Franz Josef Strauß machte Bayern mit Weitsicht, Technikglauben und Energiepolitik zum Musterland. Markus Söder sprengt nun, was dieses Land stark machte, mit den Kühltürmen von Gundremmingen buchstäblich in die Luft. Von Michael R. Moser
picture alliance/dpa | Ulf Vogler
Der Aufstieg Bayerns zum „Paradies auf Erden“ verdankten die Menschen dem eigenen Fleiß und geradliniger Politik, die an Prinzipien festgehalten hatte, an einer Strategie, die maßgeblich von Menschen wie Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber betrieben wurde. Über Jahrzehnte konsequenter Strukturwandel, der auf fünf miteinander verzahnten Ebenen stattfand: Infrastruktur, Energiepolitik, Bildung, Technologiepolitik und föderal-kulturelle Identität.
Konsequenter Strukturwandel versus persönliche Beliebigkeiten
Weniger starke Persönlichkeiten wie Horst Seehofer und Markus Söder stellten den Schalter von „Paradies“ auf „Strom aus“, befeuert von einer Beliebigkeit der eigenen politischen Positionen, die sich an Umfragewerten, Tagesstimmungen, überdimensionalen Ostereiern sowie Bratwurst- und Dönerselfies ausrichtet.
Was für Söder (damals Bayerischer Umweltminister) der Reaktorunfall von Fukushima war, das war für Strauß Tschernobyl.
Der Reaktorunfall in Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986.
Der Reaktorunfall in Fukushima begann am 11. März 2011.
Versorgungssicherheit und Klimaschutz schon 1986
Strauß war (auch nach Tschernobyl) einer der lautesten politischen Verteidiger der Kernenergie in Deutschland. Seine Begründung im Stakkato: Versorgungssicherheit/Grundlast, Wettbewerbsfähigkeit, und – bemerkenswert früh – Klimaschutz. Strauß dachte weiter: Die Brennstäbe aus den Kernkraftwerken sollten „recycelt“ werden, dazu sollte es eine Anlage in Wackersdorf geben.
Parallel dazu förderte er massiv die Forschung rund um Garching. Die Technologie des „schnellen Brüters“ war damals in Kalkar in der Testphase. Schnelle Brüter können Atommüll aus anderen Reaktoren als Brennstoff verwenden und so die Menge langlebiger radioaktiver Abfälle verringern.
Neben der energiewirtschaftlichen Komponente betonte er „die umweltpolitische Bedeutung der Kernenergie bei der Reduzierung des sogenannten Treibhauseffekts“, schon bevor die Grünen in den Bayerischen Landtag Einzug hielten, das war erst am 12. Oktober 1986.
Technik als Segen für die Menschheit
Strauß’ Rede im Bayerischen Landtag am 17. Juli 1986 offenbart, wie weit sich Söder vom Bayerischen Erfolgsweg entfernt hat. Strauß sagte unter anderem:
„Das Unglück von Tschernobyl darf nicht Anlaß zu Panik und Hysterie sein. (…)
Über allen denkbaren Problemen und gegenwärtigen Schwierigkeiten sollten wir nicht vergessen, daß moderne Technik als Segen für die Menschheit nur anwendbar ist, wenn ausreichende Energie zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht. (…)
Im Jahre 1984 (…) wurden bereits 49 Prozent des elektrischen Stroms aus Kernenergie gewonnen. Durch die Zuschaltung der Blöcke B und C in Gundremmingen stieg dieser Wert für 1985 auf 62 Prozent.“ (Landtags-Drucksache 10/113, Seite 7169 bis 7189).
In Deutschland gab es insgesamt 37 kommerzielle Kernreaktoren, in Bayern standen davon neun, die zwischen 1961 und 2023 betrieben wurden. Alle sind mittlerweile stillgelegt, der letzte, Isar 2, ging am 15. April 2023 vom Netz.
