Die Überheblichkeit der Lindsey Vonn

Lindsey Vonn hat die Einladung ins Weisse Haus mit ihrer Verachtung für Trump vermischt. Das rechtfertigt zwar keinen einzigen Hasskommentar. Aber es ist unklug.

© Alexander Hasenstein/Getty Images

Lindsey Vonn, die beste Skifahrerin aller Zeiten, möchte an den kommenden Olympischen Spielen nicht Donald Trump präsentieren, sondern die Menschen in den USA. Das sagte sie neulich in einem Interview mit CNN. Und wo sie schon dabei war, enthüllte sich auch gleich, dass sie eine Einladung ins Weisse Haus auf keinen Fall annehmen würde: „Absolutely not.“ Für beide Aussagen erhielt sie viel Applaus von US-Demokraten, für letztere aber auch viele Hass-Kommentare. Auf Instagram gab sie Antwort: „Die vielen negativen Rückmeldungen haben mir die Augen geöffnet und gezeigt, wie gespalten wir gerade sind.“ Auch sie habe ein Recht auf eine politische Meinung.

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 Selbstverständlich hat Vonn das Recht auf eine politische Meinung. Und gerade in ihrem Heimatland, den USA, wäre es ja eher eine Überraschung, würde sie die für sich behalten. Gewohnheitsmässig nutzen Sportler Stadien, Sänger Songs und Hollywood-Stars Preisverleihungen, um der Welt ihre politischen und idealistischen Botschaften aufzudrängen, am allerliebsten aber ihre Abneigung gegen Donald Trump. Das Problem ist, das Publikum möchte Unterhaltung und keine Politik. Die Zuschauer- und Abonnenten-Zahlen bestätigen das, beim Sportsender ESPN und bei der NFL sind sie seit dem „Take a Knee“-Protest der NFL-Spieler rückläufig, auch bei den Emmys im Herbst waren die Ratings laut CBS mit 11.4 Millionen Zuschauern etwa so schlecht wie im vergangenen Jahr, als die tiefste Quote überhaupt erreicht wurde.

Lindsey Vonn hat die Einladung ins Weisse Haus mit ihrer Verachtung für Trump vermischt. Das rechtfertigt zwar keinen einzigen Hasskommentar. Aber es ist unklug. Denn für viele Amerikaner ist das Weisse Haus nationaler Stolz, steht für Land und Heimat, für Zusammenhalt und Stärke – Partei-unabhängig. Eine Einladung ist eine der höchsten Ehren, wäre ein Highlight im Durchschnitts-Leben vieler Durchschnitts-Amerikaner und dafür muss man kein übermässiger Patriot, kein Republikaner und auch kein Trump-Fan sein. Dass nach Vonns Äusserungen viele gekränkt sind, sie für eine „abgehobene Prinzessin mit schlechten Manieren“ halten, ist nicht verwunderlich. Wie so mancher Prominente scheint auch sie vergessen zu haben, dass zu einer Nation alle Menschen gehören, auch Trump-Unterstützer, und dass unter ihren eigenen Fans viele sind, die diesen Präsidenten gewählt haben.

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Einer der wenigen Superstars, die das durchblicken, ist Taylor Swift. Die bestbezahlte Sängerin der Welt hüllt sich mit ihrer politischen Meinung in Schweigen. Natürlich regt das zu Spekulationen an, ist die 28-jährige für Trump oder gegen ihn? Besonders die Medien können Swifts Schweigen nur schwer verkraften, müssen sich mit Geschichten über die ungesunde Burger-Vorliebe des Präsidenten abfinden, wo sie ihre Leserschaft doch so viel lieber mit dem Abdruck von vernichtenden Anti-Trump-Promi-Tweets beglücken würden. Aus Verzweiflung schreiben sie Dinge wie „Ist es ok, dass Taylor Swift nicht über Politik spricht?“ oder „Wir warten noch immer auf eine Erklärung, warum Taylor Swift während der Wahl 2016 apolitisch geblieben ist.“ Ein Blogger fühlte sich gar dazu berufen, das Schweigen als „eine subtile Ermunterung für die Gruppe White Supremacy“ auszulegen.

Swift schweigt zu Politik, weil sie klüger ist als die anderen. Sie gibt ihrem Publikum, was es sich wünscht: Unterhaltung. Damit stösst sie keinen ihrer Fans vor den Kopf, zwingt niemanden, Partei zu ergreifen. Vor allem zeigt sie damit, dass sie nicht abgehoben ist.

Der Beitrag erschien zuerst in der Basler Zeitung.

