Manipulation statt Information

Sie sehen sich wie alle Ideologen im Besitz des richtigen Denkens, der wahren Moral und der Wahrheit. Und wenn die Realität nicht mit der Ideologie übereinstimmt, muss diese eben hingebogen werden. Ein schlechtes Medien-Mantra.

In einem Artikel mit einem großen Bild von Trump erweckt Spiegel Online den Eindruck, dass die „Finanzlobby“ mit ihren 2 Milliarden Wahlkampfspenden der Hauptsponsor von Trumps Wahlkampf gewesen sei. Mit dem Bild Trumps wird in extrem manipulativer Form suggeriert, dass dieser im Gegenzug die Finanzindustrie so begünstigt habe, dass deshalb deren Wert an der Wallstreet um 33% gestiegen sei.

Stimmt das nun? Was ergibt die Recherche?

Der unverdächtige Schweizer SRF:

„1,3 Milliarden Dollar hat Clinton für ihre Kampagne aufgetrieben. Die 795 Millionen Donald Trumps sehen daneben geradezu bescheiden aus.“

Finanzen100:

„Bei Clinton sind die Summen der Einzelspender größer. Das liegt erstens eben daran, dass sie mehr Geld gesammelt hat als Trump, zweitens aber auch daran, dass Trump sehr viele Kleinspender hat, die weniger als 200 Dollar geben, während Clinton eher auf wenige große Spender setzt.

Und während Trump sein Geld in der Immobilienbranche sammelt, spendet Clinton die Finanzbranche: Bei ihr führt mit 13,1 Millionen Dollar der Hedgefonds-Manager Donald Sussman vor Haim und Cheryl Saban. Der Investor ist hierzulande am besten bekannt, weil er von 2003 bis 2007 Besitzer von ProSieben Sat1 war. Das Ehepaar Saban spendete Clinton rund 10,1 Millionen Dollar.

Auf Platz 3 der Großspender liegt der bekannte Investor George Soros mit 9,5 Millionen Dollar. Dahinter folgt das Ehepaar Pritzker, die Besitzer der Hyatt-Hotelkette, mit 9,2 Millionen Dollar. Fünfter ist Medienunternehmer Fred Eychaner aus Chicago.“

Das gleiche gilt für den WELT-Online Artikel mit der Schlagzeile: „AfD fordert ‚Minuszuwanderung“‘ und generelles Kopftuchverbot“. Erst unten im Artikel steht: „Die AfD spricht ’sich für ein generelles Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst aus. In Bildungseinrichtungen müssten nicht nur alle Lehrerinnen, sondern auch die Schülerinnen ohne Kopftuch erscheinen.’“

Die Schlagzeile ist also eine offene Lüge. Dazu der Leser J. S. „Die Überschrift ist falsch! ‚Ein generelles Kopftuchverbot‘ und ‚ein generelles Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst‘ sind zwei völlig verschiedenen Sachverhalte.“ 

Der Sinn der Übung ist klar: Der anonyme Autor weiß, dass viele Leser nur die Schlagzeilen überfliegen und sich so seine Lüge bei vielen festsetzt. Das im wahrsten Sinne des Wortes Kleingedruckte, in dem die richtige Information steht, lesen dann weit weniger. Sie sind auf diese Weise bewusst falsch informiert worden.

Offensichtlich ist sich die Presse in Deutschland nicht einmal für extreme Demagogie zu schade, solange es gegen den ideologischen Gegner geht. Sie wettern gegen „fake news“, schrecken aber vor Diffamierungs- und Manipulations-Artikeln von Brüderle bis Trump nicht zurück, nein, sie zelebrieren sie in aller moralischen Aufgeblasenheit genussvoll.

Aber warum tun Medien das? Warum versuchen selbst Wirtschaftsredakteure wie Henning Jauernig (hej) so offensichtlich einen falschen Eindruck zu erwecken?

