Horror auf der Wiese: Aus der Kuh kommen Betonfladen

Die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND schlagen Alarm: Das Insektensterben führe dazu, dass aus den Exkrementen von Kühen "Betonfladen" würden. Eine Nachfrage beim Bauern enthüllt die Wahrheit.

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Halten Sie sich bitte fest. Es könnte sein, das Sie der neue deutsche Humor der Freunde des Summens, des Brummens und des Krabbelns aus dem Sessel schmeißt. Aber Vorsicht, die Landung könnte hart werden, wenn dort, wo Sie fallen gerade ein Betonfladen liegt.

Ja, genau, ein Kuhfladen, der besorgniserregend schnell hart geworden, also quasi ausbetoniert ist. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung erkennen hier schon eine echte Bedrohungslage: In ihrem neuen Insektenatlas streifen sie auf Seite 17 kurz das Phänomen Betonfladen und machen ein Insektensterben dafür verantwortlich.

Klar, Betonfladen ist ein Reizwort – die Medien lieben solche Begriffe. Beispielsweise auch die Autorin Christiane Habermalz, die für den Deutschlandfunk
besagten „Insektenatlas“ von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung („Es summt, brummt und krabbelt immer weniger“) vorstellte.

Ihre kleine Geschichte beginnt wie der harmlose Vorspann eines Science-Fiction kurz vor der Landung der Außerirdischen. Habermalz schreibt in ihrem Artikel, dass es „seit einiger Zeit eine neue Art von Kuhfladen auf deutschen Wiesen gibt, die steinhart sind, sich kaum mehr vom Boden lösen lassen und so giftig sind, dass die Dungkäfer sterben, bevor sie ihre nützliche Arbeit verrichten können.“

Die Kuhfladen würden deshalb zu Beton, so heißt es da weiter, weil mittlerweile selbst die Ausscheidungen der Kühe so giftig seien, dass beispielsweise die Dungkäfer sterben, bevor sie den Fladen unter Zutun weiterer nützlicher Insekten verarbeitet haben, die ebenfalls verschwunden seien aus dem Fladen.

Und Habermalz kennt den Grund dafür:

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„Grund dafür sind Pestizidrückstände aus dem Kraftfutter, das zum großen Teil in Brasilien und Argentinien angebaut wird. Dort wird in riesigen Monokulturen Futtersoja angebaut – mit massivem Einsatz von Glyphosat und Pestiziden. Damit wir hier billiges Fleisch kaufen können, wird dort massiv Umwelt zerstört und weiteres Insektensterben in Kauf genommen.“

Der Insektenatlas selbst ist 52 Seiten lang – auf Seite 17 steht dort zu besagtem Betonfladen:

„Das Fehlen von Dungkäfern ist am Zustand des Kuhfladen abzulesen. Vielerorts zersetzen sie sich nicht mehr. „Betonfladen“ heißt das Phänomen inzwischen. Als eine Ursache gelten Insektizidrückstände im Kraftfutter, die mit dem Kot von Nutztieren ausgeschieden werden – um dann ihre tödliche Wirkung bei den nützlichen Käfern zu entfalten.“

Gelten also beim Insektenatlas Insektizidrückstände noch als „eine“ Ursache für Betonfladen (S.17), sind es bei Autorin Habermalz schon wie durch wundersame Erleuchtung Pestizidrückstände von aus Übersee importiertem Kraftfutter auf Sojabasis.

Diese Pestizide allerdings sind im Insektenatlas erst Thema beispielsweise auf der Folgeseite 18 in einem neuen Kapitel „Zwischen Kahlschlag und letzter Hilfe“, wenn es dort tatsächlich um Pestizide geht und im Folgenden beispielsweise um offensive Sojaproduktionen für Futtermittel, die auch nach Europa importiert werden u.a. aus Brasilien und Argentinien.

Da nun aber Glyphosat definitiv kein Insektizid ist, kann Glyphosat also auch gemäß Insektenatlas nicht der Betonierer des Kuhfladens sein, zu dem es Habermalz kurzerhand für den Deutschlandfunk macht.

Auch eine britische Studie kommt zum Ergebnis, dass es Insektizid-Rückstände im Fladen sind, die Käfer töten, die den Fladen sonst buchstäblich auseinandernehmen.

Wenn aber auch hier von einem Insektizid die Rede ist, gilt weiter: Glyphosat ist kein Insektizid, dann kann es auch nicht Ursache sein für diese so ominösen Betonfladen.

Beispielsweise das Neue Deutschland zitiert hier den Insektenatlas übrigens richtig, wenn es da heißt: „“Betonfladen“ heißt das Phänomen. Als eine der Ursachen gelten Insektizidrückstände im Kraftfutter, die mit dem Kot von Kühen ausgeschieden werden – um dann ihre tödliche Wirkung bei den nützlichen Käfern zu entfalten.“
Wer aber hat überhaupt diesen Begriff aufgeworfen und wie viele Bauern oder und Biologen haben diese Betonierungen tatsächlich nachgewiesen bzw. beobachtet? Was muss man dafür machen? Den Finger in einen solchen Fladen drücken um den Verhärtungsgrad zu tasten in Erinnerung an einen Vergleichsfladen?

