Sanktionen: Ab Sonntag fehlen Europäern täglich 63,6 Millionen Liter Diesel

Ab Sonntag verschärft Brüssel die Sanktionen gegen Russland. So wird die EU keinen Diesel, kein Benzin und keine Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen. Das soll Putins Kriegskasse schmälern. Auswirkungen haben die Maßnahmen für alle Europäer.

IMAGO / photothek
Symbolbild

Nicht nur die heimischen Autofahrer werden die neuen Sanktionen gegen Russland rasch zu spüren bekommen. Der Markt war auch bereits vor dem Inkrafttreten der neuen Maßnahmen äußerst angespannt. Die fehlenden Importe aus Russland kommen aus den USA und dem arabischen Raum. Doch die Kapazitäten der Spezialschiffe, die für den Import aus diesen Regionen benötigt werden, ist stark begrenzt. Dazu sind die Transporte schon aufgrund der Entfernung ungleich teurer als russischer Diesel.

400.000 Barrel täglich fehlen

Alle Versuche, die Bedeutung Russlands für den europäischen Markt kleinzureden, zerschellen an einer einzigen Zahl: 600.000. So viele Barrel Diesel liefert das Land nämlich bisher täglich nach Europa. Umgerechnet sind das 95,3 Millionen Liter! Die USA, Saudi-Arabien und Indien zusammen können 200.000 Barrel pro Tag liefern. Ab Sonntag fehlen uns Europäer also jeden Tag 63,6 Millionen Liter Diesel.

Moskau hat bereits neue Schlupflöcher gefunden

Russland hat indes nach einer Recherche bereits Wege gefunden, das Öl-Embargo zu umgehen. Der “Kurier” berichtet von einem “Graumarkt” mit eigenen Schiffs- und Versicherungskapazitäten, teils gestützt auf Garantien des russischen Staates. Und auch für die Verschärfung gibt es bereits Lösungen. Der deutsche Ökonom Jens Südekum: “Ein Haupteffekt des Embargos wird sein, dass russischer Diesel nicht mehr direkt in die EU gelangt, wohl aber indirekt. Russland liefert an Nationen wie Indien oder Saudi-Arabien, die das billige Öl einkaufen, in ihren Raffinerien verarbeiten und uns dann den Diesel verkaufen.”

Brisant: Gelingt es der EU, diese Schlupflöcher noch weiter zu stopfen, wird der Preisdruck am Dieselmarkt noch verstärkt – und der Diesel an der Zapfsäule noch einmal teurer.


Diese Beitrag ist zuerst bei express.at erschienen.

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Kommentare ( 55 )

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Peter Klaus
1 Jahr her

Onkel Scholz und Onkel Habeck lassen 10.000 Windräder bauen und wir kaufen uns aller Elektro-SUVs beim Daimler & Co. und die Russkies gucken doof aus der Wäsche. So sieht doch der (geniale) Plan aus, oder?

D. Ilbert
1 Jahr her

Katastrophe! In Europa fahren 325 Mio. Pkw rum. Ich unterstelle jetzt Mal, der Bestand an Diesel-Pkw dürfte so bei 20% liegen. In D und F ist er erheblich höher, in anderen Länder liegt er möglicherweise darunter.

Egal wie. 20% von 325 sind 65. Also 65 Mio. Diesel-Pkw. Dazu kommen noch rd. 6,5 Mio. Trucks über 3,5t. Seit Sonntag gibt es je Diesel-Fahrzeug rd. 0,9 l Diesel weniger.

Aua! Droht da der komplette Zusammenbruch? Oder hat diese Mindermenge Jeder in seinem Gasfuß?

Rasio Brelugi
1 Jahr her

Bis jetzt (7.2.23; 11:45 Uhr) zeigt sich nichts von Ihrer Warn-Prognose der Diesel-Verknappung.
Diesel-Preis (Marken-Tankstelle): 1,649 Euro, so billig wie lange nicht.

cws
1 Jahr her

Diesel und Heizöl sind ein weitgehend identisches Produkt. Wird Diesel teuer, dann wird auch Heizöl teuer.
Wird Rohöl in der Raffinerie zu Diesel verarbeitet, dann entstehen dabei auch alle anderen Stoffe, z.B. Benzin. Warum soll nur Diesel knapp werden?

