Erst seit dem 13. Juli arbeiten wir für das eigene Portemonnaie

Addiert man Steuern und Abgaben, dann bleiben von einem Euro Einkommen gerade mal 47,1 Cent. 193 Tage arbeiten die Arbeitnehmer nur für öffentliche Kassen.

IMAGO / Steinach

Jedes Jahr macht der Bund der Steuerzahler, die mitgliederstärkste Lobbyorganisation von Steuerzahlern auf der Welt, mit dem von ihm ausgerufenen „Steuerzahlergedenktag“ darauf aufmerksam, wie hoch der staatliche Zugriff auf die Einkommen der Arbeitnehmerhaushalte ist. In diesem Jahr fiel dieser Gedenktag auf den 13. Juli. Erst seit diesem Tag verbleiben rechnerisch und im Durchschnitt der 22,8 Millionen Haushalte von Arbeitern, Angestellten und Beamten die erzielten Einkommen im eigenen Portemonnaie, fließen nicht als Steuern und Sozialabgaben an den Staat. Der Anteil der Sozialabgaben liegt dabei mit 31,7 Cent deutlich höher als der Steueranteil mit 21,2 Cent pro verdientem Euro. Vor allem aus den hohen Beiträgen für die Sozialversicherungen resultiert die internationale Belastungs-Spitzenposition der Steuerpflichtigen in Deutschland. Nur Belgiens Fiskus traktiert seine Bürger noch heftiger.

Ein wichtiges Detail für das Ranking des Steuerzahlerbundes: Die kompletten Sozialabgaben fließen in seine Berechnung ein, also auch der sogenannte „Arbeitgeberbeitrag“ für die Ren-ten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Das ist nur konsequent, weil sie zu den Arbeitskosten zählen, die ein Beschäftigter mit seiner Arbeitsleistung auch selbst erwirtschaften muss. Sie sind kein Geschenk des Arbeitgebers, sondern müssen ebenfalls vom Arbeitnehmer verdient werden. Dass Beamte sich Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge sparen (Gesamtbeitragssatz für Nichtbeamte: 22 Prozent), weil der Staat sie nicht dazu heranzieht, sei hier nur am Rand vermerkt. Dass führt dazu, dass Beamtenhaushalte bei gleichen Bruttoverdiensten deutlich höhere Nettoeinkommen erhalten. Die vermeintlich ersparten Sozialabgaben in Form der nicht bezahlten „Arbeitgeberbeiträge“ erkauft sich der Staat allerdings teuer. Denn Beamte werden von ihm lebenslang alimentiert, weil ihre – im Vergleich zu den gesetzlichen Renten – ohnehin stattlichen Pensionen jeweils in Gänze aus den laufenden Haushalten finanziert werden müssen.

Vier Tage mehr für den Staat als 2020

Der Belastungszuwachs gegenüber dem Vorjahr beläuft sich nach Angaben des Steuerzahlerbundes insgesamt auf 0,8 Prozent. Das entspricht etwa vier zusätzlichen Tagen, die Steuerpflichtige in diesem Jahr länger für die öffentlichen Kassen arbeiten müssen als 2020. Ursache dafür sind vor allem die neue CO2-Abgabe auf Kraft- und Heizstoffe, das Ende der befristeten Umsatzsteuersenkung sowie Beitragserhöhungen in der Krankenversicherung. Entlastend wirkt sich dagegen die (teilweise) Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie die Anpassung des Grundfreibetrags bei den direkten Steuern aus. Allerdings ist ein staatlicher Zugriff auf mehr als 50 Prozent des Einkommens leistungsfeindlich. Vor allem für die gutsituierte gehobene Mittelschicht, deren Grenzsteuersätze sich bei der Einkommensteuer ganz schnell in Richtung Spitzensteuersatz bewegen, wird der Grenznutzen zusätzlicher Arbeitsleistung immer geringer, weil ein höheres Bruttoeinkommen oft genug von der Steuerprogression und den steigenden Beitragsbemessungsgrenzen in den Sozialversicherungen aufgezehrt wird.

