AfD-Kandidat gewinnt OB-Wahl in Nordhausen und muss in die Stichwahl

Die Oberbürgermeisterwahl von Nordhausen würde es kaum in die überregionalen und schon gar nicht in die bundesdeutschen Medien schaffen, wenn nicht der hohe Wahlsieg von Jörg Prophet die Möglichkeit eröffnet, dass es demnächst den ersten Oberbürgermeister mit dem Parteibuch der AfD geben könnte.

IMAGO / Olaf Döring

In der Wahl zum Oberbürgermeister in der thüringischen Stadt Nordhausen gewinnt der AfD-Kandidat Jörg Prophet mit 42,1 Prozent der Stimmen, weit abgeschlagen landet der Amtsinhaber, der parteilose Kandidat Kai Buchmann mit 23,7 Prozent, gefolgt von der SPD-Kandidatin Alexandra Rieger mit 18,6 Prozent, danach kommen dann der parteilose Kandidat Andreas Trump mit 11,2 Prozent, Stefan Marx von der FDP mit 3 Prozent und schließlich der Grüne Carsten Meyer mit 1,4 Prozent.

Nordhausen liegt am Südrand des Harzes im Nordwesten der Goldenen Aue und kann als ehemalige Reichsstadt auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Das Mittelzentrum Nordhausen ist mit seinen rund 41.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Thüringens.

Nun sind Kommunalwahlen eben Kommunalwahlen und haben wenig mit der Politik der Parteien zu tun, wenig mit Landes- und noch weniger mit Bundespolitik. Ein GEG wird hier nicht verabschiedet, noch wird hier über die Masseneinwanderung in die deutschen Sozialsysteme entschieden, hier wird nur Göring-Eckardts Gold zugeteilt. Hier hat man sich um die Auswirkungen von Merkels, Göring-Eckardts und schließlich auch Scholzens und Faesers Demographiealchemie zu kümmern.

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In Kommunalwahlen geht es um die Qualität der Kandidaten, die man entweder persönlich kennt oder über die man über den „Dorf-“ oder Stadtfunk schon einiges gehört hat. Selten wird hier nach Parteien, häufiger nach Personen gewählt. Insofern würde es die Oberbürgermeisterwahl von Nordhausen kaum in die überregionalen und schon gar nicht in die bundesdeutschen Medien schaffen, wenn nicht der hohe Wahlsieg von Jörg Prophet die Möglichkeit eröffnet, dass es demnächst den ersten Oberbürgermeister mit dem Parteibuch der AfD geben würde. Hübsch ist allerdings die Volte des Zufalls, dass sich in dieser Wahl Kandidaten mit den Namen Prophet, Trump und Marx gegenüberstanden.

Doch man darf sich getrost schon einmal einen Vorrat an Popcorn anlegen, denn bis zur Stichwahl am 24. September wird mit Sicherheit eine Schmierenkomödie mit viel falschem Pathos unter dem Motto „Rettet die woke Herrschaft“ aufgeführt werden. Die Podiumsdiskussion der Kandidaten kann man auch als Teaser der Komödie verstehen, die im Hörsaal I der Hochschule Nordhausen am 29. August, einem Dienstagabend, stattfand. Schnell war der Hörsaal bis auf den letzten Stuhl besetzt, so dass Hochschulpräsident Jörg Wagner einen zweiten Hörsaal öffnen und die Diskussion dorthin übertragen ließ. Das ist für eine Kommunalwahl ungewöhnlich.

Für Jörg Prophet dürfte der Weg in den Hörsaal und die Podiumsdiskussion gewiss nicht leicht gewesen sein, denn die Hochschule erinnerte an die frühe Zeit der DDR, als mit dem Blauhemd bekleidete Aktivisten unter den Studenten auch in brutaler Form Front gegen missliebige Professoren machten. Am Studentenklub hing ein Transparent mit der Aufschrift: „Keine falschen Propheten – Nordhausen nazifrei“ und belegte damit nur, wie sehr sich die Aktivisten in die Nähe dessen begeben haben, was sie zu bekämpfen vermeinen. Die woken Garden verteilten am Eingang des Hörsaalgebäudes Flugblätter mit der Überschrift „6 gute Gründe, den falschen Propheten zum Teufel zu jagen“.

