„Bundeswehr viele Jahre nicht ausreichend versorgt“

Und wer ist seit 2005 Regierungschefin?

© David Hecker/Getty Images

In einer aktuellen Video-„Botschaft“ zum Tag der Bundeswehr (Dauer: 2 Minuten und 23 Sekunden) gibt sich Merkel zerknirscht: „Es gab viele Jahre, in denen die Bundeswehr nicht ausreichend mit Mitteln versorgt war. Und deshalb ist es gut, dass wir seit einigen Jahren für unsere Sicherheit, für unsere Bundeswehr den Etat gesteigert haben, und wir werden das auch im nächsten Jahr wieder tun“, sagte sie. Damit könnten „die neuen Aufgaben auch wirklich erfüllt werden.“

Bundeswehr-Desaster
"Nicht einmal bedingt abwehrbereit"
Richtig: Für 2020 wurden zwar zwei Milliarden Euro mehr eingeplant als im laufenden Jahr. Aber: Es ist dies erheblich weniger als ursprünglich geplant. Und vor allem: Von den gegenüber den NATO-Partnern zugesagten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben ist Deutschland meilenweit entfernt. 2020 werden 1,37 Prozent angepeilt, laut Finanzplan soll die Quote bis 2023 sogar auf 1,25 Prozent sinken.

Halten wir der Merkel-„Botschaft“ entgegen, was soeben im neuen Buch der Edition „Tichys Einblick“ mit dem Titel „Nicht einmal bedingt abwehrbereit – Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine“ nachzulesen ist.

Siehe Seite 16:
„Wenn 2018 zeitweise keines der sechs U-Boote der 212A-Klasse fahrbereit war; wenn beim ADAC 6500 Flugstunden angemietet werden mussten, um Fluglizenzen von Bundeswehrpiloten zu erhalten; wenn von den 128 Eurofightern kaum mehr als vier ohne jede Einschränkung einsatzfähig waren; wenn Flugzeugführer regelmäßig ihren Dienst bei der Bundeswehr quittieren; wenn von 68 Hubschraubern des Typs Tiger nur 12 voll einsatzfähig sind; wenn von den Transporthubschraubern CH-53 nur 16 von 72, von den Transporthubschraubern NH 90 nur 13 von 58, vom (neuen!) Transportflieger A400M gerade mal drei von 15, von den Fregatten fünf von 13 und von den Leo-II-Panzern 105 von 244 voll einsatzfähig sind; wenn die Flugbereitschaft der Bundesregierung es nicht schafft, einen Bundespräsidenten, eine Kanzlerin oder einen Bundesminister rechtzeitig ans Ziel zu bringen; wenn deutsche Soldaten in Afghanistan zivile Hubschrauber anmieten müssen …“

Seite 219:
„Keine Geringere als Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zu verantworten, dass die Armee ihrer Kernaufgabe der Landesverteidigung nicht mehr gerecht wird. Merkel hat bislang vier Verteidigungsminister verbraucht; sie war die Einzige, die in dieser Zeit immer da war und Verantwortung trug. Sie wäre im Übrigen nach dem Grundgesetz im Verteidigungsfall auch die Oberbefehlshaberin unserer Streitkräfte.“

Seite 33:
„Nehmen wir den Koalitionsvertrag der im Februar/März 2018 konstituierten
Bundesregierung: Wenn der Umfang einzelner Kapitel etwas aussagt
über die Bedeutung eines Politikfeldes, dann steht es um die Bundeswehr
schlecht. Gerade etwas mehr als drei Seiten (S. 156 bis 159) dieses 177-seitigen GroKo-Vertrages von CDU, CSU und SPD sind dem Punkt »Moderne Bundeswehr« gewidmet. Mehr Personal, beste Ausbildung und moderne Ausstattung durch einen höheren Verteidigungsetat werden versprochen. Der Ausbau der europäischen Verteidigungsunion wurde mit PESCO (Permanent Structured Cooperation) in Aussicht gestellt, ein europäischer Verteidigungsfond sowie Schritte auf dem Weg zu einer ‚Armee der Europäer‘ angepeilt.“

Nein, Frau Bundeskanzlerin, es sind Krokodilstränen, die Sie jetzt vergießen. In Wahrheit ist Ihnen die Bundeswehr reichlich egal. Sonst hätten sie es nicht zugelassen, dass sie in den bislang 14 Jahren Ihrer Regierungszeit zu einer Reformruine verkommen musste und seit mehr als fünf Jahren von einer überforderten Ministerin geführt wird.


Josef Kraus/Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundesrepublik zwischen Elitetruppe und Reformruine. FBV, 240 Seiten, 22,99 €.

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Kommentare ( 38 )

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RalledieQ
4 Jahre her

Während der Hyperinflation von 1923 hätte Merkel wohl gesagt: „Was wollt ihr denn mehr, jetzt seid ihr alle Millionäre!“
Und das Schlimme ist, heute würden die Leute auch noch drauf reinfallen und mit einem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht verhungern.

der Doc
4 Jahre her

Aber mit Greta „Klima retten“ macht „Frau Bundeskanzlerin“ doch so viel mehr Spaß als diese doofe Bundeswehr…
Und zu ihren Krokodilstränen:
Niemals vergessen: Diese Frau ist gelernte Sekretärin für Agitation und Propaganda!

Harzbub
4 Jahre her

Die BW ist das ungeliebte Kind der Republik. Von den Medien verachtet, von Parteien boykottiert, der Auftritt in Schulen verboten. Wehrwillige von Pazifisten als Dummbeutel oder Nazis beschimpft. Hoffentlich wird sie nie im Ernstfall gebraucht.