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Doch die Belastung der Bürgerinnen und Bürger durch Steuern und Abgaben steht weit weniger im Fokus der Politik als der schier unersättliche Hang, sich um Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Immer neue Ungerechtigkeiten werden von einer Allianz von Sozialpolitikern und Soziallobbys thematisiert. Die Sozialausgaben steigen absolut und relativ zur volkswirtschaftlichen Leistung überdurchschnittlich und benötigen ständig höhere Steuern und Abgaben, mit denen die Politik den Bürgerinnen und Bürgern dann die Rechnung präsentiert. Künftig wird das soziale Megathema flankiert vom ökologischen Primat der Klimapolitik, die weitere gewaltige Eingriffe in das Portemonnaie der Bürgerinnen und Bürger bewirken wird. Schon die sündhaft teure deutsche „Energiewende“ mit den höchsten Strompreisen der Welt kündet von dieser Konsequenz. In den Wahlprogrammen der Parteien schlagen sich die sozialen und ökologischen Themen zwar großspurig nieder. Doch von den daraus resultierenden Belastungen ist kaum die Rede. „Allen wohl und niemandem weh“ ist das Wahlkampf-Mantra der Politik. Rechnungen werden später präsentiert, weil das Volk vor Wahlen nicht mit ehrlichen Ansagen irritiert werden will. Diese Erfahrung jedenfalls machten Parteien, die vor Wahlen zu ehrlich waren. Der Liebesentzug der Wähler folgte der Ehrlichkeit mit erschreckender Regelmäßigkeit.

Der Steuerzahlergedenktag sollte uns als Staatsbürger eigentlich wachrütteln, weil er uns verdeutlicht, wie schizophren wir klagen: Auf der einen Seite wollen viele immer mehr Leistungen des Staates: von der Wiege bis zur Bahre. Auf der anderen Seite leiden viele unter den finanziellen Steuer- und Abgabenlasten, die uns der Staat als Rechnung präsentiert. Doch das sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Wer immer mehr Staat will, muss auch dafür bezahlen. Dumm nur, dass die Majorität der Fordernden nicht identisch ist mit der Mehrheit der Finanziers. Doch die Geduld der finanzierenden Minorität ist endlich. Erlischt sie, dann fehlt der Politik die Verteilungsmasse.

Screenprint: Steuerzahler.de

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Kommentare ( 16 )

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16 Comments
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Felicitas21
2 Jahre her

Deutschland auf Platz eins in der EU mit den höchsten „Lohnnebenkosten“ Somit verbleibt dem Arbeitnehmer zu wenig netto vom brutto. Aber gleichzeitig steigen ja auch die Kosten für die Arbeitgeber in Deutschland. Daraus ergibt sich etwa 80%, die “ Vater Staat“ insgesamt abgreift. Und wenn zukünftig alles noch teurer wird, bleibt noch weniger übrig. Aber Hauptsache die Millionen Migranten werden weiterhin rundum versorgt. Und niemand sagt uns, ob es nun 1,5 Millionen, zwei oder längst drei Millionen sind, die am sozialen Tropf hängen. Genauso wenig wie über die Gesamtkosten der Migration Zahlen bekannt gegeben werden. Die letzen mir bekannten lagen… Mehr

Aegnor
2 Jahre her
Antworten an  Felicitas21

Es gibt überhaupt keine Kosten für Klimarettung. Die angebliche Klimerettung wird nur als Ausrede herangezogen, neue, bzw. erhöhte Steuern/Abgaben einzuführen, mit denen man dann die Migranten und die EU versorgt – und nebenbei noch Heerscharen von Uniabsolventen irgendwelcher Laberfächer die im freien Markt keiner braucht.

Aegnor
2 Jahre her

Wenn man bedenkt, dass zur Berechnung dieses Gedenktages ja der Durchschnittsverdiener herangezogen wird, also die ganzen Geringverdiener die keine Nettozahler sind, den Wert massiv drücken, kommt man schon eher zur Wahrheit. Nämlich dass die Leistungsträger der Mittelschicht ihren Gedenktag irgendwo im September haben und nicht im Juli. Wichtiger Punkt ist auch die Sache mit den niedrigen Abgaben der Beamten. Das ist nämlich die Basis für zwei hartnäckige Mythen: a) dass Beamte billiger wären für den Staat und b) dass sie weniger verdienen würden als in der freien Wirtschaft. Ein Lehrer oder Verwaltungsbeamter verdient netto (!) nicht weniger als ein normal… Mehr

Gernoht
2 Jahre her
Antworten an  Aegnor

Deswegen ist es jedem Produktiven, Ingenieur oder anderem, angeraten, hier schnellstmöglich das Weite zu suchen und nicht erst bis zur Rente zu warten.

