Autobauer kehren zurück zum Verbrenner

BMW sieht den Verbrenner auch in Zukunft als "Fundament" des Unternehmens. Andere Autobauer verschieben den Verbrennerausstieg. Toyota ist nie ins Elektroauto eingestiegen.

 

Die Elektromobilität galt lange als Heilsversprechen für eine sogenannte „klimafreundliche Zukunft“. Doch in der Autoindustrie mehren sich die Zweifel, ob die milliardenschweren Investitionen in E-Mobilität tatsächlich aufgehen. Im Gespräch von Maximilian Tichy mit dem Motorenexperten Fritz Indra zeichnen sich fundamentale Umbrüche und eine zunehmende Ernüchterung ab – nicht nur bei Kunden, sondern auch in den Chefetagen der Autobauer.

Den Startpunkt markiert eine klare Ansage von Claus von Moltke, BMW-Motorenchef: Der Verbrenner bleibt Fundament und Zukunft des Geschäfts. BMW investiert wieder Milliarden in V8-Motoren – besonders für den US-Markt, in dem Kunden elektrische Pick-ups ablehnen. Auch Toyota zweifelt bereits seit langem offen am Elektroauto und setzt auf Hybrid und Wasserstoff. Die übrige Autoindustrie versucht zurückzurudern, weil sich das Elektroauto wirtschaftlich nicht rechnet.

Fritz Indra erläutert, warum: E-Autos sind keine Weiterentwicklung vorhandener Modelle, sondern erfordern völlig neue Plattformen – schwerer, teurer und mit begrenzter Alltagstauglichkeit. Die Batterien machen den entscheidenden Kostenfaktor aus. Deren Rohstoffe liegen fast vollständig in chinesischer Hand. Während Europa an politischen Illusionen festhält, haben sich chinesische Hersteller mit globalen Schürfrechten einen Wettbewerbsvorteil verschafft – zu Dumpingpreisen mit Kohlestrom und Kinderarbeit.

Europa hat sich laut Indra in eine technologische Sackgasse manövriert. Die Politik hat mit Subventionen ein künstliches Wachstum erzeugt, das nun bröckelt. Ohne staatliche Förderung ist die Attraktivität des E-Autos dahin. Statt der angepeilten 15 Millionen E-Autos bis 2030 in Deutschland erwartet Indra höchstens fünf – eine krachende Verfehlung der Ziele. Auch die deutschen Hersteller scheitern bisher daran, attraktive E-Modelle zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten. Mercedes etwa entwickelt Motoren für seine „Neue Klasse“ in China – und verliert damit seine Kompetenz hierzulande sowie die heimische Zulieferindustrie. Bisher galt der Motorenbau – vor allem der technisch anspruchsvollen Dieselmotoren – als Domäne der deutschen Autoindustrie.

Die Lage sei paradox: Kleinwagen – einst Aushängeschild deutscher Ingenieurskunst – verschwinden aus den Portfolios. Gründe: zu teure Sicherheits- und Assistenzsysteme, immer strengere Vorschriften. Damit werden günstige Autos für Durchschnittsverdiener unerschwinglich. Während reiche Kunden auf teure E-Autos umsteigen, bleiben Normalverbraucher beim Verbrenner – oder stehen vor dem Nichts.

Indra sieht dennoch Chancen für die deutsche Industrie: Der Kunde sei mündig – und kaufe, was funktioniert. Das sei der bewährte Verbrenner. Zugleich plädiert er für synthetische Kraftstoffe. Zwar sind sie heute noch teuer, könnten aber bei konsequenter Skalierung eine umweltfreundliche Lösung bieten. Entscheidend sei die Technologieoffenheit – und das Ende ideologisch motivierter Verbote wie des geplanten Verbrenner-Aus 2035.

Ein interessanter Seitenblick gilt auch der geopolitischen Entwicklung: Während Europa den Verbrenner abschafft, fluten chinesische Hersteller den Markt mit leistungsfähigen und günstigen Modellen – zunehmend auch mit modernen Verbrennern. Indra warnt: Die größte Gefahr gehe nicht vom Elektroauto, sondern von Chinas wachsender Kompetenz im klassischen Motorenbau aus. Die kopieren längst nicht mehr, sondern liefern mittlerweile hervorragende Motoren zu guten Preisen.

