Österreichs Grüne: Die Affäre Schilling und kein Ende

Die österreichische Spitzenkandidatin der Grünen zur EU-Wahl, Lena Schilling, hält ihre Partei seit Wochen in den Schlagzeilen. Der Standard berichtete, dass Schilling die Grünen nach der EU-Wahl in Richtung Linksfraktion verlassen wollte. Die widerspricht nun.

IMAGO / Alex Halada
Lena Schilling und Werner Kogler (Grüne) während einer Wahlkampfveranstaltung in Wien am 7. Mai 2024

Nachdem der EU-Wahlkampf der Grünen-Spitzenkandidatin Lena Schilling (23) wegen brisanter Enthüllungen in den vergangenen Wochen gehörig ins Stottern geraten ist, sieht sie sich mit neuen Vorwürfen konfrontiert.

Wie der Standard berichtete, soll Schilling im Kreise von Vertrauten ernsthaft und „ausführlich” darüber diskutiert haben, die Grünen nach der EU-Wahl am 9. Juni zu verlassen und stattdessen bei der Linksfraktion anzuheuern. Dies wurde gleich von mehreren Personen gegenüber der österreichischen Tageszeitung bestätigt.

Schilling soll diesbezüglich gesagt haben, dass ihr die Grünen nach der Wahl „ohnehin nichts mehr anschaffen“ könnten. Aber es kommt noch dicker: Dem Spiegel wiederum liegt ein Chat vor, in dem Schilling Ende November 2023 schreibt, sie habe ihr Leben lang „niemanden so sehr gehasst“ wie die Grünen.

Keine schmeichelhaften Worte an die Adresse der Öko-Partei um Österreichs Vizekanzler Werner Kogler. Man darf gespannt sein, was Kogler und die Grünen-Spitze dazu sagen werden.

Schilling seit Wochen in arger Bedrängnis

Schilling und die Grünen stehen ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand. Der Grund: Der Standard hatte Anfang Mai mit einem Aufsehen erregenden Artikel von zahlreichen Fällen berichtet, in denen Schilling im persönlichen Umfeld Unwahrheiten erzählt haben soll.

Schilling wehrte sich in den sozialen Medien gegen die Vorwürfe. Die Zeitung stütze sich auf Gerüchte und Behauptungen, schrieb die Umweltaktivistin auf X. „Hier wird mit höchstpersönlichen Dingen (…) anstelle von politischen Argumenten gegen mich kampagnisiert“, so Schilling.

„Menschen in existenzbedrohende Schwierigkeiten gebracht“

Der Standard zitierte unter anderem aus einer Unterlassungserklärung, wonach Schilling Äußerungen über die Beziehungsprobleme einer Freundin nicht mehr tätigen darf. „Nach wochenlangen Recherchen und Gesprächen mit rund fünfzig Personen lässt sich feststellen, dass Schilling viele Menschen verärgert oder verletzt und einige sogar in existenzbedrohende Schwierigkeiten gebracht hat“, hieß es im Standard.

Zum Anlass der Unterlassungserklärung sagte Schilling, sie habe aus „ehrlicher Sorge um eine Freundin“ gehandelt und mit diesem Vergleich die Sache aus der Welt schaffen wollen.

„Problematisches Verhältnis zur Wahrheit“

In dem Standard-Artikel wird der Spitzenkandidatin unter anderem vorgeworfen, „ein problematisches Verhältnis zur Wahrheit“ zu haben. Demnach soll sie etwa fälschlicherweise behauptet haben, ein Journalist, mit dem sie beruflich zu tun hatte, habe sie belästigt. Darüber hinaus soll Schilling eine Affäre mit einem bekannten Fernsehjournalisten erfunden haben.

Mehr noch: Aus den Recherchen des Standard geht hervor, dass Schilling Gerüchte über das ehemals befreundete Ehepaar Veronika und Sebastian Bohrn Mena in die Welt gesetzt hat. Unter anderem soll die Grünen-Politikerin verbreitet haben, dass Sebastian Bohrn Mena seine schwangere Frau geschlagen hat, worauf diese ihr gemeinsames Kind verlor. Diese Unterstellung freilich ließ das Ehepaar nicht auf sich sitzen. Kurz nach Erscheinen des Standard-Artikels erstatteten sie gegen Schilling Anzeige wegen Verleumdung.

Die österreichischen Grünen stellten sich trotz der Vorwürfe bislang hinter ihre Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl. Grünen-Chef Werner Kogler etwa sprach von einer Schmutzkampagne gegen Schilling. „Wir lassen uns nicht von Gerüchten aufhalten.“ Offenbar sei die Kandidatur einer sehr jungen Frau manchen ein Dorn im Auge, betonte der Vizekanzler. Die Grünen vermuten übrigens das Ehepaar Bohrn Mena hinter der Kampagne gegen Schilling.

++ Aktualisierung: 22. Mai 24, 13:25 Uhr:

Die Grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling wehrt sich weiter gegen neue, anonymisierte Vorwürfe gegen ihre Person. In einer Pressekonferenz am Mittwoch wies Schilling energisch zurück, überlegt zu haben, nach der Wahl zur Linksfraktion zu wechseln und hat nun als Signal eine Grüne Parteimitgliedschaft beantragt. Schützenhilfe erhielt sie von Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer, die angebliche Verstrickungen der SPÖ und KPÖ in die “menschenverachtende Hetze” kritisierte. Sie nannte die SPÖ Wien-Penzing. Aus dem Bezirksverband stammt SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder.

