wie die Frage nach der Kernenergie.

IMAGO / ZUMA Wire
Eine Demonstrantin von "Extinction Rebellion" beruft sich auf den IPCC, London 6. September 2021

Der IPCC-Bericht unterscheidet fünf verschiedene CO2-Entwicklungsszenarien. Warum hat der IPCC eigentlich Szenarien behandelt, die völlig irreal sind, wie das 8.5 oder das 7.0 Szenario ? Wie wir schon in „Unerwünschte Wahrheiten“, im Kapitel 39 dargelegt haben, würde das 8.5 Szenario zu einer Verfünffachung des Kohleverbrauchs führen. In der Grafik des IPCC werden in diesem Szenario ab 2080 120 Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen. Wie realistisch ist das?

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften hat in ihrer letzten Energiestudie 2019 die weltweiten Reserven an Gas, Öl und Kohle aufgeführt, wonach beim Verbrennen aller Reserven 3402 Milliarden Tonnen ausgestoßen werden (Öl 843 Milliarden Tonnen, Gas 431 und Kohle 2127). Summiert man die Emission des 8.5 Szenarios bis 2100, ergibt sich eine Summe von 6100 Milliarden Tonnen CO2. Danach würden uns in diesem Szenario etwa 2080 die Kohlenstoffreserven ausgehen.

In der Definiton der Bundesanstalt sind Reserven die heute nachgewiesenen wirtschaftlich gewinnbaren Energierohstoffe, die zu unterscheiden sind von den Ressourcen, die die nicht wirtschaftlichen und heute noch nicht nachgewiesenen, aber möglichen Energieträger (wie etwa Gashydrate), umfassen.

Auch das Szenario 6.0 übersteigt die heute bekannten und wirtschaftlich nutzbaren Kohle-, Öl- und Gasvorkommen. Selbst in den „schlimmsten“ Prognosen des BP Energy Outlooks 2021 werden die CO2-Emissionen bis 2050 um allenfalls fünf Milliarden Tonnen CO2 ansteigen (OPEC-Schätzung) und damit eher dem 4.5 Szenario (gelbe Kurve unten) entsprechen.

Aber nur mit einem völlig irrealen Szenario 8.5 kann der IPCC mit seinen fragwürdigen Modellen auf eine Temperaturerhöhung von 3,3 bis 5,7 Grad Celsius in 2100 kommen.

Diese Angabe schaffte es dann in die Summary for Policymakers, S.18. Und es findet sich dann als eine der Botschaften in den Medien. Die Tagesschau berichtete, „ohne entschiedenen Klimaschutz sind bis zu 5,7 Grad Erwärmung zu erwarten“. In der FAZ schrieb Müller-Jung unter dem Untertitel „Erwärmung bis zu 5,7 Grad?“: „Im schlimmsten Fall jedoch, dem weiteren ungebremsten Ansteigen der Emissionen, könne es zu einer Erwärmung von 3,3 bis 5,7 Grad bis 2100 kommen“.

Diese irrealen Szenarien werden gebraucht, um Angst zu erzeugen, denn die wahrscheinlichen Entwicklungen – selbst mit den viel zu heiss laufenden Klimamodellen des IPCC – werden bis 2040 wenig spektakulär mit 1,5 Grad im 2.6- und im 4.5-Szenario (also in beiden Szenarien 0,43 Grad mehr als heute) wiedergegeben.

Was bewirkt eine Verminderung von CO2 um 65 Prozent in Deutschland bis 2030?

Björn Lomborg hat die Auswirkungen berechnet. Auf das Klima hat eine Verminderung um 65 % CO2 in Deutschland Null Auswirkungen, jede Familie wird aber 2030 mit jährlich 8400 € (Schrumpfung des BIP um 4,3 %) belastet. Weiter fortgeführt, kostet das Ausstiegsprogramm jede Familie 34 000 € (Schrumpfung des BIP um 12,8 %) in 2050. Und die klimatischen Auswirkungen in 2100 wären nach den IPCC-Modellen: 0,015 Grad Celsius weniger Temperaturanstieg. Diese deutsche Vorreiterrolle und der deutsche Alleingang wird kein Vorbild für andere Nationen sein.

