Stahlunternehmen: Georgsmarienhütte vor dem Aus?

Anne-Marie Großmann, Miteigentümerin der Georgsmarienhütte Holding, schlägt Alarm: Einige Monate würde man noch durchhalten. Dann steht im Raum, die Produktion ins Ausland zu verlegen. Deutschland als Standort ruiniert die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Unternehmen.

picture alliance / Dominik Butzmann/photothek.de | Dominik Butzmann
Robert Habeck und Anne-Marie Großmann, Geschäftsführerin der Georgsmarienhütte, Osnabrück, 19.09.2024

Wenn die Energiekosten nicht sinken, sehe sie für den Standort Deutschland schwarz. „Ohne Signale aus der Politik halten wir nur noch ein paar Monate durch.“ Dies sagte die Miteigentümerin der familiengeführten Georgsmarienhütte Holding, Anne-Marie Großmann, bei einer Veranstaltung der wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf am Montagabend.

Wenn sich die Perspektive nicht ändere, sei die einzige Schlussfolgerung, „dass wir hier irgendwie mit einem Schrecken rauskommen und dann versuchen, eine Perspektive im Ausland zu finden“, so Großmann weiter.

Die drastisch gestiegenen Energiekosten seien eine große Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens. So würden für das Stahlwerk Georgsmarienhütte die jährlichen Strom- und Erdgaskosten von 37 Millionen Euro im Jahr 2019 im laufenden Jahr um 127 Prozent auf 84 Millionen Euro steigen. Dies zwinge zu stark reduzierten Investitionen​, die man irgendwann jedoch nicht weiter einsparen könne.

Das Unternehmen erzeugt Stahl in großen, strombetriebenen Öfen aus Metallschrott. An über 15 Standorten werden Güter für Maschinenbau, Kraftwerkstechnik oder die Rüstungsindustrie gefertigt. 6.000 Menschen sind bei dem Konzern beschäftigt, der auf einen Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Euro kommt.

Doch schon früher erklärte Großmann, dass sie auch nicht mehr weiter wisse. Die wirtschaftliche Lage der Stahlindustrie sei mehr als schwierig. Sie wolle ihren Mitarbeitern nicht sagen: „Danke für eure tolle Arbeit, das war’s.“

Doch ohne bezahlbare und verfügbare Energie hat keine Industrie mehr eine Chance in Deutschland. Vor allem nicht energiehungrige wie Stahlunternehmen. Die Strompreise der Industrie seien doppelt so hoch wie in anderen entwickelten Industrieländern. „Und das macht natürlich unseren Stahl relativ teurer als den, den unsere Wettbewerber aus dem Ausland anbieten.“

Auch die CO2-Bepreisung von Erdgas müsse angepasst werden, bis grüner Wasserstoff verfügbar sei, hängt Großmann zumindest öffentlich der Wasserstoff-Illusion an. Erdgas dürfe im Großhandel maximal 20 Euro je Megawattstunde kosten. ​Derzeit liegt der Preis an der Börse bei 48 Euro.

Wenn die Produktion sich nicht mehr rechne, werde man nicht mehr investieren. „Dann läuft es aus, und irgendwann produzieren wir den Stahl eben nicht mehr. Und dann können wir uns überlegen, ob wir die anderen vorhandenen Kapazitäten füllen mit Stahl, den wir im Ausland einkaufen oder eben gleich die gesamte Wertschöpfungskette ins Ausland verlegen.“

Sie betonte bisher redlich grün, sie wolle Energie aus sogenannten erneuerbaren Quellen nutzen, um „klimaneutral“ Stahl herzustellen. Für grüne Ohren wohlfeile Worte, doch kein Wort der Kritik daran, dass gerade Strom von Windrädern extrem teuer ist. Jede Verbilligung müsste von Steuerzahlern bezahlt werden. Ohne Kohle- oder Kernkraftwerke lässt sich gerade eine Stahlindustrie nicht sinnvoll betreiben. Denjenigen, die die Energieversorgung Deutschlands zerstört haben, ist das auch klar. Und gleichgültig ist ihnen, ob es in Deutschland noch Stahlwerke gibt oder nicht.

