Kassenbeiträge gehen durch die Decke: Versagen von Scholz und Lauterbach

Die Wahlkämpfer überbieten sich derzeit mit Geldversprechen. Allen voran Kanzler Olaf Scholz, der 2 Cent auf die Salatgurke erlassen will. Derweil schlägt die Realität hinter den Versprechen durch – mit voller Wucht.

picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Wie viel Erhöhung darf es denn sein? Über den Sommer berichtete TE von einer anstehenden Erhöhung der Kassenbeiträge zum Jahreswechsel um voraussichtlich 0,5 Prozentpunkte. Da taten das manche Journalisten noch als Panikmache ab. Im Herbst räumte selbst Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein, es würden im Schnitt sogar 0,8 Prozentpunkte. Die Woche vor Weihnachten ist bei Krankenversicherungen grundsätzlich die Woche der Wahrheit. Dann tagen die Verwaltungsräte und legen die Beitragssätze fürs kommende Jahr fest. Die Ergebnisse dieser Woche zeigen: Es kommt noch viel schlimmer als erwartet. Die Erhöhungen liegen über einem vollen Prozentpunkt.

Die jüngste und größte gesetzliche Versicherung, die erhöht hat, ist die Techniker Krankenkasse mit rund elf Millionen Versicherten. Sie verdoppelt den „Zusatzbeitrag“ von 1,2 auf 2,45 Prozent. Die Knappschaft erhöht laut Krankenkasse.de sogar um 1,7 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent. Für die IKK Classic müssen Versicherte künftig 1,21 Prozentpunkte mehr bezahlen, für die energie-BKK 1,39 Prozentpunkte und für die BKK ProVita 1,4 Prozentpunkte.

Was bedeutet das in der Praxis? Wer 4000 Euro brutto im Monat verdient und bei der Knappschaft versichert ist, dessen Beitrag erhöht sich um 68 Euro im Monat. Ist er sozialversicherungspflichtig beschäftigt, zahlen er und sein Arbeitgeber jeweils 34 Euro pro Monat mehr. Olaf Scholz (SPD) lässt sich im Wahlkampf feiern, weil er 2 Cent Steuer auf die Salatgurke erlassen will. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer muss 1700 Gurken im Monat kaufen, um allein die Erhöhung der Kassenbeiträge wieder rauszuholen.

Der starke Anstieg der Beiträge ist kein unausweichliches Schicksal à la: Nun ja, alles wird halt teurer. Regel- und Zusatzbeitrag liegen mittlerweile bei über 17 Prozent, vor 20 Jahren galt ein Satz oberhalb von 15 Prozent für eine Kasse noch als echter Wettbewerbsnachteil. Der nun derart starke Anstieg ist Folge des politischen Versagens des Kanzlers. Über drei Jahre hat er seinen Gesundheitsminister und Parteifreund Karl Lauterbach einfach laufen lassen und nicht geführt, über drei Jahre haben ihn Experten vor den Folgen gewarnt. Nun sind sie da.

Ein wichtiger Grund für den Anstieg der Kassenbeiträge liegt im Bürgergeld und anderen staatlichen Transferleistungen. Der Staat zahlt den Kassen im Jahr rund zehn Milliarden Euro weniger, als die Gesundheitsversorgung der Stütze-Empfänger kostet. Auch darauf weist – unter anderem – der Dachverband GKV seit Jahren hin, ohne dass etwas passiert. Stattdessen hat Lauterbach das Gesundheitswesen mit großzügigen Abschlüssen gegenüber der Pharmaindustrie verteuert – ebenso mit Prestigeprojekten wie den Gesundheitskiosken. Von seinen Bestellorgien bei Impfstoffen gar nicht zu sprechen.

