Mit „Marieles Lächeln“ die Not der Geflüchteten bekämpfen

Dem Wohl von Kindern widmet sich die kleine Gemeinschaft der Franziskanischen Klarissen-Missionarinnen des Allerheiligsten Sakraments. Schwestern dieses Ordens betreiben in Brăila, keine 50 km von der ukrainischen Grenze entfernt, seit 1996 das Projekt  “Marieles Lächeln”. 

Das Dreiländereck von Rumänien, Moldawien und der Ukraine ist die wohl ärmste Region der EU. Dort verwandelt sich ein Projekt für Waisenkinder in eine Hilfsaktion für Flüchtlinge. Wir dokumentieren den Bericht der aus Deutschland stammenden Schwester Angela.

Unsere Gemeinschaft in Brăila ist keine 50 km von der ukrainischen Grenze entfernt, die unmittelbar nördlich des Donaudeltas verläuft. Auf der Karte habe ich die Stadt rot eingekreist. Onești ist der violette Punkt, weiter von der Grenze entfernt, da Moldawien dazwischenliegt. Der blaue Punkt im Norden hingegen ist Sighet, wo die Kapuziner eine Gemeinschaft haben, die natürlich den Flüchtlingsstrom voll abbekommt und viele Menschen beherbergt und versorgt.

In den ersten Tagen nach dem Beginn der Bombardierungen kamen hauptsächlich Durchreisende, die schon ein festes Ziel im Auge hatten und nur die für die Formalitäten nötige Zeit in den Grenzstädten verbrachten. Oft wollten sie zu Verwandten, die schon in anderen Ländern lebten.
Inzwischen gibt es immer mehr Menschen, die eine dauerhafte Unterkunft brauchen, weil sie niemanden haben, der sie erwartet. In Brăila hat eine Privatperson zehn Apartments zur Verfügung gestellt, die nach und nach belegt wurden, meist von Müttern mit mehreren Kindern. Einzelne Personen wurden auch in Hotelzimmern aufgenommen, und sicher sind diese Informationen nicht vollständig. Schwester Nicoleta, die Oberin unserer Gemeinschaft, war von Anfang an mit in die Organisation eingebunden, zusammen mit Mitgliedern des Rotary Clubs, Verantwortlichen der Lebensmittelbank, des roten Kreuzes – es hat sich spontan eine Gruppe gebildet, die sich um die verschiedenen Aspekte kümmert, bevor die offiziellen Stellen reagierten. Es war nicht einfach, einen Überblick zu bekommen, aber nun ist sie den ganzen Tag am Handy, unterwegs zu den Ukrainerinnen und zu Besorgungen, kümmert sich „nebenbei“ auch noch um die Kindertagesstätte, zusammen mit Schwester Michela. Es bleibt kaum Zeit zum Essen.

Schon nach kurzer Zeit war klar, dass die Kinder in den Apartments Abwechslung und Spielkameraden brauchen, sie sind ja in einer gewaltigen Belastung ausgesetzt. Am Donnerstag wurde der erste gemeinsame Spielenachmittag mit den Kindern und Erziehern der Tagesstätte organisiert um sich etwas abzutasten, ab nächster Woche sollen die ukrainischen Kinder regelmäßig ins Zentrum eingeladen werden. Das ist im Moment der Ruf, den unsere Schwestern mit ihrem Engagement beantworten. Es ist überflüssig, zu erwähnen, dass das natürlich nur durch euere Spenden ermöglicht wird, die das Zentrum seit jeher am Laufen halten.

Zusätzlich kümmert sich das Team um die Ausstattung der Apartments (z.B. Geschirr, Küchengerät…) und die Versorgung mit Lebensmitteln und allem anderen, was gebraucht wird.

In der ersten Woche war ich selbst mit in Brăila, Anfang März kam Schwester Roberta aus Italien zurück und endlich, nach einem Monat, konnten wir wieder nach Onești zurückkehren. Auch in dieser Stadt und der Umgebung wurden schon einige Flüchtlinge untergebracht, aber da wir weiter von der Grenze weg sind und es kein Durchreisegebiet ins Ausland oder zu den Flughäfen ist, sind es nur einige wenige, die hierbleiben wollen. Rumänien ist ein armes Land und bietet kaum Zukunftsaussichten, Arbeitsplätze sind rar. Was soll ich über die Familien sagen, denen wir zur Zeit unter die Arme greifen, die nicht einmal die medizinische Behandlung ihrer Kinder bezahlen können, wenn mal ein Krankenhausaufenthalt nötig ist? Die ihre Häuser nur mit großen Schwierigkeiten heizen können und deren Väter im Winter untätig herumsitzen müssen und sehnsüchtig darauf warten, dass sie ein paar Tage zur Arbeit angefordert werden, damit sie wenigstens Lebensmittel einkaufen können?

