In welcher Rolle war der DJV-Geschäftsführer auf der Weimarer Demo?

Der thüringische Journalistenverbands-Geschäftsführer hat nach seiner gewalttätigen Aktion bei einer Demo in Weimar eine „Null-Toleranz“-Politik gefordert "gegenüber denjenigen, die meinen, sie könnten Journalistinnen und Journalisten ungestraft attackieren“.

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Am 2. Mai, am Tag nachdem Sebastian Scholz auf einer verbotenen Demonstration von Corona-Maßnahmen-Gegnern in Weimar einen vor der Polizei flüchtenden Demonstranten gewaltsam zu Fall gebracht hatte (TE berichtete), veröffentlichte er als Geschäftsführer des Landesverbands Thüringen des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) auf dessen Website eine Pressemitteilung. Darin heißt es: „Der DJV-Thüringen fordert (…) eine „Null-Toleranz“-Politik gegenüber denjenigen, die meinen, sie könnten Journalistinnen und Journalisten ungestraft attackieren.“

Wieder einen Tag später, am 3. Mai, war er gemeinsam mit Heidje Beutel, der DJV-Thüringen-Vorsitzenden, bei der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen – via Zoom. Der 3. Mai ist Tag der Pressefreiheit. Die Stiftung moderierte die Veranstaltung auf ihrer Website mit der Behauptung an, Angriffe gegen Journalisten würden heute von der Mitte der Gesellschaft ausgehen. Journalisten bräuchten heute Personenschutz, um arbeiten zu können.

Die Veranstaltung der SPD-nahen Stiftung kritisiert fehlende journalistische Standards. Und schrieb dazu: „Immer wieder ist bspw. bei Demonstrationen zu beobachten, wie sich vermeintliche Journalist*innen plötzlich zu Aktivist*innen wandeln.“ Sicher hatte man dabei nicht den eingeladenen Scholz im Sinn, der zwei Tage zuvor in Weimar „aktiv“ geworden war.

Was war genau passiert in Weimar? Auf einem YouTube-Video ist zu sehen, wie ein Demonstrant versucht, eine Polizeisperre zu durchlaufen. Polizisten verfolgten ihn. Scholz preschte dann ein paar Meter von der Seite kommend vor und brachte den Flüchtenden mit seinem Bein zu Fall. Die Polizei griff sich daraufhin den nun am Boden liegenden Demonstranten, ließ Scholz aber unbehelligt ziehen. Vielleicht hielten die Polizisten selbst Scholz für einen Zivilbeamten – die hier am 1. Mai in Weimar eingesetzten Polizeibeamten kamen aus Bayern.

Die Frage ist, in welcher Rolle Scholz in Weimar unterwegs war – ausgestattet mit schwarzem Helm, Lederjacke und Nierenschutz – kam er mit dem Mofa?

In besagtem Video erwidert Scholz, direkt auf seinen Angriff gegen den Demonstranten angesprochen, er hätte kein Bein gestellt. „Ich bin nicht rechtzeitig weggekommen.“ Der Filmemacher begann seine Frage an Scholz zuvor so: „Sie habe ich vorhin nämlich gesehen, wie sie einem Herrn da oben bei der Auflösung ein Bein gestellt haben …“, gleich nach dem Wort „einem“ schüttelt Scholz energisch den Kopf von links nach rechts.

Auf eine Anfrage von TE schrieb der DJV-Thüringen am 7. Mai 2021:

„Wir haben den Vorfall juristisch bewerten lassen mit dem Ergebnis, dass keine strafbare Handlung seitens unseres Geschäftsführers vorliegt. Da aber aus der Gruppierung der sogenannten „Querdenker“ angekündigt wurde, Strafanzeige zu erstatten, bitten wir um Verständnis dafür, dass wir zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Fragen beantworten.“

Der DJV-Thüringen war 2019, kurz nach Beginn der Tätigkeit von Scholz als Geschäftsführer, eine Kooperation eingegangen mit dem thüringischen Innenministerium, insbesondere hier mit der Polizei Thüringen, wie Newsletter 626 des DJV vom 23. August 2019 berichtet. Da heißt es unter anderem: „Ziel der Kooperation ist, sich über Aufgaben und Belange des jeweils anderen auszutauschen.“

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Kommentare ( 53 )

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Deutscher
2 Jahre her

Scheint wohl eher so was wie der militante Arm der Mainstreampresse zu sein, dieser DJV – oder der journalistische Arm der militanten Linken / Grünen.

