Umfragen in Österreich zeigen SPÖ als Verlierer

SPÖ und FPÖ bauen auf die Abnutzung des Märtyrer-Effekts für Kurz, weshalb sie auf einen möglichst späten Wahltermin hinarbeiten. Dabei könnte sich vor allem die SPÖ ein weiteres mal verrechnen.

ALEX HALADA/AFP/Getty Images

Research Affairs misst für oe24.at die ÖVP mit Sebastian Kurz mit 38%, die SPÖ mit 23 %, die FPÖ mit 17 %, die Neos mit 10 % und die Grünen mit 8 %. Die Zahlen von Unique Research für die Kronenzeitung schauen ähnlich aus: ÖVP 38, SPÖ 21, FPÖ 19, Neos und Grüne je 10.

Nun sind Momentaufnahmen keine Wahlergebnisse, nicht einmal zuverlässige Prognosen. Sie bestätigen jedoch den Trend der Ergebnisse der EU-Wahl, den sie nicht nur fortschreiben, sondern als verstärkt messen.

Ob diese Reaktionen der Befragten auf die Abwahl der Regierung Kurz bis zur Neuwahl des Nationalrats anhalten, kann niemand vorhersagen. SPÖ und FPÖ bauen auf die Abnutzung des Märtyrer-Effekts für Kurz, weshalb sie auf einen möglichst späten Wahltermin hinarbeiten.

Dabei könnte sich vor allem die SPÖ ein weiteres mal verrechnen. Denn mehr Zeit bis zum Wahltermin bedeutet auch mehr Zeit für die öffentlich sichtbaren Konflikte innerhalb der SPÖ. Die Parallele zur SPD ist unübersehbar. Die Frau an der Spitze der SPÖ zeigt erhebliche Schwächen, die Kritik in den eigenen Reihen nimmt weiter zu. Das Wiedererstarken der Grünen korrespondiert mit den Verlusten der SPÖ.

Unique Research erfragte die Beurteilung des Verhaltens der Spitzenleute der Parteien in der Regierungskrise: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kriegt 65 Prozent negative Bewertung (19 % positive) für ihre Forderung auf Abwahl von Sebastian Kurz, dessen Verhalten von 53 Prozent positiv (38 % negativ) bewertet wird. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die sich als einzige gegen die Abwahl wandte, wird von 42 Prozent positiv bewertet (27 % negativ).

Das Problem der FPÖ heißt Strache, weil nach wie vor unklar ist, ob er sein EU-Mandat annimmt oder nicht. So wächst natürlich kein Gras über Ibiza, wie viele in der FPÖ hoffen. Strache hat Zeit bis zum 2. Juli, um sich zu erklären. Wie auch immer das ausgeht, der gewesene Bundesobmann verlängert die Erinnerung an Ibiza-Gate, seinen Grad an Verantwortung für dasselbe scheint er für sich selbst jeden Tag mehr herabzustufen.

Während bisher die Probleme von SPÖ und FPÖ die Medien beschäftigen, schnurrt die gut geölte Wahlkampfmaschine der Neuen Volkspartei (ÖVP) nahezu lautlos, weil diese den direkten Kontakt zu den Österreichern am Filter der alten Medien vorbei pflegt – nicht zuletzt auch in den Social Media.

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Kommentare ( 52 )

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Hartholz
4 Jahre her

Oder die Morde der buchstäblich blutroten de RAF.
Von linkem Terror will man heute nichts mehr wissen.

Thrym
4 Jahre her

Herrlich, diese Umfragen. Ich würde gerne die Gesichter derjenigen sehen, die schon fröhlich das Ende von Herrn Kurz besungen haben.

Die Affäre eines einzelnen Politikers eines Koalitionspartners dem Kanzer anzuhängen, ersetzt nunmal keine eigenen politischen Argumente. Auch wenn das linke Lager in Österreich darauf vertraut hat.

Sonny
4 Jahre her

Was soll diese ganze Heuchelei? Glaubt man tatsächlich, dass derlei Praktiken wie bei Strache die Ausnahme sind oder sich nur auf Österreich beschränken? Und glauben Naivlinge tatsächlich, so etwas gäbe es in den Altparteien nicht? Ich erinnere da nur an Herrn Barschel.
Gnade uns, wenn derzeit aufgedeckt wird, was Merkel und Gefolge so alles gemacht haben. Es gibt nur einen Unterschied: Mangels übermäßigem Alkoholkonsum ist sie (oder sind sie) nicht so leicht zu enttarnen.