Nun kommt, auch das gehört zur Wahrheit dazu, so ein Fladen zum Glück für die Kuh fast immer weich heraus – soll man sich also daneben hinhocken und nun abwarten, wie schnell hart wird, was sonst dank spezieller Insekten bald zerfällt? Wir fragen kurzfristig beim BUND an, man verspricht in der Sache zurückzurufen.

Für eine Austrocknung von Kuhfladen können wir uns zwischenzeitlich schon mal weitere vernünftige Erklärungen anschauen, die auch bei Habermalz wiederum keine Rolle spielen, aber möglicherweise einen bedeutenden Einfluss haben bei der Entstehung der so genannten Betonfladen, so es diese überhaupt umfänglich geben sollte, was wir hoffen, bald von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung zu erfahren.

Im Übrigen fehlt hier auch noch die vergleichende Untersuchung, ob diese Betonfladen bei Bio-Betrieben ausgeschlossen werden können. Denn der bietet ja grundsätzlich kein potenziell belastetes Kraftfutter.

Des Weiteren wäre es unerlässlich für eine abschließende Beurteilung zu wissen, ob es hier regionale Unterscheide gibt, welche die Beschaffenheit der Kuhfladen eventuell klimatisch erklären.

Und eine vergleichende Studie beispielsweise zu Schafen fehlt ebenfalls, um der Frage nachzugehen, ob es bei Schafen oder auch Ziegen ebenfalls auffällige Veränderungen im abgesetzten Kot gibt, die also ebenfalls auf anderen Faktoren hinweisen würden, wenn Schafe in der Regel kein Soja-Kraftfutter aus Übersee bekommen.

Weiterhin spielen die sehr heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre eine Rolle, dann jedenfalls, wenn Hitze und Sonne Fladen schneller austrocknen, was anzunehmen ist. Und der angerufene nette Bio-Bauer aus dem Allgäu bestätigt das auch gerne: Diese speziellen Insekten hätten ein sehr enges Zeitfenster. Und die heißen Sommer hätten die Fladen viel schneller ausgetrocknet. Da kann es schon passieren, dass sich dort weniger Insekten einnisten können und der Fladen eben länger liegen bleibt und zunächst aushärtet.

Wenn die Tiere auf der Weide aus Mangel an saftigem Grün mit viel Rohfaser zugefüttert werden müssen, dann verändert sich ebenfalls der Fladen in seiner Konsistenz. Ist die Wiese nicht grün, wird in der Regel Stroh zugefüttert, wenn man die Rinder satt bekommen möchte. Zusätzlich essen sie noch das alte braune Gras der Wiese, was dann ebenfalls einen verstärkenden Effekt hat – die daraus in der Kuh produzierten Fladen müsste man also dahingehend untersuchen, wie unwohl sich der gemeine Mistkäfer und seine Kumpels in ihm fühlen.

Eine weitere Problematik bei der Entstehung von Betonfladen
nach Mangelbesiedlung mit Insekten sind die so wichtigen Antiwurmmittel. Es gibt solche, die die Ausscheidungen toxisch machen. Entwurmungen werden mehrfach nach Bedarf bzw. prophylaktisch zwei Mal im Jahr durchgeführt, auch wieder abhängig von den jeweiligen Gegenden, wo die Tiere gehalten werden.

Eine Reihe solcher Wurmmittel wird selbstverständlich auch im Biobereich eingesetzt, bestätigt uns ein Bio-Bauer, schließlich wäre alles andere Quälerei am Tier – hier schauen wir gleich noch auf Untersuchungen, inwieweit sich die Zusammensetzung der Fladen verändert hat und in wieweit sich dann noch Insekten einnisten können.

Generell gilt: Fast alle Tierarzneimittel (Antiparasitika) im Kuhfladen bedeuten ein potentielles Risiko für Nicht-Ziel-Organismen.

Zusätzlich gibt es eine weitere Untersuchung im Rahmen einer Doktorarbeit des Biologen Ralf Jochmann, der anhand von Kuhfladen erforschte, wie ein Wurmmittel die Zersetzung des Dungs verändert. So gilt Ivermectin als effizienter Wirkstoff gegen Wurmbefall bei Rindern und Kühen, der seit über 25 Jahren – ggf. auch prophylaktisch – angewendet wird. Der Stoff wird fast vollständig ausgeschieden und ist nachher weder im Fleisch des Rindes noch in der Milch nachweisbar.

Und dieses Ivermectin ist ein Insektizid!

Allerdings, so Jochmann, sei Ivermectin „unbedenklich für Mensch und Säugetiere, nicht aber für viele Insekten, die vom Kuhdung leben.“ Die, so der Wissenschaftler weiter, sind zusammen mit Pilzen und Bakterien für den Abbau des Kuhfladens verantwortlich.