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Kommentare ( 72 )

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as140
6 Jahre her

Gibt es überhaupt noch irgendeinen Promi, der sich nicht in die Politik einmischt. Ich weiß nicht, wie lang es her ist, dass ich einen aktuellen Film gesehen hab, in dem nicht entweder die amerikanische Politik verteufelt oder die deutsche hochgelobt wurde.

Cal
6 Jahre her
Antworten an  as140

Amanda Tapping hält sich vornehm zurück. ^^

Philipp Richardt
6 Jahre her

Der spanische Radrennfahrer, Miguel Indurain, wurde seinerzeit auch oft mit politischen Fragen gelöchert. Er antwortete nur, er sei Radrennfahrer.

Norri
6 Jahre her

Man erinnere sich zurück an die Republikaner nach der Wahl 2012. Sie waren geknickt aber machten weiter. Nun schaue man seit einem Jahr auf Amerika. Die Demokraten kriegen sich nicht mehr ein, sondern ergötzen sich an teilweise schon okkulten Ritualen, das sie bis heute nicht verkraften und verstehen, was passiert ist.

Eco
6 Jahre her

Jeder Promi ist gut beraten das Wahlgeheimnis für sich zu beanspruchen. Es liegt eben auch immer eine gewisse Überheblichkeit der Promis und Fehleinschätzung des Publikums vor, wenn Promis in der Politik, aber auch Frauen- oder Genderfragen, …. als Fachleute angesehen werden und ihre Meinung dann als wichtig betrachtet wird. Rolf Herricht war ein beleibter Komiker in der der DDR und wurde deshalb eben auch zu verschiedenen Feiern eingeladen, die Leute waren dann entäuscht, wenn er nicht für die erwartete Lachkanonade sorgte, was er sehr feinsinnig so kommentierte: „Fragen Sie einen Schauspieler, der einen Mörder spielt, auch ob er zu Hause… Mehr

Unsportlicher
6 Jahre her

Ich denke, Promis (Sportler, Schauspieler, Musiker etc.) zeigen heutzutage mehr Charakter und Zivilcourage, wenn sie sich NICHT an den wohlfeilen Kampagnen (gegen Trump, gegen Rechts, gegen Brexit, gegen Sexismus, gegen Klimawandel etc.pp.) beteiligen, als wenn sie weitgehend risikolos dem „politisch-korrekten“ Mainstream hinterherlaufen und sich dabei als Helden des Widerstands gegen alles Böse auf dieser Welt inszenieren. Respekt habe ich deswegen vor allen Promis, die sich von ihren Promi-Kollegen nicht dazu drängen lassen, es ihnen gleich zu tun. Möge jeder nach seiner Facon selig werden. Ich bin froh, dass es noch ein paar Promis gibt, die sich (noch?) nicht als Weltretter… Mehr

Eysel
6 Jahre her

Es wird in „gewissen Kreisen“ und mit Medien-Macht gnadenlos unterstellt,
eine Anti-Trump-Meinung (spiegelbildlich Anti-Merkel) sei alternativlos.
– DAS ist es was höchst undemokratisch wie GG-widrig die Gesellschaft spaltet. –
NICHT die Existenz einer – wie guten oder schlechten auch immer – Opposition. –

Gero Hatz
6 Jahre her

Vielleicht sollten wir davon Abstand nehmen, jeden politischen Schwachsinn eines Spitzensportlers ernst zu nehmen.

Winfried Jäger
6 Jahre her

Lindsay Vonn ist eine junge Frau, die gut Skifahren kann. Sie sieht auch passabel aus. Nicht mehr und nicht weniger. Prominenz sollte man nicht mit Intelligenz oder Bildung verwechseln. Am besten ist es, wenn man die Einlassungen prominenter Persönlichkeiten zu politischen Themen einfach ignoriert. Wenn Lindsay nicht Skifahren könnte, wären ihre Ansichten genauso interessant wie die von Lieschen Müller. Mit anderen Worten: Liebe Tamara Wernli verschonen Sie uns mit sowas.

Jedediah
6 Jahre her

Was hat eine Sportlerin, deren Begabung eindeutig nicht im Politischen liegt, dort zu suchen, groß aufgemacht? Ach so, so funktioniert Demokratie. Die linken Weltverbesserungs-Einpeitscher können mit blonden Sportschönheiten naive Wählermassen mobilisieren. Lief ja hier schon ähnlich mit Gauland vs Boateng. Alles an Dummheit und Gemeinheit kaum zu überbieten.

berk
6 Jahre her

„Lindsey Vonn, die beste Skifahrerin aller Zeiten,….“
Dann mache ich das jetzt mal etwas realer und kleiner
„Lindsey Vonn, die beste Skifahrerin bisheriger Zeiten,……“
denn; „aller Zeiten“ sind eben alle über 1 Mrd Jahre in der Vergangenheit und über 1 Mrd Zukunft