Sie sehen sich wie alle Ideologen im Besitz des richtigen Denkens, der wahren Moral und der Wahrheit. Und wenn die Realität nicht mit der Ideologie übereinstimmt, muss diese eben hingebogen werden. Nicht durch offensichtliche Lügen, nein, das wäre zu gefährlich. Es wird einfach bewusst und gezielt ein falscher Eindruck erweckt. Zur Not kann man sich später noch wegen Ungeschicklichkeit entschuldigen. Der gute Zweck heiligt die bösen Mittel. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen.

Merkel bitte übernehmen

Vorgestern sagte die Kanzlerin in einer Regierungserklärung: „NS-Vergleiche führten grundsätzlich nur ins Elend und verharmlosten die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus.“ Und: „Diese Vergleiche müssen aufhören.“

Am selben Tag titelte WELT online: „Die AfD setzt auf Methoden der NS-Zeit und der DDR“ – In der WELT-Redaktion ist die Botschaft der Kanzlerin wohl (noch?) nicht angekommen.

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Kommentare ( 23 )

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Henning Jauernig
7 Jahre her

Sehr geehrter Herr Gadamer, ich kann in meinem Artikel keinen Fehler finden. Die Überschrift „Finanzlobby steckte Milliarden in den US-Wahlkampf“ ist genauso korrekt wie der Teaser. Auch jeder Satz im Text ist korrekt. Ich weise Ihren Vorwurf der „Manipulation“ entschieden zurück. Wenn ich es richtig verstanden habe, stören Sie sich lediglich an der Bildauswahl? Es ist aus meiner Sicht völlig gerechtfertigt einen Artikel mit dem Thema „Walkampfspenden“ mit dem Wahlsieger Donald Trump zu bebildern. Oder wäre ein Bild von der Verliererin Hilary Clinton die bessere Alternative gewesen? Ein Blick in die Originalstudie (auf die sich der Text bezieht) zeigt: Von… Mehr

Andrea Dickerson
7 Jahre her

Der Eindruck der Medien ist natürlich falsch, so wie diese Ideologie der dummen, alten, weißen Männer, die keine intellektuellen und arbeitstechnische Fähigkeiten erworben haben. Ich lebe in Kansas und kann daher den eigentlichen Unterschied recht gut erklären. Es ist nicht Mittler Westen und Süden gegen Ost- und Westküste, sondern eher progressive Stadt gegen konservatives Land, und in diesen Bereichen finden Sie dann mehr Konservative in der Stadt, als Progressive auf dem Land. Und das schlug dann gerade in Staaten wie Florida, Pennsylvania und Ohio durch. Wenn die Industrie und Arbeitsstellen abwandern, interessiert man sich nicht für Unisex Toiletten.

Peter G.
7 Jahre her

Und ein 16-Jähriger vorbestrafter Türke schlägt den 1,86 m großen, 28-Jährigen Fußball-Profi Großkreutz, der aussieht wie ein Wikinger aus besten heidnischen Zeiten der Nordmänner, brutal zusammen. Sollte er wohl, in gutchristlicher und politisch korrekten Manier, auch „die andere Backe“ hingehalten haben? Oder ist er geradezu ein Symbolbild unserer zur Verweichlichung hin erzogenen Gesellschaft, die nicht einmal mehr im Stande ist sich auch gegen Schwächere überhaupt noch zu verteidigen. Einen detaillierten, präzisen Bericht über diesen Vorfall habe ich nirgends finden können. Eine Straftat, die so nebenbei erwähnt wird, als hätte der Eine den Anderen eben nur ein bisschen geschubst. Dafür wird… Mehr

Peter G.
7 Jahre her

Gleich nach Festnahme und abgelegtem Geständnis wurde der Täter mit Vor-und Zuname auf dem Titelblatt der Bild-Zeitung genannt und die Medien (Zeitungen wie TV-Sender) haben darüber, wie von Ihnen erwähnt, ausführlich berichtet. Soweit so gut, wenn das immer so geschähe. Ist aber gewöhnlich anders – was Sie ja auch ausgeführt haben. Als Kontrast zu der Berichterstattung über diesen Vorfall erinnere ich bloß an die bestialische Vergewaltigung im Wormser Parkhaus im Februar 2012, von der ich auch nur zufällig beim Stöbern im Internet erfahren hatte. Das Opfer war ein 16-jähriges kurdisches Mädchen, das von zwei 17 -und einem 19-Jährigen (alle mit… Mehr