Immer wieder wird der Versuch gemacht, die CO2-Emissionen Deutschlands aufzublasen. Etwa durch den Versuch, die CO2-Emissionen auf die Bevölkerungszahl zu beziehen. Man darf aber eine Nation, die weltweit benötigte Güter herstellt und exportiert, nicht mit einem Entwicklungsland vergleichen. Aber selbst da gibt es eine Reihe von Staaten, die vor uns liegen. Und China wird uns pro Kopf in zwei Jahren eingeholt haben,verursacht aber 30 % der weltweiten CO2 Emissionen.

Die einzig sinnvolle Bezugsgröße, die die CO2-Effizienz einer Volkswirtschaft angemessen bewertet, ist der CO2 Ausstoß pro 1000 $ Bruttoinlandsprodukt (BIP). Da liegt aber Deutschland in der Spitzengruppe der CO2-effizientesten Nationen. Das bedeutet, dass die Verlagerung einer Produktion aus Deutschland, sei es zur Herstellung von Fahrzeugen (wie etwa jetzt der Daimler-Verbrennungsmotoren), Maschinen oder Arzneimitteln z. B. nach China bei der Herstellung mehr als dreimal soviel CO2 ausstoßen lässt. Es ist nicht verständlich, dass kein Politiker der vergangenen Bundesregierungen mit einem gewissen Stolz darauf verweist, dass Deutschland in den letzten 40 Jahren 40 % des CO2 reduziert hat. Das hat kein anderes Land geschafft, sieht man von Großbritannien ab, das seine Stromerzeugung weitgehend auf Kernenergie und Erdgas umgestellt hat.

Ein beliebter Trick ist auch, zu behaupten, dass Deutschland einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen in der Vergangenheit gewesen sei. Summiert man die CO2-Emissionen der letzten 50 Jahre (das vorher ausgestoßene CO2 befindet sich zum größten Teil nicht mehr in der Atmosphäre) so stellt man anderes fest: Da liegen die USA mit 261 Milliarden t vorn, gefolgt von China mit 226 Milliarden und Russland mit 89,7, gefolgt von Japan und Indien. Dann erst folgt Deutschland mit 47,7 Milliarden t, die allerdings auch die hohen Emissionen der DDR mit umfassen.

Überraschenderweise wird im Wahlkampf das Thema „Moratorium der Stillegung von Kernkraftwerken“ nicht thematisiert, obwohl in den nächsten 15 Monaten sechs Kernkraftwerke stillgelegt werden, die bislang zur Versorgungssicherheit der Stromversorgung beigetragen haben. Um die von ihnen erzeugte Strommenge von 64 Terawattstunden (11 % der deutschen Stromerzeugung) zu ersetzen, müsste die Hälfte der deutschen Windenergieerzeugung noch einmal hinzugebaut werden. Da die Windenergie aber nicht immer dann erzeugt wird, wenn der Strom gebraucht wird, muss mit mindestens 50 % Verlust (die Kette Wind-Wasserstoff-Gasturbine hat einen Verlust von 75 %) durch Speicherung gerechnet werden. Das wäre dann also die heutige deutsche Windkraftstromerzeugung (130 TWh, 60.000 MW) noch einmal zusätzlich. Selbst wenn man durch Verfahrensbeschleunigung noch nie erreichte 10.000 MW pro Jahr (Zubau in 2020: 1400 MW) bauen würde, benötigt man sechs Jahre, um die Kernkraftstromerzeugung auszugleichen. Und dann ist noch keine neue Stromkapazität für ein einziges E–Auto oder eine einzige Wärmepumpe errichtet worden.