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Eigentlich ging es in der Podiumsdiskussion um kommunale Fragen – doch es fiel auf, dass von denen, die mit der Kommune nur allzu wenig zu tun haben, den studentischen Aktivisten, immer wieder versucht wurde, aus der Podiumsdiskussion über die Zukunft Nordhausens eine Diskussion über die AfD zu machen. Was geht sie auch Nordhausen an, sie verlassen nach ein paar Semestern Nordhausen ja wieder?

Jörg Prophet kann einen eindeutigen Wahlsieg verzeichnen. Dass er Oberbürgermeister wird, ist damit längst nicht gesagt, denn nun geht es in die Stichwahl zwischen ihm und dem bisherigen Amtsinhaber Kai Buchmann. Offen ist, ob die sich demokratisch nennenden Parteien sich zu einem Block, zu einer Art Nationaler oder zeitgemäßer Woker Front zusammenschließen, um Jörg Prophet als Oberbürgermeister von Nordhausen zu verhindern. Jedenfalls werden das woke Deutschland und die woken Medien wieder einmal den Kampf um die Demokratie ausrufen. Und sie werden sich ihrer willigen Schildknappen in Gestalt studentischer Aktivisten bedienen, wie es früher schon Brauch war.

Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, Jens-Christian Wagner, hatte bereits getwittert: „Dass in Nordhausen aber 42,1 Prozent den Kandidaten einer rechtsextremen Partei gewählt haben, ist schlimm genug. Hoffen wir, dass die demokratische Mehrheit in der Stichwahl hält.“ Dass Wagner zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet ist, ist dem Musterdemokraten und „Klassenkämpfer“ nicht bewusst. Wagner hatte im August 2023 Strafanzeige gegen Hans-Georg Maaßen wegen Volksverhetzung gestellt.

Tragbar als Stiftungsleiter ist er eigentlich nicht mehr. Aber, was will man in Fragen Rechtsstaat von einem Land erwarten, in dem ein Stiftungsmann der Amadeu Antonio Stiftung Präsident des Verfassungsschutzes ist und der Ministerpräsident von der sich Die Linke nennenden SED nur amtiert, weil Merkel in SED-Manier gegen die Demokratie intervenierte.

Auf den Ausgang der Stichwahl in Nordhausen darf man gespannt sein.


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Kommentare ( 28 )

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Nibelung
7 Monate her

Die Wahl in Nordhausen beginnt mit an der richtigen Stelle, denn wenn man sie oben noch nicht knacken kann, dann muß es von unten her geschehen und dabei kann man sie später in die Zange nehmen, denn bitte nicht vergessen, die machen in den Kreisparlamenten und in den Gemeinderäten allen Unsinn bis zum Erbrechen mit. Das ist selbst in den kleinsten Orten schon sichtbar und wer dem Einhalt gebieten will muß einfach anders wählen, denn sonst bekommt er ein undefinierbares Deutschland mit korrupten Vasallen der US-Oligarchie, was es nicht sein kann, denn wir Bürger legen noch fest, was hier erwünscht… Mehr

Achilles
7 Monate her

Daran wird man sich in D gewöhnen müssen, ganz egal, wie laut die linken Dauerempörten auch schreien. Und wenn es um Macht und die Futtertröge geht, dann werden sich auch die „Brandmauern“ ganz flott auflösen. Ich habe mich für die nächste Zeit schon reichlich mit Cola und Popcorn eingedeckt, denn die anstehende politische Metamorphose im Land wird spannend…

Zum alten Fritz
7 Monate her

Kai Buchmann: am 31.03.23 gemäß § 42 Abs. 1 des Thüringer Disziplinargesetzes vorläufig des Dienstes enthoben. Wegen „14 vorgeworfenen Dienstpflichtverletzungen“?
Und jetzt verbündet sich der scheinheilige Block um den erst abgesetzten Bügermeister wieder einzusetzen.
Ja wie nun?

cernunnos
7 Monate her

Für die CDU trat Herr Trump an, für die FDP Herr Marx. Für die AfD der Prophet. Man reibt sich die Augen.

