Wenn der Strompreis negativ wird …

Heißa, so macht Geld an der Energiewende verdienen richtig Spaß – für die Nachbarländer. So viel Geld mussten Deutschlands Stromverbraucher schon lange nicht mehr ihrem Strom hinterherwerfen: Der Preis stürzte zwischenzeitlich auf den Rekordwert von minus 500 Euro pro MWh.

IMAGO / Christian Ohde
Für das vergangene Wochenende zeichneten die Wettermodelle den Durchzug von Fronten verbunden mit Schauern und einigen Gewittern – und viel Wind. Mit 50 km/h und mehr blies der Wind bis hin zu einzelnen schweren Sturmböen im Norden. Das hatte erhebliche Auswirkungen auf die Stromversorgung.

So viel Geld mussten Deutschlands Stromverbraucher schon lange nicht mehr ihrem Strom hinterherwerfen.

Agora Energiewende

Es gab am Sonntag voraussehbar viel zu viel Windstrom in den Netzen. Rund 22 GW an elektrischer Leistung kamen um 12 Uhr allein von den Windrädern, Deutschland benötigte gestern um 12 Uhr mittags insgesamt die Leistung von 56 GW.

Zusätzlich stiegen vormittags die Einspeiseleistungen der drei Millionen Photovoltaikanlagen sehr rasch an. Mittags drückten die Photovoltaikanlagen die elektrische Leistung von 28 GW in die Netze. Das ist genau die Hälfte des Stromverbrauchs um 12 Uhr. Zunächst einmal gilt ein kräftiges Lob den Übertragungsnetzbetreibern, die diesen gewaltigen Energiezuwachs in sehr kurzer Zeit regeln konnten, ohne dass es irgendwo knallte.

Elf GW mussten von den konventionellen Kraftwerken kommen, die für die Stabilität der Netze notwendig sind. Die kann man deshalb nicht vollständig abschalten. Doch mit diesen Mengen konnte kaum jemand etwas anfangen, die Nachfrage war am Sonntag und aufgrund der Ferienzeit sehr gering. Der Preis sinkt bei einem Produkt, das im Augenblick keiner will.

Zudem muss Strom genau in dem Augenblick erzeugt werden, in dem er gebraucht wird. Man kann ihn nicht speichern, zumindest solange nicht, bis ein potenzieller Nobelpreisträger aus Afrika wieder eine zündende elektrische Idee hat, diesmal, wie man Strom speichert und dafür Preise und Geld einheimst.

Wohin also mit dem überflüssigen Strom? Exportieren. Doch auch dort müssen Erzeugung und Verbrauch sich exakt die Waage halten. Die Nachbarländer nahmen ihn erst ab, als Deutschland kräftig dazu zahlte. Sie mussten ihre eigenen Kraftwerke herunterfahren.

Der Strompreis fiel drastisch ins Negative. Zwischen 14 und 15 Uhr stürzte er sogar auf den Rekordwert von minus 500 Euro pro MWh ab. So viel musste Deutschland drauf legen, damit den Strom irgendjemand abnahm. Das sind 50 Cent pro kWh. Frankreich, Dänemark und Österreich haben sich prächtig über Strom und Geldsegen aus Deutschland gefreut.

Abends das umgekehrte Spiel. Die Sonne sank, die Leistung der Photovoltaikanlagen ging sehr rasch gegen null. Der Wind ließ deutlich nach. Deutschland musste Strom wieder aus den Nachbarländern einkaufen. Teurer „Doppelwumms“ – so heißt das ja heute. Im gesamten Juni hat Deutschland so viel Strom wie noch nie importiert.

Ach übrigens: Annalena Baerbock – die derzeitige Außenministerin – hat gerade 300 Millionen Euro nach Südafrika überweisen lassen – für die Stabilität des dortigen Stromnetzes.

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Kommentare ( 75 )

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Mulle67
9 Monate her

Seit Jahren rede ich mir zu diesem Thema den Mund fusselig. Der Endverbraucher sollte Zugang zu den variablen Strompreisen bekommen. Über Apps (oder analog mit verschiedenen Tarifen nach Uhrzeit) würde dann Strom abgenommen werden, wenn er billig ist, um z.B. die E-Autos zu laden. Oder die Wasserstraßen in Deutschland vollzupumpen, um sie als Wasserspeicher zu nutzen. Oder oder oder… Freunde in Schweden haben seit 1 Jahr so einen Tarif. Sie verbrauchen nicht weniger Strom, zahlen aber die Hälfte im Vergleich zu vorher durch die gezielte Abnahme. Als ich die Idee den Regierungsparteien nahelegte, bekam ich als Antwort, man erwarte dass… Mehr

