Ford in Köln: Neues Batterie-Werk wird den Verfall nicht aufhalten können

Ford hatte die Produktion in Köln auf Elektromobilität umgebaut und Milliarden investiert. Jetzt wurde die hoch automatisierte Produktion von Hochvoltbatterien für die Elektro-Modelle Explorer und Capri eingeweiht. Die beiden Modelle kauft allerdings kaum jemand.

Imago/ Panama Pictures/ Cgristoph Hardt

Es ist vollbracht, zumindest wenn man der Pressemitteilung des Kölner Ford Werks vertraut. In Köln startet Ford die Produktion von Hochvoltbatterien für seine Elektro-Modelle Explorer und Capri. Die Zukunft sei elektrisch, die Produktion digital, das Werk transformiert. Jubel bei den Managern, höfisches Nicken bei den Politikern, Applaus von der Gewerkschaft. Doch wer genauer hinschaut, sieht nicht den Fortschritt, sondern das Desaster hinter dem Hochglanz.

Elektro-Euphorie trifft auf ökonomische Realität

Die neue Batterielinie ersetzt das, was Jahrzehnte lang für Solidität „Made in Cologne“ stand. Nämlich die Fertigung bewährter und nachgefragter Fahrzeuge. Wie beispielsweise der Ford Fiesta. Dieses Auto fuhr Millionenfach über deutsche Straßen. Jetzt ist er Geschichte. Stattdessen bauen nun 180 Roboter Hochvolt-Batterien für eine Elektrozukunft, die auf dem Markt nicht ankommt.

Wirtschaftlicher Niedergang
Streik bei Ford in Köln: Das Scheitern der Umstellung auf E-Mobilität
In den USA verzeichnet Ford mit seiner E-Sparte Model-e Verlust auf Verlust, der E-Anteil dümpelt bei 4,7 Prozent. Der Verkauf des F-150 Lightning, der einstige Hoffnungsträger, musste pausiert werden. Kein Wunder, dass Ford seine Investitionen zusammenstreicht und neue E-Modelle gar nicht mehr auf den Markt bringt. Und trotzdem investierte der Konzern in Köln hunderte Millionen. Wie jemand, der sich kurz vor dem Bankrott noch ein Luxusbad in seine Wohnung, die er sich bald nicht mehr leisten können wird, einbauen lässt.

Streik am Denkmal

Zum ersten Mal in der fast hundertjährigen Geschichte wurde das Kölner Ford-Werk bestreikt. 11.500 Beschäftigte sollen ihre Stimme gegen den geplanten Abbau von 2.900 Stellen erheben. Ein Viertel der Belegschaft steht vor dem Aus, in einem Werk, das einmal als Stolz der deutschen Industrie galt. Die IG Metall, die eben noch artig den Umbau zur Elektromobilität mitgetragen hat, ruft nun zum Arbeitskampf auf. Spät, sehr spät aber immerhin.

Denn die Gewerkschaft war lange Teil des Problems. Als Merkel, Altmaier und die Brüsseler Klima-Kommissare sich in ihrer elektrifizierten Weltrettungs-Mission suhlten, als der Verbrenner als Klimakiller verunglimpft und das Auto zur Sünde erklärt wurde, klatschte die IG Metall Beifall. Dass man damit half die eigenen Mitglieder ins Nirgendwo weg zu rationalisieren hat, oder wollte, oder durfte die Gewerkschaft nicht sehen. Hauptsache war, dass man im grünen Mainstream mitschwingen konnte.

Berlin, Brüssel, Betriebsrat: Vereinigt im Wahnsinn

Die Elektromobilität, so die offizielle Erzählung, sei nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch ökonomisch klug. Tatsächlich ist sie ein Subventionsprojekt auf wackeligen Beinen, das selbst mit Kaufprämien und EU-Vorgaben nicht ins Rollen kommt. Jetzt, wo der Absatz schwächelt und die staatliche Förderung versiegt, zeigt sich: Der Kaiser ist nackt und seine Akkus zu teuer.

