Blackbox KW 19 / 2016: Gnadenlos weiter in Richtung Orkan

Das Narrenschiff nimmt immer mehr Fahrt auf: Putzfrau Susanne las dem Genossen Vorsitzenden in bestem Ruhrpott-Deutsch dermaßen die Leviten („Wenn de datt mit den Schwatten nicht machen kannst, warum biste denn dann mit den Schwatten zusammen?“), dass die geplante Selbstgefälligkeit in schieres Mitleid mit Genosse Siggi umschlug.

Das Narrenschiff nimmt immer mehr Fahrt auf, trotz Unwetter voraus. Die Hilfs-Matrosen von der SPD klammern sich an den dicken Siggi, doch die Kapitöse steuert gnadenlos weiter Richtung Orkan …

♦ Der Grand Prix Eurovision, laut dem auch Australien Mitglied des musizierenden Europa ist, zeigte deutlich, dass Merkel-Deutschland inzwischen überall unten durch ist. Letzter Platz. Auch die Kluft zwischen dem Europa der Offiziellen und dem der anderen kann man eigentlich nicht besser darstellen: Im „Profi“-Voting lag Polen auf dem vorletzten Platz, bei den Anrufern auf Platz drei.

Musikalisch galt die alte Grand Prix-Regel: Je exotischer das Land umso größer das Drama.

♦ In der Politik ist das nicht anders. Unsere exotische kleine Wahnsinnspartei SPD machte in der letzten Woche mehr Show als alle anderen, mit großem Orchester, mit Pauken und Trompeten und einem äußerst ambitionierten Solisten. Mehr Drama ging nicht. Selbst wenn es am Ende wieder hieß „Sischmar zero points“, lohnt es doch, in die Einzelheiten zu gehen:

Um dem wütenden Volk zu beweisen, dass die SPD auch für die da ist, die schon länger hier leben, hatten sich die Genossen etwas Besonderes ausgedacht: Chef Sigmar diskutiert mit einem von ganz unten auf der sozialen Leiter. Nun gäbe es solche gar nicht mehr in der ehemaligen Volkspartei, wenn nicht Genossin Hannelore Kraft in einer TV-Show Reinigungskraft Susanne Neumann kennengelernt und vom Fleck weg für die SPD engagiert hätte. So saßen die Bonzen aufgebrezelt und aufgereiht im Willy-Brandt-Haus in Berlin, um der Bekehrung einer Malocherin zur folgsamen Sozialdemokratin beizuwohnen – und erlebten ein Desaster. Putzfrau Susanne las dem Genossen Vorsitzenden in bestem Ruhrpott-Deutsch dermaßen die Leviten („Wenn de datt mit den Schwatten nicht machen kannst, warum biste denn dann mit den Schwatten zusammen?“), dass die geplante Selbstgefälligkeit in schieres Mitleid mit Genosse Siggi umschlug.

Der sowieso schon von Gürtelrose und Rücktrittsgedanken Geplagte drehte am Ende der Woche endgültig durch und traf sich – mit Oskar Lafontaine. Nun diskutiert das politische Deutschland über den Grund des streng geheimen Treffens. Suchte Siggi einen Fluchthelfer? Oder will er mit dem Treulosen eine neue grüne SED basteln? Oder wollte er nur mal mit einem sprechen, der die SPD noch als Volkspartei kannte?

Wild wie eine Motte im Licht schwirrt Sigmar Gabriel orientierungslos umher. Der Mann braucht Hilfe. Luftveränderung. Macht ihn doch zum „Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Vertreter“ bei eurer Briefkastenfirma in Hongkong, ihr kaltherzigen Genossen!

♦ Identitätskrisen sind keine Privilegien der Verbaldemokraten! Jeder hier Lebende ist inzwischen davon betroffen. Schon die simple TV-Frage „Was bin ich? “ lässt sich heute kaum mehr beantworten. Bin ich Geburtsdeutscher (Polizeibezeichnung für einen Messer-Mörder, der im bayerischen Grafing drei Menschen niederstach)? Abstammungsdeutscher? Passdeutscher? Je-nach-Bedarf-Deutscher (wenn man, wie Giovanni di Lorenzo, mehrere Pässe besitzt)? Bio-Deutscher (Grünen-Wähler)? Und wieso gibt es keine DeutschInnen?

♦ Komplett irre geworden an der Seins-Frage ist ein Amtsrichter aus Düsseldorf, der einen Wiederholungstäter mit Migrationshintergrund nur zur Bewährung verurteilte, um kein „dem Pöbel gefälliges Urteil“ zu sprechen. Was schreibt er über das Urteil an Stelle von „Im Namen des Volkes“?

♦ Also sprach unsere Kanzlerin: Geboten sei „nunmehr ein Lernprozess, wie wir besser in der Lage sind, unsere Außengrenzen zu schützen.“ War das als brutaler Ausnüchterungssatz für Migrationsbesoffene zu verstehen? Und wer soll das Grenzschützen lernen? Unsere Miss „Kita“ von der Bundeswehr? (Die Truppe übt schon mal Grenzschutzhilfe in Eritrea und im Sudan, selbstverständlich ohne Schießen!)

