Dannenröder Forst: Versuchte ein Umweltaktivist zwei Polizisten zu töten?

Die Gewalt im Dannenröder Forst eskaliert. Zwei Polizisten wurden fast von einem Baumstamm erschlagen. Ermittler gehen von einer versuchten Tötung aus.

picture alliance/dpa | Nadine Weigel
Zwei Aktivistinnen zünden Pyrotechnik auf einem Baumhaus im Dannenröder Wald

Seit über einem Jahr protestieren „Umweltschützer“ in Hessen gegen den Ausbau der A49, die durch ein Waldgebiet führen soll. Es ist stiller in den Medien geworden um den Dannenröder Forst und die Aktivisten, die dort hausen. Doch die Räumung geht weiter, und in letzter Zeit kam es erneut zu Eskalationen seitens der Waldbesetzer. Vor kurzem haben die Aktivisten eine Pressekonferenz abgehalten, in der sie angeblich zunehmende Gewalt der Polizei beklagten. Der Aktivist Juri schilderte, die Polizei habe „in extrem gefährlichen Situationen und Höhen” den Einsatz von Tasern angedroht. Er forderte den Abzug der Polizei mit den Worten: „Bevor durch den Polizeieinsatz noch schlimmeres passiert – oder sogar Menschen getötet werden.“ Was damals noch nach einer Übertreibung klang, wirkt nach den neusten Vorfällen wohl eher wie eine Drohung.

Laut Ermittlungsunterlagen zu dem Vorfall, die die Bild-Zeitung zitiert, hatte ein Mann am Montag ein Baumstamm-Gerüst, einen sogenannten Twopod, zum Einsturz gebracht, indem er eine Seilverbindung durchtrennte. Unter dem Baum patrouillierten zu der Zeit zwei Bundespolizisten. Sie konnten sich mit einem Sprung vor den herabfallenden Baumstämmen retten und wurden so glücklicherweise nicht verletzt. Die Stämme fielen aber auf das Führerhaus einer Baumaschine, die dort ebenfalls stand. Der Maschinenführer wurde dank einer Schutzvorrichtung nicht verletzt. Der Täter flüchtete daraufhin über eine weitere Seilverbindung in ein Baumhaus in der Nähe.

Es besteht der Verdacht, dass ein Seil vorsätzlich gelöst wurde. In diesem Zusammenhang verfolgen wir eine Person, die damit in Verbindung stehen könnte.#A49

— Polizei Mittelhessen (@Polizei_MH) November 23, 2020

Wie die Polizei Mittelhessen bestätigt, wird aktuell eine Person verfolgt, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen soll. Da die Polizisten durch ihre Uniform als Polizeibeamte zu erkennen waren, muss man der Polizei zufolge von einem Versuch der gezielten Verletzung oder Tötung von Polizeibeamten ausgehen. Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als versuchte Tötung ein. Dies ist nicht der einzige gefährliche Angriff der Baum-Extremisten auf die Polizei. Am Dienstag kam es bei der Räumung weiterer Baumhäuser zu Schüssen mit Pyrotechnik auf Polizisten. Einsatzkräfte konnten sogar einen Waffenbunker ausheben, der mit Zwillen, Stahlkugeln und weiterer Pyrotechnik gefüllt war. Und glücklicherweise konnte man eine Falle ausfindig machen, bevor sie zugeschlagen hat: Polizisten fanden nach oben gerichtete Stahlspitzen, die im Boden vergraben waren.

Heft 12-2020
Tichys Einblick 12-2020: Lockdown im Kopf
Doch während die Polizei neben solchen massiven Zwischenfällen auch wiederholt beschimpft, bespuckt oder mit Farb- und Kotbeuteln beschmissen wurde, behaupten die Aktivisten immer noch, sie seien die Opfer. „Wenn die Ausbaugegner Vorwürfe in Richtung der Einsatzkräfte richten, diese hätten im Zusammenhang mit der Räumung von Baumhäusern und Barrikaden in dem Waldstück Gewalt angewendet und Menschenleben gefährdet, ist das nicht mehr hinnehmbar“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Jens Mohrherr in Wiesbaden.

Doch bisher bleibt der Beistand aus der Politik und der Aufschrei in den Medien weitestgehend aus. Bezeichnend, wo doch so viele Politiker nach dem friedlichen Protest gegen das Infektionsschutzgesetz der Polizei noch so dankbar waren. „Der demokratische Rechtstaat lebt, und die Polizei ist sein Schutzschild.“ hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer da noch gesagt. Justizministerin Christine Lambrecht gab damals noch bekannt: „Der Staat muss zeigen, wer das Gewaltmonopol hat. Es kann nicht sein, dass der Staat resigniert, wenn viele Demonstranten kommen, um bewusst die Regeln zu verletzen.“

Demokratie und Gewaltenteilung immer nur dann, wenn es einem passt? Es hat ganz den Anschein, denn dass das Gewaltmonopol des Staates angezweifelt und angegriffen wird, scheint kaum jemanden zu stören, wenn es um Linksextreme geht.

Anzeige

 

Unterstützung
oder