„Ökoworld“ übernimmt aus Sorge um Strafbarkeit doch nicht Strafgelder der Letzten Generation

„Ökoworld“ hatte angekündigt, die Strafgelder von Klimaextremisten der Letzten Generation künftig zu zahlen. Nach heftiger Kritik zieht sich Unternehmensgründer Alfred Platow nun zurück. Möglicherweise hätte Platow damit gegen Steuergesetze verstoßen und sich des Anlagebetrugs schuldig gemacht.

IMAGO / Massimo Rodari
Extremisten der Letzten Generation haben auf dem Berliner Kurfürstendamm mehrere Luxus-Geschäfte mit Farbe beschmiert, 23.04.2023
Die Firma Ökoworld will jetzt doch nicht mehr Strafen für die Letzte Generation bezahlen. Am Dienstag hatte der Finanzverwalter Ökoworld angekündigt, dass er die Strafgelder der Klimaextremisten übernehmen wolle. Nach heftiger Kritik zieht sich Unternehmensgründer Alfred Platow zurück. Dabei wurden auch Fragen nach der Strafbarkeit der Klimaextremisten-Hilfszahlungen laut.

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt kritisierte gegenüber Bild den Plan der Ökofirma: Wenn ein Finanzdienstleister seine wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu einsetze, solche Straftaten zu fördern und dazu anzustiften, werfe das Fragen auf. Sollten beispielsweise Geldstrafen durch ,Ökoworld AG‘ ersetzt werden, sollten die Staatsanwaltschaften Beihilfe und Anstiftung zu Straftaten prüfen.

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In einer Pressemitteilung gibt Platow nun bekannt: Mit Kritik habe er gerechnet, allerdings nicht in diesem emotionalen Ausmaß. Er will jetzt nur noch privat 20.000 Euro in einen Umweltfonds überweisen, um die Proteste zu unterstützen. Ein herber Schlag für die Klimaextremisten. Die schrieben am Mittwoch noch auf ihrem Twitter-Account: „Durch diese Zusage falle eine wichtige Hürde, um sich zukünftig an Protesten zu beteiligen.“

Der Rückzug kam jedoch nicht ganz freiwillig. Möglicherweise hätte er mit diesem Vorgehen gegen eine Reihe von Gesetzen verstoßen. Zu berücksichtigen ist, dass es sich bei den Protest- und Blockade-Aktionen der Letzten Generation zweifellos um rechtswidrige Handlungen im Sinne des Strafgesetzbuches handelt, wie mittlerweile zahlreiche Verurteilungen bis hin zu Haftstrafen zeigen. Eine Übernahme von Bußgeldern wäre damit als Unterstützung strafbarer Handlungen und einer kriminellen Vereinigung zu sehen; die Übernahme von fremden Rechtskosten in der Bilanz und Steuererklärung der Ökoworld AG ist nicht darstellbar. Spenden kann man derzeit an eine KUEÖ (gGmbH) mit dem Betreff: Letzte Generation. Eine Spendenquittung wird nicht erstellt. Die Webseite stellt so etwas wie anonyme strafrechtliche Rechtsberatung zur Verfügung.

War das alles nur ein Werbe-Gag?

Platow betreibt einen der größten Anbieter von Geldanlagen mit grünem Image in Deutschland. Sein Fonds verwaltete nach eigenen Angaben im 1. Quartal 2023 gut 3,2 Milliarden Euro; laut Geschäftsbericht erlöste er im Jahr 2021 einen Konzernüberschuss von 56,8 Millionen Euro. Für diese Klientel kann man die Aktion als PR-Gag betrachten, der auch wieder eingestellt wurde, ehe die Gesetzesverstöße relevant wurden. Aber auch hier stellen sich zahlreiche Fragen: Sind derartige Unternehmen glaubwürdig und liegen Verstöße gegen die diversen Regulierungen des Finanzmarktes vor, etwa durch irreführende Werbung? Wären die Anwaltskosten aus den Verwaltungsgebühren des Fonds bezahlt worden, läge möglicherweise Anlagebetrug vor, da diese Ausgaben nicht der Wertsteigerung dienlich sind.

Aus Sicht von Platow handelt es sich bei der finanziellen Unterstützung der Letzten Generation um eine kühle Investition, schreibt Alexander Wendt bei TE.

Erstens verschafft sie ihm und seinem Fonds Aufmerksamkeit – vor allem bei seiner Zielgruppe, Anlegern, die besonders grün und ethisch korrekt Geld verdienen wollen. Zweitens fördert der Millionär damit ein gesellschaftliches Klima, das seinen Geschäften nutzt – von der staatlich mehr oder weniger erzwungenen Umstellung des Fahrzeugbaus auf Elektoantrieb bis zum mit Subventionen massiv forcierten Solar- und Windkraftausbau. So sorgte Wirtschaftsminister Habeck öffentlich fast unbemerkt beispielsweise dafür, dass die Maximalvergütungen bei Ausschreibungen zur Wind- und Solarkraft um 25 Prozent angehoben wurden.

In der Kooperation von Ökoworld und Letzte Generation zeigt sich eine Art Verwertungskette: Der Eigentümer des milliardenschweren Fonds zahlt an eine Organisation, die auch mit strafbaren Mitteln Druck auf Politiker erzeugt. Die Politik wiederum entscheidet so, dass es der Anlagestrategie des Finanzunternehmens nutzt.