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
Bummi
2 Jahre her

Ein echter Vertreter der Qualitätsmedien. Was für Leute sind da nur angestellt? Unfassbar.

Peter Mueller
2 Jahre her

Das Ansehen der Qualitäts___Journalisten in der Bevölkerung befindet sich längst im freien Fall. Da hilf auch kein aggressives Um-sich-Beißen zweifelhafter Apparatschiks, die Journalismus vortäuschen.

Wolfgang Richter
2 Jahre her

Als weiland 2015 eine „Journalisten“ im gen Ger-money strebenen Flüchtlingszug irgendwo auf dem Balkan einem dort Mitlaufenden ein Bein stellte, war die mediale Entrüstung kaum zu stoppen. Worin liegt jetzt der Unterschied, der dazu führt, daß es keinen Aufschrei gibt? Ach ja, ist schon klar, jetzt traf die journalistische Beinschere einen potentiell pöhsen Rechten, ggf. verstrahlten Verschwörungstheoretiker. Da dient diese Handlung der Höheren Moral und ist somit gerechtfertigt.

Schmidtrotluff
2 Jahre her

Wozu gibt es überhaupt solche Verbände ? Die Mainstreammedien in Thüringen sind doch alle Konzernableger. Da gibt es keine Freiheit bei Redakteuren, bei Leserbriefen oder der Berichterstattung. Dann kann so ein DJV ja nur so etwas sein wie ehemals die GST oder die DSF.

Peter Mueller
2 Jahre her
Antworten an  Schmidtrotluff

Eben. Der DJV wurde gegründet 1949 – also zu einem Zeitpunkt ab dem die Dienste sowohl Gewerkschaften als auch Medien unterwanderten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Mockingbird

IJ
2 Jahre her

Journalisten und deren Verbände als „Schwert und Schild“ von Grün-Rot. Sehr, sehr hässlich, in welche gewalttätige Tiefen Journalisten oder besser professionelle Straßenschläger, die vorgeben Journalisten zu sein, sinken können.

Vati5672
2 Jahre her

Nachtrag:
„Journalisten“ schreiben nicht nur (Beispiele „Flüchtlinge“ die schon rechtlich keine sind, Bilder von Frauen & Kindern obwohl junge Männer in der Überzahl kommen, „Hetzjagden“ in Chemnitz, wäre es denn so hätte Herr Scholz es nicht gewagt) und jetzt wird auch körperlich attackiert.
Das der Journalistenverband Thüringens dieses eindeutige Video nicht
Anlass genug ist Herrn scholz „freizusetzen“ sagt wiederum über
deren Strukturen etwas aus.

Vati5672
2 Jahre her

Die Tat macht deutlich was seit langem klar ist:
Ein Großteil der deutschen Journalisten verstehen sich nicht als neutrale Beobachrer sonders als eindeutig Partei ergreifende „Aktivisten“.

flo
2 Jahre her

Der DJV Thüringen hat im Frühjahr anscheinend auch mit einer „Vortragsreihe vor Thüringer Polizeischüler*innen der Polizeischule Meiningen begonnen. „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Naja, in erster Linie würde ja schon gegenseitiger Respekt vor der Arbeit des anderen genügen. Damit beziehen wir uns auf das Verhältnis zwischen Polizist*innen und Journalist*innen, welches in seiner langen Geschichte keineswegs frei von Missverständnissen und Spannungen ist. Um das zu ändern haben wir nun endlich mit unserer Vortragsreihe vor Thüringer Polizeischüler*innen der Polizeischule Meiningen begonnen. Dies hatten wir vor leider schon geraumer Zeit mit dem Innenminister Georg Maier vereinbart – doch wie bei so vielen anderen… Mehr

andreashofer
2 Jahre her

Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links”…Vollkommen richtig, aber bei diesem Menschen fallen mir nur noch üble Schimpfworte ein. Vielleicht etwas zahmer: Äußerste Niedertracht, ein Mensch, der sich durch ein feiges Foul, bei der Obrigkeit (ja, so isses!) einschleimen wollte. Pfui Deibel, ein Zyklon-B Schütter. Hätte er sich seinem Opfer Aug-in-Aug gegenübergestellt und ihm eine gelangt? Nein, denn dazu ist er einfach zu feige, niederträchtig: Tucholsky, hilf mir! Was hättest Du zu dieser Kreatur gesagt?