Da Kirchen aus Eigenem nichts mehr zu bieten haben, zeigen sie Haltung und setzen sie Zeichen, natürlich gegen Rechts. Die Mehrheit der Gläubigen haben sie damit verprellt; doch das Familienministerium haben sie gewonnen. Das zählt, denn damit fließt das Geld in Strömen. Von Konrad Adam

Früher waren Wahlzeiten gute Zeiten auch für die Kirchen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Selbst die Bayern sind nicht mehr dazu bereit, nach dem Besuch von Gottesdienst und Biergarten ins Wahllokal zu gehen und ihr Kreuzchen dort zu machen, wo der Pfarrer es haben will. Bischöfe und Prälaten, Präsides und Präsidenten haben das bemerkt und Vorsorge getroffen. Als sich die Kirchen leerten, haben sie neben ihren Amtssitzen auch ihre Werbefirmen, die Akademien großzügig ausgebaut. Während die Gotteshäuser entweiht und abgerissen, geschlossen oder in Moscheen verwandelt werden, blüht der Akademiebetrieb. Was der Glaube nicht mehr vermag, soll durch mediales Geplänkel, mit Hilfe von powerpoint, workshop und coffee break wettgemacht werden. So jedenfalls die Theorie.
Die Kirchen tun, was alle tun, sie gehen mit der Zeit. Da sie aus Eigenem nichts mehr zu bieten haben, zeigen sie Haltung und setzen sie Zeichen, natürlich gegen Rechts. Die Mehrheit der Gläubigen haben sie damit verprellt; doch die modernen Ersatzkirchen, die Landeszentralen für politische Bildung, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die Masse der Netzwerke, der Stiftungen, der Initiativen, der Arbeitskreise, der Interessen- und Fachverbände, die haben sie gewonnen – und damit eben auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das zählt, denn damit fließt das Geld in Strömen.
Aber wie lange noch? Was wird, wenn es am 23. Februar schief geht? Wenn die Wähler anders entscheiden als Parteien, Kirchen, Staatssender und Gewerkschaften sich das wünschen? Wer garantiert dann, dass der Akademiebetrieb im altem Stile weiterläuft? Zusammen mit den Mitgliedern werden ja auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer knapp, und wer springt ein, wenn Lisa Paus nicht länger an der Kasse sitzt? Solche Fragen treiben nicht nur die kirchlichen Bildungseinrichtungen um, sie machen auch den Kulturschaffenden zu schaffen, die sich daran gewöhnt haben, aus dem Millionen-Programm „Demokratie leben!“ gut versorgt zu werden.
Die Katholische Kirche tut sich noch schwer mit der Emanzipation, ihr hängt die Priesterherrschaft nach, die zwischen Mann und Frau unterscheidet, also diskriminiert. Unter Anleitung von Frau Stetter-Karp, der ZdK-Präsidentin, hat sie sich aber auf den wahren, den synodalen Weg gemacht und kommt auf dem auch gut voran. Das Vorbild der Exhibitionistin, die in einer Evangelischen Kirche der Stadt Nürnberg nackt auf den Altar stieg, um dort mit weit gespreizten Schenkeln ihre Andacht zu verrichten, lässt die Konkurrenz nicht ruhen; und sie tut, was sie kann. Unter dem Titel Gut.Katholisch.Queer lädt die Katholische Akademie Frankfurt zur Abendveranstaltung Queer in church und bedankt sich bei ihren Ministranten und Pfarrern für treue Dienste mit dem Hinweis, sie seien doch schwul.
Die Evangelische Kirche ist schon weiter. Die schönen Jahre, in denen praktizierende Pädophile wie Helmut Kentler, der Odenwäldler Gerold Becker und sein Freund Hartmut von Hentig auf Kirchentagen gern gesehene Gäste waren, sind vorbei, und nur noch in der Erinnerung, im Wege von Aktenstudium und Aufarbeitung, lassen sich die sexuellen Freiheiten, die damals Mode waren, noch einmal genießen. Die Zukunft sieht anders aus, da geht es um Mediennutzung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, und Heinrich Bedford-Strohm, der ewigwährende Ratsvorsitzende, denkt schon darüber nach, wann er den ersten Roboter über den Taufstein halten darf.
Der alte Glaube ist steril geworden, und einen neuen gibt es nicht, noch nicht zumindest. Kirsten Fehrs, Bedford-Strohms späte Nachfolgerin im undankbaren Amt des/der Ratsvorsitzenden, klagt über die moderne Gottesmüdigkeit, und Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, empfiehlt seiner Kirche, weniger von Gott zu reden. Beide haben offenbar nicht verstanden, was Heinrich Heine, der getaufte Jude, sehr wohl verstanden hatte: dass es die Kirche selbst ist, die sich ruiniert, sich überflüssig macht und abschafft. In Deutschland, schrieb Heine vor mehr als hundertfünfzig Jahren, „sind es die Theologen, die dem lieben Gott ein Ende machen“ – man werde immer von seinen Freuden verraten, nie von seinen Feinden.
Dr. Konrad Adam ist Journalist, Publizist und ehemaliger Politiker der AfD. Er war Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Chefkorrespondent und Kolumnist der Tageszeitung Die Welt in Berlin.
