Kindergeld-Mafia in Deutschland: Über eine halbe Milliarde Euro ins Ausland

Der deutsche Staat hat 2018 rund 536 Millionen Euro Kindergeld für Kinder im Ausland gezahlt: 200 Millionen mehr als 2015 (ein Plus von 60 Prozent).

© Getty Images

Es klingt heute schon so, als wäre es aus einem anderen, aus einem rigoroseren Deutschland herübergeweht, wenn wir nachlesen, dass Duisburgs sozialdemokratischer Oberbürgermeister Sören Link noch Mitte letzten Jahres forderte:

„Die Regierung muss endlich was gegen die Armutsflüchtlinge tun, die es in Europa gibt. Viele Zuwanderer sind längst Teil eines ausgeklügelten Systems von Schlepperbanden geworden, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Sozialleistungen zu beziehen. Das Kindergeld ist ein Vehikel, mit gefälschten Dokumenten ein Maximum an Leistungen zu erschleichen.“

Laut OB Link gab es 2005 in Duisburg 18 Zuwanderer aus Südosteuropa, 2012 waren es bereits 6.000, heute mehr als 19.000.“ Dem Oberbürgermeister war damals die Hutschnur geplatzt, als er für seine Stadt vermeldete, dass kriminelle Schlepperbanden gezielt Sinti und Roma nach Duisburg bringen würden, mit vor allem einem Ziel: Kindergeld für deren im Ausland lebende Kinder zu kassieren. Schlimmer noch Links Befund, dass man oft gar nicht wisse, ob die gemeldeten Kinder überhaupt existierten. Hinzu kommt: „Ich muss mich hier mit Menschen beschäftigen, die ganze Straßenzüge vermüllen und das Rattenproblem verschärfen. Das regt die Bürger auf.“

Aber auch weitere Oberbürgermeister, so wie der Sozialdemokrat Thomas Jung berichteten von großen Problemen. Gerade deutsche Städte mit niedrigen Mieten lockten Leute aus Osteuropa an. Und Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski, ebenfalls ein Sozialdemokrat, sagte damals gegenüber Bild:

„Menschen werden in Rumänien systematisch angeworben, um sie in Billigstwohnungen unterzubringen und sie anschließend kräftig zur Kasse zu bitten. Ziel dieser Strukturen ist es, den Sozialstaat auszubeuten. Bereits Minijobs reichen aus, um sie an Transferleistungen teilhaben zu lassen.“ Wie das übrigens im Lichte des neuen bundesdeuschen Einwanderungsgesetzes aussieht, steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt, wenn man bedenkt, wie gering diese Hürden hier sind, wenn jetzt schon eine Jobsuche in den ersten Monaten den Aufenthalt berechtigt. Wird hier nun ein bewährtes Schlepper-Geschäftsmodelll noch über die EU-Grenzen hinaus ausgedehnt?

Von den wütenden Protesten der Städte auf Bundesebene zu den neusten Zahlen, die jetzt, fast ein Jahr später, das ganze Ausmaß der Kriminalität der Kindergeldmafia zu bestätigen scheinen: Der deutsche Staat hat 2018 rund 536 Millionen Euro Kindergeld für Kinder im Ausland gezahlt: 200 Millionen mehr als 2015 (ein Plus von 60 Prozent). Das berichtet die „Bild-Zeitung“ (Freitagsausgabe) unter Berufung auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums. Ausgezahlt wurde 2018 für fast 300.000 Kinder, die überwiegend noch nie in Deutschland gewesen sind. Lediglich zehn Prozent der Kinder hätten einen deutschen Pass. Das Finanzministerium berichtet von Fällen, wo mehr als 2.000 Euro an einzelne Familien gezahlt würden, deren Kinder der deutsche Staat nie gesehen hat. Von denen also nicht einmal bekannt ist, ob sie wirklich existieren.

