Voigt fordert Wiedereinstieg in die Kernkraft

Energie ist schon lange nicht mehr günstig. Und jetzt ist auch das andere in Gefahr, was Deutschland groß gemacht hat, die Ingenieurstradition, die Innovationskraft. Heute sind wir die besten Moralisten, die vor allem versuchen, Haltungen zu exportieren. Aber der Rest der Welt lacht doch darüber!

IMAGO / Jacob Schröter

Erfurt. Deutschland sollte Atomkraftwerke wieder anfahren und in den Betrieb der Kernkraft zurückkehren. Das fordert der Thüringer CDU-Vorsitzende Mario Voigt im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „Klares Ja. In einer solchen Krise muss die Kernenergie wieder aktiviert werden“, so Voigt. „Elf EU-Staaten haben bereits erkannt, dass mehr Unabhängigkeit von fossiler Energie vorerst nicht ohne Kernkraft zu bekommen ist. Sie bauen eigene Produktion zu und forschen gemeinsam nach modernen Lösungen der Kernfusion.“ Deutschland dürfe sich nicht weiter isolieren. „Es geht um saubere und bezahlbare Energie. Eigentlich müssten wir die Industrie- und Wachstumslokomotive des Kontinents sein. Schauen Sie die Stromversorgung an: In den ersten sechs Monaten 2023 waren wir überwiegend Energieimporteur.“

Deutschlands Geschäftsmodell, das auch auf günstiger Energie basiere, sei in Gefahr. „Jetzt erleben wir, dass die Bundesregierung der Utopie nachrennt, wir könnten die Energiewende zum Erfolg subventionieren. Das wird nicht funktionieren. Das Geschäftsmodell Deutschlands war immer: Wir haben gut ausgebildete, qualifizierte Fachkräfte, Energie zu vernünftigen Preisen, und wir sind innovativer als der Rest der Welt“, erklärt der CDU-Politiker. „Die Energie ist schon lange nicht mehr günstig. Und jetzt ist auch das andere in Gefahr, was Deutschland groß gemacht hat, die Ingenieurstradition, die Innovationskraft. Heute sind wir die besten Moralisten, die vor allem versuchen, Haltungen zu exportieren. Aber der Rest der Welt lacht doch darüber!“


Das ganze Interview in Tichys Einblick 10-2023 >>>

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Kommentare ( 82 )

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RobertF
7 Monate her

Es ist erstaunlich. Was Herr Voigt hier sagt, war bis zum Reaktorunglück von Fukushima in Japan und der einsamen Entscheidung von Frau Merkel eigentlich die Position der CDU. Die CDU – oder zumindest Herr Voigt – übernimmt damit nicht eine Position der AfD, wie es der Forist Spyderco hier schreibt, sondern kehrt damit einfach nur zur alten vor-merkelschen Haltung der Union zur Kernenergie zurück. Meine Frage: Wo waren die ganzen Voigts in der CDU damals? Wenn ein SPD-Kanzler früher zu sehr aus der Spur scherte, dann bekam er mächtig Ärger mit seinen eigenen Leuten. Aber die CDU hat sich von… Mehr

Last edited 7 Monate her by RobertF
Juergen Waldmann
7 Monate her

Kernkraft Abfälle lassen sich nicht einfach vergraben , daher hat Schweden in Forsmark zwischen 3 Kernkraftblöcken einen 400 m tiefen Schacht gegraben .
In 400 m Tiefe gehen merere Stollen vom Schacht in den Granitfelsen , darin werden die Kastoren sicher gelagert . Die Kastoren werden mit einem dicken Kupferblech ummantelt , sonst ähneln sie unseren Behältern zur Aufbewahrung radioaktiver Abfälle ! Es sind Lager , in Schweden sagt man nicht “ Endlager „!

Waehler 21
7 Monate her

Die Luftretter, selbsternannte Klimapriester, haben schon länger erkannt, dass Windkraft und Solar bestenfalls additiv zur Stromversorgung beitragen kann. So lukrativ es auch für die Investoren sein mag. Nur ein Eldorado für Lobbyisten!. Deshalb versuchen sie auch so viele Fakten zu schaffen wie möglich. Durch Sprengung von Kühltürmen, massivem Ausbau der Sonnenenergie und und! Hauptsache der Weg zurück ist nicht mehr möglich! Danke CDU in BA-WÜ und Berlin! Deshalb werden die Steuerzahler auch nicht darüber informiert wieviel Geld durch Reibungsverluste und „Anschubinvestitionen“ bereits verbrannt wurden. Die Wirklichkeit könnte jederzeit durch eine Bilanz dargestellt werden. Wenn eine neue Kernenergie (Dual Fluid )… Mehr

Kuno.2
7 Monate her

Natürlich sollten wir neue und modernere Atomkraftwerke bauen; das Ingenieurwissen sollte noch nicht verschüttet sein.
Notfalls kann man ja die Franzosen fragen, die haben derzeit etliche sehr alte Reaktoren vom Netz genommen und bauen fleißig neue.
Und falls einige grüne Querdenker und Querulanten nicht wissen wohin mit den abgebrannten Brennstäben, dann kann man die Franzosen auch fragen wohin diese eigentlich ihren Abfall vergraben.
Das wäre übrigens das Schöne am Fusionsreaktor: der hat keine Abfälle in Form abgebrannter Brennstäbe mehr. Aber das machen ja schon US Ingenieure; das einstige Land der Denker und Dichter setzt lieber auf Windmühlentechnik.