Der “Standard” hatte unter Berufung auf nicht namentlich genannte damalige Vertraute von Überlegungen Schillings berichtet, nach der Wahl der Linksfraktion im EU-Parlament beizutreten. Zudem wurde eine Chat-Aussage veröffentlicht, in der Schilling der Aktivistin Veronika Bohrn Mena geschrieben hatte, sie habe ihr Leben lang “niemanden so sehr gehasst” wie die Grünen. Schon vor zwei Wochen waren anonymisierte Vorwürfe publiziert worden, die ein ungünstiges Charakterbild der Quereinsteigerin aus der Aktivistenszene zeichneten.

Sie sei “extrem wütend”, erklärte Schilling. Sie habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie den Grünen früher kritisch gegenüber gestanden sei, denn “wo man viele Erwartungen hat, übt man auch harte Kritik”. Aber sie wolle Klimapolitik machen, und das gehe nur mit den Grünen, deshalb habe sie sich zur Kandidatur entschieden. “Ich stehe hier heute als eine Grüne”, unterstrich sie. Als Signal habe sie heute einen Antrag auf die Parteimitgliedschaft abgeschickt. Dass sie einen Wechsel zur Linksfraktion überlegt habe, “das ist ein Bullshit”. “Ich verstehe schon, dass grad viele Menschen eine Rücktritts-Story sehen wollen, aber die wird es nicht geben.”

Grüne Generalsekretärin spricht von „Silberstein-Methoden“

Die Grünen stünden jedenfalls weiter hinter Schilling, machte Generalsekretärin Voglauer am Mittwoch erneut klar. Für Voglauer sind die Berichte und auch andere Medienanfragen zum Privatleben ihrer Spitzenkandidatin “der hemmungslose Versuch, eine junge engagierte Frau fertig zu machen”. Die “menschenverachtende Hetze” habe “ein Programm, das ist nicht zufällig so”, meinte Voglauer. Es gebe Gruppierungen, Mitbewerber und Menschen, die ein persönliches Interesse daran hätten, dass Schilling nicht erfolgreich sein dürfe. Die Gerüchte kämen stets von denselben paar Personen, “mitten im Kreise der SPÖ” und “mitten im Kreise der KPÖ”, erklärte Voglauer. “Ja, wir haben ein Problem, aber dieses Problem ist kampagnisiert”, meinte sie. Interesse daran habe die SPÖ, “das, was wir hier sehen, sind Silberstein-Methoden”, befand sie in Anspielung auf das rote Dirty Campaigning im Nationalratswahlkampf 2017.


Zuerst bei exxpress.at erschienen, hier und hier.

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Kommentare ( 5 )

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kasimir
24 Tage her

Lena Schilling: eine Narzissistin, wie sie im Buche steht. Und zusätzlich, da steht sie den meisten Grünen in Deutschland in nichts nach: Ungebildet und eher schlicht unterwegs. Keine Ausbildung, bisher nie wirklich gearbeitet. Wie auch Emilia Fester in Deutschland, besitzt auch Schilling nicht mal einen Hauch von politischer Bildung. Es gab ein kurzes Interview mit dem ORF, noch bevor diese Kaskade hier losging. Darin wurde sie gefragt, ob Norwegen Mitglied der EU sein. Sie meinte, sie wüsste es nicht genau, denkt aber: Ja. Als der Reporter das Rätsel auflöste, war es ihr noch nicht einmal peinlich. Und sie ist EU-Spitzenkandidatin… Mehr

Der Winzer
24 Tage her

Chips & Popcorn:
Die Linken in Österreich zerfleischen sich gerade selbst … .

elly
24 Tage her

Lena Schilling, junge Frau mit langen Haaren und Kindchenschema. Die Methode der Klimabewegten, Klimakleber und auch der Grünen, siehe Annalena Baerbock, Emilia Fester.

Marcel Seiler
24 Tage her

Frau Schilling erscheint vor allem infantil. Ein Erwachsener „hasst“ eine Partei nicht, wie sie von sich schreibt, er entwickelt seine Präferenzen aufgrund politischer Kriterien. Auch das oben veröffentliche Bild passt zu einer 15-Jährigen, absolut nicht zu einer verantwortlichen Politikerin.

Das ist kein Zufall. Moderne Medien und heutiger Politikbetrieb bringen Emotional-Infantile nach oben, die „Love Interest“ in einem Film spielen könnten, aber, wenn oben angekommen, völlig überfordert sind, ein Land zu regieren. Auch in Deutschland gibt es eine Menge dieser politischen Typen. Wenn wir nicht bessere Methoden finden, unsere Politiker auszuwählen, sind wir verloren.

Last edited 24 Tage her by Marcel Seiler
Autour
24 Tage her

Überall das gleiche Bild bei den Ergrünten. Wieso man auch halbe Kinder aufstellen muss, die weder Lebens- noch Arbeitserfahrung vorweisen können, ist mir schleierhaft. Gut sie wird ihren Namen wohl perfekt tanzen können, damit hat sie bereits aller Kriterien zur Aufstellung erfüllt. Dies sieht man ja auch bei einer Fester im bunten Tag, man sollte sich lieber nicht ihre Tiktok Videos ansehen. Vor 30-40 Jahren hätte man solche Menschen wohl in die Geschlossene eingeliefert… Schlimm ist eigentlich nur, dass die Ergrünten nicht sofort die Reissleine bei dieser manisch Lügenden gezogen haben. Nun ist es zu spät nun wird sie gehen… Mehr