Olaf Scholz’ Handeln zeigt sich dieser Tage bestenfalls als sonderbegabt. Worin auch immer diese Begabung indes liegen mag, Rechnen ist es nicht. Der Kanzler will riesige zusätzliche Staatsschulden aufnehmen und als Investitionspakete übers Land verteilen, in der Hoffnung, dass davon die Wirtschaft wächst. Genau das also, was er in den letzten sieben Jahren zuerst als Finanzminister und dann als Kanzler getan hat. Mit der Folge, dass die Wirtschaft aktuell schrumpft.

Und mit der Folge, dass die Kassenbeiträge steigen: Scholz’ Wumms-Politik hat den Spielraum der öffentlichen Haushalte verengt. Damit der Bundeshaushalt den Anschein der Verfassungstreue wahrt, muss Lauterbach Aufgaben des Staates auf die Kassen abwälzen. Neben den Kosten für die Empfänger von Bürgergeld sind das zum Beispiel die Kosten, die seine Krankenhausreform verursacht.

Bisher hießen Scholz’ Geldgeschenke „Wumms“, „Bazooka“ oder „Doppel-Wumms“. Nun versucht der Kanzler es seriöser und spricht von „Made in Germany“-Bonus oder „Deutschlandfonds“. Doch allenfalls die Tonalität ist seriöser geworden. Die Rechenweise ist nach wie vor bestenfalls sonderbegabt, die wirtschaftliche Logik dahinter ebenfalls.

Scholz will Milliarden-Geschenke an die Wirtschaft verteilen, in der Hoffnung, dass diese wächst und die Unternehmen einstellen. Deren Vertreter werden das tun, was man mit Geschenken halt so macht: dankbar annehmen. Aber dann? Arbeitsplätze bleiben immer noch teuer, während dank sozialdemokratischer Kultusminister das Bildungsniveau abnimmt und dank Bürgergeld die Motivation zu harter Arbeit.

Schon jetzt kämpfen deutsche Arbeitgeber mit den höchsten Energiepreisen, Steuern und Sozialabgaben, die es weltweit so gibt. Nun werden Arbeitsplätze im Monat nochmal um die 30 Euro teurer. Und das ist nur die Krankenversicherung. Die Pflegeversicherung wird über den Jahreswechsel auch teurer, die Rentenbeiträge vermutlich nach der Wahl. Die CO2-Steuer erhöht Rot-Grün zum Jahreswechsel um 22 Prozent, die LKW-Maut wird ebenfalls wieder teurer. Wer sich da von 2 geschenkten Cent auf die Salatgurke blenden lässt, ist maximal sonderbegabt.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 43 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

43 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Nibelung
1 Monat her

Würden die Kassen nach gleichen Prinzipien verfahren wie Erzeuger, Hersteller und Handel, dann wäre es eine einzig Katastrophe, aber bei einem Prozent im Mittel dürfte es noch erträglich sein und die Kostensteigerung beim Erzeuger, Verarbeiter und Handel sind weit höher und man wagt es ja nicht darüber nachzudenken, wenn die Medizin und Pflege gleiche Maßstäbe anlegen würde, was dann das physische Ende vieler Zeitgenossen bedeuten würde, mangels finanzierbarer Masse. 1% im Mittel erscheint ja fast paradisisch, was man aber auch nicht hätte, würden sie die kostenlose Versorgung für alle Zugereisten unterbinden, die mit eine der Hauptursachen darstellen und die teure… Mehr

Minusmann
1 Monat her

Ob das ein „Versagen“ ist oder schlicht gewollt, das ist hier die Frage.

cernunnos
1 Monat her

Versagen von Scholz und Lauterbach“

Mehr muss ich nicht lesen. Es ist kein VERSAGEN. Ich kann es nicht mehr hören. Jedes mal die selbe Leier. Versagen kann man wenn man etwas versucht hat aber gescheitert ist. Das alles passiert mit voller ABSICHT.

Haba Orwell
1 Monat her

> Neben den Kosten für die Empfänger von Bürgergeld sind das zum Beispiel die Kosten, die seine Krankenhausreform verursacht.