Julian Schneider
4 Jahre her

Ein Staat mit offenen Grenzen braucht keine Bundeswehr. Es kann ja eh jeder rein. Und Volk, das aufgelöst werden soll, braucht keinen Schutz. Also was soll das Gesülze.

Edu
4 Jahre her

Herr Kraus, folgende Daten Bundestagsabgeordnete:
insgesamt 490 Männer (vermutlich biologisch)
Bundeswehr/NVA 22 NVA + 155 Männer (biologisch?) BW keine Frauen (bio?) (dank Quote wohl später eher DAX-Vorstand)
– 86 Zivil/Ersatzdienst
– 213 keine Angaben – da sollten wir ein Recht auf Information haben – aber es läßt Raum für Vermutungen.

Amis und Trump und dann noch Nato – nicht bei allen so beliebt.

Herr Kraus, wie interpretieren Sie das?

BOESMENSCH
4 Jahre her
Antworten an  Edu

Schön dargestellt.

UvdL hat ja auch nicht gedient – soviel ich weiss, auch kein Einziges ihrer Kinder.

P.S.:
Als ich gedient habe, waren Merkel, KGE, Schwesig, Kipping und Co. noch unsere Feinde…..
So sehr ich mich über die Wiedervereinigung Deutschlands gefreut habe – marxistisch sozialisierte Frauen hätte man nicht in die politische Verantwortung lassen dürfen.

Olivia
4 Jahre her

Wo lebt denn diese Frau, bekommt die überhaupt mit, dass SIE dieses Land in die Grütze regiert hat. Stellt sich seit Jahren hin und schwallert was von – wir müssen dringend, wir schaffen das, wir sollten energisch und fährt den Karren mit karacho in den Dreck, indem sie alle Mißstände aussitzt und am Ende, im Alleingang katastrophale Entscheidungen trifft. Am allerschlimmste finde ich jedoch, dass sie sich selbst für eine großartige Kanzlerin hält – alternativlos -, die halbe Welt ist entsetzt über ihre Flüchtlingspolitik und sie sagt lapidar:“ nun sind sie halt da.“ Sie erinnert mich immer mehr an Nero.

RHU
4 Jahre her
Antworten an  Olivia

Da tun Sie Nero aber böse unrecht!

Contra Merkl
4 Jahre her
Antworten an  Olivia

Ich errinnere nur mal an den nationalen Kraftakt bei Abschiebungen. Dann heisst es wieder geht nicht, die haben keine Pässe. Ein Tschtschene und Islamist geistert seid 14 Jahren durch Deutschland, kein Pass, Russland will ihn nicht zu rück. Mehrfach strafffällig, jetzt im Gefängnis.
Da hat eine Person den Steuerzahler mehr als 100.000 Euro gekostet. Kein Wunder das für Rentner, Bildung, Bundeswehr kein Geld da ist. Dank Politik der offenen Grenzen haben wir diese Fälle 100.000 fach. Wir sind nicht Bunt, wir sind Blöd.

Bill
4 Jahre her

Das Problem ist nicht, dass die Bundeswehr unterfinanziert ist (bei den Ausgaben ist dieBundeswehr weltweit auf Platz acht) sondern dass das Geld ineffizient und ineffektiv ausgegeben wird, kurz verschwendet.
Da hilft auch mehr Geld nicht, eher im Gegenteil.

BOESMENSCH
4 Jahre her

Das Einzige was dieser Regierung einfällt, ist Probleme mit weiterer Geldverschwendung lösen zu wollen.

Es hapert nicht in erster Linie am Budget der Bundeswehr.

Die wahren Probleme sind:
1. Eine völlig überforderte Verteidigungsministerin

2. Ein völlig überfordertes Beschaffungsamt BAAINBw,
das nicht in der Lage ist Beschaffungen kosten-, termin und leistungsgrerecht durchzuführen

3. Eine dreiste Rüstungsindustrie,
die Termine, Kosten und Leistungszusagen nicht einhält und dafür durch Aufstockungen jedes mal auch noch belohnt wird.

ludwig67
4 Jahre her

Was für eine widerliche Heuchlerin. Erst das Desaster herbei führen und dann Besserung versprechen, die nicht eintritt.

BOESMENSCH
4 Jahre her
Antworten an  ludwig67

Das macht Die überall.
Man vergleiche ihre jüngste Rede zum Thema Wohnungsbau.

Hannibal ante portas
4 Jahre her

Aber wo bleibt die Presse und verurteilt solch desaströse Verhältnisse und fordert Konsequenzen!! Egal wie katastrophal die Situation ist, es werden keinerlei Konsequenzen mehr gezogen aus absolut unqualifiziertem Handeln. Leider kann ich auch die Kommandeure der Teilstreitkräfte, die Regiments- und Kompaniechefs nicht ganz aus Ihrer Verantwortung nehmen: spätestens nach Ihrem Ausscheiden müssten Sie scharfe Kritik üben. Wir verlangen nicht nur Solidarität bei der Flüchtlingskrise von unseren Partnern und verweigern den zugesicherten Verteidigungsbeitrag, sondern führen eigene Maßstäbe ein, indem wir Entwicklungshilfe zu den Verteidigungsausgaben rechnen!! Wenn morgen früh -wer auch immer- Deutschland angreifen würde, welcher Partner würde uns nach dieser Politik… Mehr

ludwig67
4 Jahre her
Antworten an  Hannibal ante portas

Den MSM ist die Bundeswehr noch egaler als AM.

Olivia
4 Jahre her
Antworten an  Hannibal ante portas

Die Presse ist doch mitverantwortlich, wenn nicht sogar hauptverantwortlich für diese desaströsen Verhältnisse, Merkel hat doch stets im Sinne der msm gehandelt bzw. entschieden.

Hannibal ante portas
4 Jahre her
Antworten an  Olivia

Ein totales Versagen der „4. Gewalt“.