Warum wird überhaupt Kindergeld ins Ausland bezahlt? Weil laut EU-Recht Ausländer, die in Deutschland arbeiten und Sozialabgaben oder Steuern zahlen, Anspruch auf dieses deutsche Kindergeld haben. Wenn also die Wirtschaftverbände und die Politik noch einmal jubeln sollten über dieses Schattenheer von ausgebildeten Fachkräften, die Deutschland dringend bräuchte, die Deutschland so gut tun würden, dann sollten diese Jubelunternehmer daran erinnert werden, dass der Staat für eine Reihe dieser vermeintlichen EU-Billiglöhner horrende Nebenkosten bezahlt, beispielsweise in Form dieses Kindergeldes für Kinder, von denen welche möglicherweise nur auf dem Papier existieren.

Nun könnte man fast zynisch sagen: Besser dieses Kindergeld bezahlen, anstatt dass diese Kinder auch noch nach Deutschland kämen und damit dann die Mindestlöhne der Väter und Mütter zusätzlich zum Kindergeld auch noch aufgestockt werden müssten. Aber wie erpressbar, wie verlottert und verloren muss ein Staat eigentlich sein, der solche Rechnungen aufmachen zu muss?

Alle Versuche der Bundesregierung, diese Regeln zu ändern, sind übrigens bisher in Brüssel gescheitert. Ende Januar 2019 meldete die Tagesschau, dass die Kommission der EU gegen Österreich vorgehen würde. Unsere südlichen Nachbarn nämlich zahlen ihr Kindergeld seit Anfang dieses Jahres nur angepasst ins Ausland. Also angepasst – sprich reduziert – an die Verhältnisse dort, wo die Kinder sind. Gültig ist das seit der in Österreich zum Jahreswechsel eingeführten Kindergeld-Reform.

Kommentar der Tagesschau: „Die Brüsseler Kommission hat ein Verfahren eingeleitet, weil Kinder im Ausland weniger Geld bekommen als Einheimische. Wien aber bleibt stur.“

Wie begründet die EU-Kommission ihr Verfahren? In der Hauptsache damit, dass die Arbeitnehmer aus dem Ausland schließlich die gleichen Sozialbeiträge bezahlen würden wie Einheimische. Der Kindergeld zahlende Steuerzahler des Landes darf also nicht den kleinsten Vorteil davon haben, wenn ausländische Arbeiter in seinem Land tätig werden und gutes Geld verdienen, dass in seinem Heimatland einen vielfachen Wert hätte?

Die Kinder dieser Arbeiter dürften nicht „Kinder zweiter Klasse“ sein, so Brüssel. Argumentiert wird unter anderem damit, dass die Gewährleistung eines fairen Binnenmarkts Priorität habe. Aber was für eine Priorität soll das sein, wenn sie faktisch nur in eine Richtung gilt? Wie viel Kindergeld für seine Kinder in Deutschland bekäme denn ein deutscher Arbeitnehmer, der aus irgendwelchen Gründen in Rumänien tätig ist vom rumänischen Staat? Laut österreichischem Modell müsste hier sogar auf das deutsche Niveau angehoben werden.

So gesehen ist Deutschland nicht nur Netto-Zahler der EU, sondern Netto-Netto-Zahler, würde man solche Zahlungen hier mit einberechnen.

Rumänien zahlt aktuell umgerechnet knapp zehn Euro Kindergeld monatlich, in Bulgarien beispielsweise ist es etwas mehr, nämlich umgerechnet 18 Euro monatlich für das erste sowie 25 Euro für jedes weitere Kind. Aber kein Sorge: So einfach ist nicht ranzukommen, wie der Spiegel weiß: „Grundsätzlich ist es in beiden Ländern sehr schwierig, überhaupt irgendetwas zu beantragen – die bürokratischen Hürden sind hoch.“

Zurück nach Brüssel: Die Hauptverantwortung für die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Österreich trägt die Belgierin Marianne Thyssen (Christdemokratin), sie ist seit November 2014 Kommissarin für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten, Qualifikationen und Mobilität der Arbeitnehmer. Interessant wäre es hier gewesen einmal zu wissen, wie die EU-Wahl in Österreich ausgegangen wäre, wenn dieses Thema stärker in den Fokus des EU-Wahlkampfes geraten wäre.

