Mit Vetternwirtschaft zu Spitzenjobs bei EU-Asyl-Agentur

Ermittlungen gegen Asyl-Beamte der EU wegen Verstößen bei der Personalbesetzung, Hausdurchsuchungen in der Huawei-Causa bei EU-Lobbyisten und Parlamentsabgeordneten: Europas Verwaltungszentrum in Brüssel gibt aktuell nicht das beste Bild ab.

picture alliance / Xinhua News Agency | Marios Lolos
Nina Gregori, Leiterin der EU-Asyl-Agentur EUAA, 2020 in Athen.

Die schweren Vorwürfe gegen die Leiterin der EU-Asyl-Agentur EUAA Nina Gregori dürften sich bestätigen: Die Anti-Korruptionsbehörde legte einen ersten Bericht vor. Aufgrund dieser Ermittlungen gegen die Asyl-Beamten der EU und auch aufgrund der Hausdurchsuchungen in der Huawei-Causa bei EU-Lobbyisten sowie Parlamentsabgeordneten gibt Europas Verwaltungszentrum in Brüssel aktuell nicht das beste Bild ab.

In der EU-Asyl-Agentur (EUAA), die für die Umsetzung des europäischen Asylrechts zuständig ist, soll es über Jahre hinweg zu schwerwiegenden Verstößen bei der Personalbesetzung gekommen sein. Das berichtet nun Politico unter Berufung auf ein vertrauliches Untersuchungsdokument des EU-Betrugsbekämpfungsamts OLAF. Der Vorwurf: Führende Funktionäre sollen Freunde und Vertraute systematisch bevorzugt und bestehende Vorschriften umgangen haben. Der Europäische Rechnungshof und das EU-Parlament schalten sich nun ein.

„Freundeskreis“ statt Fairness

Demnach sei ein „enger Kreis“ von Bekannten und Vertrauten auf Führungspositionen gehievt worden – zum Teil unter Umgehung von Ausschreibungsverfahren, mit Abbruch laufender Auswahlprozesse oder durch gezielte Besetzung von Auswahlgremien mit loyalen Personen. Zwischen 2019 und 2023 wurden laut Bericht mehrere mittlere Führungspositionen bewusst nach persönlichen Verbindungen vergeben – nicht nach Qualifikation oder Personalbedarf.

Die betroffenen Personen hätten sich laut OLAF in einem engen, informellen Netzwerk befunden, trafen sich regelmäßig privat, gingen gemeinsam Kaffee trinken oder kannten sich schon vor ihrem Eintritt in die EUAA. Solche Praktiken verstoßen gegen die EU-Personalverordnung, die bei der Vergabe von Stellen Transparenz und Objektivität vorschreibt.

OLAF ermittelte

Die OLAF-Ermittlungen begannen Ende 2022 nach anonymen Hinweisen von Mitarbeitenden. Im Frühjahr 2024 wurde der Abschlussbericht dem EU-Parlament übergeben. Eine gerichtliche Aufarbeitung ist jedoch bislang nicht vorgesehen. Stattdessen erteilte der Verwaltungsrat der EUAA der Exekutivdirektorin Nina Gregori eine Ermahnung und sprach Empfehlungen aus, die Personalprozesse künftig transparenter zu gestalten.

Gregori selbst weist alle Vorwürfe zurück. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärte sie, es habe „keine Disziplinarmaßnahmen“ gegeben. Ihre Personalentscheidungen seien durch außergewöhnliche Umstände gerechtfertigt gewesen – etwa durch die Flüchtlingsbewegungen nach dem Fall Kabuls, dem russischen Angriff auf die Ukraine oder dem Belarus-Grenzkonflikt. Man habe angesichts des plötzlichen Personalbedarfs auf temporäre Besetzungen gesetzt.

EU-Parlament stoppt Haushaltsfreigabe

Das EU-Parlament zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt. Am 7. Mai 2025 stimmten die Abgeordneten dafür, die Genehmigung des Haushaltsplans 2023 der EUAA auszusetzen. Formal ist dies nicht bindend – doch politisch ein klares Misstrauensvotum.

„Die Vorwürfe sind alarmierend und gefährden die Stabilität und Glaubwürdigkeit der Agentur“, sagte der schwedische Abgeordnete Jonas Sjöstedt, Mitglied des Haushaltskontrollausschusses. Es sei nicht auszuschließen, dass Gregori ihr Amt verlieren könnte, sollte sie die Zweifel nicht ausräumen.

Die Enthüllungen kommen zu einem heiklen Zeitpunkt: Die EU steht unter enormem Druck, ihre neue Migrationsagenda mit verschärften Rückführungen und einheitlichen Asylverfahren konsequent umzusetzen. Die EUAA spielt dabei eine zentrale Rolle. Umso problematischer ist es, wenn ihre eigene Verwaltungspraxis als intransparent und parteiisch in die Schlagzeilen gerät.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 10 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

10 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Haba Orwell
1 Monat her

> gibt Europas Verwaltungszentrum in Brüssel aktuell nicht das beste Bild ab.