Fazit des Interviews mit dem erfahrenen Fahrzeugentwickler Fritz Indra: Die Branche steht an einem Wendepunkt. Der Glaube an das Elektroauto bröckelt. Große Hersteller besinnen sich zurück auf das, was funktioniert: den Verbrenner. Was fehlt, ist ein Kurswechsel in der Politik – weg von einseitigen Verboten, hin zu echter Technologieoffenheit. Nur so könne Europas Autoindustrie überleben, sagt Indra.

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Kommentare ( 61 )

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Woldemar
4 Stunden her

Irgendwie auch eine tragische Gestalt, der Herr Indra. Die Zuschreibung Motorenpapst ist insofern zutreffend, als er, wie der richtige Papst, nicht so richtig merkt, dass die Welt sich in einigen Fragen weiterentwickelt hat…

Kuno.2
1 Tag her

Diejenigen hier, welche den Elektromotor mit Akku und Benzinmotor ablehnen sollen erst einmal erklären, auf welchem Wege denn sonst die enorme Bremsenergie genutzt werden kann!
Der Hybridmotor vereint beides und wenn ich mir die neuen Modelle von Mercedes, BMW oder VW anschaue, dann wird außer dem Vollelektrischen nichts anderes mehr angeboten was auch Sinn macht.

kommissar hunter
8 Tage her

Also wenn der Indra recht hat und hier die meisten Kommentare liest, dann wundert es mich das man Zölle auf EAutos aus China braucht.
EAutos kauft doch eh keiner, und schon gar keine billigen – sagt Indra. Weil billige Autos kaufen Käufer mit wenig Geld und die kaufen nur ein Auto – und das muss dann was richtiges sein mit Brummbrumm Verbrennungsmotor.
Also keine Angst….Zölle braucht man nicht

Klarofix
9 Tage her

In Chinas Städten ist es genau umgekehrt. Und auch bei uns würde sich das E-Auto in der breiten Masse durchsetzen können, wenn man E-Autos für wenig Geld verkaufen würde.Die Chinesen können das. Zumindest vor Zoll und anderen Steuern.
Und mal ehrlich.. welcher Normalo braucht 8 Zylinder ?

der neue Doc
12 Tage her

… ich weiß nicht mehr, von welchem Autor, und habe den Artikel auf die Schnelle auch nicht in meinem Archiv gefunden.
Aber bereits in der Mitte der 2010er Jahre schrieb HIER AUF TICHY bereits ein Autor:
„Das einzig spannende beim Weg in die Sackgasse ist das Wendemanöver!“

… das scheinen wir derzeit zu beobachten. Popcorn raus !!!

Rosalinde
13 Tage her

Toyota sei niemals in den Elektroantrieb eingestiegen?
Nun, Toyota hatte als Erster vor vielen Jahren den Hybridantrieb entwickelt und eingeführt.
Und alle heute verkauften Benzinantriebe sind Hybride, sog. Mildhybride. Also Benzinmotor und Elektromotor zusammen. Der Elektromotor wird automatisch dann zugeschaltet wenn die Leistung des Benzinmotors nicht ausreicht. Etwas anderes wird weder von Mercedes noch von BMW 2025 angeboten.
Was die Gurkenfirmen VW, Opel oder Ford anbieten weiß ich nicht.

Roland Kasper
13 Tage her

Wir sind uns ja darüber einig, dass Wirtschaft und Wissenschaft Technologieoffenheit benötigen, um erfolgreich arbeiten zu können. Wir sind uns auch darüber einig, dass die deutsche Politik gegen diese Regel verstoßen, und damit dem Standort schwer geschadet hat. Technologieoffenheit muss man allerdings von beiden Seiten einfordern. Einfach mal die Scheuklappen ablegen die neuesten Preise, die neuesten Reichweiten, die neuesten Technologien und die neuesten Fahrzeuge anschauen. Manchmal muss man allerdings bis nach China schauen, um das Neueste zu finden. Das ist brandgefährlich für den Standort Deutschland. Um so wichtiger ist es die Situation realistisch einzuschätzen und Strategien objektiv zu entwickeln. Herr… Mehr

Endlich Frei
13 Tage her

E-Autos sind ein nettes Nebenprodukt für solche Käuferschaften, die bereitwillig glauben, sauberer Strom komme aus der Steckdose.

Last edited 13 Tage her by Endlich Frei
Fredling
13 Tage her

Puh. Welch einseitiger Bericht.

Die Menschen lehnen neues grundsätzlich ab und bekommen Angst. Ob Zug, ob von Kutsche zum Auto, Gurtpflicht ect.