Nibelung
2 Jahre her

In früheren Jahrhunderten verlangte der Souverän den Zehnten eines ganzen Jahres und das wurde pünktlich eingezogen und der Rest wurde in die Verantwortlichkeit des Einzelnen gelegt, heute verlangt man weit mehr und übernimmt dabei in vielfacher Unverantwortlichkeit die Allgemeinkosten eines Landes, was sich dem Steuerzahler entzieht und er trotzdem für sein eigenes Wohl und Wehe aufkommen muß, selbst wenn er durch laufende Störfeuer der Herrschenden noch um seinen Rest betrogen wird und das wird eigentlich erst enden, wenn er völlig mittellos ist. Da sie aber genau wissen, daß ein großer Teil der Gesellschaft aus eigenem Interesse heraus Leistungswillen zeigt, ist… Mehr

Chaosherrscher
2 Jahre her

Wieso? Fußball gibt es doch noch. Bevor man den wegnimmt, kapieren die deutschen das nicht.

Gernoht
2 Jahre her

Solange die Schafe noch einmal im Jahr nach Malle dürfen, bleibt es ruhig. Aber wehe, wenn nicht.

Iso
2 Jahre her

Schlagen Sie mal noch die 20 % „Arbeitgeberabteil“ für die Sozialkassen drauf Herr Metzger, denn wird es Mitte September. Oder dachten Sie, dass die Deichmanns ihre Festgeldkonten auflösen, um ihre Mitarbeiter zu versichern? Da geht der Betrug doch schon los. Und wenn Sie vom kläglichen Rest noch noch die Märchensteuer von 19% abziehen, und alle Wohltaten die uns inzwischen die „Klimasteuer“ kostet, dann muss ich bald Kredit aufnehmen, um mir das Leben in diesem Land noch leisten zu können. Außerdem ist so ein Steuerzahlergedenktag auch nur eine Verhöhnung der Bürger. Die sollten jede Jahr für eine Woche in den Genaralstreik… Mehr

Mausi
2 Jahre her

Immer wird ohne Hintergrund auf „Beamte“ geschimpft. Dabei waren das, was jetzt als „Beamter“ beschimpft wird, Entscheidungen, die der Staat getroffen hat. Und die Entscheidungen waren auch nicht willkürlich. Keine Information, wie die Beamtengehälter festgelegt wurden. Sie hatten nämlich durchaus Bezug zu „normalen“ Gehältern. Keine Information, wie es zu der Entscheidung kam, dass der Beamte und der Staat (das war nämlich das Entscheidende) keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Keine Information, dass es in guten Zeiten unattraktiv war, als Beamter gehaltsmäßig zu versauern, während in schlechten Zeiten vermehrt Sicherheit und Beamtenstatus angestrebt wird. Wieviele Mitarbeiter bekommen zusätzlich zur normalen Rente eine Betriebsrente? Ab… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Mausi
fatherted
2 Jahre her

Ab nächstem Jahr werden wir wohl, dank Klima-Abgaben, bis zum 13. August warten müssen….vielleicht auch noch länger.

giesemann
2 Jahre her
Antworten an  fatherted

Nicht warten, ARBEITEN!

StefanB
2 Jahre her

Ein Volk, das sich einen solch aufgeblähten Staatsapparat, einen solch aufgeblähten Wohlfahrtsstaat und zusätzlich den megateuren EU- und sonstigen Internationalsozialismus leistet, muss eben Abstriche beim eigenen Wohlstand machen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Steuerzahlerdepp
2 Jahre her

Die Mehrheit im Land ist mit dieser Situation anscheinend zufrieden. Sie wählen wie immer, freuen sich über „Fachkräfte“ aus aller Herren Länder, finden Regenbogenfarben toll, gendern brav und kämpfen gegen rechts. Ich bin schon lange der Ansicht, dass Leistung sich nicht mehr lohnt. Daher arbeite ich steueroptimiert in Teilzeit und genieße meine zusätzliche Freizeit so lange es noch geht. Überstunden werden möglichst vermieden. Für mein ehrlich verdientes Geld gönne ich mir was, wenn mir danach ist. Mit Buntland geht es abwärts. Das ist nicht mehr das Land, in dem ich groß geworden bin. Es ist meine Heimat und ich hänge… Mehr