Union und SPD als Blockparteien der Grünen

Klimapolitik wird in Deutschland zur Ersatzreligion. Kommentar von Roland Tichy zum Erfolg der Grünen in der neuen Ausgabe von Tichys Einblick.

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Während sich Union und SPD den Grünen freiwillig unterordnen wie weiland die Blockparteien in der DDR per Zwang der SED, gehen ein paar schlichte Fakten verloren: Rund 80 Prozent der Wähler haben nicht grün gewählt. Offensichtlich halten sie die Klimapolitik für nicht so notwendig – warum wird sie ihnen dann übergestülpt? Im EU-Parlament entfallen lediglich 67 der insgesamt 795 Sitze auf die grüne Fraktion; neun der gewonnen Sitze kommen aus Deutschland. Im EU-Parlament bleiben die Grünen damit eine Sektiererpartei. Aus vielen Staaten Süd- und Osteuropas entsenden sie keinen einzigen Abgeordneten; im Greta-Thunberg-Ursprungsland Schweden wurden sie gerade marginalisiert, in Italien spielen sie keine Rolle.

Nirgendwo sonst in Europa hat sich die Klimapolitik so zur Ersatzreligion entwickelt wie bei den für Weltuntergangsszenarien besonders anfälligen Deutschen; schon nach Fukushima hat keine andere Nation so durchgedreht. Die Klimabegeisterung der Deutschen ist damit ein neuer deutscher Sonderweg. Weder Frankreich noch Schweden oder Tschechien werden ihre Atomkraftwerke abschalten. Dass Polen die Teilnehmer der Klimakonferenz in Katowice mit einer Bergmannskapelle am Flughafen begrüßte, war ein symbolischer Akt: Polen wird weiter seine Kohle verfeuern und den Strom nach Deutschland exportieren, wo ebensolche Kraftwerke erkalten.

Auch den anderen deutschen Forderungen wie der grenzenlosen Einwanderung sogenannter Flüchtlinge mit anschließender Umverteilung mag niemand folgen. Auf der EU-Autobahn ist Deutschland der Geisterfahrer – allerdings mit großer Maschine und erheblicher Schwungmasse, die von kleineren Staaten wieder als Bedrohung wahrgenommen wird. Dem deutschen Furor, der die Welt an seinem Wesen genesen sehen will, wollen sich die Niederländer und Belgier, aber auch die neu dazugekommen Staaten Osteuropas nicht unterwerfen; die historische Erfahrung, wie schnell man unter die Panzerketten gerät, ist noch wach.


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Kommentare ( 36 )

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36 Comments
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Franz-Xaver
4 Jahre her

Die Grünen, das sind vor allem die tiefgrünen Mainstream- Medien. Ihnen ordnet sich die Union unter bzw. Merkel hat sich mit ihnen verbündet. Die Medien setzen die Themen und hämmern uns beständig grüne Standpunkte ein. Der deutsche Michel macht brav mit. Er glaubt immer, dass er politisch frei entscheidet und seine Zeitung und sein Staatsfernsehen ihn neutral informieren. Deshalb war es besonders fatal, als sich Merkel nach ihrem Atomschwenk machtpolitisch mit den Medien verbündete. Jeder Regierungschef wäre bei einem derart hochnotpeinlichen Salto mortale inclusive hahnebüchener Begründung ins Straucheln geraten. Die grünen Medien klatschten aber Beifall und Merkel saß paradoxerweise gerade… Mehr

Bummi
4 Jahre her

Frau Merkel hat dem europäischen Gedanken massiv geschadet. Sie hat den Brexit mit verursacht und Europa gespalten. Eine dumme und unverantwortliche Politik.

Andreas aus E.
4 Jahre her

Mir war es nie peinlich ein Deutscher zu sein. Für unsere Geschichte kann ich nichts. Aber was da jetzt auch in meinem Namen abläuft – ich bin nun mal Deutscher – ist mir schlicht unangenehm.
Leider fällt mir nichts anderes ein, als in Kommentarspalten zu schimpfen, alle Jubeljahre mein Kreuzlein bei den Unaussprechlichen zu machen und gelegentlich in privaten Gesprächen behutsam zu versuchen, Mitmenschen zum Denken zu bewegen, beispielsweise durch Empfehlung von Tichys Einblick. Gut, daß es Euch gibt!