Viele wollen ein unabhängiges Deutschland.

Kein Geld mehr an Ölstaaten ist doch gut oder?

Don Didi
13 Tage her
Antworten an  Fredling

Neues? Diese Batteriekisten sind über 200 Jahre alt und Anfang letzten Jahrhunderts von den technisch weit überlegenen Verbrennern marktwirtschaftlich ersetzt worden. Ohne politischen Druck, einfach nur, weil sie besser waren und weiterhin sind.
Das hat mit neu (das sind sie mitnichten) überhaupt nichts zu tun, das hat damit zu tun, daß sie technisch und wirtschaftlich für den eigentlichen Zweck ungeeignet sind.

giesemann
13 Tage her
Antworten an  Don Didi

Kein anständiger Krieg ohne Benzin&Diesel.

ceterum censeo
13 Tage her
Antworten an  Fredling

Wie wäre es damit, das abzulehnen, was einen nicht weiter bringt? Im Gegenteil – nur Nachteile? Schon mal daran gedacht?

werner2k
12 Tage her
Antworten an  Fredling

Wollen Sie ihre eMobile aus Holz bauen? Ohne Petrochemie und die daraus resultierenden Produkte gibts nicht mal ein Stromkabel. Treibstoffe sind eigentlich Nebenprodukte des Destillierprozesses.
Der Umstieg von der Kutsche auf den Zug und dann aufs Auto brachte Zeit- und Kostenvorteile. Der Umstieg vom Verbrenner auf den e-Motor bringt dies nicht – weshalb sollten Normalmenschen diesen Unsinn verfolgen?
Die Kassen der Ölstaaten trocknen sie damit nicht aus – aber die wirtschaftliche Basis Europas sehr wohl. Für Unternehmer zählt einzig der Gewinn – und nicht irgendwelche Ideale – zum Glück, sonst dürften sie ihren Post auf Papier schreiben.

Fredling
10 Tage her
Antworten an  werner2k

Sie wollen Verbrenner aus Holz und ohne Kabel bauen?
Benzin wird ausschließlich als Nebenprodukt hergestellt?

Wenn der Umstieg von Kutsche auf Zug Vorteile brachte, weshalb hatten die Leute Angst davor?

werner2k
10 Tage her
Antworten an  Fredling

Weshalb sollte ich Verbrenner aus Holz bauen? Da diese einen Kohlenwasserstoff als Energiträger verwenden, kriege ich die Polyester für die Kunststoffteile sowieso. Die Angst beim Umstieg von Kutsche auf Zug resultierte aus mangelnden Wissen über die Funktion selbstangetriebener Systeme. Die Ablehnung der Gurtpflicht war dem Zwang dazu geschuldet. Sie sollten in Ihren Propagandaklassen besser aufpassen – nicht jedes Ablehnungsphänomen kann man als Vergleich heranziehen. Solange in Europa weder massentaugliche Preise (d.h. Neuwagen unter 15K Euro) noch eine Ladeinfrastruktur möglich sind, bleibt das e-Mobil ein Nischenprodukt für eine wohlhabende Oberschicht (ad Ladeinfrastruktur – das Mittelspannungsnetz in Europa verträgt KEINE weitere Belastung,… Mehr

CaTo23
7 Tage her
Antworten an  Fredling

Dafür geht das Geld nach China, die den Markt der seltenen Erden kontrollieren. Und ohne die gibt’s dann auch keine Akkus für die schöne Elektromobilität.
Ich halte den Zwang und die Verbote für das eigentliche Problem. In China oder sonst woanders auf der Welt gibt’s nämlich kein Verbrennerverbot. Dort entscheidet der Markt und nicht wie in Europa die EU.

Marie M
13 Tage her

Petra G. hat vollkommen recht. Die angebliche „Klimafreundlichkeit“ des Elektroautos ist nur ein vorgeschobenes Narrativ. In Wirklichkeit geht es um Überwachung und Einschränkung der individuellen Bewegungsfreiheit. Hat denn noch niemand realisiert, dass man Benzin und Diesel nach dem Tanken bezahlt, auf Wunsch auch in bar, für die Aufladung mit Strom jedoch seine Karte vorher reinstecken muss. Da kann man ganz schnell auf ein individuelles Rationierungssystem umstellen. Übrigens haben solche Überwachungsstaaten wie Norwegen und Schweden das auch schon bei Kraftstoffen eingeführt.