Querdenker73
7 Monate her

Wetten, das sich nun alle „Demokraten“ aus NDH zusammentun, um das drohende „Desaster“ abzuwenden? Lieber ist vielen NDH-lern offensichtlich, dass Nordhausen wie immer (gähn) in Koalitions- Langeweile weiter dahinsiecht. Das Einzige was dann bleiben würde, sind die „demokratischen Verhältnisse“ an der Spitze im Rathaus, d.h. die gesicherten Anteile an den Steuermitteln der (noch) arbeitenden Bevölkerung. Oder bleiben die meisten NDH’ler diesmal hellwach?? Zu wünschen wäre es dieser Stadt!

Manfred_Hbg
7 Monate her

Zitat 1: „Doch man darf sich getrost schon einmal einen Vorrat an Popcorn anlegen, denn bis zur Stichwahl am 24. September wird mit Sicherheit eine Schmierenkomödie mit viel falschem Pathos unter dem Motto „Rettet die woke Herrschaft“ aufgeführt werden.“ > 👍😁 ….worauf man Gift nehmen kann. – – – – – – Zitat 2: „Jens-Christian Wagner, hatte bereits getwittert: „Dass in Nordhausen aber 42,1 Prozent den Kandidaten einer rechtsextremen Partei gewählt haben, ist schlimm genug. Hoffen wir, dass die demokratische Mehrheit in der Stichwahl hält“ > Gerne würde ich das Gesicht von J.-C. Wagner sehen und ihn „klug“ reden hörenwollen… Mehr

Protestwaehler
7 Monate her

Ich sag ja immer, die wahren Nazis entlarven sich am besten selbst, man muss sie nur machen und reden lassen. Schon allein deswegen sind soziale Medien der reinste Erkenntnisgewinn. Da sitzen sie allein in ihren dunklen Stübchen, hauen raus was geht, und begreifen nicht das jeder es lesen kann.

Leonor
7 Monate her

Alles Gute für Herrn Prophet! Daumen sind gedrückt.
Und vielen herzlichen Dank an TE-Team. Niemand sonst zeigt so offen auf, wie bereits durchseucht durch Rechtsbrüche die Institutionen in dem Land sind.

Axel Fachtan
7 Monate her

Die Bürger vertrauen teils den Blauen mehr, als den „Stammeskriegern gegen Rechts“. Sie haben erkannt, wieviel Schaden die regierenden Politiker und Parteien seit 1990 gestiftet haben. Der „Krieg gegen Rechts“ hält die Bürger auf kommunaler Ebene nicht mehr davon ab, die Schadenstifter abzuwählen.Demokratie funktioniert noch auf kommunaler Ebene. Auch wenn das teils in der Abwahl selbst ernannter Demokraten mündet.
Parteien sind abgrundtief unperfekt. Machtmissbrauch, Schadenstiftung und Selbstbedienung regieren uns alle Tage. Ein klein wenig basisdemokratische Ermutigung auf kommunaler Ebene ist da ein bescheidener Lichtblick.

Conradp
7 Monate her

Sollte der Kandidat der AfD, was keineswegs ausgeschlossen ist, bei der Stichwahl obsiegen, wird ihm voraussichtlich aus Erfurt die rechte demokratische Gesinnung bescheinigt werden; damit wäre er sozusagen der erste amtlich geprüfte Oberbürgermeister, den man bedenkenlos wählen kann.
Begreifen die grünsozialistischen Tugendwächter eigentlich, daß sie damit die AfD, die sie bekämpfen wollen, nach Kräften unterstützen? Eigentore sind nun einmal auch Tore.