Was der Greenpeace-Flieger im Stadion hätte anrichten können

Die Tat des Gleitschirmfliegers von Greenpeace im Münchner Stadion ist mit zwei Verletzten noch relativ glimpflich ausgegangen. Während manche Medien die Taten der NGO weiter verharmlosen, kommt von Friedrich Merz die Forderung, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu prüfen.

IMAGO / Moritz Müller

Verheerender könnten die Reaktionen auf die Beinahe-Katastrophe im Münchner Fußballstadion am Dienstag nicht sein. Ein Greenpeace-Mann fliegt mit seinem Gleitschirm und schwerem Gerät für einen Propellerantrieb auf dem Rücken kurz vor dem Anpfiff Deutschland–Frankreich in das Stadion, verliert die Kontrolle und verletzt zwei Menschen gefährlich. Mit hoher Geschwindigkeit rast er dicht über die Köpfe der Zuschauer, die sich wegducken und trifft zwei Menschen, die er dadurch schwer verletzt. Ein Verletzter war auch am Mittwoch noch im Krankenhaus.

Im Laufe des gestrigen Tages kamen weitere Videoaufnahmen heraus, die von Zuschauern aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen wurden und die hohe Gefahr zeigen, die von dem mit großer Geschwindigkeit umherkurvenden Gleitschirmflieger ausging. 

»Wäre er die zehn, zwanzig Meter vor dem Scheinwerfer statt auf eine leere auf eine volle Tribüne gestoßen, hätte es eine Katastrophe geben können«, schätzt ein Redakteur der FAZ, der im Stadion die Fast-Tragödie mit ansah. »Wäre er nach der Berührung mit dem Scheinwerfer nicht die Kurve fortsetzend, sondern geradeaus abgestürzt, wäre er in die eine Minute vor Spielbeginn vollbesetzte Ersatzbank der französischen Nationalmannschaft geflogen.«

Verletzt wurden ein Stadionmitarbeiter an Kopf und Hals und ein französischer Fernsehtechniker am Kopf. Beide mussten ins Krankenhaus, konnten es inzwischen wieder verlassen, wie Bild berichtet. 

Nur mit viel Glück ist er vor dem Einflug ins Stadion nicht abgeschossen worden. Denn heraus kommt immerhin, dass Scharfschützen der Polizei den Luftraum um das Stadion absicherten und bereits auf den Gleitschirmflieger angelegt hatten. Lediglich die Aufschrift »Greenpeace« auf dem Drachen hinderte sie nach Angaben des bayerischen Innenministers Herrmann daran: »Wenn die Polizei zu einer anderen Einschätzung gekommen wäre, dass es sich um einen Terror-Anschlag handeln könnte, dann hätte der Flieger die Aktion möglicherweise mit seinem Leben bezahlen müssen.«

Eine Einladung für potentielle Terroristen, sich als Greenpeace-Leute zu tarnen. Greenpeace behauptet, die Polizei kurz zuvor von dem Flug informiert zu haben. Der Polizeisprecher wies dies zurück, die Polizei wisse nichts davon.

Die Münchner Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr. Dem Piloten, nach Informationen von Bild ein Chirurg aus Pforzheim, der in Rosenheim arbeitet, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Bayerns Ministerpräsident Söder fordert »harte Konsequenzen« und Friedrich Merz, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen.

Während viele Medien verharmlosend von der Tat eines »Aktivisten« reden, schießt den Vogel der euphemistischen Formulierungskünste die Süddeutsche Zeitung mit der Einordnung der Tat als einer »wenig eleganten Notlandung« ab.

Die des Greenpeace-Mannes zeigt vor allem und erneut eines: Es ist eine regelrechte Industrie entstanden, die von Spenden und mittlerweile immer mehr auch von Steuergeldern finanziert wird. Die müssen sich immer spektakulärere Aktionen einfallen lassen, gleich, ob die Angaben stimmen oder nicht.

Drastisches Beispiel: Die Brent Spar Affäre von Greenpeace im Jahre 1995, bei der die NGO »die Meere schützen« wollte und gegen die Versenkung einer ausgedienten Ölplattform protestierte. Sie besetzten die leere Plattform und lieferten sich einen Kampf um die besten Bilder mit kleinen Schlauchbooten gegen die gigantische stählerne Plattform in stürmischer See. Und die TV-Sender machten fleißig mit. »Wir fühlten, dass wir das Recht auf unserer Seite haben«, so ein Mann der NGO. 