Platow und sein Fonds gehören zu einem weitgespannten und bisher noch weitgehend unbekannten engmaschigen Netzwerk, das den Gesellschaftsumbau vorantreibt und gleichzeitig davon profitiert.

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Kommentare ( 38 )

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Sozia
11 Monate her

Ich finde es schade, der deutsche Staat hätte Platow und seine Organisation um Milliarden erleichtern können und im Nachgang noch immer die Letzte-Generation-Terroristen in den Knast schicken können, bei der nächsten Straftat. Was hätte man alles mit diesem Geld Gutes anfangen können für die Menschen in Deutschland.

P. Pauquet
11 Monate her

Nehmen wir mal an, das ist tatsächlich so, und es findet sich nicht noch jemand Anderes, dann finde ich das absolute Spitze. Aber es könnte noch sein, dass sich aus der grün irren Scene etwas solidarisiert und so eine Art Fond bilden. Gibt’s vielleicht schon, keine Ahnung. Da könnten z.B. u. A. die tanzenden und singenden „Kein CO2 Omis“ mitmischen und einen Teil ihrer Rente monatl. spenden. Dann rechnen wir mal! Positiv denken und die Gerichte würden endlich richtig durchgreifen, dann könnte das so aussehen. Tagessatz 30 oder höchstens 50 €. Das richtet sich ja nach dem Einkommen, und da… Mehr

Don Martin
11 Monate her

Naja, die Mafia stellt ihren Geldeintreibern ja auch ne Rechtsberatung, wenn was schief geht. Und sorgt im schlimmsten Fall sogar für die Familie.
Quid pro quo. Nur stellen die sich etwas geschickter an und prahlen nicht vor der Presse rum. ;))

elly
11 Monate her

Ökoworld ist eine Vermögensberatungsfirma, die laut eigenen Angaben „ethisch und ökologisch“ korrekte Anlageprodukte vertreibt. Also Greenwashing als Geschäftszweck hat.

Thrym
11 Monate her

Gibt es eigentlich eine Spendenkasse für gestresste Autofahrer, die sich gegen Nötigung zur Wehr setzen und deshalb einen Anwalt brauchen? Ich wäre dabei!

Peter Pascht
11 Monate her

Ich komme mir vor wie in einem Irrenhaus voller skrupelloser Idioten. Seit 30 Jahren habe ich so einen kalte und naßen Frühling noch nicht erlebt. Vorige Woche waren in Hessen noch Minusgrade. Nacht-Temperaturen bei mir, Anfang Mai unter 10°C. Tag-Temperaturen bei mir, Anfang Mai unter 20°C. Noch bis 15. Mai ist naßkaltes Regenwetter angesagt. Mein Flieder hat kaum Bülensträuße und diese nur 1/3 so groß wie sonst, hatte ich noch nie. Die Aprikosen-Ernte und Kirschenernte ist überwiegend erforen. Setzlinge sind nur 1/3 so hoch wie voriges Jahr um die Zeit. Mir aber erzählen irgend welche Einwohner die aus dem Irrenhaus… Mehr

Dieter
11 Monate her

ich würde das so sehen: wenn „Öko“-world versucht das als Geschäftsausgaben anzusetzen , wird jeder klare Prüfer als verdeckte Gewinnentnahme des Eigentümers – mit der daraus resultierenden Steuerschuld – werten. Wenn jemand versucht die Strafe- also etwas was von Staatswegen als persönliche Belastung zur Besserung im Umgang mit den gesellschaftlich geltenden Gesetzen und ggf als Wiedergutmachung der Gesellschaft für den entstandenen (auch immateriellen) Schaden dient, führt er den Sinn der Strafe ad absurdum. Deshalb ist das rechtlich nicht zulässig und wird dann als Förderung, bzw Anstiftung zum des Gesetzesbruchs bewertet Dort muß ein Staatsanwalt eigentlich direkt einschreiten. Wenn das ganze… Mehr

Last edited 11 Monate her by Dieter
Leroy
11 Monate her

Übrigens, die letzte kontroverse Diskussion im ÖR ob der menschgemachte Klimawandel überhaupt existiert gab es im Jahre 2007. Seit diesem Tag glauben die Klimakasper, dass das ein Fakt wäre.

niezeit
11 Monate her

Diese Feiglinge! Jedes Charisma geht diesen Öko-Typen ab. Es geht ihnen nur ums Absahnen, Wichtigtun und Posten. Wir dürfen keine Angst haben, nicht zurück weichen, nicht nachgeben, und das mit ausdauernder, jahrelanger Geduld – jener Geduld, die diese Faulpelze auch hatten, um ihre Posten zu erschleichen. Irgendwann werden wir unser Land zurück erobert haben, in dem einst Freiheit, Fleiß, Wohlstand und Leistungswille wichtige Prinzipien waren.

Salvian
11 Monate her

Vermutlich hat der eine oder andere Leser hier sein Erspartes in Aktienfonds angelegt. Spätestens diese Geschichte sollte dazu anregen, einmal das Portefeuille durchzuschauen und alle Titel rauszuschmeißen, deren Geschäfte unter der Rubrik „climate change“ o. ä. laufen. Gleiches sollte nach den Erfahrungen der letzten Jahre übrigens auch für den Bereich „health care“ gelten. Und schon hat man ein ganz kleines bisschen Sand in das Getriebe der Klima- (und Impfstoff-) Mafia gestreut.