So ist es ganz besonders idiotisch, diese Empfänger auch noch weltweit zu importieren. Wie viele belasten dann die Krankenkassen wie die TK etwa? Wieviel an Beiträgen könnte man sparen, würde man die zurück nach Afghanistan, Syrien oder Banderastan schicken?

Donostia
1 Monat her

Es ist doch relativ einfach es auf den Punkt zu bringen. Die Klima und Weltenrettung kostet Geld. Geld das woanders abgezogen werden muss. Oder noch schlimmer, wie man jetzt sehen kann, es vernichtet wertschöpfende Arbeit, weil aufgrund der Klimarettung Strom und andere Energien nicht mehr preiswert herzustellen bzw. erworben werden können. Dadurch schrumpft die Wirtschaft und somit der Geldzufluss zu allen Sozialtöpfen. Leute die vorher eingezahlt haben müssen jetzt aus dem leerer werdenden Topf versorgt werden. Um den Topf wieder zu füllen, muss man bei den verbliebenen Einzahlern Geld abschöpfen. Folglich erhöhen sich die Abgaben eines jeden Arbeitnehmers und dessen… Mehr

Winnetouch
1 Monat her

Ich habe bereits meine persönlichen Konsequenzen aus den höheren Beiträgen gezogen. Da ich bisher keine grossen Leistungen in Anspruch genommen habe, habe ich lange aufgeschobene Operationen machen lassen, die zur Zeit noch die Kasse zahlt. Gesamtkostenpunkt: 20.000. Auch sonst wird alles an Rezepten mitgenommen. Ich gehe jede Wette ein, dass zukünftig der Leistungskatalog noch mehr gekürzt wird bei gleichzeitig explodierenden Beiträgen.

dienbienphu
1 Monat her

Arbeitsplätze bleiben immer noch teuer, während dank sozialdemokratischer Kultusminister das Bildungsniveau abnimmt und dank Bürgergeld die Motivation zu harter Arbeit.

Das „Bildungsniveau“, oder aber auch das Leistungsvermögen nimmt aber wohl kaum wegen des Kultusministeriums ab, sondern eher wegen der Schüler. Das beschrieb etwa Sarrazin bereits 2010 ausführlich.

Bürgergeld hat nicht nur den Effekt, dass die Motivation schwindet, sondern Arbeit lohnt sich tatsächlich auch weniger. Zumindest finanziell. Privilegien, die an Arbeit geknüpft werden, gibt es kaum.

AngelinaClooney
1 Monat her

Es scheint aber in diesem Lande nicht nur viele sonderbegabte Politiker zu geben, sondern auch viele sonderbegabte Wähler. Der 23.02. wird es – leider – wieder zeigen.

89-erlebt
1 Monat her

Ich wiederhole mich gern: Es ist immer wieder bekundeter Wille der wählenden Mehrheit, dass das hiesige Sozialsystem mit Bedürftigen geflutet wird, die NIE etwas vorher eingezahlt haben. Somit ist diese Erhöhung auch halt nur Umsetzung des Wählerwillens.
PS: Inzwischen fungiert dieses Land auch als Luxus Knast, wie zB für den Assad Schergen, der in HH für Taten in Syrien hier alimentiert wird.

elly
1 Monat her

„Versagen von Scholz und Lauterbach“ ich gehe davon aus, dass dies Absicht ist. So kann sich die Ampel „rühmen“ , daß sie keine Steuererhöhungen durchführte. CO2 Preis, Maut, Abgaben, Gebühren und Beiträge sind alles KEINE Steuern. Es zahlen nicht nur Arbeitnehmer in die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, auch die Rentner werden belastet. Dank der SPD unter Kanzler Schröder zahlen Rentner den Beitrag zur Pflegekassen ganz alleine, also ohne AG Anteil durch die Rentenkasse. 2004 gabs für Rentner eine Nullrunde und gleichzeitig müssen Rentner seit 2004 den vollen Beitrag zur Pflegeversicherung zahlen. Es war faktisch eine Rentenkürzung, die aber so nicht… Mehr