Gegen die dramatischen Bilder kam Shell seinerzeit nicht an. Die Tankstellen des Konzerns wurden boykottiert, auf eine sogar ein Brandanschlag verübt. Die Plattform wurde nicht versenkt, sondern an Land gezogen und dort verschrottet. 

Doch nichts stimmte an den Vorwürfen. In den Tanks gab es kaum Ölrückstände, Greenpeace musste sich schließlich entschuldigen. Am Grund der Nordsee wäre das Stahlskelett für viele Lebewesen und Mikroorganismen sogar vorteilhaft gewesen, die Greenpeace-Aktion war ökologisch also kontraproduktiv.

Nichtsdestotrotz schrecken NGOs wie Greenpeace auf der Suche nach »spektakulären Aktionen« nicht vor gefährlichem Vandalismus zurück. Gerade brüstet sich Greenpeace Frankreich mit einer neuen Form von Vandalismus.

Am 5. März 2021 »bemalten« sie, wie es heißt, auf einem abgelegenen Parkfeld am Flughafen Paris-Charles de Gaulle ein abgestelltes Flugzeug vom Typ Boeing 777. Air France hatte die nach ihrem letzten Flug am 17. März 2020 aus Rio de Janeiro kommend aufgrund der Corona-Krise abgestellt. 

Neun Greenpeace-Angehörige drangen zunächst unbemerkt in die Sicherheitszone des Flughafens ein, stellten Leitern an die empfindliche Außenhaut und stiegen auf Tragflächen und Dach. Die Maschine wurde beschädigt und muss insbesondere in Sachen Sicherheit überprüft werden. 

Morgen, am 18. Juni müssen sich die neun Greenpeacer, die nach der Tat für 48 Stunden festgesetzt worden waren, vor Gericht wegen Sachbeschädigung und Störung von Flughafeneinrichtungen verantworten. Acht von ihnen weigerten sich, DNA-Proben abzugeben und wurden auch zusätzlich deswegen angeklagt.

Wohin die immer drastischeren Aktionen solcher NGOs führen, hat der amerikanische Schriftsteller Michael Crichton (u.a. Jurassic Parc) in seinem Roman »Welt in Angst« vorgezeichnet: Da wollen Ökoterroristen ein künstliches Seebeben auslösen, um die Welt in Angst vor dem Klimawandel zu halten. An dieser Angst verdienen sie prächtig. Die Basis liefert eine ideologisierte Wissenschaft. Das Modell hat sich mittlerweile auf viele Bereiche ausgeweitet. Unternehmen wie VW – auf dem Schirm des Greenpeace-Fliegers von München stand „VW Kick off Oil!“ –  geben mittlerweile auch vorzügliche Watschenmänner (und -frauen).


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Kommentare ( 49 )

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Schwabenwilli
2 Jahre her

“ Greenpeace behauptet, die Polizei kurz zuvor von dem Flug informiert zu haben. Der Polizeisprecher wies dies zurück, die Polizei wisse nichts davon“

Haha, was sind denn das für Erbsen Gehirne. Selbst wenn sie angerufen hätten, es kann ja jeder behaupten er wäre von Greenpeace und jetzt erscheint gleich ein Segler und wirft einen schönen
“ gelben Ball“
ins Stadion. Wenn dann aus dem kleinen Ball ein kleines Bömbchen wird, ja mei kann ja mal passieren.

Andreas A.
2 Jahre her

Ich rege an, die für den Schutz des Stadions zusätzlichen Polizeibeamten, die nicht „zu einer anderen Einschätzung“ gekommen sind, wegen Beihilfe zu einer Straftat und unterlassener Hilfeleistung abzuurteilen, zu Gefängnisstrafen zu verurteilen und selbstverständlich aus dem Polizeidienst zu entlassen.
Alternativ könnte man natürlich auch die Polizei als Ganzes auflösen, denn offensichtlich beschränkt sich die dortige Fachkompetenz auf das Schikanieren regierungskritischer Demonstranten.

