Die Angst des Linken vor der Buchmesse

Es gibt ein neues Beispiel dafür, dass sich in Deutschland eine Kultur der Meinungsunterdrückung etabliert hat. Alles, was nicht im links-woken Strom mitschwimmt, soll verschwinden. Jetzt trifft es eine neue Buchmesse.

IMAGO / Sven Ellger

Bücherverbrennungen sind etwas aus der Mode gekommen. Ästhetisch mag das manch einer bedauern, denn hoch in den Himmel schlagende Flammen sind vor allem nachts nett anzuschauen.

Inhaltlich würde es die heutigen Initiatoren allerdings zwangsläufig in die Nähe ihrer Ahnen im Geiste rücken, was zwar sachlich durchaus berechtigt wäre, aber aus Gründen der politischen Kommunikation nicht gewünscht wird. Zudem dürften die durch Papierscheiterhaufen entstehenden Ruß- und Feinstaub-Emissionen gerade bei den potenziellen modernen Bücherverbrennern Sorgen um die Gesundheit auslösen – um die physische, wohlgemerkt, nicht um die mentale.

Die moderne Form der Bücherverbrennung heißt Boykott.

Der ist emissionsfrei und kann auf mehreren Ebenen stattfinden: Entweder, man boykottiert den Autor, das ist dann die zeitgenössische Inquisition gegen den Urheber. Sie funktioniert so, dass man unliebsame Schriftsteller, deren Werke und auch Vorträge mit einem Bannstrahl belegt. Jüngstes Beispiel – und nur eines von sehr vielen – ist die Absage einer Lesung von Jörg Bernig in Regensburg.

Oder man boykottiert den Verlag. Damit soll das Erscheinen eines Buches verhindert werden. Inzwischen reicht oft schon die Androhung eines Boykotts – oder sogar nur die Angst vor einer möglichen Androhung. Das hat zuletzt Ulf Poschardt erfahren müssen, der Herausgeber der „Welt“. Mit seinem kritischen Buch über die real existierende linke Bourgeoisie in Deutschland wollte der ursprünglich vorgesehene Verlag plötzlich nichts mehr zu tun haben.

Der Boykott des Verlags ist ein bisschen zu vergleichen mit einer versuchten Abtreibung: Vernichtung vor Geburt.

Oder man boykottiert die Buchhandlungen. Damit soll der Vertriebsweg eines Buches blockiert werden. Auch hier reicht inzwischen die Angst vor einem möglichen Boykott. Beflissene Buchhändler nehmen aus Furcht vor einem linken Mob in vorauseilendem Gehorsam Titel jenseits des woken Wassers selbst aus den Regalen. Auslistung nennt man das.

Nichts davon folgt den Gesetzen der Marktwirtschaft. Es geht um Bücher, die allesamt eine ausreichend große Leserschaft finden (oder finden würden), um für den Autor, für den Verlag und für den Händler profitabel zu sein. Diese Bücher werden aus Angst vor einer als gewaltbereit eingeschätzten ideologischen Clique nicht mehr geschrieben, nicht mehr gedruckt oder nicht mehr verkauft.

Das ist die klassische Definition von Zensur.

An der beteiligen sich längst auch die großen Buchmessen in Deutschland. Zur letzten Buchmesse in Leipzig war überhaupt kein Verlag mehr eingeladen, den man irgendwie auch nur von Ferne als „rechts“ bezeichnen könnte. Zur letzten Buchmesse in Frankfurt am Main durften einige dieser Verlage zwar noch kommen, wurden dann aber in abgeschiedenen Seitengängen versteckt.

Die Dresdner Verlegerin und Buchhändlerin Susanne Dagen will das jetzt ändern. Sie tut etwa, was sich seit vielen Jahren in Deutschland niemand mehr getraut hat: Sie organisiert eine neue Büchermesse. „Seitenwechsel“ heißt sie – und findet am 8. und 9. November dieses Jahres auf dem Messegelände in Halle an der Saale statt. „Tichys Einblick“ ist Medienpartner dieser alternativen Büchermesse.

Und jetzt läuft die linke Kulturszene Amok.