Energie-Ende statt Wende
Seither ist mit der „Energie-Wende“ eine Kostenexplosion für Privathaushalte, Einzelhandel, Gewerbe und Industrie einhergegangen, von wirtschaftlich apokalyptischen Ausmaßen.
Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie stiegen die Preise, zum Beispiel 2023: 0,47 €/kWh, 2025: ca. 0,35 – 0,40 €/kWh im Durchschnitt. Die Produktionskosten (LCOE) für Kernkraft lagen historisch bei 0,04 – 0,06 €/kWh für bestehende Anlagen, für Neubauten bei etwa 0,08 – 0,12 €/kWh.
Auch die CO2-Einsparung für die produzierte Energiemenge spielt scheinbar für die Regierenden keine Rolle mehr: Kernkraft ist CO2-arm, im Vergleich zu Kohle wurden, je nach Berechnungsmethode, bis zu 5 Milliarden Tonnen CO2 eingespart. Studien schätzen, dass der Kernkraftanteil die Emissionen in Deutschland von 2002 bis 2022 um bis zu 73 Prozent reduzierte, was jährlich 50 bis 100 Millionen Tonnen entspricht.
Kernkraft ja – Kernkraft nein? Was will Söder?
Söders Ideologiegetriebenheit führt dazu, dass die Kühltürme des Kernkraftwerks Gundremmingen (Bayern) am 25. Oktober gesprengt werden. Er, der amtierende Ministerpräsident, schweigt dazu.
Im Januar 2010, noch als Umweltminister, forderte Söder die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke. „Wir können mit Verhandlungen und Entscheidungen nicht noch länger warten“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Im Februar zitiert ihn der Münchner Merkur: Söder habe sich gegen eine „Ewigkeitsgarantie“ für Atomkraftwerke ausgesprochen; darunter verstehe er eine Verlängerung der Laufzeiten auf 60 Jahre.
Am 12. März 2011 sprach er davon, dass „unsere Atomkraftwerke sicher“ seien, in der „Nachrüstungsdebatte“ könne man nachbessern, aber Tsunamis gebe es bei uns nun mal nicht, und auch die geologische Situation sei mit Japan nicht vergleichbar.
Am 16. März 2011, nur vier Tage später, forderte er einen „schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien“, Japan habe alles verändert, um Ende Mai desselben Jahres mit Rücktritt zu drohen, falls sich der Freistaat auf einen späteren Zeitpunkt für den Atomausstieg als 2022 festlegt.
2023 sagte Söder im ARD-Sommerinterview, er halte eine Reaktivierung von Kernenergie ab 2025 für möglich – falls die Union in eine Bundesregierung eingebunden wäre. Sogar eine eigene Länderzuständigkeit für den Weiterbetrieb der Kernkraft kam Söder in den Sinn.
Sprengung mit tiefer Wirkmächtigkeit
Im Februar 2025 forderte Söder die Reaktivierung der drei zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke in Deutschland.
Zwei Monate später, nach Abschluss des Koalitionsvertrags im Bund, im April 2025, den die CSU als erste der drei Parteien gebilligt hatte, sagte Söder, dass aktuell eine Rückkehr noch möglich gewesen wäre, es habe „aber keine politische Mehrheit“ gegeben, daher sei „die Kernenergie nicht mehr möglich zu machen“ gewesen.
Mit der Energie, die von den Blöcken B und C in Gundremmingen erzeugt wurde, konnten Städte mit zusammen ca. 4,5 Millionen Einwohner, mit einem jährlichen Verbrauch von etwa 22,3 TWh, versorgt werden.
Argumente spielen offensichtlich keine Rolle mehr. Die Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerks Gundremmingen demonstriert nicht nur die absichtsvolle Zerstörung eines Erfolgsmodells. Die Sprengung hat tiefe symbolische Wirkmächtigkeit – der Industriestandort Deutschland und besonders der einstige „Musterknabe“, der Freistaat Bayern, wird in den Grundfesten, die ihn einstmals stark gemacht haben, erschüttert. Es ist eine Tragödie, inszeniert von ideologisch intoxikierten, politischen Selbstdarstellern. Das Land wird zurückgeworfen. Die Befürchtungen, von denen Strauß in seiner Landtagsrede sprach, bewahrheiten sich. Es ist wie eine schmerzhafte Vertreibung aus dem Paradies.