In Deutschland wurde das Kindergeld gerade erhöht. Das ist gut für Kinder in Deutschland. Aber es ist auch gut für fast 300.000 Kinder im Ausland und es ist noch attraktiver für Schlepper, deren Anreize für ihr kriminelles Tun damit noch weiter erhöht wurden.

Fazit: Wäre dieses EU-Deutschland vier Jahre nach Beginn der Massenzuwanderung ein Patient, dann müsst man ihm mittlerweile leider längst diagnostizieren, dass er an einem multiplen Krankheitsbild leidet: Kaum bemüht man sich eine Wunde zu heilen, bricht die nächste auf. Oder anders: Wer bald dringend selbst eine Reihe von Bypässen braucht, der sollte sich fragen, wie sinnvoll es ist, weiter in alle Richtungen Blut zu spenden.

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Kommentare ( 105 )

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schukow
4 Jahre her

Nach dem Bericht Herrn Reitschusters vom 22.07. über die für mich bis dahin noch unvorstellbaren Ausfälligkeiten des Deutschen Journalisten Verbands Herrn Tichy gegenüber bin ich mittlerweile überzeugt, daß die örn. Rundfunkanstalten auf dem Weg zur verfassungsfeindlichen und staatsgefährdenden Organisation schon weit vorangekommen, bzw. verkommen sind. Einige ihrer Oberen sind dort auch schon erfolgreich angekommen, wenn man sie nicht eher als bolschewistische (Lang-)Schläfer ansehen muß. Bislang hatte ich mich damit arrangiert, diesen Mist schlicht nicht mehr an mich heranzulassen. Aber ich frage mich, ob das noch angemessen ist. Irgendjemand muß doch dort einmal ein paar Löschflugzeuge mit Eiswasser über den Köpfen… Mehr

elly
4 Jahre her

auch das ist von den Wähler/Innen so gewollt. Jeder, der auch nur annähernd laut darüber nachdenkt, Kindergeld abzuschaffen und dafür Kinder bei allen öffentlichen Einrichtungen kostenfrei zu stellen, erlebt einen Shitstorm von den Familien. Und so gönne ich gerade den Familien 5€ Kindergelderhöhung, dafür aber wird alles für Kinder teurer. Kinder kostenfrei zu stellen käme der Gesellschaft insgesamt teurer, das wollen die Familien mit Kindern nicht. In unserer Neidgesellschaft sehen Familien nur, dass ihnen etwas genommen wird und schon setzt der Verstand aus.

Larissa
4 Jahre her
Antworten an  elly

Welche Einrichtungen sollen es sein? Den Kindergarten benutzt man nur ein paar Jahre, die öffentliche Schule ist umsonst, für die Musikschule und Sportvereine gibt’s eine Ermäßigung sowieso. Eine Fahrkarte ist nicht notwendig, man geht mit dem Fahrrad. Ohne 400€ Kindergeld wäre es viel knapper bei unserem Familienbudget. Die Profilreise für ein Kind kostet 400€ vom Freitag bis Dienstag dazu noch das Taschengeld extra.
Was Sie vorschlagen, kommt nur Kinderlosen in den Sinn, die keine Ahnung haben, wofür die Eltern das Kindergeld ausgeben.
Was bringt mir es, wenn ein Kindergartenplatz umsonst wäre? Meine Kinder sind Teenager. Ich brauche das Kin dergeld.