Warnstreiks in Köln
Bei Ford-Deutschland naht ein bitteres Ende
Ford ist kein Einzelfall. Auch in Gent wird dichtgemacht, das Aachener Forschungszentrum wurde geschlossen, überall wird Personal gestrichen. Und währenddessen kündigt der US-Mutterkonzern die Patronatserklärung, was das Ende der deutschen Tochter bedeuten könnte. Ford Deutschland steht plötzlich ohne Rückendeckung da. Die Gewerkschaft tobt. Doch nach wie vor stellt niemand die einzig entscheidende Frage. Ist die komplette Elektrifizierung wirtschaftlich sinnvoll oder nicht

Wer zahlt die Zeche?

Wie immer, die Arbeiter. Diejenigen, die morgens am Band stehen, die im Schichtbetrieb malochen und jahrzehntelang den Erfolg dieses Unternehmens getragen haben. Jetzt stehen sie auf der Straße, weil sich Politiker vom Klima-Wahn und Medienjubel haben blenden lassen. Und, nicht zu vergessen, weil eine Gewerkschaft lieber Parolen über „Zukunft der Arbeit“ drischt als kritische Fragen zu stellen.
Vermutlich wird das digitalisierte Werk einst als Monument politischer und unternehmerischer Fehlentscheidungen enden. Als Werk, dass leise für einen Markt vor sich hin produziert, den es noch nicht gibt und der vielleicht auch nie geben wird. Und als Mahnmal in einer Stadt, die einst ein Zentrum deutschen Industrie war, nun aber Symbol der ideologischen Deindustrialisierung werden wird.

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Kommentare ( 37 )

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Berlindiesel
29 Tage her

Ein bisschen verpasst Thomas Punzmann hier die Chance, die in diesem Thema liegt. Nur skandalisierend darauf hinzuweisen, dass 1600 Mitarbeiter, die für den in Köln produzierten Fiesta gebraucht wurden, über Abfindungen und Frührente rausgedrängt werden, um von 180 Robotern für die HV-Akkulinie ersetzt zu werden, ist die Nachricht von gestern, und dererlei hatten wir schon in den 1980er Jahren. Das interessantere Thema wäre für mich hier die Rolle der Gewerkschaften. Und zwar nicht nur an diesem einen, konkreten Fall. Thomas Punzmann schreibt: „Spät, aber immerhin“ habe die Gewerkschaft ihre Stimme gegen den Personalabbau erhoben. Doch das ist ebenso falsch, wie… Mehr

Zack
17 Tage her

Ja, das ist schon toll bei uns in Köln: Gerade bekommen wir ein Schreiben dass wir das transformationsgeld für 2025 eventuell 2026 bekommen vielleicht aber auch gar nicht… Wegen der schwierigen finanziellen Lage! Ich könnte speien! Schließlich sind es mal wieder nicht wir, die Mitarbeiter schuld! Ich habe es gleich gesagt aber auf mich würde auch niemand hören: niemals den Fiesta aufgeben‼️ dieses Auto hat einen Stellenwert wie ein Golf oder ein Corsa und hat uns jahrelang über Wasser und am Leben gehalten! Wir hätten ihn weiterbauen müssen! Meinetwegen als Mild Hybrid und elektrisch, (wenn man schon von diesem Wahnsinn… Mehr

Wuehlmaus
29 Tage her

Gewerkschaften, die mal nicht gegen rechts demonstrieren? Das kenne ich doch nur aus den 80ern.

bkkopp
29 Tage her

Die Investitionsentscheidungen bei Ford-Köln, und überall sonst, wurden nicht von Merkel, Altmeier, den Brüsseler Klimakommissaren und den grünen “ Klimarettern“ getroffen und umgesetzt, sondern von den Firmenleitungen unter Zustimmung der Aktionärsvertreter. Es war immer schon eine Fata Morgana, dass bis 2035 ca. 15 Millionen BEVs in Deutschland, und mindestens 50 Millionen in der EU im Fahrzeugbestand sein würden. Das Verbrennerverbot knüpft dann nur an diese abwegige Annahme an. Die Firmenleitungen sind die einzige Partei in der Sache, die über genügend Sachverstand hätten verfügen können, um die Fata Morgana als solche zu entlarven, und auch nur die Firmenleitungen hätten die Resourcen… Mehr

GP
29 Tage her

Erinnert fatal an die „Wunderwaffen“ die den Sieg bringen sollten als schon die Alliierten von Westen, und die rote Armee von Osten, unaufhaltsam auf Berlin zu marschierten….