Stiller Ruf
4 Jahre her
Antworten an  Sonny

Sie ist nicht so leicht zu enttarnen, weil sie – sicher anders als Strache – vom „Tiefen Staat“ geduldet, ach was, mittlerweile wohl sogar geschätzt wird (siehe die „Auszeichnung“ an einer seiner US-Kaderschmieden…)

Pet Ahr
4 Jahre her

Als die Mitte-Rechts-Regierung in Österreich sich damals abzeichnete, war meine erste Befürchtung, dass Kurz mitten in der Legislatur auf die Idee kommen könnte, diese Koalition unter irgendeinem Vorwand platzen zu lassen, wenn die Gelegenheit für ihn günstig sein würde. Dass es nun tatsächlich so gekommen ist, erfüllt mich allerdings nicht mit Genugtuung. Denn unterm Strich hat diese Regierung in vorbildlicher Weise den Willen ihrer Wähler umgesetzt: Eindämmung der illegalen Migration, Entschuldung, Steuerentlastung (von all dem ist das großkoalitionär regierte D weit entfernt). Eine demokratische gewählte Regierung wurde mithilfe geheimdienstlicher Methoden nun abgesetzt. Das ist der eigentliche Skandal, der viel schwerer… Mehr

Thrym
4 Jahre her
Antworten an  Pet Ahr

Es würde mich nicht wundern, wenn er überhaupt keinen Koalitionspartner mehr bräuchte. Ich glaube aber auch nicht, dass die Neos eine Grenzöffnung zur notwendigen Bedingung machen würden, wenn man ihnen andere Leckerchen anbietet.

Farbauti
4 Jahre her

Na dann müssen die Österreicher fleißig Neos wählen, sonst steht Kurz dumm da. Mit wem will der sonst noch koalieren.? Etwa den deutschen Weg gehen mit den grünen Klimaexperten?

Norri
4 Jahre her
Antworten an  Farbauti

Hier in Österreich sitzen die Grünen gar nicht mehr im Parlament, ha. Ja, der pilzige Peter noch, allerdings das Gros grüner Färbung eben nicht mehr.

Hartholz
4 Jahre her
Antworten an  Norri

Aber die kommen wieder und dann, Gott schütze Österreich!

Armin V.
4 Jahre her

Hoffentlich fallen unsere Nachbarn nicht auf den Blender Kurz rein und machen die FPÖ zur stärksten Kraft.

Die neue Kanzlerin Bierlein bringt vielleicht Klarheit in der Ibiza-Affäre? Eine sehr erfahrene zielstrebige Frau, mit dem richtigen Partner an ihrer Seite, lässt hoffen!

Diese Regierungskrise löste Kurz aus und nicht Strache.

Christa Born
4 Jahre her
Antworten an  Armin V.

Nö, Strache war’s, der Trottel.

Tomtom63
4 Jahre her
Antworten an  Christa Born

So sehe ich das auch. Auch im betrunkenen Zustand lässt man sich nicht so gehen…

Alf Egner
4 Jahre her
Antworten an  Tomtom63

Strache ist aber nicht gleich FPÖ und FPÖ nicht gleich Strache.

Norri
4 Jahre her
Antworten an  Alf Egner

Ja, ich finde es auch immer wieder erstaunlich, wie Leute, die sonst nichts von einer Generalisierung wissen wollen, nun Strache mit seiner Partei gleichsetzen.

Hartholz
4 Jahre her
Antworten an  Alf Egner

Alf, ohne Strache würde die FPÖ wieder bei Werten der Vor-Haider-Ära (1986) herumkrabbeln

RedSam
4 Jahre her
Antworten an  Tomtom63

Aber bitte nicht vergessen, dass das ganze schon 2 Jahre her ist! Außerdem ist mir ein Strache, der mal einen Wodka Red Bull zuviel trinkt, immer noch lieber als z.B ein Harbeck, der mit Deutschland nichts anfangen kann!!

Alf Egner
4 Jahre her
Antworten an  Armin V.

Sehe ich genau so, Armin.