RHU
4 Jahre her

Jeder, der seine fünf Sinne beieinander hat, wird dem „Klimaalarmismus“ skeptisch gegenüberstehen. Was mir übel aufstößt, ist die hier exorbitante deutsche Selbstgeißelung. Als ob diese virale Verblödung von Deutschland ausgehen würde, machen Sie mal Ihre Glotzer auf!! Deutsches Wesen ist das ganz bestimmt nicht! Allein schon das Geschwätz „wie schnell man unter die Panzerketten gerät“! Das ist britische antideutsche Propaganda pur (á la SUN & Times). Falls Sie das als „Aufklärung“ verstehen, sollten Sie sich Ihr Lehrgeld wieder auszahlen lassen. Wenn solche mediale Verblödung in der BRD auf fruchtbaren Boden fällt, hat dies etwas mit der sog. reeducation zu tun,… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  RHU

Daß viele in Belgien, Schweden, Frankreich etc. ganz ähnlich bekloppt sind wie viele in der BRD macht die Sache auch nicht besser.
**
Das geht mich aber alles nur am Rande an, ich habe als Deutscher zuvorderst in Deutschland meine Stimme zu erheben (und sei es auch halbanonym, wie hier) und den Zustand meines Heimatlandes und unseres Volkes zu beklagen.

Aber im Übrigen stimme ich Ihnen zu.

hassoxyz
4 Jahre her

„Nirgendwo sonst in Europa hat sich die Klimapolitik so zur Ersatzreligion entwickelt wie bei den für Weltuntergangsszenarien besonders anfälligen Deutschen“. Ich möchte das konkretisieren. Es sind nicht „die“ Deutschen, die dafür so anfällig sind, sondern vornehmlich die Westdeutschen, besonders die in den Großstädten. Hier spielen 50 Jahre Umerziehung durch die kommunistische 68er Bewegung und die daraus entstandenen Grünen Ideologen, die in Wirklichkeit Dunkelrote sind, die entscheidene Rolle. Im Osten hat es das glücklicherweise nicht gegeben, die 68er sind ein rein westdeutsches Phönomen. Man kann jetzt schon sagen, daß die Umerziehung durch die 68er Bewegung im Westen weitaus gravierendere Folgen hatte… Mehr

theaterdonner
4 Jahre her
Antworten an  hassoxyz

Sehe ich auch so, wobei festzuhalten wäre, dass grundsätzlich der Versuch der Umerziehung hüben wie drüben gleichermaßen unternommen wurde. Im Westen ging sie allerdings über mehrere Jahrzehnte einher mit gut gefüllten Futtertrögen, was die Akzeptanz des vermittelten Stoffes maßgeblich erhöhte. Die Ostdeutschen hatten das Pech (der Optimist würde sagen, das Glück im Unglück), dass ihnen die real existierende Mangelwirtschaft und die nicht um Subtilität bemühte sowjetische Brutalfreundschaft von Anbeginn den Widerspruch zwischen den Parolen und der Realität schmerzhaft und unmissverständlich vor Augen geführt haben. Das schult. Im Westen hingegen fließt der Honig inzwischen nicht mehr, auch die Milch wird schon… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  hassoxyz

So sehr es mich auch schmerzt: Ich beginne mich allmählich auch an den Gedanken der Notwendigkeit einer Teilung zu gewöhnen. Zu dumm nur, daß das „E.“ in meinem Nick für einen Ort in S.-H. steht, der meine Heimat ist und ich nicht weg will 🙁

grauer wolf
4 Jahre her

Wie wäre es mit einer Volksabstimmung zu dem Thema.
Man stellt ganz einfach die Frage: wollt ihr zurück ins Mittelalter. Ja oder nein.
Meinungsbildung kann ganz einfach sein!

tavor1
4 Jahre her

Im Prinzip finde ich es gut, wenn Ökothemen – Regenwaldabholzung, Vermüllung der Meere, Artensterben, Luftverschmutzung, Treibhausgase – diskutiert werden. Stutzig macht mich nur er mangelnde Ernst, mit dem das in den Medien – allen voran im ÖR – geschieht. Statt unabhängige Wissenschaftler (ich meine jetzt nicht die üblichen Modeexperten) in die Talkshows zu holen, die dem Bürger die Zusammenhänge erklären, werden Politiker und junge Leute eingeladen, die ein riesiges Palaver darüber loslassen, ob Habeck der nächste Kanzler sein wird und ob AKK auf das Video von Rezo richtig reagiert hat. Gerade wenn man an die kurz bevorstehende Klimakatastrophe glaubt, müßte… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  tavor1

Echte Ökothemen werden doch fast überhaupt nicht öffentlich besprochen. Plastik, okay, aber ein Nebenproblem, das Deutschland fast gar nicht betrifft.
Im Zentrum steht dieser Klimakram, daneben das Gerede von Feinstaub und Stickoxiden, das sind Nullkommagarnixe an Umweltproblemen.
Das Hauptproblem in Deutschland ist die Übersiedlung nebst dadurch bedingten Flächenbedarf und allein schon darum ist jegliche Zuwanderung abzulehnen und spricht jeglicher Naturschutzbemühung Hohn.

