Anfangs schien Donald Trump das konservative Gegengewicht zur linken Agenda – entschlossen in Migrationsfragen, wirtschaftsnah, kritisch gegenüber Krieg und Woke-Ideologie. Doch inzwischen häufen sich Signale des Kontrollverlusts: erratische Zollpolitik, fragwürdige Finanzverbindungen und eine harte Linie gegenüber etablierten Migranten werfen für Uwe Boll ernste Fragen auf.

Um es klar zu sagen: Ich hätte Donald Trump gewählt, weil er das Gegenteil der europäischen, woke-linken Ampelpolitik vertreten hat – und weil Kamala Harris hochgradig nichtssagend, arrogant und planlos wirkte. Als Vizepräsidentin hat sie in nur vier Jahren fast neun Millionen illegale Einwanderer ins Land gelassen und sich damit aus meiner Sicht für das Präsidentenamt vollständig disqualifiziert.
Trump steht für eine ablehnende Haltung gegenüber Krieg und setzt auf Verhandlungen im Ukraine-Konflikt. Er hat die illegale Einwanderung gestoppt und mit Elon Musks DOGE-Abteilung wichtige – und zu etwa 80 Prozent richtige – Sparmaßnahmen in Ministerien und Behörden angestoßen (die nach Musks Rückzug jedoch offenbar nicht mehr konsequent umgesetzt werden).
Die Grundidee seines Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr., Amerikaner – vor allem Kinder – schlanker, sportlicher und damit gesünder zu machen, statt sofort auf Medikamente zu setzen, ist richtig. Die Pharma- und Fastfood-Lobby ist darüber nicht erfreut, denn beide arbeiten Hand in Hand an der Verfettung Amerikas. Nirgendwo sonst sind die Menschen so übergewichtig und konsumieren so viel minderwertige Nahrung wie in den USA. Trump hat auch klargestellt, dass die Corona-Impfung – wenn überhaupt – nur schwere Verläufe verhindern konnte, und dass die Lockdowns unverhältnismäßig waren.
All dem stimme ich zu.
Trumps zentrales wirtschaftliches Ziel war und ist es, in den USA mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die industrielle Fertigung ins Land zurückzuholen – mit Zuckerbrot und Peitsche, also Anreizen und Zöllen. Und hier beginnt mein erstes großes Problem mit ihm: Zölle werden in der Regel auf die Verbraucherpreise umgelegt, was den Konsum drosselt.
Zudem führt die Tatsache, dass Trump seit Monaten beinahe täglich Zölle erhöht, senkt oder aussetzt, zu erheblicher Verunsicherung bei Handelspartnern und auch bei der US-Zollbehörde, die mit seiner Geschwindigkeit nicht mithalten kann.
Die Umstellung von Zolltarifen kostet Zeit.
Der Hauptpunkt aber ist: Die USA sind gar nicht in der Lage, die Produktion von Kleidung, Uhren, Sportschuhen, Computern oder Smartphones eigenständig durchzuführen. Zum einen müssten entsprechende Produktionsanlagen erst gebaut werden, zum anderen müssten qualifizierte Arbeitskräfte ins Land geholt werden – denn ein McDonald’s-Mitarbeiter in Kentucky kann nicht einfach ein iPhone montieren, ohne dies ein bis zwei Jahre zu erlernen. Die Herstellungskosten für Produkte, die bislang aus China oder Indien kamen, würden sich in den USA mindestens verdreifachen.
Es ist richtig, zum Beispiel überlebenswichtige Computerchips im eigenen Land zu produzieren und dies zu subventionieren. Aber bei Kleidung ist der Zug abgefahren – und Zölle werden daran nichts ändern.
Die zweite Enttäuschung, für die Trump allerdings nichts kann, ist der Ukrainekrieg. Dieser wurde – entgegen früherer Ankündigungen – keineswegs innerhalb eines Tages beendet, sondern zieht sich (auf unsere Kosten) weiter hin, ohne dass ein Ende absehbar wäre. Die Gründe diskutiere ich an dieser Stelle nicht, da dies den Rahmen sprengen würde.
Was aus meiner Sicht aber gar nicht geht: Trump veranstaltet zu seinem Geburtstag eine militärische Parade – während Israel und Iran Krieg führen, der Ukrainekrieg weiterläuft und in Los Angeles das Militär auf den Straßen präsent ist. Solche Inszenierungen sollte man Diktaturen überlassen.
Dass Trump weiterhin Gruppen-Dinner in Mar-a-Lago für eine Million Dollar pro Person anbietet und gleichzeitig seine eigene Kryptowährung vermarktet – und offenbar politische Entscheidungen davon abhängig macht, wie viel Geld bei ihm eingeht –, ist schlichtweg kriminell. Ein Ehepaar, das wegen Finanzdelikten eigentlich rund zehn Jahre Haft hätte absitzen sollen, wurde begnadigt – weil ihre Tochter einen Platz beim Dinner für eine Million Dollar gebucht hatte. Es gibt mehrere Fälle, in denen öffentliche Aufträge unmittelbar nach Krypto-Deals oder solchen Abendessen vergeben wurden.
Vor einem Jahr betrug Trumps Vermögen noch 2,3 Milliarden Dollar – jetzt sind es 5,1 Milliarden.
Und zuletzt: Es ist richtig, bei der Migration entschlossen durchzugreifen und die Grenze zu sichern. Das funktioniert seit seinem Amtsantritt auch bemerkenswert gut: Die Zahl illegaler Grenzübertritte ist um 90 Prozent gesunken – ein Wert, von dem man in Deutschland nur träumen kann. Aber jetzt täglich Südamerikaner abzuschieben, die seit vielen Jahren in den USA leben und arbeiten, Steuern zahlen und Immobilien besitzen, ist vollkommen absurd und kontraproduktiv. Von solchen hart arbeitenden (meist mexikanischen) Einwanderern können wir in Deutschland nur träumen. Gerade in der Landwirtschaft, der Gastronomie und der Industrie sind sie unersetzlich.
Wenn Trump diese Politik fortsetzt, wird er der US-Wirtschaft erheblich schaden.
Fazit: Ich hoffe auf das Beste.
Aber leider könnte es in den nächsten Jahren in den USA deutlich weniger rosig aussehen, als Trump es gern hätte – denn seine Zustimmung sinkt, und die Staatsverschuldung steigt ins Astronomische.
Sie können Uwe Boll auch hier finden:
X: @uweboll7 – Instagram: uwe_boll_films – Youtube: @uweboll9101
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