Natürlich geht es nicht allen schlecht. Im Allgemeinen ist die Bevölkerung in der aktuellen Notlage sehr hilfsbereit. Wer kann, teilt, was er hat. Auch hier werden Hilfsgüter gesammelt und Transporte organisiert.

Das Problem wird erst dann akuter werden, wenn der Krieg andauert und noch mehr Flüchtlinge kommen, die wirklich nicht wissen, wo sie hinsollen. Und dann wird vielleicht die Welle der Hilfsbereitschaft schon nachgelassen haben, da sich die allgemeine Aufmerksamkeit mit der Zeit auf etwas anderes richtet. Das Haus, in dem wir leben, gehört den Brüdern, und sie haben schon nachgefragt, ob Bedarf besteht, aber im Moment ist es noch nicht so. Das kann sich selbstverständlich schnell ändern, je nachdem, wie sich die Lage entwickelt.

Diesen Brief schreibe ich, weil ich nicht viel Zeit habe, jedem von euch persönlich zu antworten oder zu telefonieren. Unser Leben ist ganz schön in Bewegung gekommen. Dennoch dürfen wir den ruhigen Punkt nicht verlieren, denn in das Herz der Lage kommt nur das Gebet (unterschätzt bitte eueren Anteil nicht, wenn ihr die Mühen eueres Lebens für die Entschärfung des Konfliktes aufopfert) und die Handlungen sollten der Führung von oben folgen. Vor allem sollte jeder von uns erkennen, wozu er aufgerufen ist, welchen Beitrag er persönlich leisten kann. Auch dafür brauchen wir das Gebet.

Vieles fügt sich schon zusammen, dafür danke ich dem Herrn und euch – unter vielen anderen dem Josef und dem Herbert, die diese Woche mit einem Transporter kommen, dem Georg, der Doris und anderen, die ich gar nicht kenne, die mithelfen, ihn zu füllen, Pater Francesco, der mit einem Laster von Italien nach Brăila unterwegs ist, Ave, Stefania, und der Familie Beltrami, die aus Italien Textilien für uns organisieren, Spendern, die uns Handlungsfreiheit schenken und ermöglichen, dass wir überhaupt hier leben können, den Brüdern und Schwestern hier vor Ort, mit denen wir zusammenarbeiten dürfen, um etwas zu bewirken und jedem Menschen, in dessen Augen jener Glanz aufleuchtet, der zeigt, dass sein Herz von Liebe erfüllt ist.

Dem Wohl von Kindern widmet sich die kleine Gemeinschaft der Franziskanischen Klarissen-Missionarinnen des Allerheiligsten Sakraments. Klosterschwestern dieses Ordens betreiben seit 1996 das Projekt  “Marieles Lächeln”. Das Hauptziel der Tagesstätte ist, 5- bis 12-jährige Kinder zu betreuen: sie sollen Raum haben, um ihre Kindheit zu genießen und unbekümmert aufzuwachsen, ihre Talente zu entdecken und Fähigkeiten zu entwickeln. Zunehmend werden der Ort und benachbarte kirchliche Projekte zu Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine.


Für Spender aus Deutschland, die eine Spendenquittung erhalten möchten, bietet sich folgende Bankverbindung an:

Pfarrei Ludwigschorgast
IBAN: DE30 7719 0000 0006 7007 13
BIC: GENODEF1KU1
Kulmbacher Bank, 
Verwendungszweck: Kinderheim Onesti, Ukraine-Hilfe

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Kommentare ( 4 )

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4 Comments
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Stuttgarterin
2 Jahre her

Sollten keine weiteren Flüchtlinge mehr kommen, so können diese bodenständigen Frauen meinen kleinen Beitrag sicher trotzdem gut brauchen. Ich gebe lieber freiwillig, als dass vdL und Co. mein Steuergeld sinnlos verteilen.

RMPetersen
2 Jahre her

Warum werden Flüchtlinge nicht im Westen der Ukraine betreut? Die Regionen um Tarnopol und Lemberg sind weit entfernt von den Kampfhandlungen im Osten und um Kiew herum.

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  RMPetersen

Ich habe mir vorhin eine Karte der Ukraine angeschaut auf der die Regionen verzeichnet sind, in denen angebliche Kampfhandlungen stattfinden und kam zu der selben Frage wie Sie. Anscheinend geht es welchen erneut um „Flüchtlinge“. Dieser Gerald Knaus spricht bereits von 10 Millionen, die es inzwischen nach Europa geschafft hätten – womit 25% aller Ukrainer geflüchtet wären – was aber auch die Frage aufkommen lässt, wie viele Menschen davon tatsächlich aus der Ukraine kommen? Schon beim Eintreffen der Ersten in D war mir vollkommen fremd, dass Faeser Bleibegarantien für 3 Jahre aussprach, obwohl man um die Dauer der Kampfhandlungen gar… Mehr

Roland Mueller
2 Jahre her

Die Frauen sind wahrscheinlich die einzigen, die mit ihrer Hilfe keine hinterlistigen Ziele verfolgen, sondern wirklich nur helfen wollen.