Mulle67
9 Monate her
Antworten an  Mulle67

Ein variabler Tarif ist ja kein Zwang für alle. Ich will als Endverbraucher Zugang zu günstigem Strom (mitunter sogar Negativpreise) haben wenn es ihn gibt. Es ärgert mich maßlos, dass nur Händler an der Strombörse zugelassen sind. Im Supermarkt kann ich doch auch wählen und muss nicht nur das teuerste Produkt nehmen, weil ein Händler es für mich aussucht…

einekleinestimme
9 Monate her

Warum denn so viel Meckern ? Haltet doch als Bürger einfach selber die Hand auf wenn Deutschland meint mal wieder Strom zu verschenken ? Einfach bei den Dynamischen Stromtarifen von Tibber und Awattar usw anmelden und kräftig euren Heizstaab anschalten wenn ihr 45 Cent pro verbrauchter kWh wieder bekommt. Was die Stromkonzerne da abziehen mit Ihren aktuell sehr teuren Tarifen von 35 – 50 Cent die Teilweise für dieses Jahr noch gelten ist schon kriminell. Als die Erhöhung bei meinem alten Anbieter rein flatterte und zum 01.01 auf 45 Cent erhöht hatte von letztes Jahr 32 Cent .. da war… Mehr

Last edited 9 Monate her by einekleinestimme
Manfred_Hbg
9 Monate her

Zitat: „Wohin also mit dem überflüssigen Strom? Exportieren. Doch auch dort müssen Erzeugung und Verbrauch sich exakt die Waage halten. Die Nachbarländer nahmen ihn erst ab, als Deutschland kräftig dazu zahlte. Sie mussten ihre eigenen Kraftwerke herunterfahren. > Warum kann man in dieser Situation nicht auch in Dummland die Kraftwerke runterfahren?? Oder ist bei uns die Stromerzeugung mit den Kraftwerken schon so gering und am unteren Limit, dass man diese nicht mal mehr „etwas runterfahren“ kann? Naja, so lange der Bürger weiterhin kräftig die vergrünten Altparteien am wählen ist(grüne CDU 27%), dann scheint dieser ja gerne 30, 40 oder xx… Mehr

MarkusF
9 Monate her

‚Wenn der Strompreis negativ wird‘

Gab es dazu schon die obligatorische Jubelmeldung: „Wir produzieren soviel Ökostrom das wir ihn inzwischen exportieren können“?

Dumm das die anderen gerade dann wenn wir keinen Strom brauchen auch keinen Strom brauchen und dazu gerade mal der Wind kräftig weht.
Diese Meldung gab es in der Vergangenheit sehr häufig wenn sich derartige Situationen eingestellt haben. Den Leuten wird damit suggeriert das in Deutschland nahezu der gesamte Strom aus sogenannten Erneuerbaren kommt und nicht etwa 30%, und das auch nur weil konventionelle Kraftwerke abschalten müssen wenn es gerade mal Wind oder Sonne gibt.

pol. Hans Emik-Wurst
9 Monate her

Das in Gesetz gegossene Strompreis-Dumping und der Einspeisezwang für Fakepower sind Staatskriminalität! Es gibt keine Energiewende, nur ein Phantom! Alle Energiewendemaßnahmen sind unwirtschaftlich und umweltschädlich!
dzg . one/Kontrastprogramm_Sie-haben-die-Wahl

NinjaEule
9 Monate her

Kann mir jemand sagen, wo ich diese Strompreise ‚bezahlen‘ kann? Mir würde nämlich einige Anwendungsgebiete für kostenlosen Strom einfallen und sei es das simple Cypto-Mining.

Konservativer2
9 Monate her

Ich finde es sehr gut, dass TE sich diesem Thema unter Zuhilfenahme des Agorameters widmet. Die Entwicklung der Stromproduktion, des Strompreises und des Stromim- und -exports ist nämlich enorm aufschlussreich und zeigt deutlich die Schwächen unserer Energiepolitik auf. Weiter so!

bkkopp
9 Monate her

Bei BBC läuft gerade ein Interview mit Jennifer Morgan (Hardtalk). Sie wird zwar von der relativ gut vorbereiteten Interviewerin ordentlich in die Mangel genommen, läßt sich aber von der absoluten Überzeugung, dass Deutschland mit den “ Renewables “ auf dem richtigen Weg sei, nicht abbringen. Morgan reflektiert die links-grüne Agora-Ideologie, dass Deutschland als technologisches und politisch-organisatorisches Vorbild für die Welt bei der klimapolitischen Transformation erfolgreich vorangehen würde.

Kartoffelstaerke
9 Monate her

Mal ernsthaft: Kann mir mal ein in Physik Sachverständiger erklären, warum man überzähligen Strom nicht „kontrolliert vernichtet“, statt ihn gegen teuren Geldaufschlag zu exportieren?

Diese teure Perversion von Marktwirtschaft müsste doch durch Verheizen, Lichtbögen, Spannungsabfall an Groß-Widerständen, Wärme/Kälte erzeugen etc., irgendwie zu vermeiden sein?

Oder sind das Größenordnungen, bei denen das nicht mehr zu vertretbaren Kosten machbar ist?

Last edited 9 Monate her by Kartoffelstaerke
Wer.K.
9 Monate her

die sogenannten erneuerbaren Energien sind nicht die Lösung, sie sind das Problem.