Sonny
4 Jahre her

Wenn man in den letzten vier Jahren alles, was die (z.g.T. illegale) Migration betrifft, gelesen, recherchiert und zur Kenntnis genommen hat, kann es nur ein Fazit geben: Die Kriminellen der Welt haben gewonnen. Auch deshalb, weil sie durch die EU-Bestimmungen begünstigt und bevorzugt werden. Ein Vorgehen gegen kriminellen Machenschaften findet so gut wie nicht statt, wird kaum geahndet und von oberster heimischer oder EU-Stelle sogar noch boykottiert. Es haben sich einfach viel zu viele Baustellen aufgetan, die Bürokraten und die Justiz sind vollkommen überfordert. Der Ehrliche und Fleißige ist mehr als bisher der Dumme. Er oder sie arbeitet sich den… Mehr

friedrich - wilhelm
4 Jahre her
Antworten an  Sonny

…….sagen wir es doch einfach so: der dumme deutsche finanziert seinen untergang selbst!

Will Anders
4 Jahre her

Zu den womöglich nicht existierienden ausländischen Kindern, die der deutsche Steuerzahler brav durchfüttert, gibt es eine Steigerung: Ich, deutsch, nach wie vor in der BRD steuerzahlend, allerdings außerhalb der EU lebend, habe für meine Kinder – außerhalb der EU lebend – noch keinen Pfennig Kindergeld bekommen, noch nicht einmal Kinderfreibeträge stehen ihnen zu. Egal: Dafür genieße ich Sonnenschein und schneeweißen Strand das ganze Jahr über. Das ist mehr als Entschädigung für das entgangene Kindergeld.

NighthawkBoris
4 Jahre her

Formvollendetes Staatsversagen auf allen Ebenen, mehr fällt mir dazu nicht ein. Ich habe jedoch von unserer Idiotenregierung nichts anderes erwartet. Intelligentes Handeln auf Regierungsebene würde mir schon einen Schreck versetzen. Deutschland geht vor die Hunde und der Wähler unterstützt das mehrheitlich.

Otis.P. Driftwood
4 Jahre her

Wo ist das Problem? Weiter CDUSPDFDPSEDÖkobolschewisten wählen und alles wird gut.

abcredneck
4 Jahre her

Bald sind auf diesen Planeten 8 Milliarden Menschen versammelt!
Und Deutschland möchte allen Kindern helfen. Aber hier in Europa soll jetzt für Abtreibung geworben werden??? Alles sehr Konträr!

herbert b.
4 Jahre her

Beim Eigenheimbau sprach man einmal von der „Aktion Biber“. Da es
für jedes Kind aus öffentlichen Mitteln ein Familienzusatzdarlehen gab –
z.B. je 2000 DM für die ersten beiden Kinder, dann 3000 DM und ab dem
4. Kind sogar je 5000 DM – meinten Spötter, der baut sein Häuschen mit
Schwänzchen. Das funktioniert scheinbar heute noch – ohne Eigenheim.

Schwabenwilli
4 Jahre her

Sehr lustig, ich las gerade oben die Titelzeile, „Kleingeldmafia“ und auf die ersten Sekunden habe ich das auch noch geglaubt, hahaha ja Herr Wallasch, schon vor vielen Jahren habe ich meine örtliche Krankenkasse per Mail befragen wollen ob dieser Missbrauch (Betrug) tatsächlich so stattfindet, ich konnte das damals gar nicht glauben. Was dann kam war noch besser, ich erhielt eine Mail mit der Bitte doch auf der Geschäftsstelle vorbei zu kommen, was ich dann auch tat. Die dortige Filialleiterin bestätigte mir das auch. MÜNDLICH. Wenn sie verstehen was ich meine. Heute ist das „Geheimnis“ raus und sollte in aller Munde… Mehr

Danton
4 Jahre her

Das Problem sind wir schon in den 1990er Jahre angegangen. Kindergeld für Geisterkinder aus der Türkei. Oder türkische Doppeltbezieher. Frau arbeitet bei der Stadt, Mann bei einem Privatunternehmen= zwei Kindergeldstellten = zweimal Geld kassiert. Trotz der Beweis und Aussagen hat uns der dt. Staat komplett ignoriert. Es war ihm egal, völligstens egal. Das ganze ist sozusagen politisch mit eingeplant. Die staatlichen Stellen die sich darum kümmern sollten haben uns wissen lassen das wir das eigentliche Problem wären.