Oder meinte die Kanzlerin die Griechen?

♦ Die Griechen können Grillen und Sirtaki tanzen, aber nicht „Haushalt“, „Grenzsicherung“ oder „Flüchtlingsrückführung“. Wir müssen uns damit abfinden: Aus einem blinden Hund wird kein guter Blindenhund.

♦ Und aus einem Täuscher und Trickser wird kein ehrenwerter Kaufmann. Was uns zum Bundesfinanzminister bringt: Der stellt 94 Milliarden Euro für Flüchtlinge bereit. Also für alle, die in den letzten Monaten vorbeigekommen sind, um als Ärzte, Ingenieure und Facharbeiter unseren Wohlstand zu mehren. Natürlich wird er demnächst eine ähnliche Summe nach Hellas überweisen.

♦ Ein Blick in die Vereinigten Staaten verspricht ein wenig Heiterkeit und Entspannung von unserem Europa-Trübsal. Hillary Clinton, von deutschen Medien zur nächsten US-Präsidentin der Herzen herbeigeschrieben, will „geheime UFO-Dokumente“ freigeben.

Aha! Aber The Donald ist der Verrückte?

♦ Um Letzteres zu beweisen, zitiert Focus online einen Experten, der Angela Merkel wahrscheinlich für die Jungfrau Maria hält. Ozzy Osbourne, der sich mittels Alkohol und Drogen auf die Entwicklungsstufe eines Primaten zurückgeschossen hat, sieht in Donald Trump den Wiedergänger Adolf Hitlers.

♦ Dass die Kunst das Abbild unserer Gesellschaft ist, wissen wir nicht erst seit Dönermanns Gedichten. Nun ist ein knieender Adolf für 17,2 Millionen Dollar versteigert worden. Ich hätte noch ein Original-Teeservice vom Berghof. Falls jemand Interesse und Geld hat …

♦ Apropos Österreicher. SPÖ-Kanzler Faymann sagt zum Abschied „Servus“, und der Bahnchef übernimmt. Du glückliches Österreich, bei uns ist niemand in Sichtweite, der übernehmen könnte!

♦ Eine Meldung, zwei Wahrnehmungen, eine Schande: „Bis zu 40.000 Nicht-Muslime drangsaliert“ schreibt die FAZ über die Zustände in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Bei Spiegel online heißt das „Christen klagen über Schikanen in Flüchtlingsheimen“. Klingt harmlos wie „Urlauber klagen über schlechtes Wetter“.

♦ Es gibt gute Rocker und schlechte Rocker. Die schlechten „stehen Putin nahe“: Putins Nachtwölfe brettern durch Berlin. Durch Berlin? Da haben doch die guten, (Obamas?) Hells Angels, ein paar Puffs …

♦ Die WC-Frage teilt Amerika. Die US-Regierung verklagt den Bundesstaat North Carolina wegen „Diskriminierung von Transsexuellen“. Wer hätte gedacht, dass der Kampf um Freiheit und Demokratie einmal in Bedürfnisanstalten ausgetragen würde?

♦ Mit langsamen Schritten nähern wir uns der Bundestagswahl, und unsere Parteien werden zunehmend nervös. Händeringend suchen sie Hilfe, um sich beim Wähler ins rechte …äh… richtige Licht zu rücken. Wir wollen diesen Helfern bei ihrer Arbeit ein wenig zuschauen in unserer neuen Serie:

Der Spinn-Doktor kommt.

Wenn der Bayern-Horst für alle Gazetten und das TV im Keller mit der Eisenbahn spielt, dann steckt ein cleverer Berater dahinter. Schnell noch eine Playmobilfigur mit der Aufschrift „Angela Merkel“ an den Bahnsteig gestellt, und schon ruft der Horst „Zurücktreten, bitte!“. Politik mag ein schmutziges Geschäft sein, aber privat ist der Horst ein ganz lieber Mensch, der auch mal einen Scherz macht. Oder so.

♦ Hinterbänkler sind auf sich allein gestellt, wenn sie mediale Aufmerksamkeit suchen, und manche machen das nicht schlecht. Detlef S. aus Euskirchen etwa, der das Ziegengedicht im Bundestag vortrug, oder der Genosse Drexler, der um muslimische Wählerstimmen buhlt, indem er sich weigert, einer AfD-Frau die Hand zu geben.

Heiko der Woche.

Unser Preis für Hetze und üble Nachrede, der „Heiko der Woche“, wird diese Woche im Bundesjustizministerium hausintern vergeben. Staatssekretär Gerd Billen ist unzufrieden mit Facebooks Löschpraxis. Da müsse noch viel mehr passieren. Gut gekläfft, Bello! Bestimmt würde es dem Minister noch besser gefallen, wenn der Herr Staatssekretär mit gutem Beispiel voranginge und nach Feierabend selbst ein wenig löscht.

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