Unter tatkräftiger Mitwirkung der üblichen Verdächtigen im real existierenden Journalismus dieses Landes werden jede Menge Teufel an die Wände gemalt. Es sei eine Veranstaltung der „neurechten Szene“, raunt die „Mitteldeutsche Zeitung“. MZ-Mitarbeiter Alexander Schierholz ist sich nicht dafür zu schade, die private Messe Halle GmbH mit abstrusen und natürlich komplett unbewiesenen, weil schlicht falschen Anschuldigungen zu bewerfen:

„Unternehmen haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung für die Stadt, in der sie aktiv sind, und für deren Einwohner. Wer rechtsextremen und menschenverachtenden Positionen einen Raum bietet, wird dieser Verantwortung nicht gerecht.“

Welche „rechtsextremen und menschenverachtenden Positionen“ auf der Messe vertreten werden sollen, schreibt Herr Schierholz nicht. Kann er auch nicht, weil es keine gibt.

Eine Petra Reichenbach, wer auch immer das sein mag, übt sich dann in der Spezialdisziplin aller Linken: der Denunziation. Allen Ernstes fordert sie die Stadtverwaltung dazu auf, „alle sonstigen Aussteller wie Kindersachsenbörse, Chance-Messe, Hochzeitsmesse etc.“ persönlich anzuschreiben, damit diese sich zurückziehen und dadurch finanziellen Druck auf die Messebetreiber ausüben.

Wo es um eine Kampagne „Gegen Rechts“ geht, darf der Mitteldeutsche Rundfunk MDR nicht fehlen. Rechts ist für die selbsternannte „demokratische Mitte“ bekanntlich alles östlich von Heidi Reichinnek. Der öffentlich-rechtliche Sender ließ seinen Studioleiter in Halle einen „Fragenkatalog“ an die Messe Halle schicken, der mit diesem Satz beginnt:

„Die Messe Halle GmbH steht wiederholt in der Kritik, weil sie ihre Fläche rechtsextremen Gruppierungen und Belangen zur Verfügung steht.“

Genauso unvoreingenommen, neutral und ergebnisoffen geht es dann weiter. Die letzte Frage lautet:

„Verstehen Sie sich oder auch Ihr Unternehmen selbst als Sympathisanten der rechten oder rechtsextremen politischen Strömung und sehen entsprechende Veranstaltungen als wirtschaftlich interessante Marktlücke?“

Sinnvollerweise haben die derart Angefragten gleich ihren Hausjuristen antworten lassen. Dessen Antwort beginnt so:

„Ihre tendenziösen, wichtige Fakten bewusst ignorierenden Fragen belegen, dass Sie Gefahr laufen, sich für eine Kampagne linker bis linksextremer Aktivisten instrumentalisieren zu lassen.“

Das ist juristisch-höflich formuliert. Zutreffender wäre wohl die Feststellung, dass der MDR sich längst selbst als integrativer Bestandteil der Kampagne linker bis linksextremer Aktivisten versteht.

Messe-Macherin Susanne Dagen will sich davon nicht unterkriegen lassen und sich weiter gegen die linke Mafia der Meinungsunterdrücker stellen. „Mit der Vielfalt sieht es eben nicht mehr so richtig gut aus“, sagt sie im Gespräch mit TE. „Wir haben hier eine immer kleiner werdende Meinungsvielfalt. Wir haben einen immer geringer werdenden Meinungskorridor, und wir laufen über kurz oder lang auf eine Art von Gesinnungsdiktatur hinaus.“

Deshalb nutze sie jetzt die Gelegenheit, mit vielen der Verlage, die auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig nicht mehr präsent sind, eine eigene, ergänzende Buchmesse zu etablieren. Davor haben sie Angst, die linken Kulturkämpfer, die Denunzianten, die Pseudo-Journalisten bei MZ und MDR.

Das ist ein gutes Zeichen.

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Kommentare ( 38 )

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tichoz
8 Tage her

Die Verfechter des betreuten Denkens sollten ihrem Beruf in den Betreuungseinrichtungen nachgehen. Aber anscheinend sind diese Betreuten der Betreuer überdrüssig, weshalb die Betreuer auf die Straße gehen, um die Nachfrage nach ihren Diensten ein wenig zu etwas Leben zu verhelfen. Doch hilft das nicht, weil ihre Aufdringlichkeit zu nervig ist.

Koeller
17 Tage her

Ich hoffe ganz inständig, daß es Frau Dagen gelingt diese Buchmesse auf die Beine zu stellen , ich habe mir das Datum im Kalender vermerkt. Daß die Linke Blase wieder ihre kämpferische Klientel samt medialen Trommelfeuer in Stellung bringen würde, war zu erwarten. Der Angstschweiß steht ihnen auf der Stirn geschrieben, zum Kuckuck mit ihnen, es wird mit Sicherheit eine interessante Veranstaltung , ich freue mich drauf!

