Deutsche Linke und die Revolutionäre an den Rollatoren in Kuba

Die LINKE lässt für die Fortsetzung der Gewaltherrschaft in Kuba demonstrieren. Dabei ist Kuba längst eine Art Revolutionsmuseum, in dem allerdings die aktuell lebenden Menschen verhungern.

IMAGO / Political-Moments

Heike Hänsel ist eine deutsche Politikerin (Die Linke) und das, was man heute beschönigend eine Aktivistin für Dies & Das bezeichnet. Sie ist allerdings nicht ganz unwichtig, immerhin ist sie Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion. Dieser Tage wird sie wieder aktiv.

Sie hat zu einer „Solidaritätskundgebung“ mit der kubanischen Revolution aufgerufen. „Revolutionäre auf die Straße! SOS KUBA“. So lautet ihr Aufruf zur Demonstration für das revolutionäre Kuba. Allerdings, für welche Revolution genau?

— Heike Hänsel (@HeikeHaensel) July 13, 2021

Revolutionäre auf die Straße klingt sehr romantisch, man sieht vor dem geistigen Auge jubelnde Latino-Machos mit trotzigen Bärten und Gewehren in der Faust, die am 8. Januar 1958 Fidel Castro in Havanna an die Macht schossen. Es wäre heute eine Art Demonstration der Revolutionäre mit festem Griff an den Rollatoren, denn immerhin liegt das Revolutionsereignis über 70 Jahre zurück.

Real existierender Sozialismus:
Die Not treibt die Kubaner auf die Straßen
Auch Revolutionäre altern oder sterben in den staatlichen Kliniken wie Fidel Castro, erprobter Revolutionär, der das kubanische Experiment mit Waffengewalt in nach ganz Südamerika und Afrika exportieren wollte. Er entschlief friedlich am 25. November 2016 nach offiziellen Angaben im Alter von 90 Jahren in Havanna. Nur die Revolution wird jetzt im 8. Jahrzehnt irgendwie am Laufen gehalten, weil es das Wohlleben der Erben der kommunistischen Machthaber sichert. Jung bleiben nur die Plakate des Revolutionshelden Che Guevara, einer Ikone des romantisch verklärten Terrorismus. Die Revolution ist am Ende, nur das Elend bleibt.

Während also die graubärtigen alten Revolutionäre in ihren Pflegebetten bleiben müssen, revoltieren heute ganz andere, und diese Revolutionäre von heute in Kuba sehen auch anders aus: Abgerissen und hungrig statt mit revolutionärer Romantik und olivfarbenen Phantasieuniformen geschönt könnten sie im T-Shirt einen Aufstand gegen die offizielle Hungerpolitik der Kommunistischen Partei Kubas in eine echte Revolution gegen die Revolution der Opas verwandeln und das vergreiste Revolutionsregime der kommunistischen Kleptokraten stürzen. Es wäre nicht schade darum, wenn das nach Venezuela und Nord-Korea letzte offizielle sozialistische Regime fällt und dem Elend auf der Insel ein Ende setzt: Faktisch lebt die Insel von Überweisungen von kubanischen Flüchtlingen, die es in den USA und Europa zu wirtschaftlichem Erfolg gebracht haben.

Revolution in Kuba?
Kuba am Ende – Das Land des Zuckerrohrs kann sich nicht mehr mit Zucker versorgen
Aber die aktuelle Revolution ist es nicht, die Heike Hänsel auf die Straße locken will. Verstehen kann man sie nur, wenn man ideologiesicher ist. Die längst historische Revolution steht in der offiziellen Propaganda Kubas begrifflich für die „Beibehaltung des revolutionären Kurses in Kuba“ und für eine Festschreibung der marxistisch-leninistischen Politik und den Führungsanspruch der Kommunistischen Partei Kubas, auch im 8. Jahrzehnt nach der Dauerrevolution. Es ist ein diktatorisches Ansatz, unterstützt von der LINKEN in Deutschland, Koalitionspartner von Grünen und SPD. Da ist es bemekrenswert, wen Vertreter dieser Partei global so unterstützen – in diesem Fall die menschenverachtende Politik in Kuba.

Auf den Straßen in Kuba sieht es anders aus. Aussagekräftige Berichte darüber fehlen; das kommunistische Terror-Regime der Zuckerinsel hat Internet und Chat-Kanäle wie Whats App gesperrt. Bürgerrechtler auf Kuba schicken aber immer wieder kurze Video-Fragmente an TE, die ein anderes Bild der glorreichen Revolution der Fidels und Hänsels zeigen: Es zeigt, wie die schwarzbekleideten Polizisten in den Vorstädten Havannas versuchen, Kubaner daran zu hindern, zum Demonstrationszug zu stoßen. Die historisch revolutionäre Staatsgewalt geht mit Knüppeln gegen ganz moderne Revolutionäre vor. Und im zweiten Video ist zu sehen, wie aus der Menge heraus ebenso abgerissene Zivil-Agenten der revolutionären Staatsmacht Demonstranten abführen. 5.000 Kubaner sollen verhaftet worden sein.

Immerhin verspricht die Kommunistische Regierung jetzt wirtschaftliche Reformen: Lebensmittel und Hygieneartikel dürfen zukünftig zollfrei eingeführt werden; jedem Kubaner steht derzeit alle drei Monate eine Tube Zahnpasta zur Verfügung. Ansonsten wird der revolutionäre Kurs der marxistischen Opas fortgeführt, um jeden Preis. Es entstehen dabei Bilder, die nicht in die Revolutionsromantik der LINKEN passen. Und es sind Bilder, die vielleicht schon Geschichte sind. Denn aktuell ist es ruhig auf Kuba. Die revolutionären Greise haben nach aktuellen Berichten die Revolution der Enkel blutig niedergeschlagen. Heike Hänsel hat wieder einmal auf der richtigen Seite gestanden, wenigstens mit Hunger, Prügel und Gefängnis in der Karibik.


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