Wieso – mir scheint, für die EUdSSR ist exzessive Korruption das Staatsziel – das Gebilde dient einzig dazu, Gelder zu schieben und abzuzocken. Offenbar funktioniert es. Wenn man keine Korruption haben möchte, muss man das Gebilde verklappen.

puke_on_IM-ERIKA
1 Monat her

Was für eine Neuigkeit – die EU als korrupter Haufen von Selbstbedienern und Hinterzimmertricksern.
Konnte ja keiner ahnen !
Ein Martin Schultz, der sich Anwesenheitsgelder erschleicht, ein UvdL die MIlliarden an Pfizer freihändig per SMS vereinbart, eine Keili, die Plastiktüten von Bargeld annimmt – alles genauso korrupt, wie es die Apparatschiks immer so schön vehement abstreiten !
Auch hier ist DOGE überfällig !

Last edited 1 Monat her by puke_on_IM-ERIKA
HansKarl70
1 Monat her
Antworten an  puke_on_IM-ERIKA

Ein Spiegelbild der Gesellschaft. Nichts anderes war zu erwarten.

Or
1 Monat her

Liebes TE. Wollt Ihr etwa der EU Korruption unterstellen ?
Das ist doch bei DER EU Führungsspitze undenkbar.

Danton
1 Monat her

Man erinnert sich bitte: vdL ist erst Präsidentin dieser Veranstaltung geworden nachdem sie bewiesen hat das sie Korruption kann. Beraterverträge in dreistelliger Millionenhöhe an Freunde die genauso wenig Ahnung von Militär hatten wie vdL (Verteidigungsministerin). Damit hat sie sich erpressbar gemacht (s.a. Scholz CumEX, Spahn Masken usw), und signalisiert, das sie gegenüber dem Bürger, dem Souverän, dem Staatsvolk, dem Steuerzahler nur ein feudales ‚verpisst euch‘ und ‚geht euch nichts an‘ übrig hat. Diese Mischung macht es. Man kann dieser Greogori nicht in den Kopf kucken, aber mein Instinkt sagt mir, rein nach der äusserlichen Beurteilung, für Geld macht die alles,… Mehr

Manfred_Hbg
1 Monat her

Der Vorwurf: Führende Funktionäre sollen Freunde und Vertraute systematisch bevorzugt und bestehende Vorschriften umgangen haben. (…………………). Demnach sei ein „enger Kreis“ von Bekannten und Vertrauten auf Führungspositionen gehievt worden – zum Teil unter Umgehung von Ausschreibungsverfahren“ > Es läuft doch bestens in EU-Brüssel -….alles im Lot dort. (Zynism off) Warum nur überrascht mich -auch- diese Meldung so gar nicht. Dieser aus unfähigen grünlinken Pseudodemokraten, NGO’s, Filz und Clan-Strukturen bestehender brüsseler Moloch gehört geschlossen und mit der extragroßen XXL-Mistgabel ausgemistet. Bemerkenswert scheint mir zu sein, dass die „Demokraten“ die dort immer wieder durch Bestechlichkeit, Beschiss und Vorteilsnahme auffallen, daß diese Klientel… Mehr

NochNicht2022
1 Monat her

Stampft doch diese „EU-Asyl-Agentur EUAA“ mit Sitz in Malta (!) sofort ein. Das Ganze nannte sich vor 2022 blumenreich „Europäisches Unterstützungsbüro für Asylfragen EASO“. Was es da alles gibt … Schickt die offensichtlich korrupte, seit 2018 auf diesem Posten hockende Nina Gregori nach Slowenien zurück. Eine Figur, die mehr verdient als der BRD-Bundeskanzler. Dort hatte die Dame schon 20 Jahre im slowenischen Innenministerium in Laibach gewirkt. Was wird sie da wohl alles unter den nahezu jährlich wechselnden Ministern Bohinc, Mate, Krasal, Zalar, Goranek & Co. gelernt haben? „Stopf Dir die eigenen Taschen voll!“, oder? – Gesamtbewertung: Wiederum eine Bestätigung für… Mehr

Gernoht
1 Monat her
Antworten an  NochNicht2022

Ja, trumpisieren die Behörde. Alternativ auch elonisieren.

Ernst-Fr. Siebert
1 Monat her

Bei „Mitarbeitenden“ habe ich aufgehört, zu lesen.

rainer erich
1 Monat her

Na sowas. Koennte es sein, dass “ wir“ von mehr oder weniger Kriminellen beherrscht werden und die Korruption Teil dieser Herrschaft ist? Ich verweise auf den zweifellos groesseren, dunklen Teil der Veranstaltung bzw den, bei dem die Korruption in unterschiedlichen Intensitäten ausgeübt wird. Ich rate inzwischen wiederholt, aber natuerlich sinnlos zu einem realistischen Blick auf die Lage und vor allem die Taeter. Dieser Niedergangsprozess ist natuerlich systemisch ( und charakterlich) zwingend mit Korruption verbunden, nicht nur damit. Da kommt noch mehr. Viel mehr. Die Taeter sind voellig skrupellos. Zum einen aufgrund des „Auswahlprozesses“, zu anderen wissen sie um die Gefahr… Mehr