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Kommentare ( 68 )

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68 Comments
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Wolfgang M
2 Jahre her

Die Reduzierung des CO2, egal ob durch Deutschland oder weltweit bringt kaum eine Senkung der Erderwärmung, weil die Klimaänderung natürlichen Ursprungs ist. Schon immer gab es Klimaänderungen, mal in langen Zyklen, bei denen Deutschland mal jahrtausende lang unter Schnee und Eis lag, mal in kürzeren Zykeln. In der Zeit vor 800 n.Chr. gab es die Kältezeit der Völkerwanderung. Von 800 bis 1300 gab es die „mittelalterliche Warmzeit“, in der es wärmer als heute war. Von 1300 bis 1850 gab es die „kleine Eiszeit“ und jetzt leben wir in der aktuellen Warmzeit, in der es noch wärmer werden wird und die… Mehr

Kimba
2 Jahre her

Ein hilfreicher Artikel für die ein oder andere Diskussion (falls man sich noch drauf einlassen sollte).
Entsprechend entlarvt sich doch der IPCC durch die Verwendung extrem unrealistischer Szenarien selbst: warum Szenarien wählen, in denen mehr Ressourcen ausgeschöpft würden als der Erdball überhaupt hergäbe?
Dennoch bleibt die Angst, wenn nicht vor der unmittelbar bevorstehenden Erwärmung, so doch vor der Skrupellosigkeit der Propheten, ihres grenzenlosen Narzismus und der Selbstverliebtheit vieler Mitläufer sowie der Dummheit vieler Restlicher.

mlw_reloaded
2 Jahre her

Die Erkenntnis ist nicht ohne, dass wir erleben werden, dass Menschen sterben weil das Stromnetz zusammenbricht.

bfwied
2 Jahre her

Kühler: früher, eigentlich schon seit Ende der 90er-Jahre. Aber das läuft in Schwankungen ab, mal spürbar kühler, dann mit Hitzejahren durchsetzt. Ab 2025 wird die empfangene Energie spürbar geringer, aber so einfach ist es nicht, zu sagen, dass es deutlich kühler wird. Zu viele Momente spielen hier eine Rolle. Es kann jedoch durchaus sein, dass es rasch mit der Abkühlung geht, wobei die Antarktis eine sehr große Rolle spielt – dort baut sich Eis stark auf, die Gletscherabbrüche im Meer sind alles andere als ein Indiz, dass die Antarktis abschmilzt, im Gegenteil!! Die Arktis ist empfindlicher, das Eis ist nur… Mehr

bfwied
2 Jahre her
Antworten an  bfwied

Man kann noch so viele wissenschaftliche Forschungen durchgeführt haben, noch so viele Fachtexte veröffentlichen, noch so viele Bücher schreiben oder auf dem Markt finden, noch so viele Vorträge halten oder hören, es können noch so viele Fachwissenschaftler Eingaben machen, der Mainstream bleibt beim „Hilfe, wir verbrennen!“ und glaubt den Erdwissenschaftlern nicht, aber dafür seit 22 Jahren einem M. Mann (verurteilt vom Gericht wegen Nichtvorlegung seiner Berechnungen) und seinen Mitstreitern mit den absurden hockeystickähnlichen lächerlichen zur allgemeinen Veröffentlichung vorgesehenen Graphiken, denen der Job nun mal näher ist als alles andere. Man liest ja auch bestenfalls nur den kurzen IPCC-Bericht für Politiker… Mehr

fatherted
2 Jahre her

Viel interessanter als die obigen Zahlenspiele, wäre mal den wissenschaftlichen Hintergrund der „Reflektion von Wärmestrahlung“ durch ein Gas wie Co2 zu hinterfragen. Wir gehen immer davon aus, dass Onkel Lesch und Co. uns das richtig erklärt haben….dabei haben sich grundsätzlich gar nichts erklärt….wenn man auf Molekular-Ebene geht ist das alles nur „Theorie“….und widerspricht auch den geltenden physikalischen Gesetzen (Gase reflektieren keine Wärme)….warum also überhaupt über CO2 nachdenken, wenn man gar nicht versteht wie die Reflektion der Wärmestrahlung die angebliche stattfindet, funktioniert?