Michel Rieke
7 Jahre her

Weil die AfD auch den äußersten rechten Rand bedient. Das ist für mich ein absolutes Kriterium eine Partei abzulehnen. Dabei ist es für mich irrelevant, dass die Mehrheit der AfD-Wähler ganz sicher nicht zum äußersten rechten Rand gehört. Totzdem gehören Höcke & Co. zur AfD, also lehne sich sie ab. Trotzdem fordere ich einen fairen Umgang mit der AfD. Mehr kann ich Ihnen nicht anbieten, werter Herr Lederer. Genauso unwählbar sind für mich übrigens Parteien, die sich Verbänden anbiedern, die neben vielen moderaten Muslimen auch islamische Fundamentalisten als Mitglieder haben. Deshalb kann ich aktuell auch LINKE, SPD, CDU und GRÜNE… Mehr

shadman
7 Jahre her

„Das beste Beispiel ist Frau M., die gezeigt hat wohin es führt, wenn man nur abwartet und nichts tut“ – Ich kann Ihnen schon sagen, wohin das geführt hat, nämlich zur 12-jährigen Kanzlerschaft mit Aussicht auf Verlängerung und Beliebtheitswerten in der deutschen Bevölkerung von knapp 60 Prozent. Kann man zwar nicht so einfach nachvollziehen, ist aber so. Aus Frau Merkels Sicht hat sie quasi alles richtig gemacht.

Andrea Dickerson
7 Jahre her

Ich halte den Anteil der Abgehängten unter den Trumpwählern jetzt für nicht sehr groß, schon eher den Anteil derer, die sich Clinton im Wahlkampf anhörten, und sich dort einfach nicht wiederfinden konnten. Wenn man dann noch die Obamajahre an sich vorüber ziehen ließ, gerade die letzten 4 Jahre, und da nochmal 8 Jahre Clinton dazu rechnet, dann sträubten sich Vielen die Nackenhaare. Die Wahl war einfach eine gegen das Establishment, das in 16 Jahren einen unerträglichen Filz ergeben hätte. Etwas, worüber man im Merkeldeutschland mit GroKo mal lange nachdenken sollte.

Herbert Garbe
7 Jahre her

Ja, besonders die NZZ und der Tagi, deren Leser ich gut 45 Jahre war, weil dort guter Journalismus gelebt wurde, der zu Beginn des 21. Jahrhundert aber mit Hunderten, wenn nicht Tausende von jungen Journalisten, ausgebildet unter linksdenkenden Professoren in den Journalisten-Elfenbeintürmen der Hochschulen, beerdigt wurde. Ich sah es immer wieder, wenn die Überschriften immer reisserisch wurden und mit der Nachrichtensache nicht übereinstimmte, oder wie Redakteure eher Meinungen, als gut recherchierte Nachrichten brachten, alles im Übereinstimmung von ihren Chefredukteuren. Nichts Neues heute mehr, aber haben dies die meisten Leser denn überhaupt gemerkt? Ich aber aber doch, darum sind beide Zeitunge… Mehr

Teweus
7 Jahre her

Wer „permanent absichtlich ein falsches Bild vermittelt“ lügt. Aber man müßte schon nachweisen, dass dies bewußt ist. Zumal wenn man selbst sehr moralisch daherkommt. Oft sieht man den Splitter im eigenen Auge nicht. Habe jedenfalls oft den Eindruck, dass hierzulande alle Seiten auf dem hohen Roß der Moral daherkommen.

Jedediah
7 Jahre her

Genau! Negativauslese als Markenzeichen des Zerfalls.