Frauenabteile in der U-Bahn und die Sicherheit im öffentlichen Raum

Mal wieder werden in Berlin Forderungen nach Frauenabteilen in Zügen des ÖPNV laut. So wichtig die Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum ist: Symptombehandlung ist auch hier keine Lösung.

picture alliance / Caro | Bastian

Eigene Bereiche für Frauen in den Zügen des öffentlichen Nahverkehrs? Keine Sorge. So etwas würde man in Berlin nie fordern. In Berlin fordert man eigene Bereiche für FLINTAS. Also für Frauen und alle, die sich dafür halten.

Wie die WELT berichtet, seien „innerhalb weniger Tage“ 15.000 Unterschriften im Zuge einer Petition zusammengekommen, die sich für solche Schutzabteile einsetzt.

Nun entbehrt es theoretisch betrachtet nicht einer gewissen Absurdität, dass die Schutzräume auch Männern offenstehen sollen, die sich als Nichtmann identifizieren, was aus dem exklusiven Schutzraum für die Frau eben einen macht, zu dem auch Männer Zugang haben.

Angesichts der tatsächlichen kulturellen Entwicklung der Stadt möchte man allerdings auch Transfrauen und Transvestiten Schutz zuerkennen, ist es doch nicht abwegig, dass auch sie zunehmend Übergriffen und Aggressionen ausgeliefert sein könnten.

So typisch es für die sich selbst als „arm aber sexy“ identifizierende, stets am Rand des Zusammenbruchs balancierende Stadt ist, selbst angesichts drängender Probleme unbeirrt an Sprachregelungen der Diversität festzuhalten: Das Vorhaben offenbart einmal mehr die Unterwerfung der sogenannten „High-trust“-Gesellschaft unter das Diktat der Verrohung.

Verbrechen gab und gibt es immer und überall, und sie lassen sich nie vollständig verhindern. Aber wo das Sicherheitsgefühl so sehr sinkt, dass Frauen es eher als besonderes Ereignis empfinden, ausnahmsweise unbelästigt geblieben zu sein, liegt etwas im Argen, dem man nicht nur mit Symptombehandlung begegnen sollte.

Dass hier ein Problem diagnostiziert wurde, ist löblich. Der Ruf nach Frauenabteilen ist auch nicht neu – in Berlin wurde er erst im November 2024 laut, und wurde aufgrund der stark angestiegenen Sexualdelikte im öffentlichen Nahverkehr erörtert.

Allerdings wäre der vorgeschlagene Lösungsansatz die Kapitulation vor unhaltbaren Zuständen. Und während naheliegt, importierte Frauenfeindlichkeit aus archaischen Kulturen und damit migrantische Gewalt und Kriminalität als den Elefanten im Raum zu betrachten, sollte einerseits zu denken geben, dass es Frauenabteile durchaus nicht nur in der islamischen Welt oder in Indien gibt, sondern etwa auch – teilweise an Stoßzeiten gebunden – in Mexico City, in Busan in Südkorea oder Tokyo: Sicherheit von Frauen ist auch abseits von Migration ein Thema – es ist bequem, dies zu vergessen oder als „Whataboutism“ zu verwerfen.

Zudem sind Haltestellen und Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs nicht nur für Frauen unangenehme Orte. Erst kürzlich machte eine tödliche Messerattacke in der Berliner U12 Schlagzeilen: Ein Syrer hatte einen 29-jährigen Fitnesstrainer erstochen. Der Eindruck, dass es jeden treffen könne, verstärkt sich zusehends, dem Beobachter wird mulmig, wenn er spät am Abend Zeuge einer eskalierenden Rangelei an der Bahnsteigkante wird, während weder Sicherheitspersonal noch Polizei präsent sind; hinzu kommen weniger akut lebensbedrohliche Phänomene, von Drogenkriminalität und -konsum im Dunstkreis größerer Stationen bis zu ekelerregender Verwahrlosung.

Wir erleben eine Verrohung, die erstens allgemein feststellbar ist, und zweitens besonders in einem neuen Prekariat grassiert, das sich nicht zuerst durch finanzielle Schwäche, sondern durch soziale Verarmung auszeichnet.

Berlin steht damit nicht allein, sondern wird von anderen Großstädten flankiert, namentlich Frankfurt, Hamburg, aber auch Köln – das sich durch die rheinische Lebensart abhebt, die sozialer Apathie entgegenwirkt und dafür sorgt, dass Menschen im Notfall noch einigermaßen zuverlässig Helfer und Ansprechpartner finden.