Last edited 2 Jahre her by Andreas A.
Karl Schmidt
2 Jahre her

Heißer Tipp für Terroristen: Preist keine Götter, ruft „Greenpeace!“, tragt Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände mit dem Logo des Ökokonzerns – dann lassen Euch die Polizisten gewähren. Frage an die Münchener Polizei: Wenn diese nicht bereit ist, die Gefahr, die von solchen Ökokriminellen ausgeht, im Rahmen der Gefahrenabwehr zu beseitigen, warum werden die Besucher des Stadions dann noch nach Waffen durchsucht? Hätten sie nicht das Recht auf Selbstverteidigung gegen solche Luftangriffe, die die Polizei nicht unterbindet?

Andreas A.
2 Jahre her
Antworten an  Karl Schmidt

Sie sprechen hier die theoretischen Grundlagen des Gewaltmonopols an. Inwieweit ist es ethisch vertretbar, einem Staat ein Gewaltmonopol zu übertragen, wenn er dieses dann nicht zum Schutz der Bürger nutzt? Der betreffende Staat ist vertragsbrüchig. Im Privatrecht kann man aus Verträgen aussteigen, die der Vertragspartner bricht. Im Rechtsverhältnis mit dem Staats darf dieser alles und Sie dürfen nichts. Das sollten Sie sich gut merken.

IDa1
2 Jahre her

Greenpeace ist eine kriminelle Vereinigung, die ihre kriminellen Handlungen mit Duldung der deutschen Politik und über finanzielle Vorteile durch steuerliche Entlastungen betreibt.
Die Mainstreammedien teilweise durch Zwangsgelder der Bürger in Form von „GEZ“ finanziert berichten über die kriminellen Aktionen von Greenpeace in äusserst wohlwollender und verharmlosender Art und Weise.
Es würde schon passen, wenn Greenpeace und terroristische Vereinigungen, die sich die Idee zunutze machen zukünftig in einen Topf geworfen werden.

kb
2 Jahre her

Es genügt also eine Aufschrift „Greenpeace“, um mit einem Gleitschirmflieger in ein mit zehntausend Menschen besetzt Stadion zu fliegen ? So zynisch es klingen mag. Ich finde es beunruhigend das die Polizei nicht geschossen hat. Wie konnte der überhaupt so weit kommen ? In dem Ball, den der da rein geworfen hat, hätte doch eine Bombe sein können. Wie sieht das Sicherheitskonzept des Herrn Herrmann den aus in Bayern. Kann man da jetzt irgendwo anrufen, sagen ich bin von Greenpeace, Friday for Future oder sonst irgendeiner lieben Weltrettungs- und Baumumarmungsorganisation und solche Aktionen starten ? Wenn dann unten ein Islamist… Mehr

Kuestensegler
2 Jahre her

In der ganzen Angelegenheit gibt es noch zahlreiche Dinge aufzuklären. Mehrere Videos auf YouTube zeigen, dass der Pilot gezielt in das Stadion hinein geflogen ist – nachdem er einen Ball abgeworfen hatte. Allein aufgrund der Thermik hätte er genügend Auftrieb erhalten, um über das Stadion hinwegfliegen zu können. Da die Stahldrähte unterhalb des „Dachfirstes“ angebracht sind, wäre er nicht mit diesen kollidiert, wenn er nicht gezielt zur Landung auf dem Rasen angesetzt hätte. Hätten Scharfschützen den Piloten erst „neutralisiert“, nachdem er sich schon im Luftraum über dem Stadion befand, wäre er mitsamt dem Fluggerät unkontrolliert abgestürzt – in diesem Fall… Mehr

Manfred_Hbg
2 Jahre her
Antworten an  Kuestensegler

Zitat: „Hätten Scharfschützen den Piloten erst „neutralisiert“, nachdem er sich schon im Luftraum über dem Stadion befand, ……“ > Wobei ich hier einfach mal behaupte, dass in diesem Fall die so genannte Flugverbotszone mit Sicherheit nicht nur für den Raum direkt über das Stadion Gültigkeit hatte, sondern auch im größeren Bereich um das Stadion herum so das die Scharfschützen -Greenpeace hin oder her- diesen Kerl hätten auch schon viel früher vor dem Stadion vom Himmel hätten holen können bzw müssen. Auch mit Blick auf diesen Vorfall empfinde zumindest ich es dann auch schon mehr als nur ein Hohn und Volksverblödung,… Mehr