W aus der Diaspora
4 Jahre her

Über kurz oder lang werden die Nachbarländer die Grenze zu Deutschland schließen. Beginnen wird man mit dem An- und Verkauf von Strom.

Hummel
4 Jahre her

Hysterie verkauft sich gut. Was hatten wir nicht schon alles? Aktuell der Klimawandel, in den 2000er Jahren war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir von Pandemien (SARS, Vogelgrippe usw.) heimgesucht wurden, auch wurden damals weite Teile der Bevölkerung über BSE mit der CJK infiziert. Zum 1.1.2000 hatten wir den totalen Zusammenbruch der Zivilisation, weil die EDV das nicht berechnen konnte, in den 90ern hatten wir das Ozonloch, das auch bei sofortigem Verbot von FCKW weiter wachsen würde, in den 80ern verloren wir bereits unsere Wälder durch Sauren Regen und in den 70ern sang Carrell noch „wann wird’s… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  Hummel

Nicht schon wieder: „in den 80ern verloren wir bereits unsere Wälder durch Sauren Regen“ – das Problem war gegeben, findige Forscher kamen dem Problem auf die Spur, es wurden Maßnahmen ergriffen und gut so! Die Katastrophe konnte abgewendet werden, relativ einfach. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Das hat mit dem Klimahysterikerkram von heute rein gar nichts zu tun und übrigens waren es nicht die „Grünen“, die vorm Waldsterben warnten, das waren eher bodenständige Waldbesitzer und Förster, durchweg wohl Klientel konservativer Politik. Das war vernünftiger, problembezogener Umweltschutz mit sachkundiger Lösung. Nicht das Gehüpfe von heute.

Hummel
4 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Die Grünen dürften ihren politischen Aufstieg in den 80ern durchaus dem damaligen Aufregerthema um das Waldsterben verdanken. Die Ursachen sind bis heute nicht ganz geklärt und ob der Hype um „Waldsterben“ überhaupt gerechtfertigt war. Waldschäden gibt es bis heute, und gab´s wahrscheinlich auch schon immer durch vielfältige Ursachen. Auch Bernhard Ulrich relativierte ja später seine Prognosen wieder und äußerte sich kritisch zu dem damaligen Medienrummel, den seine Forschung ausgelöst hatte. Ich kann mich durchaus noch erinnern, wie dieses Thema damals Ängste schürte und das auch an den Schulen thematisiert wurde. Da gab es Prognosen, wonach es schon nach wenigen Jahren… Mehr

StefanB
4 Jahre her

„…Rund 80 Prozent der Wähler haben nicht grün gewählt.“ –> Also, wenn sich CDU, SPD und inzwischen auch FDP, freiwillig als linksgrüne Blockparteien unterordnen und vor allem auch so gerieren, was wählen dann deren Wähler? Doch sicher nicht origniär schwarz, rot oder gelb. Oder übersehe ich da etwas? Ich denke, jeder Wähler hat in den 13 Jahren Merkel-Regentschaft mitbekommen, dass diese Person in GroKo mit der SPD glasklare grüne Politik betreibt. Daraus resultiert, dass nicht nur 80, sondern sogar 89 Prozent grün gewählt haben. So jedenfalls meine Lesart der Dinge.

rainer erich
4 Jahre her
Antworten an  StefanB

Korrekt und zugleich eine Beschreibung des Problems. Formal !wird nicht grün gewählt, inhaltlich schon und darauf kommt es an. Es geht im übrigen politisch nicht darum, wer etwas nicht ! wählt, sondern wer etwas wählt. Genau da dürfte das politische Problem liegen, wenn 80 % behaupten, sie seien es nicht gewesen, ( nur )formal richtig. Es spielt politisch auch keine Rolle, ob ich schwarz bewusst wähle, um eigentlich grün zu unterstützen oder „ nicht weiß“, dass Merkel und Konsorten schwarz gefärbte links/grüne sind. Das Ergebnis bleibt gleich. Es gelingt so oder so nicht, die einzige !Partei, die sich dem Wahn… Mehr