WandererX
4 Jahre her

Die SPÖ hat zum falschen Zeitpunkt attackiert. Wenn der Staat (der Kanzler repräsentiert den primär Staat, und eben nicht primär seine Partei) geschwächt ist, greift man nicht an. Das ergibt ein Eigentor. Der Angriff erfolgte nicht auf einen Fehler von Kurz hin, sondern grundsätzlich auf sein Amt in der Demokratie hin. Reichlich dämlich von der SPÖ- Tante!

Hartholz
4 Jahre her
Antworten an  WandererX

Der SPÖ fehlt es an einem charismatischen Zugpferd. Das letzte ist 1990 mit Kreisky gestorben, obwohl, der war auch nicht das gelbe vom Ei.
Aber könnte er heute aus seinem Sozialistennirvana sehen, was aus seiner Partei geworden ist, er würde im Grab rotieren.

Alf
4 Jahre her

Die SPÖ wird der SPD folgen, am Volk vorbei in die Bedeutungslosigkeit. Sebastian Kurz ist lebendiger, denn je.

Armin V.
4 Jahre her
Antworten an  Alf

Ich bin mir sicher, Kurz wusste bereits schon vor der Wahl 2017 von dem Video. Jetzt kann er vermutlich endlich eine Koalition mit Grünen und Neos eingehen. Der Vaterlandsverräter heißt nicht Strache, denn dieser trägt Maßanzug und hat die Haare schön. Der Wertewesten schäumte, als Österreichs Außenministerin Karin Kneissl Russlands Putin zu ihrer Hochzeit einlud und Putin dabei sogar zu einem Tänzchen vor laufender Kamera aufforderte. Frau Kneissl ist unstreitig eine der fachkompetentesten Außenminister, die Europa je hatte. Fließend fünf Sprachen beherrschend, unter anderem Arabisch, bildet sie sich ein ganz eigenes Urteil, abseits der von einschlägigen Denkfabriken vorgegebenen Lösungs„vorschläge“. Den Migrationspakt… Mehr

Klaus Kabel
4 Jahre her

Der österreichische Wähler wird es nicht auf sich sitzen lassen, dass der Pifke in Gestalt von Spiegel und SZ ihre Regierung gestürzt haben.

Ruud
4 Jahre her
Antworten an  Klaus Kabel

Wieso? Sie wählen doch den Merkelianer Sebastian Kurz! Alles in Butter, das Komplott ist aufgegangen, gegen den Drahtzieher wurde nicht ermittelt, der „Demokrat“ Sebastian Kurz wollte es so, ihm sind irgendwelche alten Liederbücher mit politisch inkorrekten Texten wichtiger als echte Straftaten!

Thomas Hellerberger
4 Jahre her

Kein Zweifel: Die ÖVP hat, typisch für eine Partei der „Mitte“ und in Analogie zur deutschen Union, im Grunde kein Programm, sondern nur eine Person, nämlich Kurz. Schafft der es, innerparteiliche Neider und den linken Flügel bis zur Nationalratswahl niederzuhalten, kann er ungestört am Personenkult arbeiten und wird knapp 40 % holen. Für jemanden wie Kurz, der keine wirklichen Überzeugungen hat, und sein Hemd auch schon mal mitten im Fluß wechselt (so sein Wechsel von linken ins konservative Lager) ist das essentiell, der nackte Kaiser ist so lange angezogen, solange seinen Untertanen der Blick unterhalb der Halskrause nicht in den… Mehr

Stiller Ruf
4 Jahre her
Antworten an  Thomas Hellerberger

Das Kurz „in Wirklichkeit keine Überzeugungen hat“ kann man so nicht stehen lassen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er noch sehr jung und extrem intelligent und das heißt lernfähig ist. Auch ein Broder war, wenn Sie so wollen, mal ein Linker. Und meine Überzeugung, dass westl. Freiheit nur durch einen staubtrockenen, aber wehrfähigen und kompromisslosen, jedoch auf christl./jüdischen Wertekanon basierenden Konservatismus verteidigt werden kann, hat sich auch erst in meinen 30’gern abgezeichnet u. wurde durch 2015 natürlich nochmal entspr. forciert ..

Tomtom63
4 Jahre her
Antworten an  Thomas Hellerberger

egal1966: Danke für den ausführlichen Kommentar. Darf ich fragen: Sind Sie
Österreicher, d.h. gibt das die Stimmung authentisch wieder?
Von D aus betrachtet finde ich, dass Kickl eine Kämpfernatur ist. Er ist nicht
zu unterschätzen.