CasusKnaxus
29 Tage her

Pöses Auto, pöser Stahl, pöse AKWs. Funktionären des DGB gehts weiter gut. Linke Einheitsfront steht. Brüssel thront über allem. Uschi zieht die Strippen wie einst Richelieu…Wann ist die Bastille sturmreif?

Guzzi_Cali_2
29 Tage her

Ein Bekannter von mir war „Early adopter“ und hat einen der ersten Teslas gekauft. Was hat der sich aufgeblasen, was für ein doller Hecht und Vorausgeher er sei. Nachdem er den Arbeitgeber gewechselt hatte, bei dem keine Ladestation mehr in der Nähe war, wurde es gleich etwas ruhiger. Zwischenzeitlich steht der Tesla – weil unverkäuflich – auf dem Oberdeck der Parkgarage (Brandgefahr) und oxidiert vor sich hin. Das Auto war monatelang in Mobile.de und die erste Frage der Interessenten war immer: „Batterie schon getauscht?“ Kostet bei einem Tesla ja schlaffe 25K. Zwischenzeitlich hört man von dem betreffenden Herrn GAR NICHTS… Mehr

stefanvolker
29 Tage her
Antworten an  Guzzi_Cali_2

Die Ingenieure hatten sich schon vor über 100 Jahren gegen den Elektroantrieb bei PKW entschieden, aus gutem Grunde; der Verbrenner hatte sich in einem evolutionären Prozeß als der bessere Antrieb erwiesen (aber auch nur beim Kraftfahrzeug; niemand käme auf die Idee, einen Staubsauger oder einen Baukran mit Verbrenner zu betreiben). Die Politiker glaubten es dann plötzlich besser zu wissen als die technische Evolution. – Sowas geht immer schief.

Donostia
29 Tage her

Rein statistisch gesehen haben 80% die Altparteien gewählt, und somit ihren eigenen Arbeitsplatz zur Disposition gestellt. Mir tut es nur leid für diejenigen die zu den anderen 20% gehören.

Wuehlmaus
29 Tage her
Antworten an  Donostia

Die Statistik hinkt hier. Beamte und Staatsangestellte haben eher mehr die Altparteien gewählt, die Industriearbeiter wohl eher AfD. Wobei man hier auch das Woke Köln berücksichtigen müsste.

Ombudsmann Wohlgemut
29 Tage her

Nicht waren, Gewerkschaften sind ein großer Teils des Problems. Und zwar nicht nur dort, sondern in sämtlichen Bereichen! Die haben kein bisschen den Bürger im Sinn, sondern sind zu einem eigenen korrupten Rädchen im sozialistischen Getriebe geworden. Die Infrastruktur wird lahmgelegt und alle verlieren Geld, die Löhne der Mitglieder werden erhöht, die Kosten steigen usw. Am Ende hat man nicht mehr – oder vielleicht sogar weniger – Kaufkraft als zuvor. Für alle, die normale Jobs ohne solchen Firlefanz haben, ist es immer schlecht, denn deren Löhne erhöhen sich nicht und die kleinen Firmen werden immer weiter zerstört. Profitieren tun nur… Mehr

mmueller
29 Tage her

Der Elektroantrieb für Kraftwagen ist bereits anfangs des 20. Jahrhunderts gescheitert. Damals wie heute war Ursache die zu geringe Kapazität der Batterien. Bei gleichem Gewicht oder gleichem Volumen kann nun mal wesentlich mehr Energie in Form von Kraftstoff gespeichert werden als in Form elektrischer Energie. Einfache Physik.

verblichene Rose
29 Tage her

Meine Frau beschwerte sich zuletzt bei ihrer Steuerberaterin über eine nicht angekündigte, höhere Rechnung als die, die sie gewohnt war. Man sagte ihr, daß man diese Mitteilung „vergessen“ hatte. Das wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn die Angestellte nicht „im Eifer des Gefechts“ noch gesagt hätte, daß meine Frau sich daran (höhere Rechnung) noch gewöhnen würde. Die Antwort meiner Frau: „Dann fangen Sie schonmal damit an, sich an die kommende KI zu gewöhnen!“ Was das mit Ford in Köln zu tun hat? Tja, das fragt man am besten die Gewerkschaften und auch so manchen Ford-Mitarbeiter… Und Ford selber? Naja,… Mehr