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Als ich vor ziemlich langer Zeit als Ingenieur in Frankreich zu arbeiten begann, in einem Unternehmen mit vielen Kunden im deutschsprachigen Raum, wurde Deutschland nicht unbedingt mit besonderer Sympathie, aber wegen seiner ingenieurtechnischen Kompetenz und seiner Zielstrebigkeit mit grossem Respekt betrachtet. Davon ist heute nichts mehr übrig. Zum Ende dieser Woche fuhr ich, nunmehr selbst französischer Bürger, mit meinen Kollegen von einer Industriemesse in Süddeutschland zurück nach Hause und erzählte unterwegs, dass jetzt in Bayern ein weiteres Kernkraftwerk gesprengt würde. Zuerst wollte es keiner glauben. Dann einigten wir uns darauf, dass Deutschland nun mal in allem, was es tut, konsequent… Mehr
Wie bezahlen wir eigentlich dann die Energieimporte von Öl, Gas & Co. ? Und Spitzenreiter im CO2-Ausstoß sind wir europaweit auch nicht. Trotzdem halte ich es ähnlich wie Sie bzw. der Artikel, das Abschalten der AKW war ein Fehler. Trotzdem gehört den Erneuerbaren die Zukunft, man hätte sich sein Leben aber bedeutend leichter machen können (nicht möglich in D).
Der Plan ist sicher, die Importe von Öl, Gas & Co. mit den Erlösen bzw. Steuergeldern aus dem florierenden Export hochentwickelter Investitionsgüter und sonstiger Spitzenprodukte zu bestreiten. Nun hat Deutschland aber erstens keinen Preisvorteil mehr, weil es sich vom natürlicherweise teuren Energieimport abhängig gemacht hat. Zweitens haben wichtige deutsche Unternehmen in dem Bestreben, in China Traumgewinne zu erwirtschaften und von billigstem indischen Engineering zu profitieren, ihr Know-how aus der Hand gegeben. Fazit: Deutschland kann nichts mehr besser als andere, die als Spitzenplayer wahrgenommen werden, es kann nur teurer. Noch ist Deutschland interessant als Absatzmarkt, solange Geld unter den Leuten ist.… Mehr
Das traurige Spiel wird so gehen : : Die Grünen undRoten und die windelweichen Schwarzen werden dieses Land in einen Agrarstaat ,in einen vergammelten Siedlungstaat verwandeln . Wenn sie mit Erfolg Alles aber auch Aller zerstört und vernichtet haben werden sie wie die Ratten das sinkende Schiff verlassen . Siehe den unfähigsten Wirtschaftsminister aller Zeiten Habeck ,siehe die schlimmste. Verfehlung auf dem Stuhl des Außenministeriums Baerbock . Der angerichtete Schaden geht in die Abermilliarden und es gibt keine Aufarbeitung . Nichts. Der strunzdumme Bürger zahlt und diese Vernichter machen sich aus dem Staub . Diese jetzigen deutschen Michel sind noch… Mehr
Was den Taliban historische Kulturdenkmäler sind, nämlich nichts, das ist den woken Deutschen moderne Energietechnik. Aber was will man auch von den klatschenden Zuschauern und Politikern anderes erwarten. Die drehenden Flügel von Windmühlen verstehen sie gerade noch, bei Atomkraft und Nutzung derselben zur sauberen Energiegewinnung ist Ende. Und auch die zukünftigen Generationen werden mehrheitlich Gendergaga, Sozialgedöns und Klimaschwindel studieren. Ein Volk und das Land im Abwärtsstrudel.