Takeda
2 Jahre her

Ich habe damals naiverweise immer angenommen, uns Deutsche kann man nicht mehr so leicht „verführen“! Doch was zur Bewältigung und Aufklärung der Naziverbrechen teilweise übertrieben wurde, fehlte ganz klar bei der Aufklärung der DDR-Verbrechen. Immer wieder wurden DDR-Verbrechen verklärt und romantisiert. Mittlerweile, haben ehemalige SED-Funktionäre wieder das Sagen. Wie auch immer, was Corona kann, kann das Klima schon lange. Und da wir Deutschen systematisch dümmer gemacht werden und früh indoktriniert werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder große „Staatsliebe“ entsteht. Spätestens in 40 Jahren, wenn man nach der Lebenserwartung geht, ist jedweilige Kritik im Grab. Zumindestens, wenn… Mehr

a.bayer
2 Jahre her

Die Mainstream-Journos betrachten dieses von ihnen weitgehend verachtete Land als Experimentierkasten. Da sie sich als „Anywheres“ entwerfen, fühlen sie sich von den Folgen nicht betroffen. Diese Blase ist vollkommen verlottert, aber nicht unzurechnungsfähig. Bezogen auf die Zurechnungsfähigkeit eines grossen Teils der Bevölkerung haben Sie vollkommen Recht! Aber dass war noch nie anders!

a.bayer
2 Jahre her

Es wäre interessant zu wissen, wie hoch genau der deutsche Anteil an der weltweiten Co2-Produktion zum jetzigen Zeitpunkt ist. Die immer wieder genannten 2% müssten doch mittlerweile Schnee von gestern sein; der aktuelle Wert liegt wahrscheinlich niedriger. Aber da können Sie sich den Mund fusslig reden, der Mainstream betrachtet dieses Land in jedweder Hinsicht als Abenteuerspielplatz, wissend, dass es woanders auch schön ist, sollte das Deutschland-Experiment in die Hose gehen! Fragen Sie Frau Neubauer, die kennt sich da aus….

Last edited 2 Jahre her by a.bayer
bfwied
2 Jahre her
Antworten an  a.bayer

In 2020 lagen die dt. Emissionen bei 1,93 %. Aber das lässt sich nicht genau beziffern, da niemand weiß, wie viel z. B. China oder Indien oder Russland … tatsächlich an Kohlenstoff verbrennen. Es existieren sehr viele illegale Kohlegruben, die offiziellen Mengen sind auch nicht exakt bezifferbar – jedes Institut kommt zwar zu ähnlichen, aber doch anderen Daten. Würde D. komplett auf Verbrennung fossiler Energiestoffe verzichten, wäre das so viel, wie der Zuwachs der Chinesen innert weniger als 9 Monaten! Neubauer halte ich für eine gewissenlose und völlig unkritische und wissenschaftsferne junge Person, die groß Karriere machen will und der… Mehr

Bummi
2 Jahre her

Man kann andere Menschen und Länder nur von Maßnahmen überzeugen wenn sie zu mehr Wohlstand führen. Bei der deutschen Klimapolitik ist das Gegenteil der Fall. Wir haben inzwischen die höchsten Strompreise weltweit, wir ruinieren unsere Industrie systematisch. Der Wohlstand sinkt. Das ist ein abschreckendes Beispiel für andere Länder. Das ergibt sich aus den mathematischen Theorien der Spieltheorie.

Lesterkwelle
2 Jahre her

Herr Professor Vahrenholt, sorgen Sie sich nicht um die künftige Stromversorgung! Vizekanzler Scholz hat schon angekündigt, dass Stromkontigente staatlicherseits zugeteilt werden könnten. Natürlich nur an staatskonforme Bürger. Und zusammen mit den Grünen könnte er ja auch dafür sorgen, dass es künftig Bezugsscheine dür Kfz-Treibstoffe geben wird. Rationierungen kennt man ja noch aus den Nachkriegsjahren. Das System hat funktioniert – der Schwarzmarkt blühte. Und wer staatskonform ist, werden Scoring-Systeme nach chinesischem Vorbild ermitteln. Deutschland wird sich massivst verändern – nicht alle werden sich darauf freuen. Nur: Die Mehrheit aber erkennt nicht, welche Bedeutung der 26. September für das Land haben wird.