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Kommentare ( 93 )

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AnSi
24 Tage her

Tschuldigung, aber Frau Großmann hat doch diesen „grünen Stahl“-Quatsch bisher auch widerspruchslos mitgemacht? Kommt sie nicht aus der Branche? Richtige „Stahlkocher“ wussten von Anfang an, dass „grüner Stahl“ mit Wind und sonne und Wasserstoff nicht machbar ist. Aber die sind ja die Dummen, die Leugner, die Nazis! Ja mei, dann hören Sie halt auf in D zu produzieren! Kein Problem! Fragen Sie Ihren Freund, den Roland ähh, Robäärt! Dann ist das halt so, ne?

ceterum censeo
24 Tage her

Bei allem Respekt, aber dieses politisch korrekte Herumgeschwafel von „grünem Wasserstoff“ oder „Anpassung der CO2-Bepreisung“ wird GENAU NULL erreichen. Auch Frau Großmann biedert sich damit de facto Habeck an (zumindest scheint sie sich ja lt. Photo mit dem Schwiegermutterliebling Robert H. gut zu verstehen), anstatt Habeck klipp und klar zu sagen: entweder Energiekosten runter, oder das war es! Zu den Mitarbeitern: überlegt, wen ihr wählt und wer euren Arbeitsplatz gefährdet! Stichwort Kausalzusammenhang. Nein, Frau Großmann, nicht nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“.

Last edited 24 Tage her by ceterum censeo
bfwied
24 Tage her

Was überhaupt nicht zur Sprache kommt, ist, dass die Grünen allen Ernstes meinen, dass alle Welt mitmacht bei „grüner“ Stahlhestellung. Die Welt lacht sich doch halbtot! Woher sollen die denn den Wasserstoff nehmen, woher den Strom dazu, woher die Anlagen, das Know-how? Die Traumtänzer glauben wirklich, dass man die Stahlherstellung in D., 2023: 35,4 Mio. t., die derzeit (Index) 570 E/t kostet, mit mindestens 300 E (eher mehr) subventionieren kann!!! Wobei der Strom überhaupt nicht vorhanden ist und auch nicht vorhanden sein wird bei der schwachsinnigen Stromproduktion mit Wind/PV! Wie kann man so etwas denken?! Der Verlust bei der Umwandlung… Mehr

Donostia
24 Tage her
Antworten an  bfwied

Der wirtschaftliche Niedergang wird es richten. Vorsorge muss jeder selber treffen so gut es eben geht

AngelinaClooney
24 Tage her

Viele Bürger haben nach wie vor keinen Schimmer davon wie miserabel unser Wirtschaftsstandort mittlerweile ist und wie miserabel unser „Wirtschaftsminister“ ist. Glauben Sie nicht? Dann warten wir mal die Wahlergebnisse ab.

Reinhard Peda
25 Tage her

„Sie wolle ihren Mitarbeitern nicht sagen: „Danke für eure tolle Arbeit, das war’s.“
Genau das sollte Sie aber, und Ursache samt Schuldige benennen, bevor der Laden geschlossen wird. Obs hilft, das Beschäftigte samt weitere indirekt betroffene (Verwandte und Freunde) ihr Wahlverhalten ändern, darauf kann ich nur spekulieren.

whgreiner
25 Tage her

Der ökonomische Absturz Deutschlands – und in der Folge auch das endgültige Scheitern des Euro und das Auseinanderbrechen der EU – ist aktuell wohl nicht mehr aufzuhalten; die Schreckensmeldungen werden von Woche zu Woche mehr, die Lawine nimmt Fahrt auf, auch die bevorstehende Wahl wird daran nichts mehr ändern können. Die Wahl wird aber darüber entscheiden, ob auf die Katastrophe eine Phase der Besinnung und Erneuerung folgt – oder ein endgültiges, langfristiges Abgleiten in Massenelend, Diktatur und Bürgerkrieg. So sehr zu wünschen ist, dass die einzige, echte Oppositionspartei in dieser Wahl endlich zu realer, politischer Wirksamkeit findet: Frau Weidel wäre… Mehr

89-erlebt
25 Tage her
Antworten an  whgreiner

Diese Verhinderung übernimmt der Einheitsbrei Block mit seinen Medien höchst selbst. Gut so !!! Die zu erwartenden 20-23% ausgezählter Realismus sind aktuell völlig ausreichend. Merzel mit rot und grün kann dann am Ruin der Größten Kanzler Illusion weiter wirken, Hauptsache Kanzler. Und die beherzte Weiblichkeit des Landes kann weiter ihrem Guuroo zuschmachten.