Helmut Kogelberger
2 Jahre her
Antworten an  Kuestensegler

Ich würde die Thermik nicht überbewerten. Dazu hätte an der Basis reichlich Luft nachströmen müssen, was bei einem rundum geschlossenen Stadion nicht der Fall ist. Wahrscheinlicher ist, daß an der Innenkante des luvseitig vom Wind angeblasenen Tribünendaches eine abwärts gerichtete Luftströmung den Gleitschirm nach unten gedrückt hat, was der Pilot durch Motoreinsatz nicht kompensieren konnte. Greenpeace behauptet, die „Handgassteuerung“ habe „zeitweilig“ versagt, so daß der Pilot sich zur „Notlandung“ im Stadion gezwungen sah. „Zeitweilig“ ist eine schlaue Ausrede, wenn die BFU (Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung) diese „Störung“ nicht reproduzieren kann. Ich habe auf dem stramm zensierten Youtube „Entschuldigungsvideo“ von Greenpeace dem… Mehr

Mein.reiner
2 Jahre her

Der Vergleich mit Michael Crichton ist interessant. Das Buch kenne ich (noch) nicht.
Ich fühle mich seit Beginn der „Pandemie“ aber an ein anderes Buch erinnert: Tom Clancy, Rainbow Six. Ähnliches Ziel, etwas andere Vorgehensweise.
Wäre auch nicht das erste Mal, dass sich Clancy’s Bücher als prophetisch erwiesen hätten: „Debt of Honor“ (das Ende davon) und „Command Authority“.

Ich vermute auch, dass sich Greenpeace das in Frankreich wohl eher nicht getraut hätte. Erinnert sich noch jemand an die „Rainbow Warrior“? Ziemlich martialischer Name für eine angeblich gewaltfreie, friedliebende Organisation, finde ich.

2ct

ChamSys
2 Jahre her

In allen Ländern können sich die Leute in Ruhe die EM anschauen.
Nur in Deutschland fällt natürlich ein hehrer grüner Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger aus der Luft, der einfach mal die fahrlässige Gefährdung anderer Leute in Kauf nimmt.
So langsam dürfte der Letzte begriffen haben, mit was für Ökoradikalen wir es hier zu tun haben. Hoffentlich.

Donostia
2 Jahre her
Antworten an  ChamSys

Zur Rettung der Welt ist alles erlaubt. Da spielen so „kleine“ Kollateralschäden keine Rolle. Jetzt weis ich auch warum manche Mannschaften knien. Aus Solidarität mit den Verletzten.

Johann Thiel
2 Jahre her

Zehn Jahre Knast und Berufsverbot. Ein Chirurg! Das muss man sich mal vorstellen was für verantwortungslose A…cher auf Patienten losgelassen werden.

RA.Dobke
2 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Das ist kaum zu glauben! ABER: als ein Juarstudent und ein Medizinstudent in der Cafeteria eine Kaffepause machen, kommt ein Soziologiestudent und knallt das örtliche Telefonbuch auf den Tisch. Spontan fragt der Jurist, was er mit dem „Scheiss“ solle, während der Mediziner konzentiert nachdenklich fragt, wie lang er Zeit gabe, um es auswendig zu lernen. Traurig, aber wahr ;o) !

Julius Schulze-Heggenbrecht
2 Jahre her

Die dümmliche Selbstgerechtigkeit, mit der solche „Aktivisten“ für sich in Anspruch nehmen, „für das Gute“ einzutreten und sich deshalb buchstäblich alles erlauben zu dürfen, wird nur noch übertroffen von ihrer Unfähigkeit, die Konsequenzen ihrer Handlungen realistisch einschätzen zu können. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass wir bereits ein Umdenken in der Bevölkerung erleben. Sehr viele Menschen haben einfach genug von diesen Clowns und ihren ebenso grotesken wie gefährlichen Aktionen. Die Bilder, die zeigen, wie die „Extinction-Rebellion“-Spinner im Oktober 2019 in der Londoner U-Bahn gepflegt auf’s Maul bekamen, machen mir Hoffnung. Ökospinner wie die Traumtänzer von Greenpeace überziehen irgendwann. Man… Mehr

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Für ihr -wie ich meine- vernünftiges und nachvollziehbares Vorgehen und Handeln sollte diesen londonern U-Bahnfahrern auch heute noch ein Verdienstorden überreicht werden.
Mein Respekt und meine Anerkennung haben sie jedenfalls.