Duke_van_Hudde
1 Jahr her
Antworten an  cws

Zwar entsteht aus Rohöl quasi immer Bezin und Diesel, aber die Verhältnisse indem das passiert sind teilweise stark unterschiedlich. Aus Saudi Arabien Heavy soll man ca 16 % Bezin rausbekommen und aus Sweet Light Crude Amerika sind 34 % möglich. Deutlich mehr Bezin bedeutet dann auch deutlich weniger Diesel. Zwar habe ich keine Daten zu ÖL aus Russland gefunden, aber es soll wohl recht wenig Bezin und viel Diesen und Heitzöl sein im Durchschnitt dort. Man wird daher mit US Öl nur sehr schlecht Russiches ÖL substitutieren können. Wenn man das macht müsste wohl Diesel deutlich steigen und Bezin fallen.… Mehr

fatherted
1 Jahr her

Erst wenn es alle merken…wenn die Regale in den Supermärkten leer bleiben, es an der Tanke keinen Sprit mehr gibt und auch keine Busse mehr fahren um weg zu kommen…erst dann wacht der Deutsche Michel auf. Vorher ist das alles nur „Verschwörungs-Theorie“ und wird von den Faktenfindern negiert. Also warten wir ab….es wird langsam richtig eng….aber scheinbar juckt es noch keinen so richtig. Ganz nebenbei….wer sich aus der Politik jetzt nun wundert, dass es keinen Zuzug von „richtigen Fachkräften“ nach Deutschland gibt…sollte sich mal die Frage stellen, wer freiwillig in ein Land kommen will, in dem es demnächst weder Strom… Mehr

Kuno.2
1 Jahr her

Heute ist der 7.2.2023 um 09.00. Der Benzinpreisrechner gibt immer noch keinen höheren Dieselpreis an. € 1,79 in meiner Region. Das war auch schon mal höher.

Kuno.2
1 Jahr her
Antworten an  Kuno.2

Es ging hier allerdings um den Vergleich zur Zeit vor dem 1. Februar!

Nibelung
1 Jahr her

Je mehr Druck auf Rußland ausgeübt wird, je stärker wird der Wiederstand aller Länder außerhalb der westlichen Einflußzone, die ja ehedem von der Größe und der Anzahl der Bewohner her wesentlich kleiner ist. Das wirkt sich ja schon in aller Deutlichkeit gegen den Petrodollar aus und Indien als größter Importeur bezahlt ja seine Rechnungen an die Lieferanten schon in Fremdwährung und nicht nur die, sondern auch viele andere Länder, die sich die fiskalische Bevormundung der Amis nicht mehr gefallen lassen. Somit wird eine der Haupteinnahmequelle der US-Amerikaner immer dünner und sie werden deshalb die noch vorhandenen Möglichkeiten dort ausnützen, wo… Mehr

Donostia
1 Jahr her

Naja da wird die Inflation wieder so richtig beschleunigt. Schuld ist natürlich wieder Russland und nicht die EU, die keine Energie mehr direkt sondern indirekt von Russland kaufen will. Und das Volk wählt wie gehabt, der Beweis hierfür wird in Berlin erbracht.

Phil
1 Jahr her

Fakt ist, es fehlen 1/5 des benötigten Diesels in Europa. Die Betriebe welche durch den hohen Gaspreis dazu gezwungen waren auf Dieselbetrieb umzustellen, werden in Zukunft keine Möglichkeit mehr haben dem Preisdruck auszuweichen und dadurch wird auch der Gaspreis wieder ansteigen. Da das gesamte Transportwesen ausnahmslos auf Diesel angewiesen ist, werden die Schwierigkeiten schnell mal an der Güterversorgung erkennbar werden. Wenn sich der Transport bei steigenden Dieselkosten nicht mehr rechnet, werden viele Betriebe entweder den Preis auf die Kunden überwälzen oder einfach den Laden schliessen. Wir werden in Kürze Zustände sehen wie man sie von Venezuela kennt, im Gegensatz dazu… Mehr

Donostia
1 Jahr her
Antworten an  Phil

Die USA führt in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland. Zudem wird die EU dazu gedrängt, oder vielleicht dazu gezwungen, ihre Interessen zu Gunsten der USA aufzugeben und dadurch Russland zu schwächen. Durch die Unterstützung der USA durch die EU, schwächt sich die EU selbst und im Gegenzug profitiert die USA durch die wirtschaftliche Schwächung der EU aufgrund teurer Energie. Die USA gewinnt durch diesen Krieg doppelt. Sie schwächt Russland indem Ukrainer geopfert werden. Sie kurbelt Ihre Rüstung an und schwächt europäische Konkurrenten. Man folge dem Geld um Antworten zu bekommen. Wem hat die Sprengung der Gaspipelines am meisten genutzt?… Mehr

Biskaborn
1 Jahr her

Leidtragende wie immer , der Europäer und vor allem Deutschland. Putin wird eher lachen als sich zu grämen. Wie dumm und einfältig ist diese EU eigentlich?