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Die Kirche hat ihre Bedeutung mit der Alphabetisierung der Bevölkerung verloren. Wer braucht die Kirche, wenn er eine Bibel selbst lesen kann? Die Suche nach Gemeinschaft kann es nicht sein. Mit dem, was da so zu kirchlichen Veranstaltungen humpelt und stolpert, will ich nicht die Luft zum Atmen teilen müssen.
Das Problem beginnt bereits dann, wenn der Glaube institutionalisiert und damit zum Narrativ wird, mit dem durchaus weltliche Zwecke und Ziele verbunden sind. Dass diese Verkirchligung und persoenliche Vereinnahmung , damit automatisch auch eine Verweltlichung, nicht im Sinne des Namensgebers sein duerfte, darf man, die Erzählungen als eingermassen valide unterstellt. Die Geschichte der Religion weist „eigentlich“ genug Episoden und Phasen auf, die das grundsaetzliche Risiko bei einer derartigen Entwicklung bestätigen, fuer alle Beteiligten, selbst fuer unweigerlich damit verbundenen machthabenden Taeter, welche das Potential natuerlich erkannten, vor allem aber unweigerlich fuer die Religion selbst. Die einzelnen Auswüchse sind ihrer konkreten Natur… Mehr
Danke für diesen Beitrag! Er hat mich einmal mehr darin bestätigt, dass ich völlig zu Recht vor Jahrzehnten schon die katholische Kirche verlassen habe und seit einiger Zeit nicht einmal mehr in die Christmette gehe. Leid tun mir nach wie vor meine verstorbenen Eltern, für die die Gemeinde und der Glaube tragende Gestandteile ihres Lebens waren!
„Kirsten Fehrs,… klagt über die moderne Gottesmüdigkeit“
Irrtum!
Die Gläubigen sind Gottes nicht müde.
Sie sind es nur müde, ihn in einer Kirche zu suchen, die ihm gekündigt und an die Grünen vermietet hat.
Es ist auch nicht die Liebe zum Mitmenschen.Auch nicht die Gastfreundschaft. Es ist die Selbstüberhöhung, die super-duper-Hochmoral. Wir retten den Planeten, wenn wir nicht vorangehen! Diese CO2-Irrlehre! Der CO2-Anstieg ist die Folge, nicht die Ursache der Erderwärmung! Und speziell die dt. Kirchen haben den Glauben an Gott total verloren! Null Gottvertrauen, Gebete ausschließlich an uns Menschen gerichtet. Aber es gibt kein Weiter so im bisherigen Tempo: Es wird eine Schussfahrt in den Abgrund. Da war die DDR-Pleite noch relativ harmlos im Vergleich…
Es war einmal, lang ist’s her, da auch ich mir gewünscht hatte, dass die Priester mehr Politisches ansprechen und nicht immer nur dieselben weltfernen Litaneien herunterbeten. Der Unterschied zur Jetztzeit war allerdings, dass meine Wünsche niemals billige Parteipolitik betrafen, und dass es sich bei den politischen Ansprüchen um real existierende Misstände (!!) und nicht um potemkinsche Dörfer von geistig verwirrten Ideologen oder um rechtswidrige Irrationalitäten aus Absurdistan handelte!!!
Ich stimme Ihnen vollumfänglich zu, Herr Dr. Adam. Die Kirche ruiniert sich selbst und macht sich überflüssig. So überflüssig wie Verräter nunmal sind!
Lisa Paus Familienministerium sollte umgetauft werden in Machterhaltungszentrale. Welchen Bezug zu Familien hat die Steuergeldverteilung nach dem Millionen-Programm „Demokratie leben!“ ? ? ?
Offenbar liegt der Kirche wenig an der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Priester und sonstigen Prälaten! Vermutlich sind das Einzelfälle, die an der doktrinären Unfehlbarkeit dieser Institution nichts ändern! Zudem fühlen sich die christilichen Kirchen ihren muslimischen Betbrüdern zunehmend im Geiste verbunden und teilen deren rückwärtsgewandte Glaubensdoktrin: ob nun Jesus oder Mohamed im Jenseits auf uns warten, kann ohnehin niemand überprüfen!
Nein – die von Ihnen genannten Vorwürfe gegenüber den Priestern waren aus meiner Sicht systematische und gezielt lancierte Diffamierungskampagnen, um die Kirche gefügig zu machen gegenüber dem woken Mainstream!!! Wie man inzwischen sieht, mit großem Erfolg!!! Ich weiß, viele sehen das anders, und meist sind das diejenigen, die die Kirche schon immer zerschlagen sehen wollten.
Die Kirchen, evangelisch wie katholisch, beweisen durch ihr Verhalten
analog zum linken Mainstream, daß es ausschließlich um Macht und Geld
geht. Die Reichskonkordat-Verträge, die 1933 zwischen dem Vatikan und
der EKD und der NSDAP dominierten Regierung geschlossen wurden,
haben auch heute noch uneingeschränkt Geltung.Die Kirchen werden daher
Alles, dem Zeitgeist entsprechende tun, um diese Privilegien zu erhalten.
Wir bräuchten einen Donald Trump, aber wir bekommen einen Friedrich Merz.
Und selbst das ist Stand heute nicht mehr sicher. Das ging schnell.