Was wir brauchen, sind nicht zuerst Schutzabteile für Frauen, sondern die Wiedergewinnung des gesellschaftlichen Konsens, dass Menschen sich im öffentlichen Raum unbehelligt bewegen, und sich sicher und wohl fühlen können sollen; dass Gewalt und Aggression im öffentlichen Raum nicht hingenommen werden, und dass sich die Menschen jeweils dafür und füreinander verantwortlich fühlen. Nicht zuletzt geht es hier auch um Vertrauen in den Staat und seine Fähigkeit, für Sicherheit zu sorgen. Ähnlich den Messerverboten würde es sich hier um eine Strategie handeln, die Probleme nicht an den Wurzeln packt, sondern lediglich behelfsmäßig und notdürftig reagiert. Wie gesagt: Symptombehandlung statt Problemlösung. Damit dürfen wir uns nicht begnügen: Maximal mögliche Sicherheit steht allen zu. Nicht nur „FLINTAs“.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 112 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

112 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
giesemann
22 Tage her

ALLE muss man schützen vor den Söhnen Allahs – außer die eingeborenen Männer, die sind eh unerwünscht, weil toxisch. Am billigsten: Den ÖPNV einstellen, spart viel Geld. Oder man kutschiert nur die Söhne Allahs, für lau, versteht sich. Das wird dann teurer. Der verständige Eingeborene stellt alle Tätigkeiten ein, lässt einen fahren mit den Worten: Es gibt dir Trost in allen Dingen, Ritter Götz von Berlichingen.

AndreasA
24 Tage her

Es wäre doch sinnvoller, eigene Abteile für AfD-Wähler einzuführen. Dann wären die bösen „Rechten“ unter sich und alle rechtschaffenen Menschen könnten ungestört die volle Buntheit unseres Landes genießen.

Will Hunting
24 Tage her

Vielleicht sollte man die Mitglieder des Bundestages zwingen, alle berufsrelevanten Fahrten, mit dem öffentlichen Nah und Fernverkehr zu erledigen. Fände ich besser. Und all diese Städte wie Berlin, Hamburg, Köln oder Frankfurt..geschieht euch recht.

Lizzard04
24 Tage her

P.S. Frauenabteile: da fängt das Problem schon an, in einem kranken Land, in dem jeder sein Geschlecht juristisch einklagbar regelmäßig Wechsel darf (soll)!

Lizzard04
24 Tage her

Ich finde Frauenabteile super! Also zum Schutz vor unkontrollierten, männlichen Trieben. Dabei fällt mir ein, Verschleierung (am Besten voll) und Ausgangsverbot für Frauen nach 1800 Uhr würden auch immens zur Verbesserung der Sicherheit und Reduzierung von Übergriffen beitragen. Deutsche Frauen sind einfach selber schuld, wenn sie sich nicht an diese einfachen (Koran-) Regeln halten! (Ironie Off). Was für ein kaputtes Land! Aber Hallo, wählt einfach die Leute, die Euch diesen Irrsinn eingebrockt haben, fleißig weiter!

what be must must be
24 Tage her

Die Gesetze sind ja da, es fehlt nur an der Umsetzung. Es gäbe z.B. die Möglichkeit, den Strafvollzug „outzusourcen“ – Rußland wäre eine gute Alternative, Schwarzer Delphin u.ä. Bei uns ist der Strafvollzug extrem teuer, in Zusammenarbeit beider Staaten gäbe es eine Win/Win-Situation. Wer hat’s erfunden – und bereits umgesetzt? Trump, drei Tage nach der Inauguration!

joly
24 Tage her

Die Reduzierung auf Flintas ist natürlich suboptimal. Wer gefährdet, wer schlägt zu, wer vergewaltigt und wer sticht oder schießt? Das sind vorwiegend Migranten und deren Nachkommen. Und diese haben einige gemeinsames Merkmale: schwarze Haare und Augen, und eine dunklere Hautfarbe. Die Allermeisten sind auch noch Muslime. Also läge es nahe für Menschen mit offensichtlich eher orientalisch/afrikanischen Ursprungs und männlich im Alter von 14 bis 70 entweder ein Aufenthaltsverbot in Bahnen, Bahnhöfen, öffentlichen Parks, Schwimmbädern und auf Volksfesten vorzusehen; oder man könnte natürlich rassische Trennungen vornehmen, wie es dies ja schon häufig gab, wie „nur für Weiße“ oder „nur für Arier“.… Mehr

Jerry
24 Tage her

Ist das für die Girlies, die noch vor gar nicht so langer Zeit mit „Refugees welcome“ Plakaten an den Bahnhöfen standen? Und Teddies geworfen haben? Ertragt es gefälligst, ich muss es auch aushalten!

Elmar
24 Tage her

In einer zivilisierten Gesellschaft sind gesonderte Frauenabteile völlig überflüssig. Es ist nur dann nötig, wenn man Politiker hat bzw. wählt, welche die Ausbreitung der archaischen Gesellschaft predigen und fördern.

Minusmann
24 Tage her

Da ist sie halt, die „Spaltung der Gesellschaft“. Geschlechtertrennung – ein echter Fortschritt. Sollte man ausweiten. Vorsichtshalber. Männer auf dem linken Gehweg, Frauen auf dem rechten. 12 Stunden so, 12 Stunden andersherum. Disco einen Tag für Männer, den nächsten nur für Frauen. Usw., usw. Ich erinnere mich gern zurück an die ersten Jahre auf dem Jungengymnasium. Ging auch. Nur die Lehrerinnen haben gestört. Wir sind uns doch alle einig: die Gesellschaft ist verkrustet, braucht Veränderung. Der Vorstoß bzgl. der Berliner U-Bahn erscheint mir ein erster sinnvoller Schritt.