Karl Kaiser
25 Tage her

Der letzte, der geht braucht noch nicht einmal das Licht auszumachen. Auch das geht hier ganz von selbst.

ceterum censeo
24 Tage her
Antworten an  Karl Kaiser

Licht braucht üblicherweise Strom, den wir dann auch nicht mehr haben…

Analeur
25 Tage her

Linke wollen immer nur Geld umverteilen. Grüne träumen und glauben sie könnten eine grüne Welt bauen ohne Geld und Technologie. Auch sie wollen nur das Geld der Wohlhabenden nehmen und es ausgeben. Geld muss verdient werden durch Arbeit, Wissen, Bildung, Risiko etc. Geld entwickelt die Welt. Das genaue gegenteil sehen wir hier bei der Georgsmarienhütte. Wenn der Unternehmer grünen Stahl herstellen möchte und das „Risiko“ mit seinem Geld eingehen möchte, dann steht ihm das frei, wenn er aber von der Regierung nur noch mit teurem Strom dazu gezwungen wird, dann scheitert das heute oder morgen. Was nicht bezahlbar ist, das… Mehr

H. Priess
25 Tage her

Ihr Unternehmen geht den Bach runter aber „grün“ ist die Dame immer noch? Wenn sie so eine tolle Führungskraft mit der nötigen Kompetenz wäre hätte sie doch schon vor drei Jahren bei Habeck und Komplizen protestieren müssen und zwar mit Nachduck. Hat sie nicht und wartet wohl bis sie ihren „grünen Stahl“ mit Wasserstoff, der am Sanktnimmerleinstag kommen wird, produzieren kann. Dann viel Glück! Das dauert noch fünf bis sechs Jahre und kostet vorsichtig gerechnet, 600 bis 1000 Milliarden aber keine Sorge bis dahin ist DL Pleite und ihre Firma wohl schon früher.

bfwied
24 Tage her
Antworten an  H. Priess

H2 kann vernünftig nur mit billigem Kernkraftstrom produziert werden. Aber das wollen die Grünen nicht sehen, sie verleugnen die wahren Kosten, ziehen nur diejenigen zur Berechnung heran, die, wie das finnische große KKW, durch eklatante Planungsfehle und -änderungen tatsächlich teuer kamen, aber dafür laufen die auch 60 J. ohne Überholung, dann weitere 60 J. Und die neuen Konstruktionen, die überall langsam verwirklicht werden, negieren die Grünen grundsätzlich, denn die stören ihr Weltbild grundlegend. Die sind eine sehr dumme Sekte. Grünen Stahl wird es in D. ohne KKWs einfach nicht geben. Und so geht es D. wie der DDR und der… Mehr

Nibelung
25 Tage her

Wieder so ein Fall, der einen über die sozialistische Planwirtschaft erschaudern läßt und gleichzeitig veröffentlicht das Statistische Bundesamt Schönwetter-Prognosen von nur 0,2% wirtschaftlichen Mißerfolgs wo man sich selbst gleich belügen kann, denn deren Zahlen sind der Vorstellung der Regierenden geschuldet und keinen Pfifferling wert, denn ohne die Eskapaden der Roten und Grünen müßten wir ein ordentliches Wachstum haben und das Steuersäckel würde auf 80 Miliarden steigen. So sind sie mehr damit beschäftigt das Unvermögen zu verschleiern und empfehlen sich sogar noch für die nächste Legislatur, was an Anmaßung nicht mehr zu überbieten ist und man nur verrückt oder verzweifelt sein… Mehr

Donostia
24 Tage her
Antworten an  Nibelung

Ins BIP werden auch alle neugeschaffenen Bürokratiejobs mit eingerechnet die aber gar keinen Wohlstand generieren. Der Wohlstandsverlust ist deshalb auch weit höher als diese ausgewiesenen -0,2 %.