Die Deutschen wählen wieder einmal den totalen Krieg. In Ermangelung eines äußeren Feindes diesmal gegen sich selbst. Gibt es eine spezifisch deutsche Lust am Untergang?
An politischer Dummheit dürften sie wohl einzig in der Welt dastehen.
Das verrückt gewordene Deutschland ist nicht mehr zu ertragen.
Völlige Dummheit der hirngewaschenen Bürger und dazu noch lügende und betrügende Politiker – das Leben in diesem irren dt. Land ist nicht mehr zu ertragen.
Wir verlassen dieses verkommene Land so oft es nur geht. Wir fliegen für längere Zeit in ein anderes aber normales Land, wo solch ein Irrsinn nicht existiert.
Ich glaube auch, das viele Deutsche ebenso denken.
Deutschland, dieses Land der moralisch einwandfreien Katastrophen, hat es wieder geschafft: Es sprengt. Nicht etwa Tabus, Dogmen oder bürokratische Hemmnisse – nein, Kernkraftwerke. Mit Begeisterung, Konfetti und Kamera im Anschlag. Und wer steht in der ersten Reihe der applaudierenden Avantgarde? Natürlich: die SpontiDrehDummsler, die Fülldruckpressler und die Grünsülzer – eine Dreifaltigkeit des deutschen Fortschritts, vereint im Glauben an das Gute, solange es keine Fragen stellt. In keinem anderen Land wird so hingebungsvoll gefeiert, wenn etwas verschwindet, das funktioniert. Man nennt es „Energiewende“, aber in Wahrheit ist es ein Volkstanz auf dem Fundament der Vernunft. Es gibt kaum ein Land, das… Mehr
Auch die ruinöse Idiotie namens „Energiewende“ braucht Symbole und „rein zufällig“ sind es die Symbole für den Untergang der deutschen Wirtschaft. Einen gewissen Sinn für Inszenierung kann man dem links-grünen Zerstörerkartell aus Union, SPD, SED und Grünen nicht absprechen. Nur gut, dass das Internet nichts vergisst, denn eines Tages wird man die Politgauner, die unser Land ruiniert haben, öffentlich benennen können, ohne dass die links-grüne Einschüchterungsjustiz einem morgens um 6 Uhr die Haustür eintritt. Die ganze Welt lacht über diesen Hippiestaat, der sich selbst zugrunde richtet und sich dabei auch noch feiert. Die Wählermehrheit hat offenkundig nichts einzuwenden. Also ist… Mehr
Wer hat denn von diesen Raff und Piefkes was anderes erwartet, denn die sind sehr elastisch und biegen sich wie der Halm im Wind und Strauß war noch das Gegenteil und stand wie eine Eiche und wenn schon, hätte man da nicht einen Architektenwettbewerb in Gang setzen können um vielleicht noch etwas sinnvolles daraus machen zu können, bevor man alles in den Boden stampft, so wie es der Wunsch der Grünen war um dieses Symbol technischer Errungenschaften niederzumachen, bei allem , was dann an späteren Erkenntnissen hinzu gekommen ist, aber noch lange kein Grund wäre es zu vernichten, wenn es… Mehr
Ein Mensch wie Markus söder, dessen einziger politischer Zweck eben er selbst ist, ist verheerend für Bayern. Einer, der alles tut für ein Prozent mehr bei der nächsten Wahl. Ein echter bayerischer Ministerpräsident hätte schon längst mit dem Austritt Bayerns gedroht, statt unser Land dem Berliner Narrenschiff zum Fraß vorzuwerfen. Söder ist klug genug um zu wissen was er anrichtet, es ist ihm nur egal.
Der Unterschied bzgl. der deutschen Billionenvernichtung zum vermeintlichem Gunsten des Weltklimas ist in etwa der, als ob ich mir überlege – zwecks Verhinderung der Erwärmung der Ozeane – in den Pazifik zu pinkeln oder nicht.