Rainer Schweitzer
7 Monate her

„Jetzt erleben wir, dass die Bundesregierung der Utopie nachrennt, wir könnten die Energiewende zum Erfolg subventionieren. Das wird nicht funktionieren.“ Das war für jeden klar denkenden Menschen auch 2011 schon offensichtlich. Jetzt stellt jemand aus der CDU ihren großen „Erfolg“ in Frage? Implizit sagt er damit nichts anderes als daß die CDU in den Regierungen Merkel Hunderte Milliarden Euro an Steuergeldern aus Jux und Tollerei, für nichts verbrannt hat. „Wir haben Euch verarscht und etliche Hundert Milliarden Eurer sauer erarbeiteten Steuern im Kamin verbrannt, in Heiße Luft verwandelt. Aber macht Euch nichts draus, dann müßt Ihr eben noch ein paar… Mehr

Last edited 7 Monate her by Rainer Schweitzer
Vox critica
7 Monate her

In der AfD, mit der er angeblich nicht redet, hätte er diesbezüglich den perfekten Koalitionspartner.

MichaelR
7 Monate her
Antworten an  Vox critica

Sie wissen aber schon das es im Verantwortungsbereich der Bundesregierung liegt über Planungen/Neubauten von AKW zu entscheiden und ganz bestimmt nicht bei einer Landesregierung? Warum also sollte die AfD dann der perfekte Koalitionspartner sein? Voigt betreibt gerade nur Stimmenfang, nichts anderes. Und dann gibt es offenbar Menschen, die ihm den Mist abkaufen, dass er irgendwie Einfluss nehmen könnte. Nein, das kann er ganz gewiss nicht! Eine Koalition mit der AfD würde am Ende nicht anders sein, als würde er mit einer x-beliebigen anderen Partei koalieren, denn mehr als darüber reden würde ohnehin nicht passieren. Gerade wird schon seit Ewigkeiten, nur… Mehr

Ernst K.
7 Monate her

Voigt macht Wahlkampf im Auftrag der CDU. Ich glaube ihm kein Wort, solange er RRG in Thüringen unterstützt. Nach dem 8.10. geht alles weiter wie gewohnt.

Ron
7 Monate her

Ich gebe es zu. Als junger Mensch unter dem Eindruck von Tschernobyl war ich von Atomkraft nicht so begeistert. Allerdings nahm ich als technikaffiner Mensch auch positive Entwicklung wahr. Genauso wenig wie man einen Opel Kadett von 1970 mit einem heutigen Astra oder Ford Mustang von 1966 mit einem heutigen vergleichen kann, ist auch die KKW Technik nicht stehen geblieben. Im Gegenteil. Mich als Laie überzeugt das genial einfache, nachvollziehbare „Dual Fluid“ Konzept, welches maßgeblich von deutschen Ingenieuren ausgetüftelt wurde und nun leider in Kanada weiterentwickelt wird, anstatt hier. Dank den nicht nur Grünen zurückgebliebenen Ideologen und Realitätsverweigerern.

Ohanse
7 Monate her
Antworten an  Ron

Ein von deutschen Ingenieuren entwickelter Dual-Fluid-Testreaktor geht 2026 in Ruanda in Betrieb. In Ruanda,  „weil das Land ein sehr stabiles und positives Geschäftsumfeld bietet, das bereits große internationale Unternehmen angezogen hat“. Ruanda statt Deutschland. Muss man auch erstmal drauf kommen. Monatliches Durchschnittseinkommen netto 280 Euro. Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland gering.

Last edited 7 Monate her by Ohanse
MichaelR
7 Monate her
Antworten an  Ron

Mal gut das die weitere Entwicklung, für die Dual Fluid Reaktoren von den Kanadiern übernommen wird; dann können wir unser Geld in der Forschung für weitere Reakautorentypen stecken. Alleine die langwierigen Probeläufe kosten viel Geld, das wir aber nicht wirklich haben. Also abwarten, dann Lizenzen kaufen; ist alle Male billiger.

Zum alten Fritz
7 Monate her

Da Thüringen kein AKW hat oder jemals hatte muß der Herr in Erfurt nicht darüber nachdenken. Würde reichen wenn er sich um die Suppe auf seinen Teller kümmert.

X1
7 Monate her

Die Unverschämtheit der CDU-Funktionäre verschlägt einem die Sprache. Was man von den Vorwahlkampf-Parolen der für den Atomkraft-Ausstieg verantwortlichen Partei halten kann sieht man daran, dass da außer ein paar Schlagworten nichts kommt: wo ist z.B. die Distanzierung von Merkel, wo ist die Absage an die „Brandmauer“ um die Durchsetzung der lauthals verkündeten Politik möglich zu machen?

Donostia
7 Monate her
Antworten an  X1

Wer hat 2011 nochmals den Ausstieg vorgezogen? Derr Herr sollte sich mal innerhalb seiner Partei erkundigen. Vielleicht findet er ja jemand der damals für die CDU im Bundestag saß. Falls nicht dann bei dem CSU Vorsitzenden fragen, der war damals auch im Bundestag. Dieser Genosse will jetzt vor der Wahl auch die AKWs wieder einschalten, die er damals mit seiner Stimme ausgeschaltet hatte. Naja was solls der Wähler ist vergesslich.