Bernd Bueter
17 Tage her

Das teuerste, ehrlichste, demokratischte und seltenste Wort in Deutschland ist das NEIN.

Biskaborn
17 Tage her

Viel Erfolg für Frau Degen und ihre mutigen Mitstreiter!
Das Hauptproblem besteht aber darin, dass sich die Meisten dem linken Meinungsdiktat freiwillig unterwerfen. Würden die alle ! gemeinsam standhalten, würde es überhaupt nicht zu diesem Canceln kommen. Aber nein, man geht eher eilenden Schritten voraus und bestätigt so die Linken in ihrem niederträchtigen Tun!

bfwied
17 Tage her

Eine sehr erfreuliche Nachricht. Leider gibt es noch zu wenige Verlage, die dem Zensurdruck widerstehen, aber mit zunehmender Ablehnung der linken Zensur-Antidemokraten dürfte sich das ändern. Ich sehe jedoch einen mächtigen Hemmschuh in der Schule, in der sehr viele Lehrerinnen – es gibt kaum noch Lehrer – brav die vom Staat vorgegebenen Framingunterrichtseinheiten abarbeiten und so dem linken Antidemokratie-Müll bzw. der linken diktatorischen Ideologie Vorschub leisten.
Nach meinen Beobachtungen aus meinem Umfeld sind die Schüler vielfach weiter, d. h. kritischer als die Lehrerinnen. An der Universität ist die Mehrheit leider noch weit im linken Bereich angesiedelt.

Funke
17 Tage her

Dies vornweg: Ich bin Dresdner, ich bin Schriftsteller und ich war mit Susanne Dagen nicht immer einer Meinung. Aber sie ist eine Kämpferin. Und sie ist eine Macherin. Was sie mit ihrer relativ kleinen Buchhandlung, idyllisch in der Nähe von Dresdens Blauem Wunder gelegen, erreicht und bewirkt hat, ist bewunderswert. Ja mehr noch, sie ist hier in Dresden und inzwischen auch darüber hinaus eine Institution geworden. Bedeutende Schriftsteller/innen zählt sie zu ihren Freunden: Uwe Tellkamp, Jörg Bernig, Monika Maron und viele weitere. Ich wünsche ihr viel Erfolg mit der Halle´schen Aktion. Denn eine Korrektur des Literaturbetriebes, vielleicht durch solche Aktionen… Mehr

maru
17 Tage her

Der Fragenkatalog an die Messebetreiber ist bereits INQUISITORISCH.
Gut, dass die darauf die passende Retourkutsche parat hatten. Genauso geht’s, offensiv werden, den Spieß umdrehen und die Inquisitoren vor sich hertreiben.
Auf keinen Fall defensiv reagieren.

Last edited 17 Tage her by maru
Dietrich
17 Tage her

Ob verbrennen oder boykottieren, der Begriff ist völlig egal. Meinungen zu unterdrücken, ob gedruckt oder gesagt ist faschistisches Gedankengut und kam schon immer aus der linksradikalen Ecke (NationalSOZIALISTEN). Das hören die wahren Neofaschisten im Neokommunistenkostüm nicht gerne. Iss aber so, würde Robert sagen. Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht! Nun auch auf Buchmessen. Aber der deutsche Schlafmichel schaut sich eh nur Comics an. Bücher mit mehr als 10 Seiten schafft der nicht mehr. Da reicht der Intellekt, in Schulen nicht mehr gefördert und vom ÖRR verschmort, nicht mehr dazu. Die Synapsen sind verödet. Lüge oder Wahrheit verschwimmen da… Mehr

Last edited 17 Tage her by Dietrich
Lotus
17 Tage her

Es ist so einfach, den wahren Demokratiefeinden die Maske vom hassverzerrten Gesicht zu reißen. Ein Bravo für Susanne Dagen.

Der willkürlich aufgedrückte Stempel „rechtextrem“ reicht heute leider oft aus, um jeden Diskurs im Ansatz abzuwürgen und der Zensur zum Sieg zu verhelfen. Echte Argumente sind dann nicht mehr nötig. So geht es eben zu in totalitären Systemen.

Sancho
18 Tage her

In unserer Buchhandlung gibt es keine Bückware!
Auf Kunden, die die Vielfalt nicht akzeptieren, wird verzichtet.