Jochmann untersuchte hunderte von Kuhfladen, indem er sie teilte und eine Hälfte mit Ivermectin impfte. Das Ergebnis: In der geimpften Hälfte war der Bestand an Schwingfliegen zu 90 Prozent reduziert und derjenige der Wespen zu 80 Prozent.

Diese Mittel sind übrigens auch Bio-Betrieben gestattet, wenn das Tier einen über Kotprobe erwiesenen Befall aufweist. Lediglich einige private Verbände untersagen die Anwendung zur Entwurmung ganz.

Fazit:
Wenn es also um die Frage geht, was dran ist an einer Behauptung vom Insektensterben im Zusammenhang mit einer Betonisierung von Kuhfladen zu Betonfladen, dann muss hier zunächst hinreichend geklärt werden zum einen wo diese Phänomene konkret auftauchen, bei welchen Rinderassen und zu welchem Zeitpunkt. Diese Fladen müssen zudem in alle Richtungen und über einen adäquaten Vergleichszeitraum analysiert werden. Und manchmal, sorry, lieber BUND, Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne) und besonders liebe Autorin vom Deutschlandfunk, gilt auch: Die Sonne macht Betonfladen. Jedenfalls dann, wenn man, was nicht mehr am Stiefel kleben bleibt und nicht nach Mistkäfer schillert, schon Beton nennen will – aber es klingt ja so schön lebensfeindlich.

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Kommentare ( 43 )

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43 Comments
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RMPetersen
4 Jahre her

Also eine weitere Fake News der grünen Parteistiftung und von NGOs.

Hatte ich mir in meinen Vorurteilen auch so gedacht.

;-))

Lippstick
4 Jahre her

…ich lach mich mal kurz weg…. super

Dr. Kari Koester-Loesche
4 Jahre her

Auf den nordfriesischen Halligen wurden früher getrocknete Kuhfladen als Heizmaterial verwandt (Ditten). Kuhmist wurde auf der Warf ausgebreitet, dünn gestampft, in ziegelgroße Stücke zerschnitten, aufrecht stehend getrocknet, gewendet und endgetrocknet. Der ganze Prozess dauerte je nach Wetter bis zu 9 Wochen. Fazit: Auch in unseren Breiten, sogar in Meeresumgebung, kann die Sonne Kuhmist ohne Zersetzung durch Käfer aushärten – erst recht in regenarmer heißer Sommerzeit auf dem Festland.

RMPetersen
4 Jahre her

Moin. Schön, hier einen Landesmann zu finden.

Dr. Kari Koester-Loesche
4 Jahre her

Auf den nordfriesischen Halligen wurden früher getrocknete Kuhfladen als Heizmaterial verwandt (Ditten). Kuhmist wurde auf der Warf ausgebreitet, dünn gestampft, in ziegelgroße Stücke zerschnitten, aufrecht stehend getrocknet, gewendet und endgetrocknet. Der ganze Prozess dauerte je nach Wetter bis zu 9 Wochen. Fazit: Auch in unseren Breiten, sogar in Meeresumgebung, kann die Sonne Kuhmist ohne Zersetzung durch Käfer aushärten – erst recht in regenarmer heißer Sommerzeit auf dem Festland.

Beobachterin
4 Jahre her

?

Ralf Poehling
4 Jahre her

Betonfladen? Denken wir doch unternehmerisch und damit pragmatisch:
Vielleicht kann man die zum Wohnungsbau verwenden, um so die Wohnraumknappheit zu lindern. 😉

Biskaborn
4 Jahre her

Man kann eigentlich nur noch milde lächeln über die vielfältigen Versuche vermeintlicher Experten zu allen nur denkbaren Thema ihren eindeutig ideologiegetriebenen, fernab jeder Lebenswirklichkeiten, konstruierten Klima- Öko- Unfug berbeizukonstruieren.

Obermaier
4 Jahre her

Also wenn die Kuhfladeneigenschaften für das Insektensterben verantwortlich sind, dann korrelieren sicherlich auch die Kuhfladenanzahlen bzw. die Rinderbestandszahlen mit dem Insektenaufkommen. Ein „esst mehr Fleisch“ oder „Fleisch muss billiger werden“ ist aber jetzt bei den Kuhfladenpanikern nicht so ganz die Devise, oder hab ich was verpasst?

Gabriele Kremmel
4 Jahre her

Vor 50 Jahren haben wir mit Betonkuhfladen Fussball gespielt. Da waren die einfach nur ein Zeichen dafür, dass es Sommer und richtig warm war.

Beobachterin
4 Jahre her
Antworten an  Gabriele Kremmel

… andere nutzen die Cow Patties zum Heizen, oder für den regionalen Wohnungsbau in Afrika. Das Zeug ist super geeignet, hält ewig und 100% Öko.

Tee Al
4 Jahre her

Ich sehe schon den Jargon vor mir:

„Eyh, bist Fladennazi oder was ? „